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Der Kaiser von Elba. Ole R. BörgdahlЧитать онлайн книгу.

Der Kaiser von Elba - Ole R. Börgdahl


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ist das für eine Rasse?«, fragte ich.

      »Ein Laekenois, ein Hirtenhund, er kommt aus dem Wallonischen. Mein Großvater hat ihn mir geschenkt, er darf nicht sterben.«

      »Er wird auch nicht sterben«, sagte ich. »Du musst ihn jetzt in Ruhe lassen und nur darauf achten, dass er sein Wasser bekommt.«

      Ich wusste nicht, ob mein Rat das Leben des Hundes rettete, aber ich spürte, dass meine Worte Philippe beruhigten. Ich ließ mir die Stelle in der Scheune zeigen und legte Ponto dort nieder. Philippe stellte eine flache Schüssel vor die Schnauze des Hundes und füllte sie bis zum Rand mit frischem Wasser aus dem Brunnen im Hof. Wir standen noch ein paar Minuten andächtig vor Pontos Lager, zogen uns dann zurück. Philippe ging ins Haus, während ich mich zu einem Spaziergang Richtung Orangerie aufmachte.

      *

      Ich hoffte Madame Durant in der Orangerie anzutreffen, unternahm vorher aber noch einen Umweg über das Schloss Versailles, da ich mich bei der preußischen Kommandantur nach neuen Befehlen erkundigen wollte. Ich befand mich immer noch in der Rolle eines Beobachters. Die Gemeinsamkeit zwischen mir und den Preußen unter Generalfeldmarschall Barclay de Tolly bestand allerdings darin, dass wir zur Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen Karl Johann gehörten, dem ehemaligen französischen Maréchal Jean Baptiste Bernadotte, meinem zukünftigen König.

      Versailles war weiterhin vom Korps Bülow besetzt. In einem Seitenflügel des Schlosses waren einige Büros eingerichtet und mir kam die rege Geschäftigkeit der Stabsoffiziere sehr bekannt vor. Ich traf auf einen jungen Hauptmann, der mich über die Lage in Kenntnis setzte. Paris war gefallen und in der Hand der Koalition. Dies hatte ich selbst miterlebt, hatte selbst im Gefecht gestanden, aber wir hatten nicht gegen den Kaiser der Franzosen gekämpft, sondern gegen seine Maréchaux de Marmont und Mortier, die noch rechtzeitig in die Hauptstadt zurückgekehrt waren, um uns die Einnahme von Paris mit viel Blut bezahlen zulassen.

      »Bonaparte sitzt jetzt und heute in Fontainebleau«, klärte mich der Hauptmann auf. Er legte eine Karte auf den Tisch und wir beugten uns darüber.

      »Wie weit ist das?«, fragte ich.

      »Gut fünfunddreißig Meilen von Paris entfernt. Es reicht also ein Tagesmarsch und die Schlacht entbrennt von neuem.«

      Der Hauptmann tippte mit der Spitze eines Brieföffners auf die Karte und zog einen Bogen.

      »Wir könnten ihm den Weg abschneiden, aber wie es derzeit aussieht, also was wir so aus Fontainebleau hören …« Er zögerte.

      »Sie können frei sprechen«, forderte ich ihn auf, »ich gehöre zu Major Kungsholms Leuten.«

      Er nickte. »Jedenfalls haben wir Nachrichten aus Fontainebleau. Napoléon hat seine Maréchaux um sich versammelt, die, die es noch zu ihm geschafft haben. Jedenfalls scheint sich die Lage zu verändern.«

      »Was meinen Sie damit?«

      Der Hauptmann zog eine Depesche aus der Schublade des Schreibtisches und gab sie mir. Während ich las, klärte er mich über den Inhalt auf.

      »Ney hat sich ihm entgegengestellt. Sein Kaiser wollte gegen Paris ziehen, aber Ney hat auf ihn eingeredet. Ich denke sie haben Napoléon die Gefolgschaft verweigert. Es gibt keinen Marsch auf Paris, wir bleiben weiter hier und warten ab.«

      »Und Sie meinen nicht, dass das eine Finte ist?« Ich bemühte die Karte. »Ein Gewaltmarsch, ein großer Bogen, das sind höchsten sechzig Meilen, die ein Napoléon in zwei Tagen schafft. Er kommt dann von Norden nach Paris und wir rennen von Versailles aus ins Leere.«

      Der junge Hauptmann schüttelte den Kopf. »Unsere Nachrichten sind sicher. Napoléon soll bereits an den Bedingungen arbeiten, unter denen er der Koalition eine Abdankung anbietet.«

      Ich zögerte, nickte dann aber. »Sie werden recht haben. Ich muss jetzt auch Korrespondenz mit meinem Vorgesetzten halten. Vielleicht bekomme ich neue Befehle oder ist schon etwas für mich eingegangen?«

      »Mir liegt nichts vor und der Bote aus dem Hauptquartier ist heute Morgen bereits da gewesen. Wenn Sie sich beeilen, lasse ich ihn zurückhalten, damit er etwas von Ihnen mitnehmen kann.«

      Der Hauptmann deutet auf einen der Schreibtische und bot mir dort neben einem Platz auch Papier, Feder und Tinte an. Ich setzte mich auch sofort hin und begann meinen Eindruck von der Lage in Versailles niederzuschreiben. Alles andere, was ich von dem Hauptmann erfahren hatte, brauchte ich nicht zu berichten, da ich davon ausging, dass diese Nachrichten längst Major Kungsholm und den Stab des Kronprinzen erreicht hatten.

