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Reise um die Erde in 80 Tagen. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Reise um die Erde in 80 Tagen - Jules Verne


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daher Grund zur Hoffnung zu haben, der Dieb werde nicht entkommen.

      »Ich behaupte«, sagte Andrew Stuart, »dass der Dieb unfehlbar ein gewandter Mensch ist, welcher alle Aussicht hat, zu entkommen.«

      »Ei doch!«, erwiderte Ralph. »Es gibt ja kein einziges Land mehr, wo er Zuflucht fände.«

      »Das wäre!«

      »Wo meinen Sie denn, dass er hingehen soll?«

      »Das weiß ich nicht«, versetzte Andrew Stuart, »aber trotz allem ist auf der Erde doch viel Platz.«

      »Das war früher einmal der Fall«, sagte Phileas Fogg halblaut. Darauf: »Sie müssen abheben, mein Herr«, und er reichte Thomas Flanagan die Karten.

      Der Disput ruhte während der Robber. Aber bald fing er wieder an, als Andrew Stuart fragte:

      »Wieso früher einmal? Ist die Erde etwa kleiner geworden?«

      »Allerdings«, versetzte Walther Ralph. »Ich bin der Meinung des Herrn Foggs. Die Erde hat an Umfang verloren, weil man jetzt zehnmal rascher als vor hundert Jahren um sie herum reisen kann. Und deshalb werden auch in unserem vorliegenden Falle die Nachforschungen weit schneller angestellt.«

      »Und auch die Flucht des Diebes wird dadurch leichter!«

      »An Ihnen ist die Reihe, Herr Stuart!«, sagte Phileas Fogg.

      Aber der ungläubige Stuart war nicht überzeugt, und als die Partie fertig war, entgegnete er: »Man muss gestehen, Herr Ralph, Sie haben da einen scherzhaften Einfall gehabt, indem Sie sagten, die Erde sei kleiner geworden! Also weil man jetzt in drei Monaten um dieselbe herum reist...«

      »In achtzig Tagen nur«, sagte Phileas Fogg.

      »Wirklich, meine Herren«, setzte John Sullivan hinzu, »achtzig Tage, seitdem auf der großen Indischen Eisenbahn die Strecke zwischen Rothai und Allahabad eröffnet worden ist, wie der ›Morning Chronicle‹ die Route berechnet, nämlich:

Von London nach Suez über den Mont-Cenis und Brindisi, Eisenbahn und Paketboot 7 Tage
Von Suez nach Bombay, Paketboot 13 Tage
Von Bombay nach Kalkutta, Eisenbahn 3 Tage
Von Kalkutta nach Hongkong, Paketboot 13 Tage
Von Hongkong nach Yokohama in Japan, Paketboot 6 Tage
Von Yokohama nach San Francisco, Paketboot 22 Tage
Von San Francisco nach New York, Eisenbahn 7 Tage
Von New York nach London, Paketboot und Eisenbahn 9 Tage
Gesamt 80 Tage

      »Ja! Achtzig Tage«, rief Andrew Stuart, der aus Unachtsamkeit eine schlechte Karte abhob, »aber die schlechte Witterung, widrige Winde, Schiffbruch, Entgleisungen etc. nicht eingerechnet.«

      »Alles inbegriffen«, erwiderte Phileas Fogg und fuhr fort zu spielen; denn diesmal nahm das Gespräch keine Rücksicht auf das Spiel.

      »Selbst auch, wenn die Hindus oder die Indianer die Schienen zerstören!«, rief Andrew Stuart. »Wenn sie die Züge aufhalten, um die Gepäckwagen zu plündern und die Passagiere zu skalpieren!«

      »Alles inbegriffen«, erwiderte Phileas Fogg, der sein Spiel hinwarf, mit den Worten: »Zwei Haupttrümpfe!«

      Andrew Stuart, an welchem die Reihe war zu geben, nahm die Karten wieder zusammen und sprach:

      »Theoretisch haben Sie Recht, Herr Fogg, aber in der Praxis...«

      »In der Praxis auch, Herr Stuart.«

      »Ich wünschte Sie dabei zu sehen.«

      »Das hängt nur von Ihnen ab. Machen wir die Reise miteinander.«

      »Der Himmel behüte mich!«, rief Stuart. »Aber ich würde schon um viertausend Pfund wetten, dass eine solche Reise unter solchen Bedingungen unmöglich ist.«

      »Sehr gut möglich, vielmehr«, erwiderte Herr Fogg.

