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Ein Mann will nach oben. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Ein Mann will nach oben - Ханс Фаллада


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was gedenkst du zu Anfang zu tun? Ich nehme an, daß diese Koksschlepperei nur ein Notbehelf war.«

      »Natürlich.«

      »Und was tätest du lieber?«

      »Am liebsten«, sagte der Junge, »wäre ich Chauffeur von einem erstklassigen Auto!«

      »Was?!« rief der Herr von Senden ein wenig enttäuscht. »Das denkst du dir als den Anfang deiner Eroberung Berlins?! Und wie soll das etwa weitergehen?«

      »Das weiß ich nicht. Das wird sich schon finden. Erst mal möchte ich Chauffeur sein.«

      »Nun gut«, sagte der Rittmeister. »Ich finde zwar diese Automobile unausstehlich. Sie machen Krach und stinken. Sie sind unfein – nur Pferde sind wirklich fein. Aber da auch der Kaiser darin fährt – meinetwegen! Also, mein Sohn, wir werden beide morgen früh ein erstklassiges Auto erstehen, und du wirst mein Chauffeur werden.«

      »Wie?« fragte der Junge. »Sie wollen wirklich?«

      »Ganz wirklich!«

      »Aber ein wirklich gutes Auto kostet einen Haufen Geld – über zehntausend Mark!«

      »Darum mach dir keine Sorgen. Das Geld wird da sein. Einverstanden, Karl Siebrecht?« Und er streckte ihm die lange weiße, mit den vielen Ringen geschmückte Hand hin.

      Dem Jungen war wie ein Traum. Was er sich sehnlichst gewünscht hatte, hier wurde es ihm am ersten Tag seines Berliner Aufenthaltes angeboten! Über jede Erwartung leicht! Aber, warnte es in ihm, das Leben durfte nicht wie ein Traum sein. Die gebratenen Hühner, die einem in den Mund fliegen, schmecken nicht wie die, die man sich erst erkämpft hat. Und überhaupt – was wollte dieser Mann? Er wollte sich seine Langeweile vertreiben, auf Geld kam es ihm nicht an! Er würde amüsiert zuschauen, wie sich dieser Jüngling Karl Siebrecht abstrampelte, und bei jedem Fehlschlag, bei jeder Enttäuschung würde er sagen oder doch denken: Ich habe es mir doch gleich gedacht! Wozu sich erst Mühe geben? Im gleichen Augenblick fiel dem Jungen die Rieke Busch ein. Die zweifelte weiß Gott nicht an sich, die hatte keine Zeit zur Langeweile. Die erlebte alle Tage Enttäuschungen und Fehlschläge, die fraß sie ohne weise Sprüche herunter, die arbeitete weiter. Und plötzlich hatte der Junge die unklare Vorstellung, als lägen da zwei Wege vor ihm und als müsse er bindend für sein ganzes weiteres Leben entscheiden, welchen Weg er gehen wolle: den glatten, bequemen, breiten Weg, auf dem der Herr von Senden sein Führer sein würde, oder den holprigen Pfad, auf dem Rieke Busch neben ihm ging, diesen Pfad, der sich sofort in Dickicht und Dunkel verlor ... Noch unklarer hatte der Junge etwas vor sich wie einen dritten Weg, er wollte an Erika Wedekind denken, aber schon hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung laut sagen: »Nein, danke, Herr Rittmeister. Ich möchte mir lieber allein helfen!«

      Er hörte den Rittmeister leise lachen. »Das habe ich mir beinahe gedacht, mein Sohn Karl«, sagte er höchst zufrieden. »Du hättest mich enttäuscht, wenn du dich anders entschieden hättest. – Aber was machen wir jetzt?«

      »Jetzt?« fragte Karl Siebrecht. »Jetzt gehe ich nach Haus, und morgen versuche ich mein Heil anderswo.«

      »Wieder auf einer Baustelle?«

      »Das weiß ich noch nicht.«

      »Oder irgendwas im Autofach?«

      »Vielleicht. Aber ich will mir nicht von Ihnen helfen lassen!«

      »Das sollst du auch gar nicht! – Sage mal, du hast mir doch gesagt, du bist der Sohn von einem Baumeister ...«

      »Ja, aber ...«

      »Da kannst du doch sicher mit Reißschiene und Zirkel umgehen?«

      »Ja, aber ...«

      »Und bestimmt kannst du auch Pausen von Bauzeichnungen machen?«

      »Ja doch! Aber ...«

      »Was würdest du dazu sagen, wenn du für den Anfang erst einmal auf dem technischen Büro von meinem Schwager Kalubrigkeit arbeiten würdest? Bloß so lange, bis du ein wenig in Berlin warm geworden bist? Du kannst dich ja dabei unter der Hand immer nach etwas anderem umsehen?«

