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Mississippi-Bilder. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Mississippi-Bilder - Gerstäcker Friedrich


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die Glieder fast von dem schnellen Marsch, und die scharfen Steine haben mir Mokassins und Füße zerrissen.“

       „Also Du weißt sicher“, fragte der Jüngere, dessen Namen Thomson war, seinen wohl um zehn Jahre älteren Kameraden, „dass Du auf der richtigen Fährte bist? Und dass die Spanier diesen Weg eingeschlagen haben?“

       „Ich sah heute Morgen mit Tagesanbruch ihr Wachtfeuer unten an dem kleinen Schilfbruch, etwa anderthalb Meilen von hier, und hörte die Glocken ihrer Maultiere“, antwortete Preston.

       „Und wie viel Männer glaubst Du, dass zu dem Zuge gehörten?“, fragte der andere bedenklich.

       „Ich habe Dir schon gesagt“, entgegnete der Ältere mürrisch, „dass, so oft diese Fremden nun schon hier gesehen worden sind, nie mehr als zwei Männer von der Mündung des Hurricane aufwärts gingen, obgleich acht oder neun, gewöhnlich am Ausfluss des Hurricane, die Rückkehr der beiden Erstgegangenen erwarten.“

       „Ich kann aus der ganzen Geschichte nicht klug werden“, antwortete Thomson kopfschüttelnd, „und lieb wär es mir, wenn Du mir jetzt einmal reinen Wein einschenktest und alles, was Du davon weißt, erzählst; denn da wir das Abenteuer zusammen bestehen wollen, möchte ich doch auch nicht gerne im Dunkeln tappen.“

       „Gut“, erwiderte sein Kamerad, „der Regen hat ziemlich nachgelassen; so wollen wir denn zum Wasser hinunter gehen und dort unser Lager aufschlagen; bei einem guten Feuer und gehörig gebratenem Stück Hirschfleisch erzählt sich die Sache viel besser, und aufrichtig gesagt, werden wir wohl zum morgenden Tag unsere Kräfte noch etwas gebrauchen. Es fängt auch schon an, recht dunkel hier unten zu werden, und wir möchten das schwache Licht nötig haben, um schnell das nasse Holz in Brand zu bringen.“

       Damit, und ohne die Antwort seines Gefährten abzuwarten, klomm er einen schmalen Hirschpfad, der an den Fluss hinunter führte, abwärts und stand bald, von jenem gefolgt, an dem steinigen Bett des Hurricane, und zwar gerade da, wo dieser in einer Biegung, und in Folge einer unterirdischen Quelle, ein kleines Becken von tiefem, obgleich gegenwärtig durch den Regen etwas getrübtem Wasser enthielt.

       Das Gewitter ließ jetzt nach; weit im fernen Norden verhallte der Donner, und an vielen Stellen schaute der blaue, azurne Himmel durch die weißlich grauen Wolkenschleier, die, von einem frischen Südostwind gejagt, in langen, wehenden Streifen über das Tal hinweg zogen.

       Wenig aber schienen sich die beiden Männer des schönen Abends zu erfreuen, sondern waren nur eifrig bemüht, ein Feuer anzumachen, um sowohl bei der erwärmenden Glut Schutz gegen die keineswegs milde Nachtluft zu finden, als auch einige Stücke rohes Hirschfleisch, das Preston in einem frisch abgestreiften Fell umhängen hatte, zum Abendessen zuzubereiten. Thomson schlug jetzt Feuer an und entzündete einen, wohl mit Pulver eingeriebenen Lappen, während Preston kleine trockene Späne herbeibrachte, die er mit seinem Tomahawk aus einem umgestürzten, verdorrten Baume herausgehauen hatte. In wenigen Minuten flackerte auch, durch vereintes Blasen und Schwenken erweckt, eine schwache Flamme empor, die, durch schnell und sorgsam nachgelegte Stücke genährt, bald zur hohen, erwärmenden Glut emporloderte.

       Die Jäger hingen nun ihre Decken zum Trocknen an in den Boden gestoßene Stangen, sammelten von den umherliegenden, oft schon halb verfaulten Stämmen einige Rinde, die sie auf die Erde breiteten, um nicht auf dem nassen Boden liegen zu müssen, steckten dann dünn geschnittene Scheiben Hirschfleisch auf zugespitzte Hölzer nahe an die glühenden Kohlen und suchten die Zeit, in welcher das Fleisch briet, zu benutzen, sich selbst ein wenig zu trocknen und auszuruhen.

       Beide Männer waren in einfache, dunkelblaue Jagdhemden, aus grobem, wollenen Zeug gefertigt, gekleidet, doch hatte der Jüngere noch eine Art Garnitur von kurzen hellgelben Fransen an dem seinigen, mit der es am Kragen, an den Ärmeln und an allen Nähten besetzt war. Sie trugen lederne Leggins oder Gamaschen und Mokassins, und in ihren ledernen Gürteln, welche die Jagdhemden zusammenhielten, staken die breiten, langen Bärenmesser. – Prestons Kopf war mit einem alten, abgetragenen Filzhut bedeckt, während Thomson ein hellfarbiges Tuch fest um die Schläfe gebunden hatte, dass sein dunkles, lockiges Haar sich oben hindurch drängte.

