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Und Friede auf Erden von Karl May. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Und Friede auf Erden von Karl May - Karl May


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am allerwenigsten aber die aus unseren sogenannten

       Interessensphären erhofften materiellen Werte als gültige Zahlung anerkennen.

       Was haben wir dem Orient bis heute gebracht? Was für Schätze glauben wir überhaupt ihm bringen zu können? »Ich

       bringe ihm meine Liebe, meine ganze, ganze, volle Liebe,« hatte die Amerikanerin gesagt, ohne sich dabei bewußt zu

       sein, daß nur und grad diese Liebe die erlösende Jungfrau ist, welche den schlafenden Prinzen zu neuem Leben zu

       erwecken hat. - -

       Die Sonne war untergegangen; es drohte, schnell dunkel zu werden, und der Weg nach dem Bab el Karafe hinab ist

       kein angenehmer zu nennen. Darum trat ich nun auch den Heimweg an, der mich durch die Scharia Mohammed Ali und

       die Tahir-Straße nach dem Hotel führte.

       Die öffentlichen Laternen brannten; die Hitze begann, sich zu mildern, und so hatten die Straßen sich belebt. Auf dem

       Platz Ibrahim Pascha erklang schrille, arabische Musik. Von der Wallfahrt nach Mekka zurückgekehrte Pilger hielten

       einen Umzug durch die Stadt. Je weiter entfernt von Kairo die Heimat dieser Leute ist, desto lieber geht man ihnen aus

       dem Weg. Sie haben sich, oder werden auch, in eine fanatische Erregung hineingearbeitet, durch welche sie für

       Andersgläubige gefährlich werden können. Ich hütete mich also, mich quer durch diesen Zug zu drängen, und wartete

       lieber, bis er vorüber war. Später am Abend war zu hören, daß am Meidan Abdin einige nicht so vorsichtige Europäer

       von diesen Leuten halb totgeschlagen worden seien. Ich erwähne das, weil ich noch Weiteres von ihnen zu berichten

       habe.

       Als der Gong die Gäste des Hotels zum Abendessen rief, fand ich den bisher leer stehenden Tisch zu meiner linken

       Hand besetzt. Der Amerikaner hatte mit seiner Tochter daran Platz genommen. Als ich mich setzte, hörte ich ihn in

       deutscher Sprache sagen:

       »Da ist der unangenehme Mensch ja wieder! Glücklicherweise darf hier nicht geraucht werden!«

       »Aber, Vater, ist es nicht möglich, daß er deutsch versteht?« warnte Mary.

       »Das fällt ihm gar nicht ein. Der Dolmetscher sagte doch, als wir vom Mokkatam herunterritten, daß der Fremde, der

       da oben saß, ein Franzose sei, und einem Franzosen kommt es bekanntlich gar nicht in den Sinn, deutsch zu lernen.«

       »Ich würde mich aber doch lieber bei dem Kellner erkundigen. Du weißt ja, wie wenig man sich auf das, was dieser

       Dolmetscher sagt, verlassen kann. Ich möchte nicht, daß der Fremde von uns beleidigt wird.«

       »Hast du eine Schwachheit für ihn?«

       »Nein; aber man hat überhaupt mit jedem Menschen möglichst gut zu sein, und dieser hier im besonderen hat ein so -

       so - so - ich finde den passenden Ausdruck nicht und will daher sagen, er hat ein so loyales Aussehen, daß es mir leid tun

       würde, wenn er sich durch uns gekränkt fühlen sollte.«

       »Ich finde, daß du heut ungewöhnlich zart und ängstlich bist. Daran ist vielleicht der Khamsin schuld, auf den wir leider

       zu spät aufmerksam geworden sind. Doch, da ist die Suppe!«

       Es wurde ihnen serviert und dann auch mir. Während ich das Menu studierte und also auf die Karte sah, hörte ich, daß

       der Missionar einen Ausruf des Erstaunens ausstieß:

       »Heavens! Ein Chinese! Noch einer! Zwei Chinesen, zwei ächte, wirkliche Chinesen, hier in Kairo, in Aegypten! Wer

       hätte das gedacht! Wo werden sie Platz nehmen?«

       »Monsieur Fu« und »Monsieur Tsi« kamen langsam durch den Saal gegangen und schritten ihrem Tisch zu. Zwei

       Kellner eilten herbei, um ihnen die Stühle bequem zu rücken; der eine von ihnen ging dann nach dem Tische der

       Amerikaner, um dort die leer gewordenen Suppenteller wegzunehmen. Das benutzte der Missionar zu der Erkundigung:

       »Sind das dort Chinesen oder vielleicht nur Japaner?«

       »Chinesen,« lautete die Antwort.

