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Gangster in London. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Gangster in London - Edgar Wallace


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nach geeigneten Objekten um. Ich habe in Baisse spekuliert und den Markt erschüttert. Sehen Sie, ich verdiene mein Geld auf diese Weise. Ich mache es nicht wie die Polizeibeamten in Chikago, die sich die Taschen von den Gangstern spicken lassen und dann noch so tun, als ob sie die Leute fangen wollten.«

      Jiggs Allermans Züge nahmen einen harten Ausdruck an. »Das werde ich Ihnen nicht vergessen, mein Junge! Wenn ich Sie erst mal im Chikagoer Präsidium unter vier Augen habe, werde ich mit Ihnen abrechnen.«

      Kerky Smith lächelte harmlos und unschuldsvoll. »Sie fassen immer alles falsch auf. Können Sie denn keinen Spaß versteh'n? Ich bin doch durchaus für Ordnung und Gesetz. Einmal hab' ich Ihnen sogar das Leben gerettet: einer von den Kerlen im Norden wollte Sie um die Ecke bringen, aber ich hab' dafür gesorgt, daß er seine Absicht nicht ausführen konnte.« Kerky verstand es, gelegentlich anderen Leuten die Hand auf die Schulter zu legen, und das tat er auch jetzt, als er sich erhob. »Mein Junge, Sie wissen nicht einmal, wer Ihr bester Freund ist!«

      »Mein bester Freund ist mein Revolver«, sagte Jiggs, anscheinend gleichgültig, »und wenn ich Sie eines Tages damit zur Strecke bringe, lasse ich die Mündung in Diamanten fassen.«

      Kerky lachte. »Sie bleiben doch immer derselbe!« meinte er und winkte vergnügt zum Abschied.

      Jiggs folgte ihm mit den Blicken, bis sich der Amerikaner neben einer schönen, blonden jungen Dame an einem Tisch niederließ. »Diese Art Verbrecher kennen Sie in England noch nicht. Die Kerle schießen jeden rücksichtslos über den Haufen, der ihnen in den Weg tritt. Und trotz alledem ist der Mann noch nie verurteilt worden. Immer war er in Michigan, wenn in Illinois etwas passierte, oder er war auf der Tour in Indiana, wenn in Brooklyn jemand ermordet wurde. Sie ahnen nicht, wie kaltblütig diese Schurken sind. Hoffentlich erfahren Sie es auch niemals. Er sagte doch, daß er mein Leben gerettet hätte ... Vier seiner Scharfschützen haben hintereinander versucht, mich kaltzumachen! Einer seiner Gehilfen, Dago Pete, hat mich mal zweitausend Kilometer weit verfolgt; aber es ist ihm doch nicht gelungen. Bis ich ihn dann selber zur Strecke brachte.«

      »Gott sei Dank«, meinte Weston, »daß wir uns mit dieser verdammten Sorte nicht herumärgern müssen!«

      »Warten Sie ab, was die Zukunft bringt«, erwiderte Jiggs düster.

      3

      Am nächsten Morgen wurde Terry gleich nach seiner Ankunft im Amt zu seinem Vorgesetzten gerufen.

      »Fahren Sie gleich zum alten Decadon nach Berkeley Square!«

      »Was hat denn der schon wieder verloren?« fragte Terry, unangenehm beruht.

      »Er hat nichts verloren. Es handelt sich diesmal um eine ernste Sache. Die Sekretärin hat eben telefoniert und gebeten, daß Sie kommen möchten.«

      Terry ließ sich das nicht zweimal sagen. Er fuhr zum Berkeley Square. Leslie mußte ihn erwartet haben, denn sie öffnete selber die Haustür.

      »Nun, hat der alte Herr wieder etwas verlegt?« fragte er.

      »Nein. Entweder ist es eine ernste Sache, oder es handelt sich um einen üblen Scherz. Mr. Decadon hat heute morgen einen Brief erhalten. Er ist oben in seinem Zimmer und hat mir den Auftrag gegeben, Ihnen alles zu erklären.« Sie führte ihn in ihr Büro, schloß ein Schreibtischfach auf und nahm ein Formular heraus, auf dem bestimmte Worte handschriftlich eingefügt waren.

      Terry las: »Betrifft persönlichen Schutz. Leute mit großem Besitz und Vermögen sind in der gegenwärtigen Zeit stark gefährdet und brauchen deshalb wirksamen Schutz. Die ›Gesellschaft zur Sicherung wohlhabender Bürger‹ bietet diesen Schutz Mr. .....« Hier war mit Tinte der Name »Elijah Decadon« eingesetzt. »Die Gesellschaft gewährleistet Schutz an Leben und Eigentum und verhütet alle gesetzwidrigen Anschläge gegen die Freiheit der betreffenden Person. Als Gegenleistung verlangt sie die Zahlung der Summe von fünfzigtausend Pfund. Wenn Mr. .....«, hier stand wieder in Tinte Decadons Name, »... dem zustimmt, wird er gebeten, eine Anzeige in die Mittwochausgabe der ›Times‹ zu setzen, und zwar wie folgt: Überschrift ›W.B.‹; dann das Wort ›Einverstanden‹; zum Schluß die Anfangsbuchstaben des Betreffenden, der die Annonce aufgibt.« Darunter stand, fett gedruckt: »Wenn Sie unserer Aufforderung innerhalb dreißig Tagen nicht nachkommen, oder wenn Sie die Polizei verständigen oder zu Rat ziehen, werden Sie umgebracht.« Eine Unterschrift war nicht vorhanden. Terry las die Botschaft noch einmal durch, bis er sie auswendig konnte, dann faltete er das Blatt und steckte es in die Tasche. »Haben Sie noch das Kuvert?«

