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Satan und Ischariot III. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Satan und Ischariot III - Karl May


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Hände nach hinten legte, eine eigentümliche, wie horchende Miene machte. Er sah, daß ich das beobachtete, und sagte in deutscher Sprache:

      »Du sahst wohl, daß ich genau aufpaßte?«

      »Ja. Eigentlich hätte ich dies aber nicht bemerken sollen, weil es die Roten ebenso leicht sehen können; sie würden dann ebenso gut ahnen, wie ich es geahnt habe, daß du irgend eine geheime Absicht hast.«

      Da wendete sich derjenige Komantsche, welcher uns am nächsten saß, an den Häuptling und sagte diesem:

      »Die beiden Bleichgesichter sprechen in einer Sprache miteinander, welche ich nicht verstehe.«

      »Old Shatterhand mag sagen, was für eine es ist.«

      »Es ist die Sprache meines Landes und Volkes.«

      »Wo liegt das Land deiner Vorfahren?«

      »Über dem großen östlichen Meere drüben.«

      »Das ist doch England!«

      »Nein; mein Vaterland liegt noch viel weiter im Osten.«

      »Hat dein Volk Todeslieder, wie wir roten Krieger sie haben?«

      »Ja, Sterbelieder und Sterbegebete zum großen Manitou.«

      Art eurer eignen Sprache?«

      »Ja.«

      Da erhob er seine Stimme, daß alle es hören konnten, und sagte:

      »Wenn ein tapfrer Krieger den Tod nahen sieht, so rüstet er sich darauf. Er gedenkt seiner Thaten und preist sie in der Weise seines Volkes. Die beiden Bleichgesichter sind tapfre Krieger; sie werden sterben und müssen von ihren Thaten in der Sprache ihres Volkes sprechen. Wir dürfen sie töten, aber ihre Seelen müssen wir ihnen lassen, damit die ›starke Hand‹ von ihnen in den ewigen Jagdgründen bedient werden kann. Stören wir sie also nicht, wenn sie in der Sprache ihres Volkes miteinander sprechen!«

      Das war denn doch eine große Nachsicht von einem, den ich für unnachsichtig gehalten hatte, eine Nachsicht freilich, welche nur die Folge seiner religiösen Anschauungen war. Nun konnte ich mich mit Emery nach Belieben unterhalten. Wir zeigten dabei so tiefernste Gesichter, als ob wir von nichts als dem uns bevorstehenden Tode sprächen.

      »Also,« fragte ich, »woran dachtest du vorhin, als mir dein Gesicht so auffiel?«

      »An ein Kunststück, welches ich einigemale gesehen und dann auch nachgemacht habe. Es heißt ›Der gefesselte Hexenmeister‹, und ich kam auf den Gedanken, ob es vielleicht möglich sei, es hier an den Mann zu bringen.«

      »Hm! Bilde dir nicht ein, die Leute hier durch irgend einen Hokuspokus zu täuschen!«

      »Es ist nicht ein Hokuspokus, sondern es handelt sich um zwei Kunstgriffe, die keinem Weißen und noch viel weniger einem Indianer auffallen würden.«

      »Muß es gezeigt werden, oder kann man es nach der bloßen Beschreibung begreifen?«

      »Zeigen ist besser, hier aber nicht möglich. Der Hexenmeister läßt sich mit einem Riemen oder Bande, einer Schnur die Hände auf dem Rücken zusammenbinden und ist dann imstande, sich der Fessel jeden Augenblick zu entledigen.«

      »Aber es kann leicht bemerkt werden?«

      »Nein, sondern sehr schwer. Die Hauptsache ist, daß man sich den Riemen erst selbst auf das linke Handgelenk legen darf.«

      »Das würde vielleicht nicht auffallen; man will dem Roten, der einen bindet, behilflich sein. Weiter!«

