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Star Force - Rebellen des Mars. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Star Force - Rebellen des Mars - Alfred Bekker


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politischen Entwicklung auf diesem geschundenen Planeten, dachte er.

      Das Hauptquartier des Sicherheitsdienstes der Pazifischen Vereinigung, kurz PAZIV genannt. Es handelte sich um eine Unterwasserstation von gigantischem Ausmaß, die tief in den Meeresboden hineingegraben worden war. Sie hatte noch nicht einmal einen offiziellen Namen. Und selbst die 'andere Seite' wußte nur, daß dieser Ort existierte. Irgendwo im Pazifik oder im Indischen Ozean. Der genaue Ort war unbekannt. Und das war gut so.

      X-Point nannten die Geheimdienstler der Westunion diese Geheimstation.

      Sindraman wußte das, weil er Agenten in wichtigen Positionen der Westunion installiert hatte und so über ein hervorragendes Informantennetz verfügte.

      X-Point --- dieser Name hatte sich im internen Gebrauch inzwischen sogar bei Sindraman und seinen Leuten eingebürgert.

      Wenn es einen Ort gab, an dem man günstigste Überlebenschancen für jede Art von Katastrophen hatte, dann war es X-Point.

      Eine Stimme meldete sich über das Interkom auf dem Schreibtisch.

      "Major Sung ist eingetroffen und mit ausreichendem Security-Faktor identifiziert!" erklärte die Stimme. Es handelte sich um die Kunststimme des Computersystems, das die Iris- und Handflächenscans bearbeitete, die jeder über sich ergehen lassen mußte, der zu General Sindraman vordringen wollte.

      "Major Sung soll hereinkommen", antwortete Sindraman. "Ich warte schon auf ihn."

      Eine Schiebetür öffnete sich mit einem surrenden Laut.

      Major Sung betrat den Raum. Der Chinese war halb so alt wie Sindraman, von kleiner Statur aber sehr drahtig. Das Haar war blauschwarz, was in gewissem Gegensatz zu den Falten stand, die sich im Gesicht des Majors bereits gebildet hatten. Zweifellos waren sie gefärbt oder er trug ein organisches Haarteil. Jay Sindraman amüsierte die Eitelkeit seines Gegenübers. Kein graues Haar durfte zu sehen sein. Auf den Inder wirkte das lächerlich.

      Das Alter wird in der chinesischen Kultur verehrt - aber niemand niemand möchte alt aussehen! ging es Sindraman mit einem sarkastischen Lächeln um die Mundwinkel durch den Kopf. Er hatte das oft erlebt. Ein Inder hatte keine Probleme damit, sich mit grauen Haaren oder Halbglatze zu zeigen. Ein Chinese versuchte das um jeden Preis zu vermeiden.

      Major Sung nahm Haltung an. Unter dem linken Arm trug er ein winziges Laptop, auf dem vermutlich seine Unterlagen gespeichert waren.

      "Stehen Sie bequem, Major und setzen Sie sich!"

      "Danke, General!"

      Sindraman deutete auf einen der schlichten Bambussessel in seinem Büro. Er hatte darauf geachtet, in dieser weitgehend künstlichen Umgebung, tief unter der Meeresoberfläche, so oft wie möglich natürliche Materialien zu verwenden. Materialien, die ihn an das Leben 'da oben' erinnerten. Lebendig begraben unter Milliarden von Kubikmetern Salzwasser wollte der General den Kontakt mit der 'dort oben' nicht ganz verlieren.

      Vermutlich wird sich mit der Zeit der Begriff von 'Natürlichkeit' verändern, ging es Sindraman durch den Kopf. Sowohl was die vielen PAZIV-Bürger angeht, die inzwischen in Unterwasserstädten lebten, als auch was die Menschen der Westunion betrifft, die versuchen den Weltraum zu erobern. Das Leben paßt sich an. So ist es seit Jahrmilliarden. An neue Lebensräume, so extrem sie auch sein mögen. Das gilt für fremde Planeten ebenso wie für den Grund des Meeres.

      Die PAZIV hatte dabei nach Ansicht Sindramans im Vergleich mit der Westunion das bessere Los gezogen. Daran bestand für ihn nicht der geringste Zweifel.

      Verglichen mit den ungastlichen Gesteinsbrocken, die außerhalb der Erdumlaufbahn durch das All zogen und sich Planeten nannten, war der Meeresgrund ein vergleichsweise freundlicher und leicht zu erschließender Ort.

      Ein Ort voller bislang verborgener Rohstoffe und Geheimnisse.

      Und voller Leben. Leben, das in seiner wahren Vielfalt bis heute noch nicht gänzlich bekannt war. Ein großer Teil der hier unten lebenden Spezies würden sich auf lange Sicht mit Sicherheit wirtschaftlich ausbeuten lassen. Etwa die besonders schnell wachsenden Riesenkraken, von denen man sich vorstellen konnte, daß sie bei einer industriellen Nutzung zu begehrten Eiweislieferanten wurden. Kein Tier, das an der Oberfläche lebte, kein Rind und kein Schwein konnte eine vergleichbare Wachstumsrate aufweisen.

