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Mein Gott, Adam!. Klaus MullerЧитать онлайн книгу.

Mein Gott, Adam! - Klaus  Muller


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Luft war so klar, dass man von hier aus sogar am Horizont ihre kleine Hütte erkennen konnte. Aus der Öffnung im Dach sah sie in einer schmalen Säule Rauch aufsteigen, der sich irgendwo im Himmel verlor.

      »Adam nutzt die Gelegenheit und brutzelt sich wieder irgendetwas«, dachte sie belustigt.

      Es war – man ahnt es schon – selbstverständlich paradiesisch hier oben, da es ja in der Tat auch das Paradies war.

      Plötzlich schreckte Eva auf. Ihr Blick ging zu dem Stein, auf dem sie den Blumenstrauß abgelegt hatte.

      Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie, wohl erschöpft von dem Weg, eingeschlafen war.

      Über den mitgebrachten Blumen kreiste, wie eine fleißige Biene auf der Suche nach Nektar, eine kleine, weiße Wolke.

      Sie war nicht besonders groß oder irgendwie spektakulär. Nein, sie war lediglich weiß und flauschig. Allerdings hatte Eva den Eindruck, als strahlte sie etwas mehr als alle anderen.

      Sie wusste sofort, dass es nicht irgendeine Wolke war, und erhob sich.

      »Sind die für mich?«, hörte sie IHN wie zur Bestätigung schon im nächsten Augenblick fragen.

      »Oh gewiss, HERR«, antwortete sie lächelnd und zeigte so ihre Freude über das Treffen. »Ich weiß natürlich, dass es nicht gerade sehr fantasievoll ist, dir Blumen mitzubringen, HERR – aber was schenkt man jemandem, der schon alles hat?«

      Die Wolke strahlte jetzt so weiß wie später nur noch die Wäsche in einer Werbung und schwebte ein wenig höher.

      »Aber Eva, du bist doch mein schönstes Geschenk!«

      Ja, ER war ein Charmeur alter Schule, so viel war klar.

      Eva senkte leicht errötend den Kopf.

      ER hatte sehr wohl bemerkt, dass sie IHN, im Gegensatz zu Adam, respektvoll mit dem Wort HERR angeredet hatte, und fand es angemessen und passend.

      Denn schließlich war ER ja auch der Schöpfer von allem, jedem und überhaupt.

      »Schätzchen«, sagte ER sanft, »was hast du auf dem Herzen?«

      Eva blickte auf und ging langsam etwas dichter an die kleine Wolke heran.

      »HERR, ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich überhaupt damit zu dir kommen sollte. Aber so, wie die Dinge liegen, kann es nicht weitergehen. Es muss dringend etwas getan werden!«

      »Lasse mich raten, es geht um Adam?«

      Eva nickte bestätigend.

      »Allerdings!«

      »Kommt er seinen ehelichen Pflichten nicht nach? – Also ich habe ihm immer gesagt, er muss eine junge Frau wie dich regelmäßig und ordentlich …«

      »Nein«, unterbrach Eva, bevor es peinlich wurde, »das ist es nicht.«

      »Ja, was ist es dann?«, wollte ER wissen. »Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst.«

      Eva nahm ihren ganzen Mut zusammen.

      »Es ist – na ja, er hat da so ein Ding gebaut …«

      Die Wolke war zwar noch weiß, aber ein aufkommendes Entsetzen war sogar ihr deutlich anzusehen.

      Der skeptischen, aber durchaus berechtigten Frage einiger Wissenschaftskollegen an dieser Stelle, wie man einer Wolke Entsetzen ansehen könne, möchte ich entgegnen: Es geht!

      »Himmel, was verlangt er von dir?«

      »Nein, er verlangt nichts von mir. Er hat es für sich – er hat etwas nur für sich gebaut.«

      Die Wolke blähte sich etwas auf.

      »Was ist es denn?«

      Da es für solch ein Teil, von dem Eva hier sprach, noch keinen allgemeingültigen Begriff gab, suchte sie nach den passenden Worten, um den Gegenstand richtig und angemessen zu beschreiben.

