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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke BrandtЧитать онлайн книгу.

Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt


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gleich wieder zu tränen aufhören, wenn er an der frischen Luft war.

      »Shilla, wo steckst du?«

      »Hier.« Eine Hand schloss sich um seinen Arm. »Tut mir leid, ich habe den Kerl nicht bemerkt. Seine Gedanken waren nicht lesbar … wie die von Crii-Logan. Ist alles in Ordnung?«

      »Ja, ich habe nur etwas Rauch abbekommen. Und du?«

      »Ich bin okay. Unsere Verfolger schlafen jetzt.«

      Sie entwischten durch den Hinterausgang in eine andere Straße.

      »Dort sind sie!«, gellte ein Schrei.

      »Scheiße! Schon wieder.« Jason zerrte Shilla in die entgegengesetzte Richtung, als weitere kakibraune Uniformen sichtbar wurden.

      »Es kommen noch mehr«, hörte er Shilla. »Über Funk haben sie Verstärkung angefordert. Wir sind umzingelt.«

      »Über die Mauer«, rief Jason und wies auf die hohe Grenze zwischen zwei Grundstücken.

      Er formte mit beiden Händen einen Steigbügel und verlieh Shilla den notwendigen Schwung, die Mauerkrone zu erreichen. Sie löste den nutzlos gewordenen Umgang von ihren Schultern und ließ ihn wie ein Tau herab, sodass Jason mit schnellen Handgriffen nach oben klettern konnte. Auf der anderen Seite sprangen sie hinunter. Ihre Verfolger würden etwas länger brauchen, falls sie nicht fliegen konnten.

      Auf diese Weise würden sie jedoch nicht mehr lange durchhalten, das war Jason klar. Zu viele Soldaten waren ihnen auf der Spur. Bislang hatte es keinen offenen Schusswechsel gegeben. Noch versuchte man, sie unversehrt zu fangen und Unbeteiligte zu schonen. Wie lange mochten die Gegner geduldig bleiben?

      Sie bogen in eine verlassene Verbindungsstraße und plötzlich hatte Jason die Lösung unmittelbar vor Augen.

* * *

      »Was mögen sie vorhaben?«, Sessha stand noch immer neben Charkhs Sessel und beobachtete die Annäherung des Hairaumers.

      Musste das Weibchen so dicht an seiner Seite verharren, fragte sich der Arachnoid und zwang sich, nicht die Vorderbeine zu reiben. Sein schöner Pelz war an den besagten Stellen schon ganz dünn geworden …

      Inzwischen hatten sich auch andere neugierige Besatzungsmitglieder in der Zentrale eingefunden, soweit es ihre Dienstpläne zuließen. Zwar hatten die meisten schon einmal ein Schiff des Nexus gesehen, aber es war immer noch ein seltenes und besonderes Ereignis, dem etwas Beklemmendes anhaftete.

      Schließlich stoppte der Raumer seinen Flug und schlug eine Kreisbahn um Reputus ein. Danach geschah nichts weiter. Weder wurde ein Beiboot auf den Planeten hinabgesandt noch schickten sie einen Funkspruch. Es war höchst sonderbar. Offensichtlich war es der Crew des Schiffes egal, ob man von ihrer Anwesenheit über Reputus wusste oder nicht und ob man sich wunderte, welche Pläne sie haben mochten. Ihre Denkweise und ihr Handeln waren für niemanden nachvollziehbar.

      »Sie warten«, bemerkte Charkh.

      »Auf was?«, fragte Sessha.

      Der Arachnoid rieb nun doch, ohne sich dessen bewusst zu sein, seine Beine aneinander. Er kannte die Antwort ebenso wenig.

* * *

      Es war dunkel, feucht, kühl und es stank noch schlimmer als das Laken, das Shilla zurückgelassen hatte. Niemand hatte sie beobachtet, als Jason den schweren Kanaldeckel aufgestemmt hatte und sie beide in den engen Schacht geklettert waren, den er anschließend wieder verschlossen hatte. Hier unten, im Labyrinth der Kanalisation, würde man sie hoffentlich nicht gleich aufspüren.

      Jason reichte Shilla eine kleine Lampe und schaltete die zweite an, die immer noch über seiner Brust hing.

      Der Schacht führte hinab in das verzweigte Netz der Abwasseranlage. Es roch nach Exkrementen, Fäulnis und Schimmel. An den Wänden klebten seltsame Pflanzen, einige fluoreszierend, andere empfindlich mit zitternden Blättchen auf das unerwartete Licht reagierend.

