Unser Fräulein Doktor Teil 2. Wolf- Dieter ErlbeckЧитать онлайн книгу.
In diesem Augenblick bog Babsi um die Ecke und als sie mich erspähte rannte sie auf mich zu, sprang etwa einen Meter vor mir ab, ließ im Flug ihre Schultasche fallen, und landete ohne Komplikationen in meinen ausgebreiteten Armen.
„Wie war das“, hörte ich Hartmut, „wie weit kann ein nasser Mehlsack fliegen?“ Ohne auf die Umherstehenden zu achten küssten wir uns bis das Glockenzeichen der Schule uns den Beginn des Unterrichts anzeigte.
Auf dem Weg in unser Klassenzimmer trat Babsi Hartmut gekonnt in den Allerwertesten, mit der Bemerkung:
„Ein weiblicher nasser Mehlsack fliegt so weit, bis man ihn auffängt. Anders ist es bei dem männlichen, der fällt wie ein Stein auf die Erde.“
„Warum ein solches“, fragte Hartmut, während er sich mit schmerzverzerrten Gesicht an seinen Hintern fasste?
„Wegen des Sackgewichtes du Schlauberger.“
Riesiges Gelächter zeigte an, dass es alle verstanden hatten.
Da wir heute fast den ganzen Tag bei unserem Fräulein Doktor Unterricht genießen wollten, verging der Tag auch wie im Fluge. In der letzten Stunde vor dem Wochenende durften wir Fragen stellen, aus allen Bereichen die uns beschäftigten.
Wolfgang schoss heute den Vogel mit seiner Frage ab:
„Wie alt muss man sein, um mit einem Mädchen schlafen zu können?“
Während sich alle Blicke auf Babsi und mich richteten, gab Hartmut seinen Senf dazu, noch bevor Lerche antworten konnte:
„Als Baby schon, wenn es beim Schlafen bleibt.“
Alle lachten erleichtert, ohne uns aus den Augen zu lassen.
„Ja lieber Wolfgang, das ist auch für mich eine schwierige Frage. Ich glaube, du wolltest mit dieser Frage etwas ganz bestimmtes erreichen, wirst aber einsehen, dass ich als eure Lehrerin nur eine ganz allgemeine Antwort geben kann. Man sagt, dass beide Partner die dazu erforderliche Reife benötigen. Da ist zugegebenermaßen eine recht dehnbare Auslegung möglich. Die erforderliche Reife kann man mit 16, 17 oder auch 18 Jahren haben, unter Umständen aber auch erst mit 20 oder 21 Jahren, oder überhaupt nicht.“
„Wie Wolfgang“, musste Hartmut dazwischen schießen.
„Deine unqualifizierte Zwischenbemerkung war überflüssig“, konterte Lerche auch gleich, „denn dir spreche ich die erforderliche Reife schlichtweg ab. Vielleicht ist Wolfgang da sogar ein gut Stück weiter als du. Aber zurück zu deiner Frage Wolfgang. Zu der erforderlichen Reife gehört natürlich auch das entsprechende Umfeld, das stimmen muss, und um es ganz krass zu sagen, die Schule sollte solange man in der Ausbildung steckt immer Vorrang haben.“
Wieder richteten sich aller Blicke auf uns zwei.
Aus der hinteren Reihe kam von Monika, die erst auf die letzte Minute eingetroffen war, hart und unerbittlich die Frage:
„Wie denkst du als Klassensprecherin eigentlich über das Alter für die erforderliche Reife?“
Die Frage stand im Raum wie ein Donnerschlag. Es herrschte Totenstille, als Babsi antworten wollte, aber von Lerche unterbrochen wurde:
„Wenn du nicht willst, musst du diese Frage nicht beantworten. Ich finde sie reichlich überzogen.“
„Ich würde aber gern antworten Fräulein Doktor!“
„Aber bitte überlege dir deine Antwort genau“, versuchte es Lerche ein letztes Mal, aber Babsi war nicht zu bremsen.
„Ich weiß nicht wie es um deine Reife bestellt ist, aber ich für meine Person kann sagen, ich fühle mich physisch und psychisch voll in der Lage mit einem Jungen den ich liebe diesen Schritt zu vollziehen.“
Völlig unerwartet begann Alex zu klatschen und Steffi schloss sich an, bis schließlich die ganze Klasse unter Johlen und anderen Beifallskundgebungen in das Klatschen einfiel.
