Pubertät für Dummies. Michelle DostalЧитать онлайн книгу.
Das Zuhause als Zufluchtsort
Jugendlichen, deren Leben sich gerade rasant verändert, tut Beständigkeit gut. Ihr Zuhause sollte ein Ort sein, von dem aus sie ins Abenteuer starten können, eine sichere Burg, zu der sie jederzeit zurückkehren können.
Aber genau wie auch eine mittelalterliche Burg kein Ort paradiesischer Zustände war, gibt es in jeder Familie Probleme, Krisen und Meinungsverschiedenheiten. Nicht immer können Sie als Eltern Ihren Kindern die Beständigkeit und Sicherheit bieten, die Sie ihnen gern geben würden, etwa in Zeiten von Umbrüchen wie
einer Trennung
einem Umzug
plötzlicher Arbeitslosigkeit
Krankheit oder Tod eines Familienmitgliedes
In einem solchen Fall sollten Eltern nicht zu viel von sich selbst verlangen! Seien Sie ehrlich zu Ihrem Kind, sprechen Sie offen über Ihre Situation, ohne ihm unangemessene Verantwortung zu übertragen. Schaffen Sie kleine Inseln im Alltag, wo Ihr Kind mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen darf, wenn es das mag.
Das Wichtigste ist, dass Ihre Beziehung bestehen bleibt, Sie ihm also immer Offenheit und Redebereitschaft signalisieren, auch wenn Sie ein Gespräch vielleicht mal verschieben müssen.
Entscheidungen treffen
Jugendliche sind oft unsicher. Sie brauchen Eltern, die klar und eindeutig agieren. Widersprüchliche Signale helfen ihnen ebenso wenig wie Eltern, deren Vorstellungen und Erwartungen sie nicht einschätzen können.
Das bedeutet keineswegs, dass Sie als Eltern zu jeder Zeit alles wissen und sofort entscheiden müssen. Das kann kein Mensch und es würde dazu führen, den Kindern eine falsche Autorität vorzuspielen, die sie früher oder später infrage stellen.
Wenn Sie unsicher sind, wie Sie zu einer Sache stehen, weil sie beispielsweise noch nicht vorgekommen ist, oder wenn Sie momentan nicht wissen, was die richtige Entscheidung ist, können Sie Folgendes tun:
Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie darüber nachdenken müssen.
Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie für eine gute Entscheidung brauchen.
Sprechen Sie mit jemandem darüber, etwa Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, Freunden oder Verwandten.
Lassen Sie sich nicht von Ihrem Kind unter Druck setzen! Wenn Sie Zeit brauchen, dann ist das so. Versetzen Sie sich aber auch in seine Lage: Möglicherweise sitzt es aus irgendeinem Grund »auf heißen Kohlen«.
Sich Zeit zu nehmen, bedeutet nicht, weniger entschieden handeln zu können! Außerdem geben Sie Ihrem Kind so mit, dass wichtige Entscheidungen nicht übers Knie gebrochen werden. Besonders wichtig ist in einem solchen Fall die Transparenz: Ihr Kind sollte weder den Eindruck bekommen, dass Sie die Sache nicht interessiert noch dass Sie »zu schwach« sind, um eine klare Richtung vorzugeben. Daher sollten Sie ihm unbedingt mitteilen, wenn Sie sich erst mal eine Meinung bilden müssen.
Der vierzehnjährige Felipe ist auf eine Übernachtungsparty mit Jungen und Mädchen eingeladen. Er freut sich darauf und will am liebsten sofort die Erlaubnis seiner Eltern haben. Seine Mutter und sein Vater sagen ihm, dass sie erst mal darüber nachdenken müssen, weil er bisher noch nie auf eine solche Party eingeladen war. Sie setzen sich jetzt zum ersten Mal damit auseinander. Felipe wird unruhig und wütend, weil er schnell zu- oder absagen soll. Die Eltern machen mit ihm einen Zeitpunkt aus, bis wann er mit ihrer Entscheidung rechnen kann.
