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Bereit für das nächste Mal. Andrea FehringerЧитать онлайн книгу.

Bereit für das nächste Mal - Andrea Fehringer


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der herkömmlichen Grippe sterben. Gibt es da Berichte, die wie die Offenbarung des Johannes klingen? Weltweit sterben 290.000 Menschen jährlich an eben dieser Grippe und bis zu 500 Millionen erkranken daran. Die Ansteckungsrate ist niedriger als bei Corona, stimmt. Trotzdem schreibt niemand: »Influenza-Pandemie: Mit dem Schnupfen kam der Tod«. Verbarrikadiert euch, schützt euch! Es kann jeden treffen.

      Erstaunlicherweise sind aber nur 15 Prozent des gesamten Gesundheitspersonals in Österreich gegen Influenza geimpft.

      Sprich, 85 von 100 Profis im heimischen Gesundheitswesen pfeifen auf die Immunisierung. Weil’s wurscht ist, oder warum? Die Grippe kriegen nur die anderen? Bequemlichkeit? Angst vor der Nadel? Haben Sie schon einmal gehört, dass Menschen panisch werden, wenn sie das Wort Grippe hören? Für die meisten ist es eine schlimmere Verkühlung, die für manche, ja, leider, letal ausgeht. Das Los der Alten und Schwachen. Schicksal.

      Unterdessen wird das Zyklopenauge der Gesellschaft krampfhaft auf den Brennpunkt Corona gerichtet. Mitte April verzeichnete die Johns Hopkins Universität 2.076.015 COVID-19-Infizierte. 138.008 Tote. Und 522.881 Menschen, die schon wieder komplett geheilt sind. Das ist der natürliche Verlauf. Ansteckung, Ausbruch, Krankheitsverlauf, Heilung. (Aktuelle Zahlen finden Sie im Internet: de.statista.com)

      Das Erstaunlichste aber ist ein Umstand, der gefährlicher ist als jede Tröpfcheninfektion: Bis jetzt, bis zu dieser Pandemie, gab es keinen österreichweiten Katastrophenplan.

      Bis heute gibt es ihn nicht.

      Keinen Plan für den Ernstfall.

      Dabei war es absehbar. Unter Epidemiologen und Ärzten wurde immer wieder darüber diskutiert, dass es höchste Zeit für die nächste Pandemie wäre. 1918 und 1920 die Spanische Grippe in zwei Wellen mit insgesamt etwa 50 Millionen Todesopfern, vor allem jüngere Menschen. 1957/1958 Ausbruch der Asiatischen Grippe mit ein bis zwei Millionen Toten. 1968/1969 Hongkong Grippe mit einer Million Toten, 1977/1978 Russische Grippe mit 700.000 Toten. Dann 2001/2002 das erste Auftreten von SARS-CoV als erste Pandemie des 21. Jahrhunderts mit etwa 8.000 Fällen und knapp unter 800 Toten. 2009 die Schweinegrippe mit 18.000 Toten. Und seit 1980 HIV mit 35 Millionen Toten weltweit.

      Pandemien sind keine biblische Strafe, wo es wie in den zehn Plagen Blut und Frösche vom Himmel regnet. Sie treten in regelmäßigen Abständen auf.

      Trotzdem gab es keinen Plan.

      Zu lange war der Föderalismus wichtiger als eine bundesweite Leitlinie, die man im Bedarfsfall aus der Schublade nimmt, aufschlägt und einfach alle Anweisungen Punkt für Punkt umsetzt.

      Jeder Ausnahmezustand braucht eine Checkliste. Dabei reden wir nicht von einer detailgetreuen Vorstellung, wie man sich im Idealfall verhält, sollte ein Raumschiff im Wörthersee landen. Es geht auch nicht um eine landesweite Übung für eine allfällige Zombie-Apokalypse. Eine Pandemie kann jederzeit auftreten. Sie wird auch in Zukunft wieder auftreten. Hollywood-Regisseur Steven Soderbergh hat das im Jahr 2011 im Film Contagion anschaulich und mit Starbesetzung gezeigt. Ein neues Virus breitet sich aus. Gwyneth Paltrow tot, Kate Winslet tot, Matt Damon und Jude Law haben’s am Ende gerade noch geschafft. Der Thriller wirkt heute wie eine Doku.

      Die Welt im Würgegriff einer tödlichen Seuche. So ist das aktuelle Bild gezeichnet. Ob es stimmt, werden die nahe Zukunft und vor allem die wissenschaftlichen Studien zeigen. Ob die drastischen Maßnahmen richtig waren, rechtzeitig kamen oder überzogen sind, ebenso. Zu viele Theorien, zu viele Experten, zu viele Berichte, Memes und Fake News sowieso.

      Die Probleme im österreichischen Gesundheitswesen sind uns Ärzten vorher schon aufgefallen. Die kennen wir gut; wir haben heuer ein Buch zu dem Thema geschrieben: Im kranken Haus. Klar ist: Die Maßnahmen bei Corona haben zu langsam gegriffen. Es waren keine Teams da, um Abstriche zu nehmen. Es dauerte fast eine Woche, bis diese Teams für die Abnahme der Tests in-stalliert waren. Jetzt werden Epidemieärzte, sogenannte COVID-19-Ärzte, eingesetzt, die zu Patienten kommen, weil es dafür eine Spezialausrüstung braucht, die niedergelassenen Ärzten nicht im notwendigen Ausmaß zur Verfügung steht. Zukünftig wird es also ausgerüstete Ordinationen und entsprechend ausgebildete Epidemieärzte geben, die im Notfall sofort verfügbar sind. Diese notwendigen Maßnahmen dürfen nicht in langen Diskussionen steckenbleiben oder der leider immanent vorhandenen Innovationsfeindlichkeit, auch innerhalb der Ärzteschaft, zum Opfer fallen.

