Эротические рассказы

Der Meerkönig. Balduin MöllhausenЧитать онлайн книгу.

Der Meerkönig - Balduin Möllhausen


Скачать книгу
Gläsern, Krystallflaschen, Porzellanleuchtern, Aschbecher und Bergen von photographischen Abbildungen hervorragender Tänzerinnen, Rennpferden und gekrönten Häuptern hindurch zu suchen.

      Nachdem wieder Ruhe eingetreten und die matten Augenlider, die sich bei dem Lärm der Hunde etwas erhoben hatten, in ihre alte Lage zurückgesunken waren, strich die weiße, sorgfältig gepflegte rechte Hand einige Male nachlässig über den stattlichen, blonden Bart, der zu beiden Seiten des Kinns in lange, gekräuselte Zipfel auslief, und dann wendete der Graf sich halb nach einer Dame um, die ihm gegenüber mit derselben vornehmen Nachlässigkeit in einem umfangreichen Lehnsessel ruhte.

      Wie jeder Zug im Gesichte des Grafen von einer unbesiegbaren Langenweile zeugte und man in demselben vergeblich nach einer Spur von höheren Geistesfähigkeiten suchte, so bot auch die in reichster Toilette prangende Dame das vollkommene Bild einer mit allen Genüssen eines üppigen Lebens vertraut gewordenen, den sogenannten höheren und bevorzugten Ständen entsprossenen Persönlichkeit. In ihren zuweilen scharf aufblitzenden Augen lag dagegen etwas mehr Lebhaftigkeit, wie in ihrem Antlitz die schwache Familien-Aehnlichkeit durch einen bemerklichen Ausdruck von Klugheit wieder ziemlich verwischt wurde. Jedenfalls hätte man die Beiden nicht auf den ersten Blick für Geschwister gehalten, es sei denn, man wäre durch die vornehme Vernachlässigung des feinen Anstandes auf die richtige Spur geführt worden.

      Häßlich war die Gräfin keineswegs, im Gegentheil, ihr Gesicht hatte schöne Formen und Farben, eben so schien ihr dunkles Haar üppig und stark zu sein. Der Ausschnitt ihres Kleides reichte so tief hinab, daß ein sittsames Bürgermädchen sich mindestens befremdet von ihr abgewandt haben würde, ohne über die prächtige Farbenabstufung in Erstaunen zu gerathen, welche die Schwanendaunen-Einfassung des Kleides zu dem von einer doppelten Perlenschnur umschlungenen, weiß gepuderten Halse bildete.

      Als der Graf sich nach einem längeren Schweigen seiner offenbar grübelnden Schwester wieder zuwendete, nahmen deren Augen einen fast lauernden Ausdruck an, doch sichtlich vermied sie, durch eine Veränderung ihrer Lage zu große Theilnahme zu verrathen.

      »Jedenfalls wirst Du einräumen, Clotilde,« begann der Graf, und indem er sich träge herumschob, drangen seine Sporen tiefer in die weiche Polsterung ein, »ja, jedenfalls, daß die Affaire mit dem Wechselbalg sich sehr mißlich gestaltet hat. Erstens traue ich dem Schurken von Vorsteher nicht, der mir beständig auf der Tasche liegt, und dann könnte das Kind auch sehr leicht in unrechte Hände fallen, die etwas Anderes daraus machten, als vielleicht wünschenswerth wäre.«

      »Wie vermagst Du nur derartige Befürchtungen zu hegen?« fragte die Gräfin nach kurzem Sinnen zurück. »Bist Du nicht im Stande, den elenden Seim in jedem Augenblicke zu zermalmen, ohne daß Du dabei den geringsten Unannehmlichkeiten ausgesetzt wärest? Hast Du nicht Alles mit kluger Ueberlegung eingeleitet, daß ...«

      »Bitte um Verzeihung, theuerste Schwester,« unterbrach der Officier die Gräfin mit ungewöhnlicher Regsamkeit, »Du wirst Dich entsinnen, daß ich nie ohne Deinen Rath handelte, die Ehre der klugen Ueberlegung also vorzugsweise Dir zufällt, außerdem aber Du Dich ganz derselben daraus entspringenden Vortheile erfreust, wie ich.«

      Die Gräfin machte eine ungeduldige Bewegung; sie besann sich indessen schnell wieder und fuhr fort, als ob sie gar nicht unterbrochen worden wäre: »Also, daß unsere Vorkehrungen von keiner Seite durchkreuzt werden können. Doch sei dem nun, wie ihm wolle, das Kind geht uns nichts an; es ist entlaufen und hat dadurch die Verderbtheit seines Charakters bewiesen. Herr Seim wird die geeigneten Wege einschlagen, es wieder in seine Gewalt zu bekommen, es dann nach seinen Grundsätzen behandeln und allmählich für ein Correctionshaus oder, wer weiß wofür, reif machen. Ich baue fest darauf, daß, hat es wirklich seinen Weg zu anderen Leuten gefunden, dies erstens nicht verborgen bleibt, anderntheils aber auch dort seine bösen Neigungen zum Vorschein kommen, und man schließlich froh ist, es auf gute Art wieder los zu werden.«

