Und du kannst es schaffen!. Harald LangeЧитать онлайн книгу.
hat mich immer schon fasziniert, jedoch bin ich ein gewöhnlicher Hobbyläufer der läuft um seine Kondition zu erhalten. Vor ein paar Jahren schon kam mir plötzlich die Idee, ich müsste unbedingt einmal einen Marathon mitmachen. Ich hatte natürlich keine Ahnung wie man sich darauf vorbereitet, also lief ich einfach ziellos zwei bis drei Einheiten pro Woche, versuchte ständig zu steigern und erhoffte mir so, meinem Ziel ein Stück näher zu kommen. Dem einzigen Ziel dem ich damit näher kam, waren schmerzende Gelenke. Ich war also der Meinung, dass meine Gelenke einfach nicht für das Laufen geeignet seien, bis man mir im Laufshop erklärt hat, dass ich völlig falsch und zuviel auf einmal trainiert hätte. Wenn du dich auf weite Laufstrecken trainieren willst, ist es nicht nur eine Frage der Ausdauer, man muss auch seine Gelenke an die Dauerbelastung gewöhnen. Ausdauer hatte ich, da ich immer schon sportlich aktiv war. Allerdings musste ich begreifen, dass ein gewöhnlicher Hobbyläufer nicht mal eben einen Marathon bestreiten kann. Ich musste also meine Ziele erstmal ganz zurückschrauben und mich damit begnügen, 10 Kilometer schmerzfrei zu laufen. Das hat eine ganze Zeit lang gedauert und so glaubte ich, 10 Kilometer nicht überschreiten zu können und somit nie einen Marathon, nur kleine Läufe mitmachen zu können. Im Sommer des Jahres 2010 lernte ich die Laufgruppe „Bad Homburger Frankfurt Läuft“ kennen, mit der ich nun wöchentlich trainierte. Wieder einmal stand der Frankfurt Marathon an und der war natürlich auch in der Gruppe ein Diskussionsthema weil wir zum einen Einzelläufer und zum anderen Staffelläufer an den Start schicken wollten. So bekam ich die Ehre, den Start einer Staffel zu laufen und statt 10 Kilometer, die bis dahin mein Limit waren, eben 12 Kilometer laufen zu müssen. Da kamen mir Zweifel auf. Würde ich das schaffen, halten meine Knie durch? Sonja unsere Trainerin beruhigte mich und sagte: „Nur Mut! Wenn du 10 Kilometer läufst, dann kannst du auch 12 Kilometer laufen - stell dich nicht so an.“ Als ehrgeiziger Sportler nahm ich diese Herausforderung gern an. Immer noch unerfahren überlegte ich mir, wie ich dieses Ziel erreichen sollte. Ich trainierte derzeit einmal die Woche das Laufen und suchte mir anspruchsvolle Strecken wie die Saalburgstrecke in Bad Homburg heraus. Diese lief ich zunächst nur einfach, kam auf ca. 8 Kilometer und fuhr mit dem Bus zurück. Eines Abends allerdings packte mich der Ehrgeiz so stark, dass ich den Drang verspürte, die Saalburgstrecke hin und zurück zu meistern. Das waren nun knapp 16 Kilometer und erst bei 15 Kilometer meldeten sich meine Knie mit Schmerzen. Das erfüllte mich aber mit Stolz weil ich nun erkannte, dass ich sehr wohl locker über 10 Kilometer laufen kann, wenn ich nur richtig trainieren würde.
Als nun der große Tag des Frankfurt Marathon am 31. Oktober 2010 kam, lief ich meine 12 Kilometer problemlos und hätte sogar noch weiterlaufen können, ich fühlte mich fit und war noch nicht ausgepowert. Klar, ich befand mich zu diesem Zeitpunkt auf einem Höchstlevel von 16 Kilometern. Und eben diese Tatsache, dass ich mit dem richtigen Training mit Sicherheit mein Ziel, einen Marathon alleine zu bestreiten erreichen kann, hinzu kam dann noch die Athmosphäre am Veranstaltungstag, ja das zusammen ließ diesen Traum in mir wieder auferstehen. Ich hatte nun ganz klar ein Ziel vor Augen, den Frankfurt Marathon 2011 alleine zu laufen und zu schaffen. Somit kam in mir nun dieses Verlangen auf, vom Zeitpunkt dieser Idee bis hin zu diesem denkwürdigen Tag, meinen Weg in diesem Buch hier zu dokumentieren. Ich wollte immer schon ein Buch schreiben, sollte eine Phantasiegeschichte werden, wurde nie was drauß. Aber mit dieser Idee, diesem Ziel den Marathon zu bestreiten, da kam auch die Idee zu eben diesem Buch. Als ich das Buch „Überlebt“ von Reinhold Messner gelesen habe, sagte er dort einen gravierenden Satz, dass sich die Wahrnehmung eines Menschen in dem Moment wo man die Wahrnehmung erlebt anders anfühlt, als wenn man dieses Gefühl des Wahrgenommenen zu einem späteren Zeitpunkt versucht zu beschreiben. Mit diesem Satz hat er ein wahres Wort gesprochen. Jeder Künstler kennt das Gefühl, wenn man zu einem unpassenden Zeitpunkt, beispielsweise mitten in der Nacht um 3:00 Uhr plötzlich eine Idee hat, sei es eine Melodie, ein Text, etc., und diese dann nicht sofort auf Tonband oder Papier festhält weil man beispielsweise zu faul ist aufzustehen oder ja morgen auch noch ein Tag ist, dann ist die Idee dahin. Du wachst morgens auf und die Idee und mit ihr das erlebte Gefühl ist weg. Deswegen fing ich an diesem Buch hier bereits zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Idee mit dem Schreiben