Эротические рассказы

Die Göttinnen: Die Geschichte der Herzogin von Assy. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die Göttinnen: Die Geschichte der Herzogin von Assy - Heinrich Mann


Скачать книгу
verliere, verliere. Das war nicht immer so.«

      »Und warum ist es jetzt so, mein Orfeo?«

      »Mir bringt jemand Unglück.«

      »Wie kann sie denn noch, die arme Herzogin! Du faßt, sobald du sie siehst, an deine Hornbreloques und streckst zwei Finger gegen sie aus. Was soll sie dir also anhaben?«

      »Nichts. Sie ist es gar nicht, es ist eine andere.«

      »Wer denn, ich bitte dich.«

      »Du selbst. Denn du liebst mich zu sehr, das bringt Unglück.«

      »O Himmel!«

      Sie war bestürzt bis zur Sprachlosigkeit. Also ihre Liebe kostete ihn Opfer! Wenigstens glaubte er es.

      ›Wie tief bin ich in seiner Schuld!‹

      Sie entäußerte sich ihres bescheidenen Schmucks. Als eine sicher erwartete Einnahme ausblieb, hatte sie einen Augenblick der Schwäche und der Auflehnung gegen alle ihre Mühsal. Piselli entnahm die Summe, deren er bedurfte, der herzoglichen Kasse.

      »Sind wir denn Pedanten?« meinte er. »Du hättest das tun sollen, ehe du deine armen Kolliers drangabst. Versteht es sich etwa nicht von selbst, daß du von deiner Freundin stillschweigend ein Darlehen entnehmen darfst? Mußt du ihr davon erst sprechen? Dann ist es mit eurer Freundschaft nicht weit her.«

      Sie hatte nicht nötig, der Herzogin davon zu sprechen. Denn schon tags darauf war das Geld erstattet; Piselli hatte gewonnen. Er gewann immer. Täglich griff er in die Schatulle, und täglich brachte er den dreifachen Betrag nach Hause. Er war stets überaus gnädig und großherrlich heiter. Sie zitterte vor der Zukunft und liebte sie. Es war eine Zeit des schönen Einklanges. Orfeo gab ihr prächtige Diamanten, wie sie nie welche besessen hatte. »Da hast du deine Juwelen zurück. Ich könnte es nicht ertragen, daß du meinetwegen etwas entbehrst.«

      Sie verkaufte sie heimlich und bereicherte mit dem Erlös den dalmatinischen Agitationsfonds. Es war eine schwere Viertelstunde, als sie gestand, das sei eine Sühne.

      »Du verlierst überhaupt nie mehr«, sagte sie. »Jetzt wirst du nicht wieder behaupten, meine Liebe bringe dir Unglück.«

      »Sie würde es tun, wenn sie könnte. Aber etwas anderes wirkt dagegen«, erklärte er geheimnisvoll. »Und zwar viel stärker.«

      »Was denn, mein Orfeo?«

      Sie fragte leise. Es erregte sie süß und angstvoll, in die Tiefe seiner abenteuerlichen Seele hinabzublicken. Dort war alles voller Wunder.

      Er ließ sich bitten. Endlich verriet er etwas:

      »Wir sind ja keine Pedanten. Aber es ist nun einmal Tatsache, daß der Einsatz, womit ich spiele, nicht uns gehört. Und die Eigentümerin weiß nichts davon! Das ist von höchster Wichtigkeit, du magst mir glauben oder nicht. Ich habe in den Spielhäusern oftmals die Bekanntschaft von Leuten gemacht, denen ich zutraute – wenn ich's nicht sogar wußte –, daß sie mit fremdem Gelde spielten. Du verstehst: Muttersöhne, die den Schreibtisch des Papas erbrachen, oder Bankiers, die das Depot eines Kunden wagten. Nun ...«

      Er stellte sich vornehm vor einen lackierten Paravent und erhob belehrend den Zeigefinger.

      »Nun, diese gemeinen Schufte gewannen immer – ausnahmslos immer.«

      Da bemerkte er, daß sie mit geschlossenen Augen dunkel errötete. Die Unehre stand vor ihr, und sie hatte nicht den Mut, ihr ins Gesicht zu sehen. Piselli lachte herzlich und umarmte sie.

      »Bin ich etwa ein diebischer Bankier? Kleine Närrin! Solange ich keinen Orden bekomme, darfst du ruhig sein.«

      Sie wagte eine Bitte:

      »Wenigstens solltest du sparen. Du bist so leichtsinnig, mein armer Geliebter.«

      »Ich verdiene, nicht wahr? Wer verdient, hat auch das Recht, Ausgaben zu machen.«

      Er saß auf dem Korso vor den reichen Kaffeehäusern, den linken Fuß auf den rechten Schenkel gestützt und den Torso leicht und fein darübergeneigt in der Haltung des Dornausziehers. Eine Schar eleganter Damen und Herren umringte ihn, und er bewirtete alle. Er war glücklich und versagte sich keine Laune. Zwei Schwestern aus England, die abenteuernd das Festland durchzogen und manchem Millionär zu teuer waren, – Piselli gönnte sie sich. Nächsten Tages gab er seiner Freundin einen ausführlichen Bericht zuungunsten der Inselbewohnerinnen.

