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Im Reiche des silbernen Löwen IV. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Im Reiche des silbernen Löwen IV - Karl May


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stand hielt, als man sich selbst nicht bewegte. Sobald man ihm aber nähertreten oder die Hand ausstrecken wollte, um es zu prüfen, wich es sofort zurück. Dabei war zu bemerken, daß die erst vorhandene Aehnlichkeit der Umrisse sich in ganz genau demselben Verhältnisse verringerte, in welchem das Zerrbild sich vergrößerte. Es verschwanden nicht nur sehr bald diejenigen Konturen, welche möglicherweise hätten auf mich schließen lassen können, sondern die Mißgestalt wurde allmählich so unförmlich und ging nach und nach derart in das Ungeheuerliche über, daß es mir fast wie ein Wahnsinn vorkam, die Stelle, an welcher ich stand, als den Entstehungspunkt derselben zu betrachten. Freilich waren ihre Füße grad da zu sehen, wo ich mit den meinen stand; außer diesem allereinzigen Umstand aber gab es keinen zweiten Grund, anzunehmen, daß diese ultramonströse Ausgeburt in irgend einer Beziehung zu mir stehe. Ich stand auf dieser Stelle aufrecht, selbstbewußt, eine kraftvoll und unabhängig sich bewegende Persönlichkeit! Wie aber der Schatten? Er hatte sich aus dem Schmutze entwickelt, den ich mit Füßen trat! Aus ihm war er unter diesen meinen Füßen hervorgekrochen! Aus ihm hatte er versucht, sich an mir emporzurichten, wohl gar über mich hinaus ins Sonnenlicht zu ragen! Aber es giebt keinen Schatten, der nicht fallen muß! Auch dieser mein ultramonströser Schatten fiel! Er konnte und durfte nichts als fallen – fallen – — fallen! Das ist das furchtbare Schicksal jedes Schattens – — jeder Dunkelheit – — jeder Finsternis! – — Und das Selbstbewußtsein? Konnte der Kopf meines Schattens überhaupt Etwas enthalten? Ja? Nun dann aber ganz gewiß nicht ein eigenes Selbstbewußtsein, sondern nur die schattenhafte Verzerrung des meinigen! Infolge dieser Verzerrung glaubte er wahrscheinlich, mich zu haben; aber ich, ich hatte ihn! Er war Schatten; er ist Schatten, und er wird Schatten bleiben! Er braucht volle Menschheitspersonen, um durch sie zu existieren. Finden sie sich nicht ein, um ihn zu werfen, wie man eben Schatten wirft, so kann er es nicht einmal zum bloßen Schemen bringen; er ist ein – — – Nichts! – — Und die kraftvoll und unabhängig sich bewegende Persönlichkeit?

      Jeder Schatten bedeutet fehlendes Licht. Ein Mensch, der sich zum Schatten anderer macht, hat seinem Geiste und seinem freien Eigenleben entsagt. Er ist eine unselbständige Dunkelexistenz geworden, die überall, wo Licht vorhanden ist, nach Trübem, Düsterem und Finsterem hascht. Diese Lichtscheu wirkt genau so, wie die Wasserscheu. Sie giebt sich ganz und gar der Tollheit hin und folgt von Schritt zu Schritt, nur um zu – — beißen!«

      Der Ustad hielt nach dieser längeren Gedankenfolge inne. Man sah es ihm an, daß er keine Bemerkung von uns erwartete. Ich hätte wohl manches einzuwenden gehabt, sah aber keinen zwingenden Grund, dies augenblicklich zu thun. Gegen derartige Ansichten und Anschauungen hat man vorsichtig zu verfahren. Es giebt Meinungsverschiedenheiten, die nicht im Handumdrehen, sondern nur mit Hilfe der Zeit zu beseitigen sind, und hier schien es mir, als ob grad diese Zeit es sei, die solche bittere Gedanken in ihm befestigt hatte. Er fuhr nach dieser Pause fort:

      »Hast du, Effendi, einen Mann gekannt, Hadschi Halef Omar, den Scheik der Haddedihn vom Stamme der Schammar, der bereit war, mit seinem deutschen Sihdi alle Qualen der Erde und der Hölle zu erdulden und tausend-, tausendmal für ihn zu sterben?«

      Ich nickte nur.