      Niedergelassene Ärzte mussten ihre Arbeit mit Patienten auf das Allernötigste minimieren und ihre Beratung, das Ausstellen von Rezepten und Krankenscheinen per Telefon abwickeln. Allerdings müssen die praktischen Ärzte ihre Ordinationen wie kleine Unternehmen führen, sonst können sie zusperren. Sie brauchen jede Menge Patienten, viele abrechenbare Dienstleistungen, um ihr Ein-Personen-Unternehmen finanziell über Wasser zu halten. Wegen der Corona-Krise bleiben die Patienten nunmehr aber lieber daheim und das im großen Stil, weil sie sich vor Ansteckung fürchten.

      Dazu kommt, dass die praktischen Ärzte am Land – Schlüsselpersonen der Gesundheitsversorgung – von den Verwaltungsbehörden keine Mitteilungen erhalten, welche Einwohner ihrer Gemeinde oder in den Nachbargemeinden an COVID-19 erkrankt sind.

      Wilhelm Kerber, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte Kärntens, richtete eine schriftliche Bitte an den Bundeskanzler: »Ein Vorenthalten dieser wichtigen Informationen führt dazu, dass sich ÄrztInnen, deren MitarbeiterInnen und die PatientInnen einer massiven Infektionsgefahr aussetzen. Vielfach hat es bereits dazu geführt, dass Ordinationen wegen Quarantänemaßnahmen schließen mussten.«

      Aus Gründen des Datenschutzes dürfen die Ärzte also nicht informiert werden, wer in ihrem Grätzel positiv getestet worden ist. Unterdessen geht die Flut der Breaking News weiter. Eine Negativmeldung jagt die nächste. Corona-Baby tot. Und, und, und. Erschöpfte Krankenpflegerinnen mit geröteten Gesichtern, vom stundenlangen Tragen spezieller Schutzmasken. Und immer Italien als Schreckgespenst im Hintergrund. Das zerstörte Dolce vita am Ende der Epidemie. Die Bilder vom Abtransport der Särge, die von Militärfahrzeugen untertags, nicht in der Nacht – untertags, wo es alle sehen – durch ein Dorf gefahren werden. Meldungen, dass sich Menschen nicht mehr von ihren geliebten Angehörigen verabschieden konnten. Leichenberge. Das multimediale Armageddon.

      Die Lombardei als beunruhigendes Exempel. Es wird nicht verglichen mit Toten der anderen Regionen, sondern immer die Lombardei, die nur 676 Intensivbetten auf 10 bis 15 Millionen Einwohner hat. Im Unterschied zu 2.500 Intensivbetten in Österreich auf 8 Millionen Einwohner. Da in Italien die entsprechenden Vorkehrungen nicht getroffen wurden, hinsichtlich Isolierung und dergleichen, ist das Ganze eskaliert. Die Situation ist außer Kontrolle geraten, weil niemand rechtzeitig für den Ernstfall vorgesorgt hat. Und es ist erschreckend, dass hier immer nur die Zahlen von sechshundert, siebenhundert, tausend Toten pro Tag genannt wurden. Man hat nicht gesagt, wie viele zuvor pro Tag gestorben sind. Es wurde die Zahl auch nicht auf 8 Millionen heruntergebrochen – im direkten Vergleich zu Österreich. Die Politiker und der Boulevard nannten Absolutzahlen; das wirkt wie eine Angstmache. Bisweilen hat die Presse ergänzt, dass Corona-Patienten auch wieder genesen. Was für ein Wunder.

      Wir können und dürfen den Schrecken, der in Italien passiert ist, nicht mit Österreich vergleichen. Unsere Spitäler haben höhere Standards, was Hygiene und Notfalleinsätze betrifft. Wir sind schlicht und ergreifend besser aufgestellt.

      Grob gesagt, gibt es in Italien und auch in Frankreich laut OECD-Bericht 16 Intensivbetten auf 100.000 Einwohner. In Österreich sind es 29 Intensivbetten auf 100.000 Menschen. Das sind andere Voraussetzungen.

      Zahlen waren über Wochen der Gradmesser für die Fieberkurve der menschlichen Existenz.

      Die Sterblichkeitsstatistik war aber leider falsch.

      Es ist ein großer Unterschied, ob man an COVID-19 oder mit COVID-19 stirbt. Nach Rücksprache mit Italien erfahren wir Krisenmediziner: Wenn ein Patient Corona-positiv ist und an einer anderen Ursache stirbt, wird er trotzdem als Corona-Toter gezählt. Allerdings kann der Mensch aus Millionen anderen Gründen sterben. Nach diesen Berechnungen aber ist die Mortalitätsrate verwaschen.

      Es fragt sich natürlich, warum der Corona-Tote so viel wert ist. Medial? Medizinisch? Statistisch? Ethisch? Warum sein Ableben mehr bedauert wird als das eines zehnjährigen


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