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Traumwandler. Julia SkyeЧитать онлайн книгу.

Traumwandler - Julia Skye


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Geräusch neben mir ließ mich auffahren. Es war nur der Taxifahrer, der die Türe geöffnet hatte.

      “Ma’am, wir sind angekommen”, sagte er, leicht vorsichtig, als erwartete er, dass ich gleich ohnmächtig werden würde.

      Ich glaube, ich nickte. “Ja”, sagte ich. Ich drückte ihm einen Geldschein in die Hand; vermutlich das Doppelte von dem, was ich ihm schuldete. Dann packte ich meinen Trolley und machte mich auf in Richtung Haus. Auf dem Weg zur Eingangstüre ließ ich mein Handy unauffällig in einen Busch gleiten.

      Ich würde einfach sagen, ich hätte es in London verloren. Oder fallengelassen.

      In meinen Ohren rauschte es. Ich hoffte, meine Eltern würden mir meine Ausrede, dass ich zu müde war, um zu reden, abkaufen.

      Ich klingelte.

      Anstatt des normalen Klingeltons, den ich gewohnt war, hörte ich plötzlich das Jaulen eines Wolfes.

      Ich schreckte zusammen, stieß einen lauten Schrei aus und fuhr herum; in Erwartung, das Biest würde nun mitten in unserem gemütlichen englischen Garten stehen, drauf und dran, mich zum Abendessen zu verspeisen – stattdessen stand dort meine Schwester.

      “Melody”, stieß ich aus. “Was machst du denn hier?”

      “Geh zurück”, sagte sie.

      “Was?”, keuchte ich. “Wie meinst du das?”

      “Rose?”, hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir. “Alles in Ordnung, Liebes?”

      Ich wirbelte herum; vor mir stand meine Mum. Sie sah mich verwirrt und leicht besorgt an. “Ist alles in Ordnung, Rose?”, wiederholte sie, dieses Mal klang ihre Stimme merkwürdig.

      Ich fragte mich; warum sie nicht ausrastete, immerhin war Melody -

      Als ich mich wieder umdrehte, war unser Garten leer. Keine Melody. Und erst recht kein übergroßer Wolf mit gefletschten Zähnen. Nur unsere Tulpen und Rosen.

      Oh Gott.

      Ich drehte mich wieder zu meiner Mum. “Hi”, sagte ich. “Ich...ähm, tut mir leid, ich bin ein wenig müde.” Ich wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern quetschte mich an ihr vorbei ins Haus.

      Mein Dad kam mir schon im Flur entgegen. “Oh, Rose, schön, dass du wieder hier bist.” Er umarmte mich flüchtig, dann sah er mich an. “Alles in Ordnung?”

      Ich nickte so heftig, dass ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde gleich abfallen. “Klar”, sagte ich und manövrierte meinen Trolley auf die erste Stufe der Treppe; eine klare Ankündigung, dass ich mich gleich in mein Zimmer begeben würde.

      Auch wenn mein Handy draußen im Busch vor sich hin gammelte, hatte ich noch immer meinen Laptop, um Caro anzurufen – ich musste einfach mit ihr reden und ihr alles erzählen.

      “Ich gehe nach oben, okay?”, fragte ich. “Ich kann ja morgen erzählen...ich bin ziemlich müde.”

      “Klar.” Meine Mum antwortete so schnell, dass ich sie verwundert ansah.

      “Oh, aber kann ich mir vielleicht dein Handy kurz ausleihen, Rose?”, fragte dann mein Dad. “Meines ist kaputt gegangen und ich muss kurz einen Anruf tätigen. Du weißt, ich komme mit Mum’s Handy nicht klar.”

      Ich starrte ihn an. Fast hätte ich gesagt “Dann hol es dir, draußen im Busch liegt es.” Stattdessen brachte ich “Ich hab es in London verloren” heraus.

      Meine Eltern starrten mich an.

      Ich starrte zurück.

      War ich paranoid? “Ich muss nach oben”, stieß ich aus. “Tut mir leid, Dad… ich, ähm, bestelle mir morgen ein Neues, okay?”

      “Klar, kein Problem.” Ich sah ihn nicht mehr, weil ich mich schon damit abmühte, meinen Koffer nach oben zu schleppen, aber seine Stimme klang ganz normal.

