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Ein Mann will nach oben. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Ein Mann will nach oben - Ханс Фаллада


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noch was fragen!«

      »Ich hab dich doch schon gefragt«, sagte der andere halb im Gehen, »wie du heißt.«

      »Lüge nicht schon wieder!« rief Karl Siebrecht. »Du wolltest mich was anderes fragen, das habe ich wohl gemerkt.«

      Der andere wandte ihm sein Gesicht zu. Sie standen nahe beieinander, halb im Torweg, das Licht einer Gaslampe fiel auf ein vor Kälte bleiches Gesicht.

      »Ja«, sagte Kalli Flau, »ich wollte dich wirklich was anderes fragen. Es ist bloß so verdammt schwer. Sage mal, Karl –« er sprach immer langsamer und mühsam – »Karl«, er flüsterte nur noch, »glaubst du, daß es eine Schande ist, wenn man aus Hunger bettelt?« Er starrte mit weitaufgerissenen Augen aus bleichem Gesicht den anderen an. Sein Mund stand halb offen, seine Lippen zitterten.

      »I wo!« sagte Karl Siebrecht plötzlich. »I wo! Eine Schande – sich mit Grog besaufen, das ist eine Schande! Komm her, Kalli, jetzt schieben wir erst das Rad in den Keller, und dann kommst du mit mir aufs Lager. Der Chef ist schon fort, und ich habe die Schlüssel. Mein Abendbrot habe ich auch noch nicht gegessen, ich bin heute einfach nicht dazu gekommen. Ach, stell dich bloß nicht an, ich kriege schon noch was zu essen, wenn ich nach Haus komme!«

      Wenige Minuten später saßen dann die beiden in jenem Käfterchen, in dem Karl Siebrecht vor gut zwei Wochen seinen Vorgänger auf dem Samtlager schlafend gefunden hatte. In dem Kanonenofen brannte ein lustiges Feuer, und mit der ausstrahlenden Wärme nahmen die Backen des Seemanns allmählich wieder ihre schöne braune Farbe an. Kräftig kauend berichtete er seine Lebensgeschichte. Aber es war eigentlich nur wenig zu berichten. Sohn eines mecklenburgischen Tischlermeisters und vom Vater für das gleiche Handwerk bestimmt, hatte er sich den Kopf mit Geschichten von Seeabenteuern erhitzt. Er war nach Bremen durchgebrannt und hatte nach langem Suchen auf der »Emma« angeheuert. Der Vater hatte schließlich die Papiere herausgerückt und seine Einwilligung gegeben, allerdings mit der strengen Weisung, der Sohn möge sich nicht eher wieder zu Hause sehen lassen, bis er etwas Rechtes geworden sei. Mit der »Emma« aber war es Essig gewesen. Sie hatten über ein halbes Jahr auf den Sandbänken südlich von Island gefischt, aber so gut wie nichts gefangen. Das Unglück hatte sie mit einer seltenen Hartnäckigkeit verfolgt: wo die »Emma« auftauchte, verschwanden die Fische, entstanden Stürme, riß der Schleppsack. Und an allem war nur diese verdammte Landratte, dieser Schiffsjunge Kalli Flau schuld. Mit dem an Bord würde es nie einen Fang geben. Schließlich ließen alle ihren Zorn an dem Jungen aus, von morgens bis abends und von abends bis morgens regnete es Prügel. »Ich bin von Vater eine ganze Wucht gewöhnt, Karl«, erzählte Kalli. »Darauf kannst du dich verlassen, aber was zu viel ist, ist zu viel, sagte der Pastor, da fiel er ins Jaucheloch. So bin ich denn ausgerissen, und heilfroh sind die, daß ich von Bord bin, darauf kannst du dich verlassen! Ich bin ja doch nur deren Jonas gewesen, verstehst du? So nennen sie den, der dem Schiff Unglück bringt. Weißt du, der Jonas gehört eigentlich in einen Walfischbauch und nicht an Bord.«

      »Und was willst du nun anfangen, Kalli?«

      »Mir hier Arbeit suchen! In Berlin gibt's für alle Arbeit. In Berlin kommt jeder hoch, so sagen sie doch überall, also wird es schon wahr sein. Ich hätte auch schon Arbeit, bloß –«

      »Bloß –?«

      »Es ist, weil ich nichts im Magen hatte, Karl! Auf der Spree liegen doch jetzt die Äppelkähne, das geht den ganzen Tag: der eine holt sich einen Sack voll, und die Hausfrauen kommen mit ihren Taschen. Da kann man einen guten Tagelohn machen, wenn man auf Draht ist.«

      »Und warum hast du keinen guten Tagelohn gemacht, Kalli?«

      »Weil ich umgekippt bin! Ich hab Pech gehabt. Gleich der erste, dem ich mich anbot, hat anderthalb Zentner Äpfel gekauft. Ich den Sack auf den Buckel – anderthalb Zentner sind sonst gar nichts für mich! Aber bedenke, seit Bremen – das sind nun drei Tage – habe ich kaum was in den Magen gekriegt. An der zweiten Straßenecke waren plötzlich meine Beine weg, ich lag da, und aus dem geplatzten Sack rollten die Äpfel über die ganze Straße. Da habe ich gleich wieder Dresche gekriegt, meine erste Berliner Dresche! Von da an war mein Mumm weg. Immer wenn ich mich wem anbieten wollte, dachte ich: der knallt mir wieder anderthalb Zentner auf den Rücken. Aber morgen, mit deinen Butterbroten im Leibe –«