      Jason und Shilla balancierten, dicht ans Mauerwerk gepresst, auf einem schmalen, glitschigen Sims entlang. Unmittelbar daneben verlief die tiefe Rinne, in der eine träge, schmutzig braune Flüssigkeit blubberte, in der undefinierbare Gegenstände trieben. Die röhrenförmigen Korridore wurden in regelmäßigen Abständen von Einmündungen unterbrochen. Kleine Stege führten über die trüben Fluten. Den Bedürfnissen etwaiger Wartungstrupps angepasst, waren die gewölbten Gänge hoch genug, dass auch ein größerer Mann als Jason bequem aufrecht stehen konnte. Tatsächlich sah es unter dem Citykomplex aus wie in der Kanalisation jedes beliebigen Planeten. Warum sollte es hier auch anders oder gar sauberer sein als bei Völkern mit einer höher entwickelten Technik? Niemand schien sich gern mit den Abfallprodukten seiner Zivilisation auseinanderzusetzen.

      »Hast du noch ein paar Atemfilter?«, erkundigte sich Shilla mit leidender Miene.

      »Leider nicht«, erwiderte Jason und tröstete: »Du wirst dich nach einer Weile daran gewöhnen.«

      »Du scheinst Erfahrung zu haben …«

      Jason antwortete nicht und ließ den Lichtkegel über das stellenweise brodelnde Schmutzwasser gleiten. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.« Er zuckte mit den Schultern. »War wohl Einbildung.«

      »Nein, war es nicht.« Shilla leuchtete zum gegenüberliegenden Absatz, auf dem ein kleines, schuppiges Tier so schnell davonhuschte, dass Jason nur einen flüchtigen Blick erhaschen konnte. »Vermutlich ein Aasfresser.«

      »Hm«, machte Jason. Er war jedoch überzeugt, dass die Bewegung im Wasser gewesen war. Das diffuse Licht und die finsteren Schatten konnten jedoch die Sinne täuschen.

      »Nun, zumindest die Soldaten mit ihren braunen Uniformen würden in dieser Umgebung perfekt getarnt sein und von uns erst entdeckt werden, wenn wir unmittelbar in die glimmenden Mündungen ihrer Strahler blickten«, stellte Shilla sarkastisch fest. »Keine Sorge, es ist uns niemand gefolgt und ich spüre auch keine Präsenz in der näheren Umgebung. Wahrscheinlich suchen sie uns noch in der Umgebung des Ladens.«

      Eine Weile wanderten sie schweigend durch die Kanalisation. Shilla hatte Crii-Logans Muster wiedergefunden und ließ sich von ihm leiten. Jasons Augen schweiften umher. Ab und zu rauschte ein Wasserschwall aus einer der kleinen Öffnungen weiter oben im Mauerwerk, die er zunächst nicht bemerkt hatte, und einige Male entgingen sie beide nur ganz knapp einer widerwärtigen Dusche.

      Die Oberfläche der stinkenden Brühe kräuselte sich unruhig. Schabende Geräusche ertönten manchmal, als wenn etwas Schweres über den Grund schleifte. Dann herrschte wieder Stille, nur unterbrochen von einem leisen Tröpfeln und Brausen.

      Jason spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten, als er sich fragte, was hier noch hausen mochte. Tatsächlich befand er sich nicht zum ersten Mal auf der Flucht durch die unterirdischen, abgeschiedenen Regionen einer Metropole. Von daher wusste er, dass es hier immer unbekanntes Leben gab, pflanzlich, tierisch, menschlich, ausgestoßen von der lichten Welt … meist gefährlich und sehr hungrig.

* * *

      Als geschah, wovor sein Instinkt ihn gewarnt hatte, ging es so schnell, dass Jason keine Zeit fand zu reagieren.

      Aus den schlammigen Fluten schoss ein dunkelgrüner Tentakel, der sich blitzschnell um Shillas Körper schlang und sie ins Wasser zerrte. Ihr entsetzter Schrei hallte in Jasons Gehirn wider. Dann: tödliche Stille.

      Der Strahler flog förmlich in seine Hand, aber nirgends war ein Ziel auszumachen. Plötzlich griff etwas nach seinem Fuß und zog ihn mit einem mächtigen Ruck gleichfalls in die Tiefe. Sein Schuss nach dem schlangengleichen Arm ging ins Leere.

      Geistesgegenwärtig hielt Jason den Atem an und presste die Lippen aufeinander, als sein Kopf unter die Wasseroberfläche tauchte. Er krümmte sich zusammen und tastete nach dem Ding an seinem Bein. Wütend presste er die Mündung seiner Waffe dagegen und drückte ab. Der


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