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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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die sie zu Tränen rühren müsse. »Aber sie sind so zufrieden mit sich. Sie glauben, daß sie Burns einen Gefallen tun. Sie halten es nicht für ein ›spätes Streben‹. Sie sind überzeugt, daß sie die Bildung eingesalzen und in den Rauchfang gehängt haben.« Aus diesen lähmenden Zweifeln wurde sie durch Frau Dawsons Worte aufgeschreckt. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Wie konnte sie sprechen, ohne sie zu verletzen?

      Frau Champ Perry beugte sich zu ihr, streichelte ihr die Hand und flüsterte: »Sie sehen müde aus, mein liebes Kind. Wenn Sie nicht wollen, reden Sie nicht.«

      Zärtlichkeit durchdrang Carola; sie stand auf, suchte nach Worten und Komplimenten:

      »Das einzige, was ich vielleicht vorschlagen möchte – Ich weiß, daß Sie ein bestimmtes Programm verfolgen, aber ich würde wünschen, daß Sie jetzt nach dieser wunderschönen Einleitung nicht zu einem anderen Thema übergehen, sondern auch im nächsten Jahr wieder darauf zurückkommen und die Dichter mehr im einzelnen durchnehmen. Besonders aktuelle Zitate – obwohl natürlich die Lebensbeschreibungen so interessant und, wie Frau Warren sagte, moralisch lehrreich sind. Und vielleicht gibt es auch noch einige Dichter, von denen heute nicht gesprochen wurde, die aber doch beachtenswert sind – Keats zum Beispiel, und Matthew Arnold und Rosetti und Swinburne. Swinburne wäre so – also, das wäre ein solcher Kontrast zu dem Leben, das wir alle an unserem schönen Mittelwesten so lieben –«

      Sie sah, daß Frau Leonard Warren mit ihr nicht einverstanden war. Sie gewann sie, indem sie unschuldig fortfuhr:

      »Obwohl Swinburne vielleicht eine Tendenz hat, äh, freimütiger zu sein, als uns wirklich lieb ist. Was meinen Sie, Frau Warren?«

      Die Pastorsfrau meinte: »Ja, Sie haben wirklich meine Gedanken erraten, Frau Kennicott. Natürlich hab' ich Swinburne nie selber gelesen, aber seinerzeit, wie er in Mode war, hat Herr Warren, ich erinnere mich noch ganz genau, gesagt, daß Swinburne (oder war's Oscar Wilde? auf jeden Fall:) er hat gesagt, wenn auch viele sogenannte intellektuelle Leute posieren und vorgeben, Schönheit in Swinburne zu finden, daß es doch niemals wirkliche Schönheit ohne die Botschaft des Herzens geben kann. Aber trotzdem glaube ich, Ihre Idee ist ausgezeichnet, und obwohl wir schon Innenarchitektur und Porzellan für das nächstjährige Programm vorgesehen haben, denke ich, es wäre nett, wenn der Programmausschuß einen anderen Tag, der ganz der englischen Poesie gewidmet ist, ausfindig machen könnte! Ja, Frau Vorsitzende, ich stelle den Antrag.«

      Als Frau Dawsons Kaffee und Backwerk den Damen geholfen hatte, sich von der Niedergedrücktheit zu erholen, die durch Gedanken an Shakespeares Tod hervorgerufen worden waren, teilten alle Carola mit, daß es ihnen ein Vergnügen wäre, sie hier zu sehen. Der Aufnahmeausschuß begab sich auf drei Minuten in ein anderes Zimmer und wählte sie zum Mitglied.

      Und sie hörte auf, zu begönnern.

      Sie wollte zu ihnen gehören. Sie waren so freundlich und lieb. Sie würden ihren Plan ausführen. Ihr Feldzug gegen die Dorfträgheit hatte wirklich begonnen! Mit welcher Spezialreform sollte sie ihre Armee zuerst betrauen? Während der Unterhaltung nach dem ernsten Teil machte Frau George Edwin Mott die Bemerkung, das Rathaus entspreche nicht dem prächtigen und modernen Gopher Prairie. Frau Nat Hicks äußerte den schüchternen Wunsch, daß man die jungen Leute dort tanzen lassen solle, ohne Eintrittsgeld zu erheben – die Logenbälle seien so exklusiv. Das Rathaus. Das war es! Carola eilte heim.

      Sie hatte noch nicht gewußt, daß Gopher Prairie Stadt sei. Von Kennicott erfuhr sie, daß es einen Bürgermeister, einen Stadtrat und Wahlbezirke hatte. Sich selbst zu einer Metropole zu ernennen, die Einfachheit dieses Vorgangs entzückte sie. Warum nicht?

      Den ganzen Abend über war sie stolze und patriotische Bürgerin.

      2

      Am nächsten Vormittag besichtigte sie das Rathaus. Sie hatte es nur als etwas düster Unansehnliches im Gedächtnis. Sie fand, einen halben Block von der Hauptstraße entfernt, einen leberfarbenen Hühnerstall. Die Front war eine langweilige Mauer mit Schindeln und schmutzigen Fenstern. Das Gebäude hatte ungehemmte Aussicht auf eine unbebaute Parzelle und auf Nat Hicks Schneiderwerkstatt. Es war größer als die Zimmermannswerkstatt daneben, aber nicht so gut gebaut.