an. Wer mein Buch bis hier hin gelesen hat, hat meine derzeitige Einschätzung, wie ich mich nach dem Marathon fühlen werde, kennengelernt. Ich weiß derzeit weder ob ich es definitiv schaffen kann, wie es mir dabei und danach ergehen wird und wie hart das Training werden wird. Um ehrlich zu sein weiß ich momentan noch gar nicht, wie man sich überhaupt auf einen Marathon vorbereitet, ich bin ein blutiger Anfänger auf diesem Gebiet. Vielleicht inspiriert Sie mein Buch dazu, sich auch einen lang ersehnten Traum zu erkämpfen, vielleicht lesen Sie es auch nur aus reiner Neugier oder es hilft Ihnen Mut und Kraft für Ihren persönlichen Weg zu schöpfen. Wie dem auch sei, werden Sie mich nun auf diesem Weg vom Anfang bis zum Ende begleiten können. Ich bin derzeit ein Mann von 30 Jahren, der 4x die Woche trainiert, davon 2x Boxen, 1x Krafttraining und 1x Lauftraining. Für mein jetziges Ziel habe ich mich damit abgefunden, dass ich das Boxen reduzieren muss, mein Haupttraining das Laufen werden muss und ich als Ausgleich ein wenig Kraftsport dazu betreiben kann, ja sogar sollte, um die Rumpfmuskulatur aufzubauen. Durch das Snowboardfahren habe ich meine Knie leicht lediert, sodass ich zunächst herausfinden muss, ob diese der Belastung eines Marathon standhalten werden. Weiter wiege ich derzeit 84 Kilogramm, auch hier werde ich etwas Masse reduzieren müssen, will ich nicht zuviel mit mir rumschleppen.
Ich will den Marathon bestreiten um mir selbst was zu beweisen. Der Marathon gilt als die Königsdisziplin im Laufsport und wer ihn schafft, der hat was erreicht was nicht jeder in seinem Leben erreichen wird. Ich bin körperlich und geistig top fit, habe meine Panikattacken in den Griff bekommen und sehe mich nun in der glücklichen Lage, diesen Weg beschreiten zu können. Wie schon erwähnt, brauche ich keine Begleitperson wärend des Laufes, lediglich einen Helfer am Start und am Ziel. Das hat aber weniger mit der Behinderung, mehr mit dem Marathon ansich zu tun. Jemand muss auf deine Sachen aufpassen, Ersatzkleidung muss bereitstehen wenn du naß geworden bist weil es auf der Strecke geregnet hat und am Ziel kann es sein das du völlig erschöpft bist und du dich über die helfenden Hände einer dir vertrauten Person sehr freuen wirst, ja du wirst sie sogar nötig haben. Ich liebe es mich auf ehrliche Art und Weise mit anderen zu messen und ich liebe es an meine persönlichen Grenzen zu gehen und diese zu erfahren und zu erweitern.
Warum Marathon. was hat meine starke Sehbehinderung damit zu tun. was hat mich dazu bewegt? Ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit
Einerseits habe ich mich das schon selbst gefragt und sicher auch der ein oder andere von Ihnen da draußen, warum man sich so ein Ziel überhaupt steckt. Warum sollte man seinen Körper 42 Kilometer lang quälen? Ein Marathon verlangt einem das Letzte ab und wenn man ihn bestehen will, ohne zwischenzeitlich oder am Schluß zusammenzubrechen, muss man zum einen gut trainieren, zum anderen seinen Körper gut kennen und sich seine Kraft einteilen.
Seit ich denken kann, interessiere ich mich für Sport und betreibe diesen selbst seit meiner Kindheit. Früher wollte ich immer Boxer werden. Diese Illusion haben mir meine Eltern mit einer 5 %igen Sehleistung auf einem Auge natürlich geraubt. Auch ein Rennfahrer und Wrestler würde niemals aus mir werden. Ich verfolgte diese Sportarten im Fehrnsehen und träumte davon einen Körper wie einer dieser Athleten zu haben. Da ich im Salzburgerland groß wurde und es dort zu meiner Zeit kaum Fitnessstudios gab, wenn dann konnte man sich die hohen Mietpreise nicht leisten, musste ich mit 10 Kilogramm Hanteln von meinem Vater vorlieb nehmen. Wir hatten viel Bergland, also konnte ich Fahrradfahren, trainierte mit meinen 10 Kilogramm Hanteln, machte jeden Tag Liegestütze und Situps, sowie Kniebeugen und Stretchübungen. Außerdem durfte ich Judo machen. So konnte ich mich fit halten und ich möchte auch keineswegs auf die Fallübungen, welche ich im Judo gelernt habe verzichten, jedoch war Judo nicht mein Kampfsport. Ich wollte eine Schlagsportart lernen wie Karate oder Tae-kwon-do. Dies ließen meine Eltern aufgrund der Gefahren nicht zu. Ich war und bin ein begeisterter Snowboarder, stoße aber auch hier an meine Grenzen. Einen Freestylekontest werde ich nie bestreiten können, dafür reicht mein Augenlicht nicht aus. Jahre später als ich erwachsen wurde und mein eigenes Geld verdient habe, konnte ich meine Risiken selbst bestimmen. Zunächst meldete ich mich in einem Fitnessstudio an und ich probierte die Sportart Kraftdreikampf aus. Das ist für Blinde und Sehbehinderte Menschen eine schöne Sache, du brauchst nichts sehen, du brauchst nur Kraft. Ich war aber mit mittlerweile 23 Jahren nicht mehr wirklich ein junger Kraftdreikämpfer