      »Wenn es nur gewiß wäre, daß es durch sein Betragen Alle, die mit ihm in Berührung kommen, von seiner Unverbesserlichkeit überzeugt,« versetzte der Graf gedehnt, indem er die Ohren des Neufundländers über dessen Stirn zusammenzuknüpfen versuchte; »ich kann mich nämlich von der Furcht nicht lossagen, daß es nicht so schlimm mit ihm steht und daß es sich möglichen Falles Freunde erwirbt, die nach seinem Ursprunge forschen.«

      »Laß sie forschen, so viel sie wollen, und kommen sie endlich auf den Grund, so kann es keine weiteren Folgen haben, als daß wir uns großmüthig zu einer kleinen Unterstützung verstehen, die sicherlich nicht die Höhe der Summen erreicht, die der saubere Seim bezieht. Weiß man aber erst, woher das räthselhafte Kind stammt, so schwindet auch das Interesse für dasselbe und man beruhigt sich leicht bei dem Gedanken, daß in einem auf dunkle Art in die Welt geschleuderten Geschöpfe kein guter Kern verborgen sein kann.«

      »Oho,« fuhr der Graf auf, und der Hund jauchzte wieder unter einem rauhen Griff, »meine weise Schwester sollte doch am besten wissen, ob der Stamm, von welchem die Frucht fiel, einen derartigen Vorwurf verdient!«

      »Allerdings weiß ich das; allein die Leute, welche etwa der Zufall mit dem Kinde zusammenführt, können das nicht wissen. Uebrigens scheinst Du heute Abend sehr philanthropischer Laune zu sein, und es sollte mich kaum befremden, bestrittest Du, daß durch eine Beimischung von gemeinen Elementen das edelste Blut verdorben werden kann.«

      »Das bestreite ich nicht, meine theure Schwester, im Gegentheil, es sieht wohl kaum Jemand in unseren Kreisen strenger auf Reinhaltung des ihm tadelfrei überkommenen Stammbaumes, als ich, wenn ich auch zugebe, daß Verhältnisse eintreten können, die zur Auffrischung des erblindeten äußeren Glanzes ein Niedersteigen von der Höhe entschuldigen. Was Du irrthümlicher Weise als kindische Philanthropie bezeichnest, war eben weiter nichts, als der flüchtige Gedanke, daß das Kind vielleicht im Schnee umgekommen sei.«

      Aus dem Gesichte der Gräfin wich bei diesen Worten die Farbe; jedoch nur auf Secunden, denn bald zeigte es wieder den kalten, berechnenden Ausdruck.

      »Dann tragen wir keine Schuld, nein, unter keiner Bedingung tragen wir die Schuld an seinem Tode,« sagte sie hastig. »Warum ist es entlaufen? Warum hat es sich durch schlechte Führung seinen Aufenthalt in dem Waisenhause verleidet? Ist das Mädchen durch seine eigene Schuld um's Leben gekommen, so sind wir dadurch nur von einer großen Unruhe befreit worden, gerade so wie damals, als wir die verbürgte Nachricht ...«

      »Schweige davon!« fuhr der Graf hastig empor, indem er sich auf der Ottomane herumwarf, daß dieselbe in allen Fugen knackte; »Du weißt, ich will nicht daran erinnert sein, es verdirbt mir die Laune für den ganzen Abend. Uebrigens kannst Du Dich rühmen, mich schon damals durch Deine Rathschläge bestimmt zu haben.«

      Die Gräfin warf sich hintenüber und stieß ein helles, aber erzwungenes Lachen aus.

      »Sieh doch den tapfern Krieger,« rief sie spöttisch ihrem Bruder zu, und zugleich lockte sie durch eine Handbewegung die munteren Affenpinscher auf ihren Schooß. »Sinke doch lieber gleich in Ohnmacht, anstatt mit mir darüber zu frohlocken, daß das Geschick vielleicht gütig genug war, den letzten Stein des Anstoßes aus unserem Wege zu räumen. Auch ich gönne dem unglücklichen Kinde kein trauriges Ende, allein wenn es einmal geschehen ist, so läßt es sich nicht mehr ändern.«

      Die drei in dem Gemache befindlichen Stutzuhren schlugen jetzt kurz hinter einander halb Zehn und fast gleichzeitig ertönte von der Hausflur her das Klingeln eines Einlaßbegehrenden.

      »Das ist der Vorsteher,« sagte der Graf; »ich bestellte ihn auf halb zehn Uhr hierher, und eine servile Natur, wie er, ist immer pünktlich. Aber willst Du der Unterhandlung wirklich beiwohnen?«

      »Natürlich, wenn auch nicht auf diesem Stuhle. Ich ziehe mich in Dein Schlafgemach zurück. Außerdem erwarte ich meinen Wagen erst gegen zehn Uhr. Ich hofft, meine Nähe wird auf Deine Verhandlungen keinen nachtheiligen Einfluß ausüben.«

      »Keineswegs,« antwortete der Graf leise, denn er vernahm auf der Treppe Männerschritte.

      Kaum war die Gräfin in das durch schwere Vorhänge von dem Salon getrennte Nebenzimmer geschlüpft, als ein Diener hereintrat und meldete, daß ein fremder Herr den Herrn Grafen in dringenden Angelegenheiten


Скачать книгу
Яндекс.Метрика