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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke BrandtЧитать онлайн книгу.

Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt


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mussten jeden Moment in Schussweite sein.

      »Sie haben keine Chance gegen sie, Captain«, erkannte Reno.

      »Möglich«, stimmte Sentenza zu. »Aber ich mache es ihnen nicht einfach.«

      Trooid drehte sich um. »Captain, ein Ruf von der Zuflucht

      »Auf den Schirm!«

      Wie nicht anders zu erwarten, erschien Asianos Gesicht. Der stechende Blick des Erlösers schien jeden der Anwesenden in der Kommandozentrale zu durchbohren. Schließlich verharrte er auf Sentenza. Ein leichtes Lächeln, umspielte seine Lippen, doch es wirkte keineswegs mehr so sympathisch wie noch bei ihrer ersten Begegnung im Biotop – eher boshaft.

      »Eines sollen Sie noch wissen, Captain Sentenza«, sagte Asiano mit durchdringender Stimme. »Ich schwöre beim Rashett, dass wir uns wiederbegegnen werden und dass Sie dann am Boden liegen, während ich Ihren Schädel in den Lehm drücken werde. Sie werden mir für das büßen, was Sie heute hier angerichtet haben. Beim Cernum, verflucht seien Sie und Ihre Mannschaft für Ihre Taten!«

      Die Übertragung wurde jäh unterbrochen und das Bild machte wieder der Außenaufnahme Platz. Plötzlich zündete die Zuflucht ihre Triebwerke und beschleunigte.

      »Sie haben einen Fluchtkurs raus aus dem System gesetzt«, berichtete Trooid.

      »Das wird die Albiraner hoffentlich davon überzeugen, dass sie verschwinden wollen«, hoffte Darius Weenderveen. »Auch wenn sie mehrere Stunden benötigen, um mit Sublicht das System zu verlassen.«

      Doch die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Nur wenige Augenblicke nach dem Blitzstart wurde der Hyperantrieb der Zuflucht aktiviert und katapultierte das Pilgerschiff in das übergeordnete Kontinuum. Noch während die Brückencrew erstaunt den leeren Platz im Raum musterte, an dem der Bildschirm gerade noch die Zuflucht gezeigt hatte, drehten die Angriffsschiffe Albiras wieder ab.

      »Eingehende Transmission«, verkündete Weenderveen. »Die Regierung von Albira hegt keinen Groll gegen das Raumcorps. Sie wollten nur so schnell wie möglich die Erleuchteten loswerden.«

      Roderick Sentenza nickte nur. Ihn hätte es im Moment nicht einmal interessiert, hätten die Kampfschiffe das Feuer auf die Ikarus eröffnet. Viel schlimmer wog die Tatsache, dass Asiano ihn zu allem Übel wieder an der Nase herumgeführt hatte.

      »Der Hyperantrieb war die ganze Zeit über einsatzbereit?«, wunderte sich Sonja kopfschüttelnd.

      »Asiano spielt ein übles Spiel«, bestätigte Reno. »Der Unfall war ebenfalls nur inszeniert.«

      Sentenza horchte auf. »Wie kommen Sie zu der Annahme?«

      Nun grinste Reno. »Weil er mich kriegen wollte.«

      »Ich habe langsam genug von mysteriösen Andeutungen und Überraschungen. Meine Crew und ich sind seit über einer Woche von einer Rettungsmission zur nächsten gehetzt, ohne Pause. Und jetzt wollen Sie mir erzählen, dieser Einsatz war eine Farce? Asiano hat den Unfall inszeniert, um Sie loszuwerden, weil er wusste, dass Sie sich in dem Tempelraum befanden. Ich glaube, Sie sind uns eine Erklärung schuldig!«

      Reno atmete tief durch. Er blickte in die Runde und bat dann darum, mit dem Captain unter vier Augen sprechen zu können.

      »Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Crew«, sagte Sentenza und bereute seine Worte gleich wieder, als er sich den zornigen Blick Sonjas einfing. Offenbar erinnerte sie sich wieder an ihren Streit, da er ihr den Einbau des KI-Plasmas verschwiegen hatte. Auf der anderen Seite war es gut, dass er sich jetzt nicht auf ein vertrauliches Gespräch mit Reno einließ. Dadurch konnte er seiner Mannschaft zeigen, dass er ihr vertraute.

