Mein Name ist Adolf Hitler. Ralph ArdnassakЧитать онлайн книгу.
einmal als einen Edeljuden bezeichnet. Allerdings war dies schon kurz nach dem Anschluss. Bloch hatte wohl in Prag studiert. Er war ein ehemaliger Militärarzt und Inhaber einer Privatpraxis in Linz. Er war ein älterer und etwas korpulenter Herr, mit gewaltigem Schnauzbart und das Haar streng zurückgekämmt. Stets trug er einen Anzug, ja Weste und Krawatte dazu, unter seinem weißen Kittel. Ich erinnere mich an das große und lichterfüllte Behandlungszimmer seiner Linzer Privatpraxis. Zwei riesige Fenster, deren unterer Teil um Winterhalbjahr stets mit dicken Decken verhängt war, um die Zugluft fern zu halten. Die Bilder an den Wänden und er pflegte stets hinter einem unförmig großen Möbelstück, einer Art von Sekretär, zu sitzen. Schon seit den Lebzeiten meines Vaters war unsere ganze Familie bei ihm in Behandlung gewesen. Ich fuhr sofort zurück nach Linz, um die Mutter zu pflegen und ihr den Haushalt zu führen. Sie litt unsägliche Schmerzen. Ich stellte mein Bett neben dem ihren auf, um ihr auch jetzt noch nah sein zu können. Es waren einige der schlimmsten und schwierigsten Stunden in meinem Leben. Dr. Bloch hatte mir gesagt, dass keinerlei Hoffnung mehr bestünde. Er konnte ihr Leiden nur zu lindern versuchen und er würde es damit zugleich nur verlängern. Wir kamen mit Dr. Bloch überein, dass er die Mutter jetzt bei uns im Haus behandeln würde. Dutzende von Hausbesuchen waren dazu erforderlich, teure Behandlungen mit Jodoform, das einen charakteristischen Geruch verströmte und notwendig war, um Blutungen zu stillen und ihre unsäglichen Schmerzen ein wenig zu lindern. Wir kamen mit Dr. Bloch dann auch finanziell überein. Und er verzichtete auf sämtliche Zuschläge für die Hausbesuche und die Jodoform- Behandlung und gab sich mit dem bescheidenen Honorar von 300 Kronen zufrieden. Meine geliebte Mutter Klara verstarb am 21. Dezember 1907 in meinen Armen. Sie wurde neben dem Vater in Leonding beigesetzt. Am Heiligen Abend suchten wir dann Dr. Bloch auf, um ihm zu danken und die ausstehende Rechnung zu begleichen. Ich war gebrochen durch den Tod der geliebten Mutter und ohne jede Hoffnung. Ich verbeugte mir vor Dr. Bloch und sagte ihm, dass ich ihm ewigen Dank schulden würde. Ich schenkte ihm einige meiner Bilder und schrieb ihm später noch zwei Karten. Allerdings ließ ich diese Karten dann durch die Gestapo bei ihm konfiszieren, weil ich meinen Gegnern keine Argumente dafür liefern wollte, ich sei judenfreundlich oder womöglich sogar selbst von jüdischer Abstammung. Ich erkundigte mich auch nach dem Anschluss mehrmals nach Dr. Bloch und hatte angeboten, ihn sogar zum Ehrenarier zu machen. Er behielt beinahe alle seine Privilegien, musste keinen Judenstern tragen und so weiter. Ich verbot der Gestapo, ihn in irgendeiner Art und Weise zu behelligen. Er bat mich mehrfach schriftlich um die Rückgabe der an ihn gerichteten Karten, die ich ihm seinerzeit geschrieben hatte, was ich natürlich ablehnen musste. Ehrenarier wollte er auch nicht werden, weil er seinen Glauben nicht verraten wollte oder konnte. Also entschloss er sich, wohl im Herbst oder Winter 1940, nach Amerika auszuwandern, wo bereits ein Großteil seiner Familie weilte. Es hat mich sehr geärgert, dass er noch