      »Du Glücklicher! Ich hatte keinen, keinen Halef! Ich besaß nicht einen einzigen Freund, der deinem Hadschi auch nur einigermaßen ähnlich gewesen wäre! Und doch gab es so viele, viele, die sich meine Freunde nannten, als ich in der Mitte meines Sonnentages stand! Sie wollten nichts von mir; sie verlangten nichts von mir; sie forderten nichts von mir; aber sie liebten mich alle, alle, alle so wahr, so treu, so innig! Nur eins sollte ich ihnen bringen, weiter nichts, weiter gar nichts: Nämlich Opfer, wieder Opfer und immer wieder Opfer! Und ich brachte sie! Wie gern! Ich liebte ja die Menschen alle, alle! Ich glaubte, daß sie meiner Liebe wert seien. Ich wußte nicht, daß es klug sei, nicht den Einzelnen an sich, sondern die Menschheit in ihm zu lieben. Meine Freunde aber überschüttete ich mit doppelter Liebe! Da kam der Augenblick, an welchem ich bemerkte, daß meine Sonne sich schief zu mir gestellt hatte. Welche unerwartete Wirkung fand sich da ein! Auch an meinen Freunden und sonstigen Bekannten begann jetzt so vieles schief zu werden! Sie dachten schief über mich; sie sprachen schief von mir; sie sahen mich schief an! Die Sonne wich mehr und mehr von mir zurück; mein Schatten wuchs; meine Freunde wurden immer schiefer! Gegen Abend ging es schneller mit der Sonne; mein Schatten füllte hinter mir schon die ganze Strecke bis zum Horizonte aus; meine Freunde waren jetzt so sehr schief geworden, daß gar nicht ausbleiben konnte, was nun geschehen mußte: Sie verloren das Gleichgewicht; sie begannen, auch zu fallen, einer nach dem andern, ganz genau so, wie mein großer Schemen fiel! Wohin fielen sie? Natürlich hinter mich, als meine Schatten, Schatten, Schatten! Ich warf sie fort nach rückwärts, hinweg zu ihm, der sich als »Erdengott« gebärdete. Er verschluckte sie mit wahrer Orkusgier. Sein Nichts blähte sich nach dem Fraße dieser vielen tausend Nichtse zu einem so undenkbaren Nichtse auf, daß er dünner und immer dünner und endlich ganz unmöglich werden mußte! Es kostete mich schon Mühe, ihn, den Ultradimensionalen, nur noch zu erkennen. Da wendete ich meine Augen von der ebenso still wie unvermeidlich vor sich gehenden, schattenhaften Katastrophe ab. Ich schaute empor. Soeben verschwand die Sonne. Und da geschah das, was an jedem Tag geschieht und was wir doch bis heut noch nicht mit unserm Geist ergriffen haben: Es flammte der Westen in goldener Glut. Sie sprühte gen Himmel in zuckenden Blitzen. Ich tauchte den Blick in die feurige Flut und sah sie die Berge mit Funken umspritzen. Da, als sie mir so das Geheime erschloß, da mußten die Erdenphantome verschwinden: Sie wurden zu nichts; auch das meine zerfloß, und ich ging um »das Licht ohne Schatten« zu finden!«

      Er war da, wo die Sätze sich zu reimen begannen, aufgestanden und hatte stehend gesprochen. Jetzt ging er hinaus auf den Balkon, wohl um die Gestalten, welche in ihm erwacht waren, wieder zur Ruhe zu bringen. Als er dann wieder hereinkam, fragte er mich, indem er vor mir stehen blieb:

      »Hast du verstanden, wen und was ich mit diesen meinen Schatten meinte?«

      »Ja,« antwortete ich.

      »So wirst du durch mich vielleicht die deinen sehen lernen!«

      Ich saß ruhig da. Ich antwortete nicht. Aber ich lächelte ihn an.

      »Warum bleibst du still?« fragte er.

      »Sind Schatten es wert, daß man von ihnen spricht?« antwortete ich.

      Er sah mich erstaunt, ja fast betroffen an. Da fuhr ich fort:

      »Wenn sie Nichtse sind, wie du behauptest, warum so viele Worte über sie? Für Nichtse giebt es eben nichts. Sie scheinen dir also doch mehr als nichts gewesen zu sein !«

      »Das war in der Vergangenheit. Das ist vorüber!« behauptete er.

      »Vorüber? – Wirklich?«

      »Ja!«

      »Und doch erregt dich der Gedanke an sie noch heut in einer solchen Weise, daß du soeben an der Luft gewesen bist, um dich zu beruhigen! Ustad, Ustad! Du sagtest: »Und ich ging, um das Licht ohne Schatten zu finden«! Hast du es gefunden?«

      Er trat einige Schritte zurück, schüttelte leise den Kopf, warf ihn dann schnell zurück und fragte mich:

      »Etwa du, Effendi?«

      »Von mir ist jetzt nicht die Rede, sondern von dir!«

      »Es war von dir die Rede, von deinen Schatten! Du hast jedenfalls gar nicht gewußt, daß du welche hattest!«

      Da stand nun auch ich auf.

      »Mein Freund,« sagte ich, »mein armer Freund! Mir scheint, du hast das Leben ganz verkehrt genommen. Die Nichtse waren bestimmend für dich, nicht aber die inhaltsvolle Wirklichkeit. Du wolltest diese Wirklichkeit beherrschen, wurdest aber leider selbst nur von leeren Schatten regiert. Darum standest du machtlos vor dem Leben, als es sein Turnier mit dir begann, und wurdest von ihm in den Sand gestreckt! Du hattest es vielleicht wohl gar herausgefordert. Du dünktest dich, ein starker Geist zu sein, und wolltest kämpfen gegen andre Geister. Weißt du, was da das Leben that, das riesenstarke, mitleidskluge Leben?«

      Er schaute mich fragend an, antwortete aber nicht.

      »Es kannte dich. Was wäre wohl geworden, wenn es deine Forderung für Ernst genommen hätte! Es fiel ihm gar nicht ein, sich vor dir im Harnisch aufzustellen.

      Es schob dir einen seiner


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