       Ihre langen Büchsen, mit darüber hinhängenden Kugeltaschen, hatten sie an einen jungen Baum gelehnt, und warfen sich nun selbst, müde und matt von der gehabten Anstrengung, auf die Rindenstücke ans Feuer, dass die verdunstende Feuchtigkeit ihres Anzuges in dichten Dampfwolken von ihnen emporstieg.

       „Nun, Preston“, begann Thompson nach einiger Zeit, nachdem er sich eins der mit Fleisch besteckten Hölzer hingenommen, von den rohen Stücken die gar gekochten, dünnen Streifen abgeschnitten hatte, und das Übrige wieder zum Feuer zurück steckte, „rücke mit Deiner absonderlichen Erzählung einmal heraus, nenne die Gefahren und sage den möglichen Gewinn, dann werde ich Dich auch wissen lassen, ob ich mit von der Partie bin oder nicht.“

       „Wissen lassen – Partie sein oder nicht?“, fragte verwundert der also Angeredete, indem er sich auf einem Ellbogen emporhob und den jüngeren Kameraden staunend anschaute. „Sind wir denn hier in Sturm und Ungewitter hergekommen, damit Du jetzt noch zweifelhaft wärest, was Du tun oder lassen solltest? Wartest Du vielleicht nur noch darauf, eine etwas weniger günstige Beschreibung des Ganzen zu hören, um wieder ruhig heimzukehren und mir allein die Entdeckung zu überlassen, an die ich, wie Du weißt, nun einmal mein Leben gesetzt habe?“

       „Nun, nun“, lachte Thomson, „nur nicht so hitzig; heraus mit der Sprache; Du weißt, ich bin gewöhnlich der Letzte, der einen einmal gefassten Beschluss wieder aufgibt. Also klar und deutlich denn – was haben wir zu hoffen? Damit wir schnell und kräftig unsere Maßregeln treffen können.“

       „Gesprochen wie ein Mann“, antwortete der Ältere, wieder in seine behagliche ruhende Stellung zurückgleitend; „und nun erfahre denn auch alles, was ich von dem ganzen geheimnisvollen Leben und Treiben der Spanier weiß, denen ich jetzt schon jahrelang nachspüre. Aber noch nie hat ein Fuchs einen Hound17 mehr zum Narren gehabt und öfter von der Fährte abgebracht, als diese verwünschten Señores mich, der ich ihnen nicht weniger treu und gierig gefolgt bin. Du weißt, dass schon seit Jahren die Cherokee von einer Silbermine gesprochen haben, die sich irgendwo an den Wassern des Hurricane18 befinden und außerordentlich reichhaltig sein solle; nie aber konnten alle nur erdenkliche Versprechungen auch nur Einen von ihnen bewegen, den Platz genauer zu beschreiben, da nach ihren Gesetzen der Tod auf dem Verrat stand, trotzdem, dass doch Keinem von ihnen das Geheimnis mehr etwas nützen konnte. Einige Spanier aber müssen im Besitz desselben sein, denn schon seit langen Jahren (seit drei Jahren beobachte ich sie selber) kommen mehrere in lange mexikanische Mäntel gehüllte Gestalten mit drei oder vier Maultieren an die Mündung des Hurricane, wo der größte Teil derselben in dem fast undurchdringlichen Dickicht, von dem der Fluss seinen Namen hat, lagert. Zwei steigen dann mit den Tieren den Berg an der linken Seite des Flusses hinauf, ziehen auf der zweiten Terrasse von oben fort, durchschneiden dort den ,flat mountain‘ oder die mehrere hundert Schritt breite, offene Stelle am Abhang des Berges, dem kleinen Rohrdickicht gegenüber, das etwa eine Meile von hier den Fluss hinauf liegt, wenden sich dann wieder ins Tal, indem sie ihre Maultiere in dem Rohrdickicht ausgehobbelt (mit zusammengebundenen Vorderfüßen) lassen, und suchen dann die Mine auf, die, Gott weiß wo, aber irgendwo in dieser Gegend liegen muss. Nach vierundzwanzig Stunden schon kehren sie gewöhnlich mit schwerbeladenen Tieren zu ihrer Gesellschaft zurück, und sind dann wieder für zwölf Monate verschwunden. – Drei Jahre nun passe ich ihnen schon auf und habe, wenn sie fortzogen, mit unermüdlicher Sorgfalt ihren Spuren nachgeforscht, beide Seitenwände des ganzen Flussbettes von oben bis unten durchwühlt, fast keinen Stein unumgewendet liegen gelassen, als ob sämtliche Bären von Arkansas nach Würmern gesucht hätten, und – alles vergebens. Vom Schilfdickicht aus waren sie mehrere hundert Schritt bergan gestiegen, hatten sich aber dann so zwischen den Felsen und dem Gestein gehalten, dass jede Spur verschwand und mein Auge, sonst keineswegs eins der schlechtesten, ihrer Spur nicht weiter zu folgen vermochte. Zwei Jahre hintereinander machte ich solch‘ vergebliche Versuche, und zu meiner Schande muss ich’s gestehen, dass mich auch eine von den Nachbarn erweckte Furcht abhielt, meinen Nachforschungen den gehörigen Erfolg zu sichern. Diese erzählen den finsteren Spaniern nämlich viele schauerlich klingende Geschichten nach, dass sie zum Beispiel,


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