       »Woher?«

       »Aus China.«

       »Das ist nicht sehr geistreich von Ihnen. Ich meine natürlich, aus welcher Stadt.«

       »Aus Canton.«

       »Sind Ihnen vielleicht die Namen bekannt?[«]

       »Monsieur Fu und Monsieur Tsi.«

       »Fu heißt Mann, auch Mensch, auch Vater. Tsi ist Abkömmling, auch die Folge von Etwas. Sonderbar! Kennen Sie

       den Stand?«

       »Kaufleute. Onkel und Neffe. Sind in Paris gewesen. Machen in Chinawaren.«

       »Es ist dort Platz für vier Personen. Wir werden uns zu ihnen hinübersetzen. Hier ist meine Karte, die Sie ihnen

       hinübertragen!«

       »Hm! Ich weiß nicht, ob ich darf!«

       »Darf? Warum nicht?«

       »Sie wollen allein sein, ganz ungestört speisen.«

       »Das geht mich nichts an! Ich bin Missionar, gehe nach China und werde die Gelegenheit natürlich sofort ergreifen,

       diese für mich hochinteressante Bekanntschaft zu machen. Also ich bitte, geben Sie meine Karte ab!«

       Der Kellner bewegte den Kopf bedenklich hin und her, überlegte ein Weilchen und entschied dann:

       »Ich kann das nicht auf mich nehmen und werde Ihnen also den Herrn Direktor schicken.«

       Als er sich entfernt hatte, hörte ich, daß die Tochter im Tone der Besorgnis fragte:

       »Aber, Vater, ist das nicht vielleicht ein gesellschaftlicher faux-pas von dir?[«]

       »Wieso faux-pas?« erwiderte er. »Ist es ein Fehler, Jemand kennen lernen zu wollen?«

       »Aber auf diese ungewöhnliche Weise! Das ist schon bei uns und in Europa verboten, und in China soll man in

       Beziehung auf neue Bekanntschaften noch viel strenger sein!«

       »Du vergissest, daß wir nicht in China, sondern in Kairo sind. Hier gelten die Regeln aller und also eigentlich keiner

       Welt. Ferner bin ich Missionar, und sie sind Heiden. Ich denke an meine Wette mit Reverend Burton. Welch ein Erfolg,

       ihm schon von hier aus berichten zu können, daß ich zwei Chinesen bekehrt habe, noch ehe ich in China angekommen

       bin!«

       »Aber, wir sitzen hier so gut, so allein, so ungestört. Ich bitte dich!«

       »Die Unterhaltung mit ihnen steht mir höher als unser Alleinsein!«

       »Aber ich, was werde ich sagen, die ich kaum hundert Worte chinesisch kenne?«

       »Du wirst schweigen, was für euch Damen bekanntlich das Allerbeste ist.«

       »Ich befürchte doch, daß wir zudringlich sind!«

       »Zudringlich? Pshaw! Sie sind Kaufleute, handeln mit Chinawaren. Es ist also eine Ehre für sie, wenn wir uns zu ihnen

       setzen.«

       Der Direktor kam. Das Verlangen des Amerikaners schien auch ihm ungelegen zu kommen, doch nahm er schließlich

       die Karte, um sie dem älteren Chinesen zu geben. Dieser las den Namen, hörte das, was der Direktor ihm sagte, an,

       ohne eine Miene zu verziehen, und gab dann seine Einwilligung durch ein kurzes Neigen seines Kopfes zu erkennen. Das

       hatte ich nicht erwartet. Doch


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