      »Paß auf! Man faßt den Riemen in der Mitte, legt das eine Ende über das linke Handgelenk und läßt es um dasselbe knoten. Während der, welcher fesselt, den Riemen fest anzieht, zieht man am andern Ende selbst auch mit, scheinbar, um den Knoten und die Schlinge doppelt fest zu machen, in Wahrheit aber wird der Knoten umgezogen, das heißt, er wird auf dem Riemen beweglich, läßt sich auf demselben hin und her schieben. Dies ist für den, der bindet, und auch für die Zuschauer vollständig unbemerkbar. Darauf hält man beide Hände auf den Rücken, um das andere Ende um das Gelenk der rechten Hand zu legen und zu binden. Dabei faßt man den rechten Rockärmel an, als wolle man ihn zur Seite halten, damit die betreffende Person besser binden kann. Dadurch werden die Hände mehr voneinander entfernt, und man behält Raum zum Aufziehen der Schlinge, während man zugleich Gelegenheit bekommt, den Riemen während des Bindens schroff anzuziehen. Nun kann sich jedermann, ohne das Geringste zu bemerken, von der Festigkeit der Fessel überzeugen, und doch ist es nun möglich, durch Aufschieben des einen oder andern umgezogenen Knotens bald die rechte und bald die linke Hand nach Belieben frei zu machen; man kann sie auch wieder fesseln und die Knoten zu jeder Zeit untersuchen lassen. Vermagst du dich hineinzudenken?«

      »Sehr leicht. Ich halte es für möglich, daß wir dem Kunststücke unsere Rettung verdanken.«

      »Ja, ich habe vorhin, als wir wieder gebunden wurden, gut aufgepaßt. Ich bin genau so gebunden, wie es Voraussetzung des Kunststückes ist. Wenn man uns die Hände vielleicht zum Abendessen frei giebt und sie dann wieder auf den Rücken fesselt, denke ich, es nicht schwer fertig zu bringen, daß man sie in meiner Weise fesselt; du nicht auch?«

      »Hm! Ich bin freilich überzeugt, die so einfache Hexerei auch fertig zu bringen, doch nur so, wie man es beim ersten Versuche kann; hier aber, wo es sich um Freiheit und Leben handelt, gehört mehr Übung dazu; ich werde den Versuch also dir überlassen.«

      »Warum? Wenn wir auch Winnetou das Kunststück erklären, können wir uns alle drei zu gleicher Zeit und im passenden Augenblick schnell frei machen. Handeln wir dann, so sind wir verschwunden, ehe man nur daran denkt, uns festzuhalten.«

      »Das klingt zwar verlockend, ist aber nicht so leicht, wie du denkst. Erstens, wie wollen wir Winnetou eine solche Erklärung geben, ohne daß unsere Wächter sie auch mit hören? Er versteht ja nur wenig deutsch, und englisch wieder verstehen sie, wenigstens genug, um zu wissen, wovon wir sprechen.«

      »Das ist freilich wahr!«

      »Und zweitens ist doch die Hauptsache, daß der Umstand nicht auffällt, daß man selbst den ersten Griff bei der Fesselung thut. Bei nur einem wird es jedenfalls übersehen; thun wir aber alle drei den Griff, so muß es nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern vielmehr Verdacht erregen. Ich bin also ganz dafür, daß nur du das Kunststück unternimmst.«

      »Was wird aber dann mit euch?«

      »Müssen sehen. Es wäre ein Messer vonnöten; man hat uns aber die unserigen mit den übrigen Waffen abgenommen.«

      »Was das betrifft, so habe ich eins, ein kleines Einschlagemesserchen mit Nagelfeile; ich pflege es in der innern Westentasche zu tragen. Man wird uns jedenfalls die Taschen leeren, doch denke ich, daß man das Innentäschchen nicht finden wird.«

      »Das paßt ganz vortrefflich. Bekommst du die Hände frei und hast das Messerchen, so kannst du deine Fußschlingen und dann auch unsere Fesseln durchschneiden.«

      » Well, sollte mich freuen! Ganz abgesehen von der Größe der Gefahr, in welcher wir uns befinden, wünsche ich herzlich, daß die Befreiung durch mich kommen dürfe, da ich es bin, der die Schuld an unserer Gefangenschaft trägt.«

      »Hast du denn, als sie kamen, nichts gehört?«

      »Nicht einen Hauch, obwohl ich wirklich scharf und unausgesetzt aufgepaßt hatte. Ich besitze aber leider nicht so empfindliche Ohren wie du und Winnetou. Du kannst dir denken, welche Vorwürfe ich mir mache!«

      »Das laß sein! Es ist nicht ungeschehen zu machen, und hätte einer von uns andern Wache gestanden, wäre die Überrumpelung auch keine Unmöglichkeit gewesen.«

      »Du hast aber selbst gehört, daß sie gewartet haben, bis die Reihe an mich gekommen ist.«

      »Das geht mich nichts an. Wir sind gefangen und wollen wieder loskommen. Durch Vorwürfe aber erlangen wir die Freiheit keineswegs.«

      Winnetou saß neben uns, verstand nur wenig von dem, was wir sprachen, doch war zu hoffen, daß wir ihm die nötige Mitteilung würden


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