Schulverweigerung als Entwicklungschance?. Johanna KinigerЧитать онлайн книгу.
Danksagung
Durch meine Lehr- und Beratungstätigkeit sowie als lösungsfokussierter Coach bin ich häufig mit dem Phänomen Schulverweigerung konfrontiert. Es ist mir als Vorstandsmitglied des ASC (Austrian Solution Circle) ein Anliegen, das Phänomen Schulverweigerung vom systemisch-lösungsorientierten Blickwinkel her zu erforschen und durch diese länderübergreifende qualitative Sozialforschung, einen wesentlichen Beitrag zur systemisch-lösungsorientierten Forschung zu leisten.
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlichst bei allen Personen bedanken, die mich bei der empirischen Untersuchung unterstützt haben. Ein großes Dankeschön geht an die Schulverweigerer*innen aus Deutschland, Italien, Österreich und Italien, für ihr großes Engagement, ihre Bereitschaft zur Partizipation, ihre Ideen und Visionen.
Bedanken möchte ich mich beim ASC (Austrian Solution Circle) für die Verleihung des Forschungsförderpreises 2019. Mein besonderer Dank geht hierbei an Doz. Mag.a Elfie Czerny, Doz. lic.rer.pol. Dominik Godat, Mag.a Birgit König und Mag.a Marlies Titak.
Mein großer Dank gilt meiner Familie, meinen Töchtern Annalena und Valentina, meiner Mutter Anna und meinem Partner Andreas für die Unterstützung, das große Verständnis und die anregenden, motivierenden Impulse. Bedanken möchte ich mich auch bei Christl Mair und Sonja Schiller.
Besonders wichtig war für mich die kompetente wissenschaftliche Begleitung. Ein besonderes Dankeschön geht hierfür an Univ. Doz. Dr. Dr. Barbara Friehs, Mag. Prof. Maximilian Pürstl, MMMag. Stefan Ruetz, Mag.a Romana Schneider sowie an Dr. phil. Eva Maria Waibl.
Geleitwort von Romana Schneider und Stefan Ruetz
In einem Gespräch, das wir beide, Romana Schneider und Stefan Ruetz, mit Johanna Kiniger nach dem Abschluss ihrer Masterthesis führten, fragte sie, ob wir uns noch an das Gefühl ihrer Verzweiflung nach den ersten Probeinterviews erinnern konnten. Wir konnten es nicht, denn wenn wir heute an die Masterthesis von Johanna Kiniger und das vorliegende Buch, das daraus entstanden ist, denken, ist es aufrichtige Bewunderung, die wir empfinden! Gerne denken wir an dieser Stelle an den erfolgreichen Weg zurück, den sie gegangen ist:
Johanna Kiniger war eine der ersten Studierenden des Masterupgrades für psychosoziale Beratung, das seitdem unser Institut in Kooperation mit der Uni for Life/ Universität Graz in Schwaz in Tirol veranstaltet und das mit dem Titel Master of Sience (MSc) abschließt. Dieses Masterupgrade ermöglicht es psychologischen Berater*innen, an ihre Ausbildung ein Masterstudium anzuschließen und ihre Expertise wissenschaftlich zu untermauern.
Während einer Lehrveranstaltung berichtete sie uns – ihren eigenen Worten nach „ganz verzweifelt“ – über ihre ersten Probeinterviews, in denen wider Erwarten Jugendliche ihr gesagt hatten, dass diese ihre Schulverweigerung nicht als problematisch ansahen, sondern ganz im Gegenteil als einen wichtigen Entwicklungsschritt in ihrem Leben. Aufgrund dieser Aussagen musste Johanna Kiniger ihre gesamte Masterthesis umgestalten, was für sie einen ungeheuren Aufwand darstellte – doch der Preis für diesen Aufwand hat sich gelohnt. Entstanden sind eine herausragende Masterarbeit und das vorliegende Buch. Beide wissenschaftlichen Werke sind in vielerlei Hinsicht bewundernswert und wir möchten einige Aspekte exemplarisch herausgreifen, um Ihnen die lösungsorientierte Haltung der Autorin in Zusammenhang mit ihrer Fachexpertise und Umsetzung in die Praxis aufzuzeigen.
Der erste Aspekt, den wir hervorheben möchten, ist das Umdenken, auf das sich die Autorin durch die Sichtweise der Jugendlichen auf das Thema Schulverweigerung eingelassen hat. Nämlich die Abwendung von einer problemorientierten Sichtweise hin zu einer stärkenorientierten Sichtweise, was aus fachlicher Sicht nichts weniger als einen Paradigmenwechsel darstellt.
