Pubertät für Dummies. Michelle DostalЧитать онлайн книгу.
ausgeschüttet, unter anderem auch Dopamin.
Glücksgefühle brauchen stärkere Reize
Allerdings verfügen Heranwachsende über weniger Rezeptoren für das Glückshormon. Jugendliche brauchen also stärkere Reize, um Glücksgefühle zu erleben. Das, was ältere Menschen glücklich macht, empfinden sie oft als langweilig. Sie brauchen Abenteuer und leider oft auch eine Portion Risiko.
Forscher vermuten, dass hier auch die Ursache dafür zu finden ist, dass viele Jugendliche mit Alkohol und Drogen experimentieren – Glücksgefühle lassen sich so einfach herstellen.
Alkohol und Drogen können während des komplexen Reifeprozesses im Gehirn Schaden anrichten. Mehr zum Thema Alkohol- und Drogenkonsum sowie Tipps zum Umgang damit finden Sie in Kapitel 11.
Hormone geben den Startschuss
Dafür, dass die Pubertät in Gang kommt, sind ebenfalls Hormone verantwortlich. Bei Jungen ist es das Testosteron, das in den Hoden produziert wird. Testosteron ist für sämtliche körperlichen Veränderungen verantwortlich, die von nun an geschehen. Es hat auch einen starken Einfluss auf die Gefühle der Jungen, insbesondere auf Wut und Aggression.
Bei den Mädchen sind es die Hormone Östrogen und Gestagen, die in den Eierstöcken produziert werden, die für den körperlichen Umbau verantwortlich sind. Sie können auch für starke Stimmungsschwankungen sorgen, die vielen Frauen als PMS (Prämenstruelles Syndrom) erhalten bleiben – Mütter wissen, wie sich das anfühlt.
In der Pubertät scheinen die Hormone verrücktzuspielen. Sie können Kinder und Eltern ganz schön auf Trab halten, aber sie werden gebraucht. Starke Hormonausschüttungen bedeuten auch starkes Wachstum und dass Ihr Kind auf dem Weg ins Erwachsenenalter ist.
Drama, Baby
Gerade schien noch alles in bester Ordnung zu sein, doch plötzlich knallt der Nachwuchs mit der Tür und kreischt wüste Beschimpfungen.
Ben ist gut gelaunt zum Fußballtraining gegangen, aber als er zurückkommt, sagt er weder Hallo noch sonst ein Wort. Die Fußballschuhe schmeißt er in den Hausflur. Seine Mutter bittet ihn, sie wegzuräumen. Ben meckert sie an und sagt, er habe keinen Bock dazu. Seine Mutter fragt fassungslos, wie er mit ihr rede, woraufhin er die Treppe hoch in sein Zimmer stürmt. Er brüllt »Ich hasse dich!« und knallt die Tür zu. Später hört sie ihn weinen.
Keine Frage – irgendwas ist vorgefallen. Mit Bens Mutter hatte das aber nichts zu tun. Trotzdem ist sie diejenige, die diese extreme Reaktion abbekommt. Das kann verletzen.
Versuchen Sie, Aussagen wie »Ich hasse dich« nüchtern zu betrachten. In vielen Fällen bedeuten sie eigentlich etwas anderes, nämlich »Ich hasse mich (gerade)« oder »Ich hasse (zurzeit) mein Leben«.