      »Er hat den Panzer einer mittelgroßen Schildkröte genommen und an der einen kurzen Seite ein längliches Brett befestigt. Dann hat er mehrere getrocknete Katzendärme gespannt und, vom Anfang des Brettes bis zum Ende des Panzers, an das Teil festgebunden. Ich glaube sechs Stück, wenn ich mich richtig erinnere. Mit einem geflochtenen Seil aus Leder hat er das ganze Teil dann um seine Schulter gehängt, so dass es quer vor seinem Bauch hing.«

      Eva machte eine wohlbedachte Pause und schaute erwartungsvoll auf die Wolke.

      »Äh, nun ja, ich verstehe nicht so recht«, kam es erwartungsgemäß von IHM.

      »Das ist aber noch lange nicht alles«, setzte Eva ihre Beschreibung fort. »Stell dir vor, HERR, er lässt sich von mir seitdem auch nicht mehr die Haare schneiden!«

      »Siehst du da eine Verbindung?«, wollte ER wissen.

      »Eindeutig ja!«, antwortete Eva prompt und nickte zusätzlich intensiv mit dem Kopf.

      Sie stemmte, um ihre Empörung zu verdeutlichen, ihre geballten Fäuste in die Taille. »Er haut dann mit einer Hand immer wieder auf den Darmschnüren herum und grölt dazu den ganzen Tag etwas von Erdbeerfeldern und irgendeiner Lucy im Himmel!«

      Sie stemmte ihre Hände noch intensiver in die Hüften, beugte sich kampflustig nach vorne und versuchte, so gut sie eben konnte, das Beschriebene anschaulich vorzuführen.

      »Wer verdammt noch mal ist Lucy?«, rief sie hilfesuchend in den Himmel.

      »Tja«, klang es ratlos, aber zutiefst besorgt aus der Wolke. »Ich weiß auch nicht. Ich kenne keine Lucy. – Gabriel vielleicht, oder …«, und dabei schien ER zu flüstern, »Luzifer, ja ... Aber Lucy …?«

      »Einmal«, fuhr Eva fort und ihr Blick wurde dabei hilflos, »ging es auch um eine Treppe in den Himmel. – Man stelle sich das mal vor: eine Treppe in den Himmel!«

      Eva verdrehte bei den Worten ihre Augen.

      »Wie soll das denn gehen?«, fragte ER interessiert nach. »Außerdem würde ich dabei noch gerne ein Wörtchen mitreden.«

      »Ich weiß es doch auch nicht, HERR, sagte sie und senkte bei den Worten wieder ihren Kopf. »Ich habe das Gefühl, dass bei Adam im Oberstübchen zwar noch Licht brennt, aber keiner mehr zu Hause ist – wenn du verstehst, was ich meine, HERR.« Sie tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Und das ist ja auch noch nicht einmal alles!«

      Die Wolke vibrierte leicht.

      »Was denn noch?«

      Eva stellte sich jetzt wieder aufrecht hin und drückte ihr Kreuz durch.

      »Während er mit diesem Ding vor dem Bauch rumschreit, macht er mit seinen Hüften so komische, kreisende Bewegungen.« Eva versuchte, es so plastisch wie möglich darzustellen. »Er nennt das Ganze dann ‚Bühnenshow‘!«

      Eva stellte sich noch einmal breitbeinig vor den Stein und versuchte, so gut sie konnte, ebenfalls ihre Hüften kreisen zu lassen und dabei gleichzeitig wild mit den Armen zu fuchteln.

      »Bühnen…was?«

      »Bühnenshow!«

      »Bühnenshow?«

      »Ja.«

      Sie hatte IHN noch nie stottern hören, aber jetzt erlebte sie es.

      »Aber, aber … was ist … Es ist ein Rätsel. – Sollte vielleicht doch Luzifer seine Finger …«

      »Es ist unerträglich!«, setzte Eva ihre Schilderungen fort. »Er hat sogar einen Namen für das Ganze. Er nennt es ‚Musik‘!«

      »Mu…was?«

      »Musik.«

      Eva betonte voller Abscheu jeden Buchstaben.

      »Musik – interessant.«

      »Von wegen interessant«, widersprach sie. »Ich muss mir den ganzen Tag dieses Gejammer anhören.«

      »Und


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