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Traumwandler. Julia SkyeЧитать онлайн книгу.

Traumwandler - Julia Skye


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dann stand ich plötzlich inmitten einer Lichtung.

      Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen – denn erneut war das Blut überall. Ich schnappte nach Luft, Kälte floss in meine Kehle und ich begann zu husten. Mein Atem wollte sich nicht beruhigen.

      Mein Herz raste noch immer; mein Blick wie gebannt von dem Blut. Dann realisierte ich langsam, dass ich vermutlich immer noch verfolgt wurde.

      In Erwartung, wieder in die eisblauen Augen des Wolfes zu blicken, wirbelte ich herum – die Lichtung war vollkommen leer. Der Wald war ruhig. Kein Blatt bewegte sich.

      Es gab nur mich – und den blutgetränkten Schnee.

      Oh Gott. Ich spürte, wie meine Knie unter mir nachgaben. Das war einfach zu viel.

      Ich spürte etwas Nasses auf meinen Wangen, doch ich war mir nicht sicher, ob es Tränen des Schocks waren oder das Eis, das von den Bäumen tropfte und sich auf meiner Haut in Wasser verwandelte.

      Wo zur Hölle war ich? Und wieso musste es so kalt sein?

      Ich merkte, wie meine Lippen zu zittern begannen. Wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, streckte ich meine Hand dem Schnee entgegen.

      Als ich sie wieder hob, war sie vollkommen rot.

      Mein Magen drehte sich herum. Das Blut fühlte sich warm an, was in krassem Gegensatz zu der Kälte um mich herum stand. Ich merkte, wie ich in eine Art Hypnose fiel – oder vielleicht wurde ich einfach nur ohnmächtig.

      Ich konzentrierte mich darauf, meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wolken formten sich vor meinem Gesicht.

      Wenigstens ist der Wolf nicht mehr da, schoss es mir durch den Kopf.

      In dem Moment hörte ich plötzlich ein lautes Jaulen, das jedem Werwolf Konkurrenz gemacht hätte.

      Ich stieß ein merkwürdiges Stöhnen aus. Ich versuchte, mich aufzurappeln, wobei ich ausrutschte und wieder hinfiel. Auf Händen und Füßen krabbelte ich halb weiter, bis ich endlich wieder aufstehen konnte.

      Und dann rannte ich wieder – ich war mir nicht einmal sicher, aus welcher Richtung das Jaulen kam. Im schlimmsten Fall lief ich direkt darauf zu.

      Schon nach wenigen Sekunden war ich wieder außer Atem. Allerdings konnte ich nicht anhalten, denn das Jaulen war nun wieder näher; vermischt mit einem tiefen Knurren.

      In dem Gebüsch neben mir raschelte es; es schien fast, als würde der Wolf parallel neben mir rennen. Ich versuchte, nicht zu kollabieren und zwang mich, irgendwie in Bewegung zu bleiben.

      Beinahe wäre ich gestolpert.

      Nun war ich mir sicher, etwas oder jemand rannte neben mir; aber warum griff es nicht an?

      Als hätte es meine Gedanken gelesen, sprang auf einmal etwas aus dem Blätterwerk neben mir. Ich sah nur noch weißes Fell aufblitzen, eisblaue Augen, ein geöffneter Mund mit spitzen Zähnen, der auf mich zukam -

      Ich schrie.

      Und dann hörte ich plötzlich eine Stimme. “Rose? Willst du nicht herunterkommen? Es gibt Lasagne.”

      Ich befand mich auf dem Boden meines Zimmers. Zitternd und schweißgebadet. Ich merkte, dass ich hysterisch wimmerte und presste schnell meine Lippen zusammen.

      Lasagne. Benommen sah ich mich um. Ich keuchte noch immer. Als ich meine Hand berührte, merkte ich, wie eiskalt meine Haut war.

      Verflucht.

      Ich zuckte zusammen, als es an der Türe klopfte. “Ich komme gleich”, krächzte ich.

      “Alles in Ordnung?”, hörte ich die Stimme meines Dads.

      “J-ja.” Ich hoffte, er hörte nicht, dass ich kurz davor war, einen hysterischen Anfall zu bekommen. “Ich muss nur kurz… auf die Toilette.” Musste ich wirklich, aber nur um im Spiegel zu überprüfen, dass ich nicht aussah wie eine Hexe – oder voller Blut war.