      Leslie gab ihm den Briefumschlag, ein gewöhnliches Geschäftskuvert. Die Adresse war mit einer gebrauchsüblichen Schreibmaschine geschrieben; der Poststempel stammte aus London E.C.1.

      »Ein Scherz?« fragte Leslie ängstlich.

      »Ich weiß nicht recht«, erwiderte Terry unsicher. »Der Brief kam mit der ersten Post? Hat sonst noch jemand davon erfahren? Zum Beispiel Mr. Tanner?«

      »Nein, nur Mr. Decadon und ich wissen davon. Mein Chef ist sehr aufgeregt. Was sollen wir nur machen, Mr. Weston?«

      »Sie können mich ruhig ›Terry‹ nennen, wenn Sie nichts dagegen haben! Selbstverständlich wird kein Geld an diese Kerle gezahlt, und Sie haben das einzig Richtige getan, als Sie sofort die Polizei verständigten.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht«, entgegnete sie zu seinem Erstaunen. »Ich muß Ihnen sogar gestehen, daß ich Mr. Decadon überreden wollte, nicht mit Scotland Yard zu telefonieren ...«

       »Das war nun nicht gerade die Haltung einer ehrsamen Staatsbürgerin ... Aber wahrscheinlich ist das Ganze nur ein Bluff. Auf jeden Fall wollen wir sehen, daß Elijah Decadon keinen Schaden leidet. Es ist doch besser, wenn ich mal mit ihm spreche.«

      Er ging die Treppe hinauf und klopfte an die Tür von Decadons Schlafzimmer. Erst nach längerer Zeit öffnete der Alte und ließ ihn ein. Panischer Schrecken hatte den Mann gepackt.

      Terry telefonierte ins Präsidium, und drei Beamte erhielten Befehl, Decadons Grundstück zu bewachen. »Ich habe Mr. Decadon eindringlich gebeten, nicht auszugehen«, sagte er am Apparat. »Wenn er es doch tun sollte, müssen die beiden Leute, die vorm Haus Wache halten, ihm folgen! Sie dürfen ihn nicht aus dem Auge verlieren!«

      Terry ließ sich dann mit Jiggs Allerman verbinden und bat den Amerikaner, ihn im Präsidium aufzusuchen. Als er zu seinem Büro zurückkehrte, fand er ihn schon dort vor. »Ich habe etwas für Ihren scharfen Verstand«, sagte er und überreichte ihm das gedruckte Formular.

      Jiggs las es mit hochgezogenen Brauen. »Wann ist das angekommen?«

      »Heute morgen. Was halten Sie davon? Nehmen Sie die Sache ernst? Oder halten Sie sie für einen Scherz?«

      »Das ist kein Scherz! Es handelt sich hier um eine ganz gemeine Erpressung. In Amerika ist das schon früher mit Erfolg versucht worden. Wir haben es hier mit einer organisierten Bande zu tun. Ich dachte mir schon, daß so etwas käme ...«

      »Sie glauben also, daß Decadon ernstlich bedroht ist?«

      »Aber selbstverständlich!« entgegnete Jiggs Allerman mit Nachdruck. »Ich werde Ihnen auch sagen, warum. Die Drohungen einer solchen Bande wirken zu Anfang nicht. Deshalb müssen zunächst ein paar Leute über den Haufen geschossen werden. Damit wird der Öffentlichkeit bewiesen, daß die Drohungen verflucht ernst gemeint sind. Vielleicht haben auch schon andere Wohlhabende derartige Briefe erhalten; andererseits wäre es ebenso wahrscheinlich, daß einstweilen nur Decadon das Formular bekommen hat und daß man an ihm ein Exempel statuieren will.« Er nahm den Bogen wieder zur Hand und hielt ihn gegen das Licht, fand aber kein Wasserzeichen in dem Papier. »Die Art und Weise, wie sie es anfangen, ist allerdings neu. Gedruckte Formulare haben sie früher nicht verwendet. Aber das hat auch seine Vorteile. Auf jeden Fall meinen es die Leute wirklich ernst.«

      Terry hatte dann eine Unterredung mit seinem Vorgesetzten und nahm Jiggs dazu mit.

      Der Polizeipräsident interessierte sich sehr für den Fall, war aber doch etwas skeptisch. »In England dürfte dergleichen


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