Ein weiterer Aspekt ist, dass mit dem Einbeziehen der Schüler*innen die Autorin den eigenen Expertenstatus verlassen und die Jugendlichen selbst als Expert*innen ihrer Situation fortan angesehen hat. Sie hat sich im System der Jugendlichen kundig gemacht und aus dieser Position heraus einen neuen Fragenkatalog entwickelt. Dies bedeutet ein Arbeiten auf Augenhöhe und ist Ausdruck von Partizipation sowie der damit verbundenen Wertschätzung. Das gegenständliche Werk ist somit auch Abbild der Wechselwirkung zwischen den Schüler*innen und der Autorin und der Nutzung der Potentiale der Schüler*innen.
Die beiden erwähnten Aspekte drücken eine Haltung aus, die hinter der Fachexpertise der Autorin steckt. Zusätzlich ist es ihr gelungen, einen fachlich herausragenden Schritt zu machen, nämlich die Theorie der Lösungsorientierung in Zusammenhang mit dem Themengebiet der Schulverweigerung zu setzen, eine Leistung, die die Fachwelt wesentlich bereichert.
Neben diesem wesentlichen Schritt setzt Johanna noch einen weiteren wichtigen Schritt, nämlich die gewonnen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und einen Methodenkoffer für die praktische Anwendung zu entwickeln. Damit gibt sie Fachleuten hilfreiche Werkzeuge für die Zusammenarbeit mit Schulverweiger*innen in die Hand. Diese werden zusammen mit den neuesten Entwicklungen im Bereich Schulverweigerung in einem weiteren Buch erscheinen.
Allein die Tatsache, dass dieses erste Buch schon wertvolle Beiträge im Bereich Schulabsentismus setzt, lässt uns gespannt auf weitere Ergebnisse von Johanna warten. Wir durften sie ein Stück ihres wissenschaftlichen Weges begleiten und wünschen ihr alles Gute und weiterhin viel Erfolg!
Mag.a Romana Schneider und MMMag. Stefan Ruetz,
Ausblicke – Institut für lösungsorientierte Beratung
Schwaz im April 2021
Geleitwort von Elfie Czerny und Dominik Godat
Stellen Sie sich vor, alle Menschen würden einander als Expert*innen für ihr eigenes Leben ernstnehmen und einbeziehen. Stellen Sie sich vor, alle hätten Interesse an den guten Gründen, die auch abweichendem Verhalten zugrunde liegt. Und dies nicht nur zwischen Erwachsenen, sondern vor allem auch mit Kindern und Jugendlichen. Stellen Sie sich vor, was wir voneinander lernen könnten, wenn wir so im Gespräch wären. Aus einem hierarchischen Verhältnis würde ein wahrhaftiges miteinander.
Johanna Kiniger macht genau dies in ihrer Arbeit: Sie hört zu. Sie nimmt die Jugendlichen ernst. Sie möchte mehr über die guten Gründe erfahren. Sie entwickelt ihre Arbeit gemeinsam mit den Jugendlichen. Und Sie lässt sie zu Wort kommen. Aus „Schulverweigerung als Problem“ wurde so in Gesprächen mit den Jugendlichen „Schulverweigerung als Entwicklungschance“. Aus einem Problem wird eine mögliche Lösung. Aus destruktivem Verhalten werden Entwicklungschancen. Und wenn wir ernsthaft zuhören, dann merken wir, dass Jugendliche – auch die, die nicht zur Schule gehen – lernen möchten. Sie möchten sich entwickeln. Oder wie Max es ausdrückt: „Ich will (…) wieder neugierig sein dürfen auf das Leben und die Zukunft.“
Dieser unkonventionelle Blickwinkel mag einige Leser*innen vielleicht verwirren. Uns begeistert er. Wir erinnern uns noch gut an die Jahrestagung des Austrian Solution Circle (ASC) 2019, an dem Johanna als Gewinnerin der ASC Forschungsförderung aufgezeigt hat, wie sich Jugendliche während ihrer Zeit der Schulverweigerung entwickeln. Jugendliche lernen in dieser herausfordernden Zeit mit Aufs und Abs das, was viele Erwachsene im Erwachsenenalter anstreben. Sie machen sich übers Leben Gedanken. Sie entdecken, was sie wirklich wollen. Sie entwickeln Strategien. Sie merken, was ihnen wichtig ist. Sie setzen sich mit sich und ihrer Umwelt auseinander.
„Für mich sind Schulverweigerer*innen erstmals junge Menschen, die längere Zeit nicht zur Schule gegangen sind“, antwortet unser geschätzter Kollege Michael Eisele, Schulleiter des LZB St. Anton, auf die Frage, ob sie in ihrer Schule einen speziellen Begriff gebrauchen, für Jugendliche, die Schule verweigern. Seine Aussage verdeutlicht, dass es immer zuerst um den Menschen gehen sollte. Schulverweigerung wird dann nicht nur für die Jugendlichen eine Entwicklungschance, sondern