      Im Badezimmer angekommen, ließ ich mir zuerst einmal heißes Wasser über die Hände laufen – die nicht blutverschmiert waren. Noch immer zitterte ich vor Kälte.

      Langsam blickte ich hoch und sah in meine vertrauten, braunen Augen, die genauso geschockt blickten wie auf dem Bild auf meinem Handy.

      Mein Handy! Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass meine Schwester versucht hatte, mich zu erreichen. Und diese unbekannte Nummer, die in meinem Gehirn herumgestöbert hatte…

      Gott, ich hatte Kopfschmerzen.

      Ich musste unbedingt mit Caro reden. Ich musste es ihr erzählen – irgendjemandem erzählen. Auch wenn sie mich vermutlich in die Klapse verfrachten würde. Aber besser, ich redete mit ihr als mit meinen Eltern. Was sie sagen würden, konnte ich mir schon denken.

      Also musste ich mich jetzt ganz normal verhalten, meine Lasagne essen und schön von meiner Reise erzählen.

      Und irgendwie versuchen, zu verdrängen, dass ich gerade fast von einem imaginären Wolf verspeist worden war.

      Ich versuchte, zu lächeln. Es sah eher wie eine Grimasse aus.

      “Ach, scheiß drauf”, murmelte ich. Ich zitterte noch immer leicht. “Tief durchatmen”, sagte ich mir.

      “Rose, die Lasagne wird kalt!”, ertönte die Stimme meiner Mum.

      Was, wenn es mir während des Abendessens passierte? Wenn ich nicht einmal fünf Minuten hierbleiben konnte, bevor ich wieder in… ja, in was? Was war es? Meine Träume? Meine Visionen? Visionen und Träume, von denen man Bilder machen konnte?

      Mit einem Stöhnen ließ ich meinen Kopf gegen das Waschbecken krachen. Verdammte Scheiße. Vielleicht hatte ich ja doch versehentlich irgendwelche Drogen eingenommen, ohne es zu bemerken. Oder ich hatte mir alles nur eingebildet. Aber warum kam es mir dann so echt vor? Ich hätte schwören können, dass ich, streckte ich die Hand aus, wieder den Schnee fühlen konnte. Und das Blut. Ich erschauderte.

      Wieso konnte ich nicht am Strand sein, mit Muscheln, Sand und Sonne? Warum musste ich in einer blutigen Schneelandschaft herauskommen? Oder davon träumen?

      Was auch immer.

      “Rose!” Meine Mum klang nun ungeduldig

      “Ich komme!”, rief ich zurück. Lasagne. Wäre ich nicht so hungrig gewesen, wäre ich vermutlich nicht aus dem Badezimmer herausgekommen. Aber von einem Wolf durch den Wald gejagt zu werden, macht einen ganz schön hungrig.

      Ich versuchte, nicht paranoid auszusehen, als ich nach unten ging. Auch wenn ich meine Hände tief in den Taschen meiner Jogginghose vergraben hatte, damit niemand sah, wie sie zitterten.

      Meine Eltern saßen am Tisch, unterhielten sich ganz normal. Beide sahen auf, als ich hereinkam.

      Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich Angst, ich würde nun hier zusammenbrechen und ihnen alles erzählen. Dann biss ich mir leicht auf die Zunge und zwang mich zu einem Lächeln.

      “Hi.” In meinem Kopf sah ich noch immer die eisblauen Augen des Wolfes. Mein Herzschlag beschleunigte sich wieder. Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten.

      “Bist du okay?” Meine Mum musterte mich scharf.

      “Klar.” Ich versuchte, ganz normal zu klingen und setzte mich hastig hin, bevor meine Wackelpudding-Beine unter mir nachgaben.

      Eine Weile redete keiner von uns. Ich hatte dermaßen Hunger, dass ich mich zwingen musste, langsam zu essen – was dadurch erleichtert wurde, dass ich mich gleichzeitig darauf konzentrieren musste, meine Hände ruhig zu halten.

      Mir war bewusst, es war nicht normal, dass ich nicht augenblicklich mit allen Erlebnissen meiner Reise herausplatzte, aber ich war mir nicht sicher, ob ich mich noch überhaupt an irgendein Ereignis meines Trips erinnerte – von dem katastrophalen Rückflug mal abgesehen.

      Deshalb hoffte ich einfach, meine Eltern dächten, ich sei müde; oder von mir aus in einer miesen Stimmung.

      Dann


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