Während eines solchen Wutausbruchs kommen Sie an Ihr Kind nicht heran. Warten Sie, bis es sich ein wenig beruhigt hat und versuchen Sie es dann. Wenn es nicht möchte, sollten Sie das akzeptieren, aber nicht ganz aufgeben. Probieren Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
In einem Gespräch sollten Sie darüber reden,
was den Gefühlsausbruch verursacht hat
dass in der Pubertät die Hormone und der Umbau des Gehirns für die manchmal unerträglich starken Gefühle verantwortlich sind
dass man seine Gedanken ruhig einmal hinterfragen sollte – es stimmt zum Beispiel nicht immer, dass jemand etwas gegen einen hat, nur weil irgendwas diesen Eindruck ausgelöst hat
dass es Sie traurig macht, wenn Ihr Kind Ihnen so etwas an den Kopf wirft
Auch Elterngefühle spielen verrückt
Zum Fußabtreter des eigenen Kindes geworden zu sein, ist kein angenehmes Gefühl! Und klar ist: Sie sollten dieses Verhalten nicht einfach hinnehmen, sondern Ihre Gefühle deutlich zum Ausdruck bringen – wenn die Situation gerade so ist, dass ein Gespräch auch zum gewünschten Ziel führen kann.
Trotzdem werden Sie mit diesem Verhalten möglicherweise eine Weile lang leben müssen. Hier helfen nur Geduld und das Wissen, dass hier Unsicherheiten, Hormone und Bauarbeiten im Gehirn verantwortlich gemacht werden müssen. Seien Sie sicher – bessere Zeiten kommen!
Als Eltern die Abnabelung ertragen
Doch es ist nicht nur der Ärger über respektloses Verhalten und über Beleidigungen, der vielen Eltern zu schaffen macht. Schwierigkeiten bereitet vielen Müttern und Vätern auch der Abnabelungsprozess insgesamt. Unter dem Ärger liegen häufig auch eine Verlustangst und Fragen wie:
Hat mein Kind mich überhaupt noch lieb?
Bedeute ich ihm noch etwas?
Braucht es mich noch?
Alle diese Fragen können eindeutig mit Ja beantwortet werden. Ihr Kind liebt und braucht Sie noch – allerdings auf eine andere Weise als bisher.
Der Rollenwechsel von Eltern eines Kindes zu Eltern von Jugendlichen kann verwirrend und emotional herausfordernd sein.
Lassen Sie sich Zeit! Akzeptieren Sie die Veränderung und beobachten Sie, was dem Verhältnis von Ihnen und Ihrem Kind guttut. Womit fühlen Sie sich gemeinsam wohl? Wo können Sie es unterstützen?
Auch wenn Ihr Kind es vielleicht nicht zeigen möchte, sind Sie weiterhin ein Vorbild und eine wichtige Stütze für es. Bei schwerwiegenden Problemen sind Eltern immer noch Ansprechpartner Nummer 1 für pubertierende Kinder. In Kapitel 3 lesen Sie mehr zu diesem Thema.
Eltern in den Wechseljahren
Zusätzlich zum Rollenwechsel kommt – je nach Alter – bei vielen Eltern auch noch eine biologische Veränderung dazu. Die Wechseljahre sind bei Frauen meistens stärker ausgeprägt als bei Männern. Bei ihnen können die Hormone genauso verrücktspielen wie bei ihren Kindern!
Aber auch viele Männer gelangen zu diesem Zeitpunkt an einen Punkt, an dem sie vieles infrage stellen und eine Bilanz ihres bisherigen Lebens ziehen.
Seien Sie in dieser Phase nicht zu streng mit sich selbst! Auch wenn es zu Hause immer mal wieder kracht – die Pubertät ist eine schwierige Zeit. Nehmen Sie sich vor, geduldig und gelassen zu sein und an Ihren kommunikativen Fähigkeiten zu arbeiten, seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn es nicht immer gelingt! Ein großer Vorteil davon, dass Kinder älter werden, ist es, mehr Zeit zu gewinnen. Kümmern Sie sich um sich selbst und um Ihre Bedürfnisse. So tanken Sie Kraft für schwierige Situationen. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 3.
Starke Eltern sein
Als Eltern können Sie weder alles wissen noch alles richtig machen. Trotzdem sind Sie für Ihr Kind eine Art Leuchtturm, der ihm hilft, seinen Weg durch eine unübersichtliche Welt zu finden