      Und die Gentechnik lieferte zusätzliche Möglichkeiten, an denen die Wissenschaftler der PAZIV bereits fleißig arbeiteten. So gab es unterseeische Versuchsfarmen mit gentechnisch veränderten Walen, auf deren massigen Körpern sich Eiweißknollen bildeten. Knollen, die abgeerntet werden konnten und nachwuchsen wie Fingernägel oder Haare. Außerdem versuchte man in hydroponischen Anlagen den Algenreichtum der Meere als Nahrungslieferant zu erschließen. Das war angesichts der erst in den letzten Jahren langsam zum Stillstand gekommenen Bevölkerungsexplosion im PAZIV-Gebiet auch dringend notwendig.

      Die Zukunft gehörte dem Meer.

      Und der Pazifischen Vereinigung, kurz PAZIV.

      Davon war General Jay Sindraman – bei aller Skepsis, die ansonsten in ihm herrschte – zutiefst überzeugt.

      Allerdings hatte die Fokussierung auf die Weltmeere auch ihren Preis gehabt. Die Vernachlässigung der Raumfahrttechnik. Und in der unerwarteten, alles über den Haufen werfenden Lage, die seit den jüngsten Ereignissen auf dem Mars eingetreten war, konnte dieser Umstand durchaus ein Nachteil für die PAZIV werden. Sindraman war sich dieses Umstandes voll bewußt.

      Was den Großteil der übrigen PAZIV-Machtelite anbetraf, hatte der General da allerdings seine erheblichen Zweifel.

      Jay Sindraman wandte Major Sung einen nachdenklichen Blick zu. Verbirgt sich hinter diesen regungungslosen Zügen auch eine Meinung zu diesen Fragen? überlegte er. Oder ist da nichts, als sture Erfüllung von Befehlen?

      Jay Sindraman vermutetete eher letzteres.

      Er hat Ambitionen! erkannte der General. Auch wenn er versucht, diese Tatsache so gut es geht zu verbergen. Aber du wirst ihn im Auge behalten müssen. Sehr genau sogar... Und bevor er versucht, dich alten Mann abzuservieren, wirst du ihn stolpern lassen, wie so viele andere vor ihm. Du hast so viele kommen und gehen sehen. Major Sung wird einer von ihnen sein...

      "General Sindraman, die Lage spitzt sich zu", erklärte Major Sung, der jetzt sein Laptop aufklappte und aktivierte. Seine Bewegungen waren schnell und sicher. Ein Mann, der im richtigen Moment zuzupacken weiß, dachte Jay Sindraman. Das Gerät ruhte auf seinem linken Knie. Seine Hände glitten über die Tastatur. Ein vertrautes, klackerndes Geräusch. "Einen Moment noch", murmelte Sung.

      Sindraman lächelte.

      "Sagt Konfuzius nicht 'Eile mit Weile'?"

      Major Sung blickte auf, schienm leicht irritiert zu sein. "Ich kenne mich mit Konfuzius nicht so aus", bekannte er.

      "Verwunderlich – für einen Chinesen." Sindraman amüsierte das.

      Major Sung war um Fassung bemüht, konnte aber seinen Ärger trotz des maskenhaften Gesichts nicht ganz verbergen. Es war die dunkelrote Gesichtsfarbe, die ihn unmißverständlich verriet. Das Gesicht wahren, dachte Sindraman. Eine chinesische Tradition, die wohl auch etwas aus der Mode gekommen zu sein scheint... Zumindest, was den Grad an Perfektion angeht, mit der sie beherrscht wird!

      "Mir scheint, Ihnen schweben veraltete Klischeebilder vor, General Sindraman – wenn ich das bei allem Respekt bemerken darf."

      "Sie dürfen...", nickte General Sindraman.

      Er musterte das unbewegliche Gesicht des Chinesen. Bei allem Respekt! echote es in General Jay Sindramans Bewusstsein. Das klingt beinahe wie Hohn. Bedachte man, dass Sung aus einer Kultur kam, in der die Achtung vor dem Ranghöheren einen besonderen Stellenwert hatte, war Major Sungs Bemerkung beinahe schon ein Affront. Warum tut er das? fragte sich General Sindraman. Was gibt ihm den Mut dazu? Ihm – diesem sonst so speichelleckerischen Subalternen? Es gab nur eine mögliche Erklärung dafür. Irgend jemand stand hinter ihm, protegierte ihn, deckte ihn nötigenfalls auch. Irgend jemand schickte diesen alerten Major vielleicht auch als eine Art Minenhund vor.

      Macht


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