      »Man fällt auf ihre gelben Schöpfe hinein und auf ihre Länge, und weil sie englisch sprechen. Wie sind wir Männer dumm!«

      Sooft er sie warten ließ, benutzte sie es als Vorwand, bei ihrer Arbeit die Nacht zu durchwachen. Er kam in der Dämmerung, schwankend und aufschluckend, doch marmorschön. Sie legte ihn hin, bettete seinen Köpf in ihrem Schöße und behütete, zärtlich und weihevoll, den Schlaf eines Gottes. Das Lampenlicht ward gelb und erlosch. Die Sonne sprenkelte die beschriebenen Blätter, die den Tisch bedeckten. Die Blà berechnete, erschöpft und sorgenvoll, was sie für das Werk dieser langen, fiebernden Stunden bekommen werde. Piselli reckte sich, er sprang auf, gut ausgeruht. In seinen Taschen klimperte der Gewinn der Nacht, er rief fröhlich:

      »Was für ein Frühlingstag! Heute habe ich wieder Glück!«

      Pavic genoß auf Pisellis Kosten manches gute Frühstück, aber er genoß es, in der Menge der Gäste versteckt, als namenloser Mitläufer. Auf die Frage nach dem dicken Herrn im abgetragenen Anzug und schwärzlichen Hemd erklärte Piselli, der Name sei ihm entfallen. Pavic war in seinen Schmerz vertieft, er merkte es nicht, wenn junge Gecken, die ihn gestreift hatten, sich mit dem Schnupftuch den Ärmel betupften, oder wenn ein feines Fräulein, dessen Vater den Rinnstein kehrte, ihm unter angewiderten Fratzen und Maiglöckchensträußen vor dem Gesicht umherwedelte.

      Eines Abends befand er sich in der Gesellschaft der Pariser Diva Blanche de Coquelicot. Raphael Kalender hatte sie für seine Bühne gewonnen; ihre Bewunderer gaben ihr ein Souper. Auf dem Absatz der flachen Treppe, die zum Speisesaal emporleitete, erhob sich ein Prachtstück von einem Spiegel, wundervoll geschliffen, in gemeißeltem Rahmen, den schwebende Putten umkränzten. Kerzenlicht und Farben glühten höher in diesem Spiegel als in der Wirklichkeit. Er war wie ein Haus der Wonnen, das sich weit auftat, strahlend und lockend: man mußte hineinsehen. Jeder, der vorbeikam, zögerte und unterdrückte ein Lächeln der Befriedigung; denn der Spiegel zeigte ihm nur das, was er an sich liebte.

      Der Tribun näherte sich dem Spiegel zwischen zwei Klubleuten. Der eine bewunderte sich hauptsächlich wegen seiner Favoris und seiner schmalen Lackschuhe, der andere wegen seines neuen Fracks. Pavic erkannte dies mit einem plötzlich grell erleuchteten Blick.

      ›Warum bin ich denn zerknittert von Falten, als ob ich jede Nacht auf dem Sofa schliefe? Sind meine Stiefel heute gewichst? Wann war ich zum letzten Male beim Coiffeur?‹

      »Er kann sich nicht losreißen«, sagte hinter ihm eine Dame. Pavic merkte, daß er stehengeblieben war. Er zog seine Hose hinauf, doch sie rutschte gleich wieder; und er enteilte errötend.

      Er aß verzweifelt und stumm. Gegen Ende des Festes benahm Blanche de Coquelicot sich gegen ihn ausgelassen. Sie behauptete, den inneren Rand seines Hutes bedecke eine Schicht Schweinefett. Sie versuchte sogar, ihn zu reinigen, indem sie Champagner darauf goß.

      Pavic war weit entfernt von den Gänsen, die ihn bewitzelten. Er dachte an seine Photographie, die ehemals in den Schaufenstern zu Zara aushing. Wer weiß, vielleicht hing sie noch dort. Die Frauen schwärmten noch immer vor dem Bildnis des edelgeformten Freiheitshelden. ›Und ich sitze hier!‹ Plötzlich fiel ihm, mit leidenschaftlicher Deutlichkeit, ein perlgraues Beinkleid ein. Er war einmal mit ihm im Triumph spazierengefahren, im Wagen der Herzogin von Assy.

      Er ging erst, als die Rechnung bezahlt war und ihm kein Wein mehr gereicht wurde. Darauf besuchte er eine Weiberkneipe. Gegen Morgen erreichte er sein Zimmer, es lag im vierten Stockwerke eines von Handlungsreisenden benutzten Hôtel meublé. Er hielt sich für todmüde, aber als er an dem gelben Stück Glas vorbeikam, vor dem er sich zu kämmen pflegte, begann er unversehens vor Wut zu zittern. Er wandte sich drohend um nach einer unsichtbaren


Скачать книгу
Яндекс.Метрика