kurz zuvor meine Schwester Paula in ihrer Wiener Dachstube aufstöberte, wo ich sie angewiesen hatte, anonym unter dem Decknamen Paula Wolf zu wohnen. Er wollte, dass sie mich darum bitten sollte, ihm sein beschlagnahmtes Vermögen zurück zu geben, weil er dieses mit nach Amerika nehmen wollte. Paula wies ihn allerdings ab. Die geliebte Mutter, die zwei Jahre nach dem Tode des Vaters im Jahre 1905 das große Anwesen in Linz-Leonding verkauft hatte, wohnte zuletzt mit meiner damals erst elfjährigen Schwester Paula in einer Etagenwohnung in Linz-Urfahr. Die kleine Paula konnte in dieser Situation den Haushalt nicht führen. Ich war im achtzehnten Lebensjahr. Und es ist mir eine große Genugtuung, dass ich in den letzten Lebenswochen meine Mutter und Schwester versorgen konnte. Ich wusch und kochte. Ich scheuerte die Wohnung und ich machte mit meiner Schwester die Schulaufgaben. Nach dem Tod der Mutter wurde Josef Mayrhofer unser Vormund. Unsere Halbschwester Angela Raubal, eine geborene Hitler, nahm Paula schließlich bei sich auf. Da unsere Mutter k. u. k. Zoll-Oberoffizialswitwe gewesen war, stand meiner Schwester Paula und mir bis zur Vollendung unseres vierundzwanzigsten Lebensjahres eine monatliche Waisenrente in Höhe von 50 Kronen zu. Zahlbar jedoch nur an Kinder, die sich gerade in einer Ausbildung befanden. Um in den Genuss dieser Zahlungen zu kommen, gab ich an, ich würde in Wien Kunst studieren. Erst im Mai 1911 gab ich vor dem Bezirksgericht Leopoldstadt eine Erklärung ab, wonach ich in der Lage sei, meinen Lebensunterhalt allein zu bestreiten. Erst ab diesem Zeitpunkt erhielt meine Schwester ihre volle Waisenrente. Paula besuchte dann das Lyzeum in Linz, wo sie Schreibmaschine lernte, um einmal eine Sekretärin werden zu können. Ich löste den Haushalt meiner Mutter auf und ging zurück nach Wien. Auch hatte ich das Erbe meiner Mutter, eine Summe von ungefähr 1.000 Kronen erhalten. Dadurch würde ich in Wien etwa ein Jahr lang finanziell überleben können. Die Wiener Jahre waren trostlos. Es gelang mir nicht, Kunstmaler zu werden. Das Leben schlug mir stattdessen ins Gesicht und bemühte sich, mir alles, aber auch alles möglichst vorzuenthalten. Ich litt unter Hunger, im Herbst und im Winter unter der Kälte, unter allerlei Entbehrungen und vor allem unter der Ignoranz, mit der Welt mich und mein Talent abstrafte. Als das Geld aus der kleinen Erbschaft meiner Mutter aufgebraucht war, bat ich meine Tante Johanna um einen Kredit von 924 Kronen. Ich verriet keinem in meiner Verwandtschaft, dass ich die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie drei Mal nicht bestanden hatte. Ich war schließlich auf die Waisenrente und die übrigen Geldzuwendungen der Verwandten angewiesen. Eine Lehre würde ich keinesfalls aufnehmen, weil ich doch Künstler werden und mich dabei durch nichts behindern lassen wollte. Die einzige Freude fand ich bei den Wagner-Opern, deren Aufführungen ich mit Kubizek besuchte, wann immer es uns möglich war. In dieser Zeit bewunderte ich vor allem die Werke des Malers Alfred Roller, der als Bühnenbildner für das Wiener Hoftheater arbeitete und Mitbegründer und sogar Präsident der Wiener Secession gewesen war. Ich beschloss plötzlich, bei Roller eine Lehre zu beginnen und ich erwirkte dazu ein