      »Was morgen wird, das werden wir noch sehen! Jetzt schläfst du erst mal hier, und morgen, ganz zeitig, bin ich wieder da und lasse dich raus. Ich schließ dich ein, das darfst du mir nicht übelnehmen.«

      »I wo! Ich werde schlafen, sage ich dir!«

      »Und paß gut auf, mit dem Licht und dem Feuer! Bist du auch wirklich satt? Na schön, morgen früh bringe ich mehr, Kalli, auch eine Kanne Kaffee. Gute Nacht, Kalli!«

      »Gute Nacht, Karl! Gott, werde ich schlafen!«

      »Ida auch, Kalli! Gute Nacht!«

      20. Später Besuch und Streit

      Karl Siebrecht stürmte in die Buschsche Küche, den Magen voll Hunger und die Zunge voll Plauderbedürfnis. Denn wenn er auch der Rieke nichts von seiner Entlassung aus dem Zeichensaal erzählen wollte, so doch um so mehr von seinem neuen Freunde Kalli Flau – denn daß der ein richtiger Freund fürs Leben werden würde, das fühlte er schon. Die Rieke aber stand auf seinen Gruß nicht von der Maschine auf, sondern rief nur »'n Abend« und ließ das ewige Teufelsding weiterschnurren. Statt ihrer aber erhob sich ein langer Mann vom hölzernen Bretterstuhl am Herde, und der Rittmeister von Senden sagte: »Guten Abend, mein Sohn Karl. Spät kommst du, doch du kommst.«

      »Guten Abend«, sagte Karl Siebrecht, übersah aber die ihm hingehaltene Hand, hatte die eigenen Hände auf den Rücken gelegt und sah den Rittmeister feindlich an. »Hat Ihnen Ihr Schwager, der Herr Kalubrigkeit, diesen Besuch auch erlaubt, oder sind Sie wieder einmal ohne sein Vorwissen unterwegs?«

      »Ohne sein Vorwissen, Karl, ohne sein Vorwissen natürlich!« lachte der Rittmeister ohne alle Übelnehmerei. »Ganz nach meiner verkrochenen und feigen Natur, nicht wahr, Karl?«

      »Bei mir witzeln Sie das nicht weg«, antwortete der Junge böse, »daß Sie den Herrn Hartleben feige im Stich gelassen haben. Sie hatten mich ihm empfohlen. Ich habe auf der Schule nie recht kapiert, was ›zynisch‹ bedeutet – bei uns daheim in der Kleinstadt war keiner so. Aber seit ich Sie kenne, Herr von Senden, weiß ich es: zynisch heißt hündisch, und hündisch ist, wer sich auch seiner Schande nicht schämt!«

      Einen Augenblick war es still in der Stube, sogar die Maschine hatte zu nähen aufgehört. Dann fing sie wieder an zu rattern, und der Rittmeister sagte sanft: »Du machst es einem Freunde nicht leicht, Karl.«

      Wild rief der Junge: »Sie sind nie mein Freund gewesen, und ich will auch nicht, daß Sie je meiner werden!«

      »Doch! Doch!« sagte der Herr von Senden unbeirrbar. »Ich bin dein Freund, Karl, daran kannst du nun wirklich nichts ändern. Das hängt ja nun nicht allein von dir ab. Und was nun mein Eintreten für den Oberingenieur Hartleben angeht –«

      »Ich will keine Erklärungen! Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, wie feige Sie sich benommen haben. O so feige – ich habe mich für Sie geschämt, Herr Rittmeister!«

      »Was aber hätte es in jenem Augenblick dem Hartleben genützt, wenn ich für ihn eingesprungen wäre? Mein Schwager hätte ihn doch herausgesetzt, denn mein Schwager war im Zorn. Nun habe ich hinterher ruhig mit ihm gesprochen und habe Erfolg gehabt: Herr Hartleben bleibt.«

      »Ja«, sagte der Junge bleich vor Zorn, »damit hat Ihr Schwager Sie dafür bezahlt, daß Sie den Oberbaurat bei den Kaviarbrötchen rumgeschwatzt haben! Oh, wie das alles stinkt – selbst wenn ihr etwas Anständiges tut, ist es noch unanständig!«

      Er wandte sich ab und ging zum Fenster. Dabei sagte er im Vorbeigehen zu Rieke: »Mach mir ein bißchen zu essen, Rieke. Ich habe schrecklichen Hunger – der geht doch gleich.«

      »Mein lieber Junge«, sagte der Herr von Senden, »ich glaube, du gehst ein wenig streng mit mir ins Gericht. Wäre ich arm und nicht der Schwager des Herrn Kalubrigkeit,


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