      Kein Mensch war in der Nähe. Sie ging in den Korridor. Dieser hatte auf der einen Seite das Stadtgericht, das wie eine Landschule aussah, auf der anderen den Raum der freiwilligen Feuerwehrgesellschaft mit einem Fordschen Spritzenauto und den Prunkhelmen für die Paraden; am Ende ein schmutziges Zweizellengefängnis, das jetzt leer war, aber nach Ammoniak und altem Schweiß roch. Das ganze zweite Stockwerk war von einem großen unvollendeten Raum eingenommen, in dem Stapel von Klappstühlen, eine kalkverschmierte Mörteltrage und das Gestell für die Dekoration am 4. Juli herumlagen, alles unter zerfallenden Gipswappenschildern und verschossenem roten, weißen und blauen Fahnentuch. Am Ende des Raums befand sich das Rudiment einer Bühne. Der Saal war groß genug für die Gesellschaftstänze, die Frau Nat Hicks befürwortete. Aber Carola war auf etwas Größeres als Bälle aus.

      Am Nachmittag suchte sie die städtische Bibliothek auf.

      Die Bibliothek war an drei Nachmittagen und vier Abenden in der Woche geöffnet. Sie war in einem alten Wohnhaus untergebracht, das seinen Zweck erfüllte, aber reizlos war. Carola ertappte sich dabei, daß sie sich schönere Leseräume, Stühle für Kinder, eine Kunstsammlung und eine Bibliothekarin ausmalte, die jung genug war, um Experimente zu machen.

      Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie Wassertropfen abschütteln, und eilte in die Bibliothek. Fräulein Villets starrte sie an, und Carola schnurrte: »Es hat mir so leid getan, daß ich Sie gestern im Thanatopsis nicht gesehen habe. Vida sagte, Sie würden vielleicht kommen.«

      »Oh. Sie waren im Thanatopsis. Hat es Ihnen gefallen?«

      »Ja, sehr. So gute Vorträge über Dichter.« Carola log energisch. »Aber ich meine, man hätte Sie einen der Vorträge über Lyrik halten lassen sollen!«

      »Also – Natürlich gehör' ich nicht zu den Leuten, die so viel Zeit zu haben scheinen und in den Klub laufen, und wenn sie sich lieber literarische Vorträge von anderen Damen halten lassen wollen, die übrigens keine literarische Vorbildung haben – warum sollte ich schließlich darüber klagen? Ich bin nichts weiter als eine städtische Angestellte!«

      »Das ist nicht richtig! Sie sind die einzige Person, die – die – ach, Sie tun doch so viel. Sagen Sie, gibt es, äh – Wer leitet eigentlich den Klub?«

      Fräulein Villets stempelte mit Schwung ein Datum auf die erste Seite einer Kinderzeitschrift für einen kleinen flachsblonden Jungen, warf ihm einen grimmigen Blick zu, als wollte sie ihm eine Warnung ins Hirn stempeln, und seufzte:

      »Ich würde mich nie in den Vordergrund schieben oder irgend jemand kritisieren, und Vida gehört zu meinen besten Freundinnen, und sie ist eine so ausgezeichnete Lehrerin, und es gibt in der ganzen Stadt keinen Menschen, der fortgeschrittener wäre und sich für alle Bewegungen mehr interessierte; aber ich muß sagen, ganz egal, wer die Präsidentin ist, und aus wem die Ausschüsse bestehen, Vida Sherwin scheint immer dahinter zu stecken, und obwohl sie mir immer etwas von meiner, wie sie so gerne sagt, ›prächtigen Arbeit in der Bibliothek‹ erzählt, merk' ich nicht, daß ich grade oft zu Vorträgen aufgefordert werde, obwohl mir Frau Lyman Cass einmal ganz unaufgefordert gesagt hat, daß sie meinen Vortrag »Die Kathedralen Englands« für den interessantesten Vortrag hält, den wir gehabt haben, damals in dem Jahr, wie wir französische und englische Reisen und Architektur durchgenommen haben. Aber – Und natürlich sind Frau Mott und Frau Warren sehr wichtig im Klub, wie ja von den Frauen des Schulinspektors und des Kongregationalisten-Pastors zu erwarten ist, und sie sind beide auch wirklich sehr gebildet, aber – Nein, nein, ich bin wirklich ganz unwichtig. Ich bin sicher, was ich sage, zählt nicht ein bißchen mit!«

      »Sie sind viel zu bescheiden, und das werde ich auch Vida sagen, und, äh, könnten Sie mir ein ganz klein wenig von Ihrer Zeit schenken und mir zeigen, wo die Zeitschriften sind?«

      Sie hatte gesiegt. Sie wurde mit großem Brimborium in ein Zimmer, das wie eine großmütterliche Bodenkammer aussah,


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