      Reno lehnte sich gegen eine der hinteren Schaltkonsolen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Mein Name ist Nicholas Reno – im Allgemeinen nennt man mich Nick. Ich bin Agent der Galaktischen Kirche zu St. Salusa und wurde in den Orden der Erleuchteten eingeschleust, um eine verschollene Agentin zu suchen und zurückzuholen.«

      »Lassen Sie mich raten«, sagte Sonja. »Die Frau, die jetzt auf unserer Krankenstation liegt?«

      Reno nickte. »Ja, ihr Name ist Nova Meridia. Sie hat ebenfalls im Auftrag der Amtskirche Asianos Sekte infiltriert, um seine üblen Machenschaften aufzudecken. Nach zwei Monaten blieben jedoch ihre Berichte aus, und als wir nach einem halben Jahr noch immer nichts von ihr hörten, schickte man mich aus, um sie zu suchen. Ich traf sie heute das erste Mal im Tempelraum. Vorher kam ich nie in ihre Nähe, obwohl ich mich schon seit einigen Wochen auf der Zuflucht befand. Als ich sie sah und sie mich nicht erkannte, wusste ich, dass die Bastarde ihr eine Gehirnwäsche verpasst hatten. Sie schien mit Leib und Seele denen zu gehören. Und irgendwie ist meine Tarnung aufgeflogen. Asiano wollte mich loswerden und inszenierte den kleinen Unfall, sodass niemand Verdacht schöpfen würde. Um die Sache perfekt zu machen, opfert er ein paar seiner Untertanen.«

      Eine Weile schwiegen sie. Schließlich erlaubte Sentenza Reno, die Brücke zu verlassen und auf der Krankenstation nach Nova zu sehen. Er selbst ordnete den Rückflug nach Vortex Outpost an. Sie mussten eine kurze Strecke durch den Hyperraum zurücklegen, ehe sie ein System mit einem Sprungtor erreichten.

      »Darius, benachrichtigen Sie Vortex. Wir kommen zurück, und egal welche Notfälle uns noch erreichen sollten, wir legen jetzt eine Woche Dauerschlaf ein. Ich bin in meinem Quartier. Trooid, Sie haben die Brücke.«

      Noch ehe sich Weenderveen und Thorpa wundern konnten, warum er nicht das Kommando rangmäßig an Sonja DiMersi abgab, war der Chief schon hinter Sentenza durch das Schott geschlüpft.

      »Geht das schon wieder los«, seufzte Weenderveen.

      »Vielleicht sollte ich Kameras im Quartier des Captains installieren«, meinte Thorpa. »Der Paarungstrieb scheint bei den Menschen sehr ausgeprägt zu sein. Ich könnte da noch sehr viel lernen.«

      »Unterstehen Sie sich!«

* * *

      Das Plätschern des Baches wirkte normalerweise beruhigend, dennoch fand Asiano nicht die notwendige Zerstreuung. Erneut kreisten seine Gedanken um Sentenza und dessen Besatzung. Durch den gewaltsamen Einbruch in den Tempelraum hatten sie ein Sakrileg begangen, das ihn als Erlöser in einem schlechten Licht dastehen ließ. Er hätte es niemals zulassen dürfen. Seine Existenz war gefährdet, wenn die Jünger erst einmal an ihm zu zweifeln begannen.

      Asiano wandte sich von dem Bach ab und überquerte in Begleitung zweier Guardians die kleine Brücke, die zu seiner Hütte führte. Dort warteten schon Superior Saladin und Richter Oberon zusammen mit seiner Akolythin Thekla. Einen Nachfolger Prosperos hatte man noch nicht bestellt, aber diese Aufgabe würde Oberon allein meistern.

      Als Asiano die anderen erreichte, verneigten sie sich vor ihm. Und er badete im Schein dieses Tributs. Er konnte ihre Gedanken nicht lesen, wusste nicht, ob sie es aufrichtig meinten, ihn immer noch verehrten. Er musste ihnen vertrauen …

      … so, wie er Nova vertraut hatte?

      Vielleicht hätte er ihre wahre Identität nie erkannt, wenn sie sich nicht selbst verraten hätte. Im Schlaf. Nach ihrem Liebesspiel in seiner Hütte.

      Agentin der Amtskirche, dachte er. Ha! Die Kirche zu St. Salusa hat nicht die geringste Ahnung, wer sie wirklich ist.

      Und sie würden es auch nicht herausfinden. Der Versuch, die Gehirnwäsche gewaltsam zu durchbrechen, würde ihren Verstand zerstören, ein für alle Mal. Womöglich erinnerte sie sich irgendwann selbst an Dinge aus ihrer vergangenen Existenz – aber bis dahin mochten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen. Dann würde sie Asiano nicht mehr gefährlich werden können.

      Er wandte sich den anderen Anwesenden zu. »Wir kehren vorerst nach Angelus Prime zurück«, teilte er ihnen mit. »Und dort werde ich mir gründlich überlegen, wie wir es Captain Sentenza heimzahlen werden.«

      »Rache, Eure Heiligkeit?«, warf Richter Oberon unsicher ein.

      Rache


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