      Vermutlich war ich wirklich paranoid.

      Als ich in meinem Zimmer angekommen war, ließ ich meinen Koffer auf den Boden krachen (und hoffte, unten rieselte nicht der Putz von der Decke). Leichter Schwindel überkam mich.

      Puh, ich hatte mich anscheinend mit meinem Koffer überanstrengt.

      Ich begab mich an meinen Schrank, um meinen Laptop heraus zu kramen. Als ich meine Hand ausstreckte, um die Schranktüre zu öffnen, sah ich plötzlich nicht mehr meinen Arm, sondern den der alten Dame.

      Und das Tattoo auf ihrem Arm...war kein Hund.

      Es war ein Wolf.

      Ich stieß einen leichten Schrei aus und taumelte zurück; mein Arm war wieder mein Arm. Ich keuchte auf, mein Herz fing an zu rasen. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf müsse jeden Moment explodieren.

      Die alte Frau hatte einen Wolf auf ihrem Arm! Jemand hatte mich in einem Traum gefilmt. Meine Schwester stand in unserem Garten und war plötzlich verschwunden; abgesehen davon, dass sie mich schon den ganzen Tag mit Anrufen bombardierte. Mein Handy schien ein eigenes Gehirn zu entwickeln.

      Der Schwindel nahm zu. Mir wurde glühend heiß; dann kalt. Unwillkürlich wanderten meine Gedanken zurück zu dem Blut an meinen Händen und ich merkte, wie Übelkeit in mir hochkam. Ich konnte nicht mehr atmen.

      Der Raum zog sich zusammen. Ich fühlte mich eingeengt – in meinem Zimmer, in unserem Haus, in der Welt selbst.

      In meinem Kopf hämmerte es. Mir wurde es kalt, noch kälter. Die Kälte drang in meinen Körper ein; ich versuchte, nach Luft zu schnappen.

      Atemwolken bildeten sich vor meinem Mund.

      Ich stieß einen Seufzer aus, dann gaben meine Beine unter mir nach. Und ich fiel.

      Als ich unten ankam, stießen meine Knie nicht wie ich erwartet auf den harten Holzboden meines Zimmers.

      Stattdessen fiel ich direkt auf eisig kalten Schnee.

      Und dann hörte ich erneut das Knurren des Wolfes.

      Als ich wie belämmert aufblickte, stand er direkt über mir, den Mund geöffnet, sodass ich seine spitzigen Zähne sehen konnte.

      Oh, scheiße.

      Kapitel 2

      Ich stieß ein typisch spitzes Mädchenkreischen aus und krabbelte auf allen Vieren rückwärts. Der Wolf machte bisher noch keine Anstalten, auf mich zu zu kommen – vermutlich überlegte er sich gerade noch, wie er mich am besten verspeisen konnte.

      Langsam kam das Gefühl in meine Muskeln zurück. Während ich mit mir selbst diskutierte, ob es besser war, ihm in die Augen zu sehen oder seinen Blick zu meiden, stand ich auf. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding.

      Ich stand ihm nun direkt gegenüber, blickte in seine eisblauen Augen.

      Dann stieß der Wolf plötzlich ein Knurren aus. Speichel tropfte aus seinem Mund.

      Ich schnappte nach Luft. Es war, als hätte ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle, als ich mich umdrehte – und rannte.

      Natürlich wusste ich, dass ich ihm nicht entkommen konnte. Er war schneller als ich, viel schneller. Trotzdem hatte ich keine andere Wahl.

      Ein Teil meines Gehirns, das noch nicht ganz gelähmt vor Angst und Kälte war, registrierte, dass ich immer tiefer in den Wald hineinkam. Blätter streiften mein Gesicht und zerkratzten meine Haut, aber ich spürte es kaum. Das Einzige, was ich mitbekam war mein viel zu lauter Atem, der nach und nach zu einem Keuchen wurde.

      Die Kälte drang in meine Kleidung. Ich war mir sicher, dass ich schon ganz durchnässt war, aber auch das spielte keine Rolle. Ich wusste nicht einmal, wo der Wolf war. Ich erwartete, jeden Moment seine Zähne zu spüren, seinen heißen Atem im Nacken.

      Die Bäume wurden dichter und dichter. Vielleicht hatte ich das Biest schon abgehängt, aber ich wagte es nicht einmal,


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