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Ein Mann will nach oben. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Ein Mann will nach oben - Ханс Фаллада


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üppig, es gab in diesen Wochen nicht nur am Sonntag Fleisch. Und Rieke hatte schon Kohlen für den ganzen Winter gekauft und Kartoffeln, sie hatte für Tilda und sich warmes Zeug angeschafft, und bei alledem hatte sie sogar noch Geld zurückgelegt. »Ick jloobe wirklich, du hast det Jlück in't Haus jebracht, Karl«, konnte sie am Abend sagen, wenn die beiden in der Küche zusammensaßen. Tilda schlief dann schon, und der alte Busch saß am Fenster, starrte in die Nacht hinaus, das Schnapsglas auf dem Fensterbrett, er sah und hörte nichts.

      »Verrede es dir bloß nicht, das Glück«, sagte Karl Siebrecht warnend.

      »Ach wat! Unglück kommt von alleene, jetzt freu ick mir erst mal.«

      »Und was machst du mit all dem Geld, Rieke? Du mußt ja reich werden!«

      »Wer ick ooch! Karl, weeßte wat, aber det is noch tiefstet Jeheimnis, ick jloobe, ich riskier wat!« Sie sah ihn mit unternehmungslustigen, vor Freude glänzenden Augen an.

      »Was riskierst du denn, Rieke?«

      »Ja, wat wohl? Karl, ick koof mir 'ne Nähmaschine uff Abzahlung!«

      »Wirklich –? Was willst du denn mit einer Nähmaschine? Dein bißchen Näherei!«

      »Doch, det tu ick, dazu bin ick imstande; Karl, ha ick dir denn det noch nich jesagt? Doch, det ha ick schon jesagt, haste bloß vajessen, oller Tranpott! Det ist doch mein Traum seit meine Kindertage. Immer, wenn ick bei andere Leute komme, und die Madam sitzt an de Maschine und ritsch, 'ne Naht ruft», und ratscht, 'ne Naht runter, und denn meine fußlige Stichelei mit de Nadel – Karl, 'ne Nähmaschine, det is for mir det Höchste, danach kommt 'ne janze Weile jar nischt!«

      »Aber was hast du denn so viel zu nähen, Rieke?«

      »Ach, Karl, du bist doch bloß een Junge, darum redste ooch so dußlig! Zu nähen hat 'ne Frau immer, det merkt ihr Männer bloß nich! Und denn, wenn ick erst 'ne Maschine habe, denn mach ick all den Quatsch nicht mehr mit Reinmachen. Det bringt doch keen Jeld, Karl. Nee, denn nähe ick Konfektion ...«

      »Was tust du? Konfektion?«

      »Na ja, weeßte nich, wat Konfektion is? Ick denke imma, du weeßt allens! Denn näh ick Kindermäntel. Erst ha ick jedacht, ick näh Wäsche. Aber Wäsche ist mir zu poplig mit all die Knopflöcher und Spitzen an die weißen Hosen und Rüschen und Falten – det is nischt for mir. Bei mir muß allet fix jehen. Ick nähe Kindermäntel.«

      »Ja, kannst du das denn auch?«

      Sie warf ihre hellen Haare in den Nacken und lachte, lachte übermütig und siegesgewiß. »Du olla Dussel du! Und du willst wat Jroßes werden? Du willst janz Berlin erobern? Ja, kannste denn det? Haste det jelernt? Na, wenn du's noch nich kannst, denn lernste det. So schlau wie die anderen sind wir doch allemal! Oder nich –?«

      »Doch!« mußte Karl Siebrecht zugeben. »Aber wirst du auch Arbeit kriegen?«

      »Natürlich! Ick weeß schon 'ne Firma in de Jerusalemer, die nehmen mir jleich. Die machen det ohne Zwischenmeista, da vadiene ick noch extra wat bei. Jott, Karl, wenn ick erst meine Maschine habe, det soll ein Leben hier werden! Und immer bei Tilda'n – Tilda jar nich mehr alleene.«

      Der alte Busch hatte schon eine ganze Weile am Fenster sachte vor sich hingebrummt und gemurrt, sie hatten im Eifer ihrer Unterhaltung aber nicht auf ihn geachtet. Jetzt schlug er mit der Hand zornig gegen die Fensterscheibe, daß sie klirrte. Rieke Busch sprang auf. »Ja doch, Vata! Kriegst noch eenen. Sei bloß ruhig, du erschreckst ja det Kind! – So, siehste, Vata! Und trink schön langsam, noch eenen jibt es heute abend nich.«

      »Karl«, sagte sie dann und setzte sich wieder zum Jungen. »Kommste mit, wenn ich die Nähmaschine koofe?«

      »Aber ich verstehe nichts von Nähmaschinen!«

      »Doch nicht darum, Mensch! Bloß, weil ick so kleen bin! Weil ick se doch uff Abzahlung haben will! Du bist doch schon älter, und denn kannste jebildet reden. Wir machen denen einfach 'nen Schmus vor, det Mutta krank is und nich selba kommen kann.«