Monika saß ziemlich erschlagen auf ihrem Stuhl und tat mir sofort unglaublich leid. Das hatte sie nicht verdient! Entschlossen stand ich auf und sagte:
„Ich glaube nicht dass wir dieses Thema hier vertiefen sollten, da die überwiegende Mehrheit nicht über diese von unserem Fräulein Doktor erwähnten Reife verfügt.“
Über einige Missfallenskundgebungen setzte ich mich hinweg und ergänzte meine Ausführungen:
„Und was Monika betrifft, die besitzt hundertprozentig die erforderliche Reife, die einigen in unser Klasse noch abgeht.“
Erneut erklungen einige Missfallensbekundungen und Hartmut raunte mir zu:
„Das war es dann mit deiner Wiederwahl als Babsis Stellvertreter.“
Lerche die still in sich hineinlächelnd unsere kleine Auseinandersetzung verfolgt hatte, bemühte sich nun, wieder alle Wogen zu glätten:
„Ich sagte es ja eingangs, der Eine ist eher und der Andere später dazu in der Lage. Niemand muss darauf stolz oder traurig sein. Bei seiner Geburt ist das in der Tat schon programmiert.“
Sie sah sich um sagte:
„Wenn es keine Fragen mehr gibt, vielleicht noch ein Wort zu Dieter.“
Alle schauten auf mich, weil sie dachten, jetzt kommt doch noch ein Anschiss, aber sie beendete lächelnd ihre Ausführungen mit den Worten:
„Wie ihr alle wisst ist er einer von einigen aktiven Sportlern in der Klasse. Am Samstag nun steigt er das erste Mal in den Ring gegen einen nicht sehr bequemen Gegner, wie ich mir habe sagen lassen. Es wäre sicherlich auch für ihn recht schön, wenn er eine lebhafte Unterstützung erfahren würde. Herr Walter hat mir hier noch einige Freikarten gegeben, die ich an Interessenten verteilen soll. Dann wünsche ich euch ein schönes Wochenende.“
„Kommen Sie denn auch“, wollte ich wissen?
„Ich werde doch den ersten Kampf meines Lieblingsschülers nicht verpassen“, sagte sie leise zu mir und ich war sehr stolz darauf.
Auf dem Schulhof wartete Babsi freudestrahlend auf mich:
„Du ahnst gar nicht wie gut du meinen Eltern angekommen bist. Ich bin richtig stolz auf dich.“
Sie umarmte mich und presste einmal mehr ihre atemberaubenden Lippen auf meinen Mund.
Trotz der noch immer herrschenden eisigen Kälte jagten mir Hitzeschauer über den Rücken.
„Musstest du eigentlich vor der gesamten Klasse eingestehen, dass wir zusammen geschlafen haben“, fragte ich sie nachdem ich wieder Luft holen konnte?
„Erstens habe ich nichts eingestanden und zweitens hat mich Moni mit ihrer provozierenden Frage unnötig gereizt.“
„Du hast gesagt dass du dich physisch und psychisch voll in der Lage fühlst mit dem Jungen, den du liebst zu schlafen und alle wissen, dass du mich liebst.“
„Ich habe das Wort schlafen nicht in den Mund genommen, sondern von dem Schritt vollziehen gesprochen, was auch immer das bedeutet. Außerdem ist es mir völlig egal was die Anderen von mir denken. Du hast doch selber auf der Klassenfahrt gesagt mein Ruf ist ruiniert.“
„Das geschah allerdings unter anderen Umständen.“
„Und warum musstest du Monika in Schutz nehmen“, fragte sie?
„Weil sie mir leid tat und weil ich sie nach wie vor gerne habe.“
„Hoffentlich bleibt sie die Einzige von deinen Verflossenen die dir Leid tut?“
„Babsi, wollen wir uns streiten“, fragte ich leicht angesäuert?
„Wer hat den angefangen“, fragte sie trotzig?
Mir wurde die Angelegenheit zu dumm und ich wollte mich umdrehen und einfach gehen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne sie gemacht.
Wie ein Schraubstock umklammerte ihr zartes Händchen mein Handgelenk und