Vorbild bleiben
Vielleicht haben Sie als Eltern manchmal den Eindruck, statt mit Ihrem Kind könnten Sie sich auch mit der Wand unterhalten. Teenies erwecken häufig den Eindruck, nicht zuzuhören oder das, was man ihnen sagt, so uncool zu finden, dass sie es sowieso gleich wieder vergessen.
Kommunikation mit Jugendlichen hat ihre Tücken – Tipps und Tricks dazu finden Sie in Kapitel 3. Aber auch, wenn Ihr Kind Ihnen vermittelt, von gestern zu sein und sowieso nichts zu verstehen, heißt das nicht, dass es Sie nicht ernst nimmt! Jugendliche setzen sich mit ihren Eltern und deren Vorstellungen auseinander. Die einen tun das sehr aktiv, oft indem sie bestimmte Positionen – vielleicht gerade die der Eltern – ablehnen, die anderen passiv.
Die Welt der Erwachsenen
Mit der Welt der Erwachsenen haben viele Jugendliche Schwierigkeiten. Sie sehen die Zwänge, die mit der Verantwortung einhergehen und vieles kommt ihnen langweilig vor. Trotzdem wissen sie, dass auch sie auf direktem Weg in diese Welt sind. Sie orientieren sich an ihren Eltern und direkten Bezugspersonen, auch wenn sie sich dabei sicher sind, dass sie später vieles ganz anders machen werden!
Machen Sie sich bewusst, was für ein Vorbild Sie Ihrem Kind sein wollen und überprüfen Sie es. Teenager haben ein feines Gespür für Widersprüche. Sie erkennen sofort, wenn jemand etwas anderes predigt, als er selbst lebt. Auch wenn Ihr Kind eine größere Distanz zu Ihnen aufgebaut hat als im Kindesalter, beobachtet es Sie genau. Dabei zählt Ihr Verhalten mehr als das, was Sie sagen.
Versuchen Sie nicht, Ihrem Kind etwas mitzugeben, hinter dem Sie nicht hundertprozentig stehen können. Wenn Sie zum Beispiel selbst kein einziges Buch im Regal stehen haben und sich auch für das Lesen nicht sonderlich begeistern können, macht es keinen großen Sinn, ihm Vorträge zu halten, wie viel wertvoller es ist, sich mit Literatur zu beschäftigen anstatt mit anderen Medien.
Junge Erwachsene als Vorbild
Genauso wie jüngere Kinder ältere Kinder immer sehr spannend finden, sind Teenager häufig von jungen Erwachsenen fasziniert. Wenn sie Gemeinsamkeiten sehen oder Eigenschaften, die sie selbst gern hätten, können junge Erwachsene als Vorbilder einen regelrechten Motivationsschub auslösen. Teenies sehen in ihnen die nächste Stufe, die sie erreichen wollen – und das natürlich möglichst erfolgreich.
Wenn es in Ihrer Verwandtschaft oder Ihrem Bekanntenkreis junge Erwachsene gibt, können Sie vielleicht Gelegenheiten für gemeinsame Aktivitäten schaffen.
Seien Sie nicht enttäuscht, falls Ihr Kind sich dabei zurückhält. Einem Vorbild möchte man meistens gefallen und das kann auch schon mal zu Hemmungen führen. Je normaler der Umgang miteinander wird, desto entspannter wird er auch.
Papa ist immer so peinlich!
Die zwölfjährige Lina hat Besuch von ihrer Freundin Amy. Sie kommen in die Küche, um etwas zu trinken. Linas Mutter freut sich: »Oh, Amy, du bist so schön groß. Kannst du mir bitte mal die Blumenvase vom Küchenschrank holen? Ich komme da nicht dran.« Amy kichert und hebt die Vase vom Schrank, während Lina den Kopf in den Händen vergräbt und murmelt: »Oh mein Gott, Mama! Du bist echt peinlich!«
Vielleicht kennen auch Sie solche oder ähnliche Situationen. Keine Sorge – das geht den allermeisten Eltern so!
Kindern in der Pubertät sind oft winzige Kleinigkeiten peinlich, die andere kaum nachvollziehen können. Sie sind ständig mit der Frage beschäftigt, wie sie auf ihr Umfeld wirken.