      »Was kostet denn so 'ne Maschine?«

      »Die, die ick möchte, zweihundertsechzig. Hundert Anzahlung, die ha ick nächste Woche zusammen, und der Rest alle Woche fünf Märker.«

      »Das dauert ja endlos, Rieke!«

      »Zweiunddreißig Wochen – det is nich sehr lange, Karl!«

      »Weißt du, Rieke, nehmen wir das Geld doch einfach von meinem Sparbuch! Daß wir die Leute da ankohlen sollen, das möchte ich nicht. Du kannst es dann ja alle Woche auf mein Sparbuch zurückzahlen.«

      »Det jibt et aba nich! Wat du dir bloß ausdenkst! Det is ja nich dein Geld, vastehste? Wa haben ausjemacht, daran jehn wa nur in de höchste Not. Biste jetzt in Not, Karl?«

      »Das nicht. Aber ich möchte wirklich nicht gern ...«

      »Ach, du mit dein feinet Jetue! Wollen wa denn die Leute rinlegen? Die sollen doch ihr Jeld kriegen, uff die Stunde kriegen se's! Det is doch bloß, weil ick noch so aasig jung bin! Na, Karl, zieh keenen Flunsch – willste oder willste nich?«

      »Ich will schon.«

      »Det is schön von dir, Karl, det freut mir. Du bist een richtiger Freund durch dick und dünn, so wat ha ick mir imma jewünscht. Ach, Karl, ick freu mir so! Komm, Karl, wollen wa eenen scherbeln?« Und sie summte, sich vor ihm drehend, den Rock hob sie mit gespreizten Fingern: »Kumm, Karlinecken, kumm, kumm, kumm in meine jriene Laube. Ach nee, so jeht det nich. Wie jeht denn det, Karl? Wat stehste denn da und starrst mir an wie Muffi? Ha ick wat an mir?«

      Ja, da stand er wie ein Stock und starrte sie an. Plötzlich war es ihm aufgegangen, wie hübsch seine kleine Freundin war, leuchtend von Leben, strahlend von Hoffnung. Er starrte sie an und begriff den Bäcker Ernst Bremer besser, dieser Bengel hatte einen Blick für hübsche Mädchen! Rieke Busch war schon jetzt ein verteufelt hübsches Mädchen, und sie würde noch zehnmal hübscher werden. Aber er wollte auf sie aufpassen, er wollte ihr ein rechter Bruder sein, ihr sollte kein Leid geschehen. Für solche wie den Bäcker war Rieke Busch nicht gewachsen. Und Karl Siebrecht zwang sich zu einer ernsten Miene, er sagte so steif wie der Rektor Tietböhl: »Ich glaube, Rieke, du hast deine Schularbeiten noch gar nicht gemacht, und es ist schon nach neun Uhr!«

      »Ach, die ollen Schularbeeten!« sagte Rieke und schob die Unterlippe verächtlich vor.

      »Und morgen hast du auch Konfirmanden-Unterricht, kannst du denn deine Sprüche schon?«

      »Ach, die ollen Sprüche! Wat ick mir for Sprüche schon koofe!«

      »Los, Rieke!« befahl er. »Hol deine Hefte und dein Neues Testament.«

      Sie sah ihn von der Seite an und brach in Lachen aus. »Jott, Karl, du jefällst mir!« rief sie. »Jenau wie Lehrer Jalle siehst du jetzt aus.«

      »Wir haben ausgemacht, Rieke, daß du regelmäßig und ordentlich deine Schularbeiten machst.«

      »Ja doch, Karl! Bloß, et hilft nischt.«

      »Natürlich hilft es.«

      »I wo! Ick bin dumm jeboren, und ick lerne ooch nischt zu.«

      »Du weißt ganz genau, daß du nicht dumm bist.«

      »Ja, allens wat ick for meine Arbeet brauche, det lerne ick sofort, aber die ollen Bucha –! Karl, schämste dir nich manchmal, det ick so unjebildet bin?«

      »Du bist meine kleine Schwester, und ich werde schon dafür sorgen, daß du nicht lange mehr ungebildet bist«, sagte er stolz.

      »Bin ick det, Karl? Bin ick deine Schwesta?« rief sie und lief auf ihn zu. »Det is jroßartig von dir, darauf jibst de mir 'nen Kuss!« Sie legte die Arme um seinen Hals. »Na, 'nen richtigen, 'nen richtigen süßen ... Mach die Oogen zu und denk, ick bin deine Ria –!«

      »Das darfst du nicht sagen, Rieke. Das schickt sich nicht! Du bist meine Schwester.«

      »Na, det weeß ick doch, du olla feina Hammel! Det ick nich deine Jeliebte


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