      »Nun, so machen Sie die Reise!«

      »Die Reise um die Welt in achtzig Tagen?«

      »Ja.«

      »Nun gut.«

      »Wann?«

      »Augenblicklich. Nur will ich Ihnen bemerken, dass ich sie auf Ihre Kosten machen will.«

      »Das ist Narrheit!«, rief Andrew Stuart, dem das Drängen seines Spielgenossen lästig ward. »Spielen wir lieber.«

      »So geben Sie die Karten nochmals«, erwiderte Phileas Fogg, »denn Sie haben sich vergeben.«

      Andrew Stuart nahm die Karten wieder in die zitternde Hand; dann legte er sie plötzlich wieder auf den Tisch und sprach:

      »Nun ja! Herr Fogg, ja, ich wette um viertausend Pfund!«

      »Lieber Stuart«, sagte Fallentin. »Beruhigen Sie sich. Das ist nicht ernst gemeint.«

      »Wenn ich sage: ich wette«, versetzte Andrew Stuart, »ist es immer vollkommen ernst gemeint.«

      »Ich schlage ein!«, sagte Herr Fogg. Dann zu seinen Kollegen gewendet: »Ich habe 20.000 Pfund bei den Gebr. Baring hinterlegt. Die setze ich gerne dagegen.«

      »20.000 Pfund!«, rief John Sullivan. »20.000 Pfund, die Sie durch eine unvoraussehbare Verspätung verlieren können!«

      »Es gibt nichts Unvoraussehbares«, erwiderte Phileas Fogg ganz einfach.

      »Aber, Herr Fogg, dieser Zeitraum von achtzig Tagen ist nur als ein Mindestmaß gemeint!«

      »Wenn man ein Mindestmaß gut verwendet, reicht es immer aus.«

      »Aber um es nicht zu überschreiten, muss man mathematisch genau aus den Eisenbahnen in die Paketboote und aus den Paketbooten in die Eisenbahnen springen!«

      »Ich will den Sprung mathematisch genau vornehmen.«

      »Es ist nur Spaß!«

      »Ein guter Engländer macht nie Spaß, wenn es sich um eine so ernste Sache wie eine Wette handelt«, erwiderte Phileas Fogg. »Ich wette mit jedem, der Lust dazu hat, um 20.000 Pfund, dass ich die Reise um den Erdball in längstens achtzig Tagen machen werde, d.h. in 1.920 Stunden oder 115.200 Minuten. Sind Sie damit zufrieden?«

      »Wir nehmen die Wette an«, erwiderten, nachdem sie sich untereinander verständigt hatten, die Herren Stuart, Fallentin, Sullivan, Flanagan und Ralph.

      »Gut«, sagte Herr Fogg. »Der Zug nach Dover geht um acht Uhr fünfundvierzig Minuten ab. Mit dem reise ich.«

      »Heute Abend?«, fragte Stuart.

      »Heute Abend«, versetzte Phileas Fogg. »Also«, fuhr er fort, indem er einen Kalender aus der Tasche zog und nachsah. »Weil heute Mittwoch, der 2. Oktober ist, muss ich Samstag, den 21. Dezember um acht Uhr fünfundvierzig Minuten abends wieder in London sein, hier in diesem Salon des Reformclubs, sonst sollen die 20.000 Pfund, welche zurzeit für mich bei den Gebr. Baring hinterlegt sind, mit Fug und Recht Ihnen, meine Herren, gehören. – Hier ist eine Anweisung über den gleichen Betrag.«

      Es wurde ein Protokoll über die Wette aufgesetzt und auf der Stelle von den sechs Beteiligten unterzeichnet. Phileas Fogg war kalt geblieben. Er hatte die Wette sicherlich nicht gemacht, um zu gewinnen, und hatte diese 20.000 Pfund – die Hälfte seines Vermögens – nur deshalb gesetzt, weil er voraussah, er könne die andere Hälfte brauchen, um das schwierige, um nicht zu sagen unausführbare Projekt positiv auszuführen. Dagegen schienen seine Gegner in Aufregung,


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