Empfehlungsschreiben an Roller von einer Linzer Bekannten unserer Familie. Einmal war ich sogar schon in der Hofoper vorstellig geworden, um Roller dort zu treffen. Aber ich traf ihn nicht an. Und als er mich 1908 zu einem Gespräch einlud, ging ich nicht mehr hin. Ich lernte ihn erst viele Jahre später persönlich kennen. Um meinen Anspruch auf Waisenrente nicht zu verlieren, gab ich bei jedem Wohnungswechsel im Meldeformular an, dass ich akademischer Maler oder Schriftsteller sei. Ein Mitbewohner des Männerheims in der Meldemannstraße, wo ich später einige Zeit lebte, der Kunstmaler Karl Leidenroth, mein Konkurrent und Feind, zeigte mich schließlich bei der Polizei anonym an, weil ich den Titel eines akademischen Malers unberechtigterweise führen würde. Er erreichte schließlich, dass ich vorgeladen wurde und dass man es mir untersagte, diesen Titel zu führen. Auch drohte mir noch von anderer Seite her Ungemach: die Einziehung zum Wehrdienst in die österreichische Armee. Mein allgemeines Lebensgefühl, wie dasjenige vieler anderer Zeitgenossen, bestand darin, wie hätte es auch nach dem Geschichtsunterricht bei meinem Linzer Lehrer Leopold Pötsch anders sein können, dass es wenig ruhmvoll war, ein österreichischer Staatsbürger sein zu müssen. Wir sehnten uns nach dem benachbarten deutschen Kaiserreich, das ein starker Staatsverband war! Ein Reich nach unserem Geschmack, auf dessen Staatsangehörigkeit man hätte stolz sein können! Ich teilte mir damals über die beiden Jahre von 1908 bis 1909 mit meinem Freund August Kubizek in Wien ein Zimmer. Wir lebten beide, in ständiger Furcht vor der grassierenden Syphilis, in strikter Enthaltsamkeit. Im Juli 1909 zog ich aus dem gemeinsamen Zimmer aus. Die zunehmende Geldnot zwang mich dazu, immer ärmlichere und immer weiter von der Innenstadt Wiens entferntere Zimmer anzumieten, was ich jeweils nur für kurze Zeit tat. Im Herbst 1909 war ich gezwungen, ein kümmerliches Zimmer in der Sechshauser Straße 58 anzumieten. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Ich musste danach ein ganzes Vierteljahr lang im Obdachlosenasyl in Meidling leben, im 12. Wiener Gemeindebezirk, ganz im Südwesten der Stadt, was ein ehemaliges Winzerviertel war. Erst Anfang 1910 konnte ich in das Männerwohnheim Meldemannstraße umziehen. Hier ging es mir ein wenig besser. Sie müssen wissen Kind, das Männerwohnheim Meldemannstraße war der preisgekrönte Entwurf eines Architekten. Im Jahre 1904 hatte man mit der Errichtung des Gebäudekomplexes, der offiziell Männerlogierhaus hieß, in der Meldemannstraße im 20. Wiener Gemeindebezirk Brigittenau begonnen. Das Gebäude, sechs Etagen hoch, besaß 24 Säle, die bis zu 544 Männer aufnehmen konnten. Das Gebäude, in dem ich bis 1913 lebte, war für die damaligen Verhältnisse, aus denen ich kam und die ich kannte, durchaus recht komfortabel eingerichtet. Es gab im ganzen Gebäude Gaslampen und zudem sogar auch elektrisches Licht. Immer war es warm, Dank einer modernen Dampfheizung. Also kein Ofen, der beheizt werden musste, kein lästiges Holzhacken oder Kohleschleppen, kein Frieren, kein Ruß, kein lästiges Anheizen mit in Zeitungspapier eingewickelten Kohlen oder mit Kohleanzünder und vor allem kein Rauch! Im Parterre gab es einen Speisesaal, einen Lesesaal mit getrennten Raucher-