      Ich beendete mein Schriftstück, schlug es ein und verwendete ein Siegel unserer preußischen Verbündeten. Ich war dabei, als der Bote meinen Brief in seiner Dokumententasche verstaute und der Mann sofort sein Pferd bestieg und los ritt. Ich verabschiedete mich vom Hauptmann und trat endlich meinen Weg zur Orangerie an. Ich fand einen Durchgang, kam hinter das Schloss und nahm eine der flachen Treppen, die links und rechts hinunter auf die Ebene des Orangeriegartens führten.

      Ich befürchtete schon, Madame Durant nicht mehr anzutreffen. Und ich musste sie tatsächlich in dem Gewirr aus Gängen und Gewächshäusern suchen. Denn obwohl ich nach ihr fragte, erhielt ich nur unzureichend Auskunft von den zumeist sehr zurückhaltenden Arbeitern, denen ich in den Anlagen begegnete. Ich fand Bellevie schließlich an einem Tisch sitzend, der im Freien vor einem großen Beet mit frühblühendem Lavendel aufgebaut war.

      Sie schrieb irgendwelche Zahlen in eine Liste und ich beobachtete sie dabei einige Minuten. Sie war so auf ihre Schreibarbeit konzentriert, dass sie mich nicht gleich bemerkte. Daher hatte ich Gelegenheit ihr schönes Gesicht zu betrachten, das umrahmt von ihrem rotbraunen Haar Anmut und etwas Edles ausstrahlte, was mir zu beschreiben schwerfiel. Dann blickte sie auf und ich bildete mir ein, dass ihre blauen Augen zu strahlen begannen. Ihr Lächeln aber, nahm mir plötzlich jeden Mut. Ich wurde sogar verlegen und begann sie unbeabsichtigt anzustarren. Und ich hoffe nicht, dass es so aussah, als sei ich entrückt, obwohl ich mich genauso fühlte.

      »Sie kommen spät«, sagte sie zu mir.

      Ich zögerte kurz, fand dann aber wieder zu mir selbst. »Oh, haben sie auf mich gewartet?«

      »Nein, nein, aber Philippe hat sie wohl überholt. Er war vor zehn Minuten hier und suchte sie. Er war sicher, sie seien vom Haus Richtung Orangerie gegangen, als er sie das letzte Mal gesehen hat.«

      »Ach so, ja, das ist auch ganz richtig, dann bin ich aber doch zum Schloss hoch. Ich hatte Pflichten, Sie verstehen?«

      »Selbstverständlich hat ein schwedischer Offizier Pflichten«, sagte Madame Durant und lächelte.

      Ich war versucht, ihr von den Neuigkeiten zu berichten, davon, dass der Krieg ein Ende gefunden hatte und dass Napoléon Bonaparte, dass ihr Kaiser, zur Abdankung bereit sei. Ich unterließ es, da es mir nicht angebracht erschien. Sie hatte keinen Grund, sich darüber zu freuen, dass man ihre Nation besiegt und ihren Herrscher erniedrigt hatte.

      »Was sind denn Ihre Pflichten, Madame Durant?«, fragte ich stattdessen.

      Sie lächelte erneut. »Mir sind die Bücher anvertraut, obwohl ich gar nicht weiß, wie es hier jetzt weitergehen soll. Meine Vorgesetzten, wenn ich sie so nennen darf, haben diesen Ort nämlich auch verlassen. Das Schloss und die Gärten sind ohne Führung und ich denke, obwohl ihre Armee in Versailles jetzt für Recht und Ordnung sorgt, hat sie doch im Moment wohl wenig Interesse an unseren Blumen und Gehölzen. Leider ist nicht Winter, sondern ganz im Gegenteil eine sehr entscheidende Gartenzeit, so dass ich hier nichts ruhenlassen kann.«

      »Das ist doch eine herrliche Pflicht, Blumen und Garten«, sagte ich euphorisch. »Sie müssen mir glauben, dass mich das sehr interessiert. Als ich vor wenigen Tagen erfuhr, dass es nach Versailles geht, habe ich mich schon darauf gefreut, den Park zu sehen. Und Ihre Führung gestern hat mir bewiesen, wie recht ich hatte.«

      Dies war eine Lüge, die ich aber überhaupt nicht bereute, denn Madame Durant schenkte mir ein weiteres Lächeln, herzlicher als das vorherige.

      »Sie müssen mir zeigen, was sie hier noch alles machen«,


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