      Der Junge grinste. »Herr Kalubrigkeit würde mich wohl denselben Augenblick rausschmeißen, wo er mich zu sehen kriegte!«

      »Dich zu sehen? Aber mein Schwager kommt nie auf sein technisches Büro! Glaubst du, das interessiert ihn? Kalubrigkeit ist doch kein Baumeister, Kalubrigkeit ist doch ein Bauunternehmer, den interessiert bloß Geld! Jawohl, er läßt sich mal auf dem Bau sehen, aber von der Bauerei versteht er gar nichts, er will nur Geld sparen, davon versteht er was! Nein, der Kalubrigkeit würde dich nie zu sehen kriegen, nach menschlichem Ermessen nie!«

      »Ich möchte nicht gern ...« sagte der Junge zögernd.

      »Sei doch kein Schaf, mein Sohn!« ermahnte ihn der Rittmeister milde. »Jetzt lehnst du doch nur ab, weil der Vorschlag von mir kommt. Aber ich sage dir, du bist mir zu gar nichts verpflichtet. Dein Feingefühl kann beruhigt sein. Ich weiß, sie haben augenblicklich irrsinnig zu tun auf dem Büro, sie planen eine riesige Geschichte im Bayrischen Viertel – weißt du, wo das ist?«

      »Nein.«

      »Das mußt du dir mal ansehen, das wird das Feinste vom Feinen. Fünfstöckige Mietshäuser mit erstklassig imitiertem bayrischem Fachwerk und goldenen Zwiebeln auf dem Dach! Na, und meinen Schwager läßt der Ehrgeiz nicht schlafen, so was muß er auch bauen! Da planen sie nun und zeichnen. Warum sollst du keine goldenen Zwiebeln zeichnen? Es kostet mir nur einen Anruf!«

      »Und nach einer Woche oder einem Vierteljahr soll ich zu Ihnen kommen und Bericht erstatten, nicht wahr? Und Sie reden mir alles kaputt, was mich gefreut hat!«

      »Nein, nicht einmal das sollst du! Wenn du keine Lust hast, brauchst du dich nie wieder in der Kurfürstenstraße zweiundsiebzig sehen zu lassen. Trotzdem es mich freuen würde. Aber du bist mir zu nichts verpflichtet. Im Gegenteil. Wenn du morgen früh um neun in das Büro Krausenstraße zwölf von Kalubrigkeit & Co. kommst – Co., das bin ich und noch ein Haufen fauler Nichtstuer –, dann wirst du ein Schild an der Tür sehen: ›Bauzeichner und Pauser gesucht‹. Du siehst also, ich mache dir keinen Extraplatz frei. – Einverstanden?«

      »Einverstanden!« sagte Karl Siebrecht.

      12. Der eifersüchtige Bäcker

      Das Mädchen war müde gewesen, der Junge war müde gewesen: sie waren beide am Herd eingeschlafen. Das Feuer erlosch, der letzte Hauch von Wärme verflog, nebenan in der Stube rührte sich Tilda im Schlaf: sie erwachten beide, es war ihnen kalt. »Gleich elfe«, sagte Rieke Busch und reckte sich. »Und Vata imma noch nich da!« – Der Junge hatte ein Schuldgefühl, er sagte nichts. – »Vata verträgt nich ville«, sagte das Mädchen wieder. »Und nu is er bald zwölf Stunden uff de Tour.«

      »Soll ich noch einmal hingehen und versuchen, ihn fortzukriegen?« fragte Karl Siebrecht.

      »Haste ihn nich weggekriegt, als er noch nüchtern war, wirste ihn nich wegkriegen, wenn er blau is, Karl«, sagte Rieke, und wenn diese Worte auch ohne eine Spur von Vorwurf gesagt waren, empfand sie Karl Siebrecht doch als Vorwurf. Wieder schwieg er.

      »De Elektrische jeht noch zwei Stunden«, meinte das Mädchen wie zu sich. »Ick könnte sehen, det ick ihn heimlotse.«

      »Dann gehe ich mit!« rief Karl Siebrecht entschlossen.

      »Zu wat denn?« fragte Rieke. »Schlaf dir lieber jut aus, det de morjen frisch bist for deine neue Stellung.«

      »Und du, Rieke, brauchst du keinen Schlaf?«

      »Ick bin wenig Schlaf jewöhnt, mir macht det nischt.«

      »Horch!« sagte der Junge. Ein aufheulender Windstoß hatte prasselnde Regentropfen gegen die Scheibe gejagt. »Wie das stürmt und regnet!«

      »Ja – und wenn er blau is, haut er sich hin, wo er jeht und steht. Dann denkt er, sein Bette is überall. – Ick jeh los. Hau dir in de Falle, Karl, det


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