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Durchs wilde Kurdistan. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Durchs wilde Kurdistan - Karl May


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Ah, schön, sehr gut! Schwarz und rot kariert!«

      »Meinetwegen. Wie wollt Ihr Euch tragen? Als Türke, oder als Kurde?«

      »Kurde.«

      »So müßt Ihr allerdings schwarzrot gehen; das ist die kurdische Leibfarbe. Also kurdische Hosen. Eine Weste, ein Hemd, welches über die Hose getragen wird.«

      »Schwarzrot?«

      »Ja.«

      »Kariert?«

      »Meinetwegen! Es muß vom Hals bis auf die Knöchel reichen. Dann einen Rock oder Mantel darüber.«

      »Schwarzrot!«

      »Natürlich!«

      »Kariert?«

      »Meinetwegen! Sodann einen Turban von der riesigen Größe, wie ihn vornehme Kurden zu tragen pflegen.«

      »Schwarzrot?«

      »Auch!«

      »Kariert?«

      »Meinetwegen!«

      »Dann einen Gürtel, Strümpfe, Schuhe, Waffen – —«

      »Schwarzrot!«

      »Habe nichts dagegen!«

      »Und kariert?«

      »Laßt Euch meinetwegen noch das Gesicht schwarzrot karieren!«

      »Wo kaufen diese Sachen?«

      »Da weiß ich selbst keinen Rat. Einen Basar finden wir ja erst in Amadijah. Vielleicht aber gibt es auch hier einen Händler, denn Spandareh ist ein großes Dorf. Und – — – Ihr habt ja Geld, viel Geld, nicht?«

      »Viel, sehr viel, well! Werde alles bezahlen!«

      »Werde einmal fragen.«

      Ich wandte mich an den Vorsteher:

      »Gibt es hier einen Urubaschi[28]

      »Nein.«

      »Gibt es einen Mann, der jetzt nach Amadijah reiten und für diesen Fremdling Kleider holen könnte?«

      »Ja, aber der Basar wird erst morgen offen sein, und die Kleider können also erst spät eintreffen.«

      »Oder ist ein Mann hier, der uns ein Kleid bis Amadijah leihen würde?«

      »Du bist mein Gast; ich habe ein neues Panbukah[29]; ich werde es ihm sehr gern leihen.«

      »Auch einen Turban?«

      »Es gibt hier keinen, der zwei Turbane hätte; aber eine Mütze kannst du sehr leicht erhalten.«

      »Was für eine Art?«

      »Ich gebe dir eine Kulik[30], die ihm passen wird.«

      »Welche Farbe hat sie?«

      »Sie ist rot und hat schwarze Bänder.«

      »So bitte ich dich, dies alles für morgen früh zu besorgen. Du gibst uns einen Mann mit, den wir bezahlen. Wir werden ihm in Amadijah den Anzug für dich zurückgeben. Aber ich wünsche, daß von dieser Sache nicht gesprochen werde!«

      »Wir beide werden schweigen, ich und mein Bote!«

      Jetzt kam das Nachtmahl für den Engländer. Er bekam einige Reste, welche wir übrig gelassen hatten und denen ein neues Ansehen gegeben worden war. Er schien nicht bloß Appetit, sondern sogar Hunger zu haben; denn zwischen seinen langen, breiten, gelb glänzenden Zähnen verschwand der größte Teil dessen, was ihm vorgelegt wurde. Mit innerlicher Genugtuung bemerkte ich, daß man ihm auch einen jener kleinen Braten servierte, welche ich für Tauben gehalten hatte. Er ließ nicht das kleinste Knöchelchen davon übrig. Später setzte man ihm unter anderem einen zierlich gearbeiteten Holzteller vor, der ein niedliches Gerichtchen enthielt, welches die Form eines Beefsteak hatte und einen solchen Wohlgeruch verbreitete, daß ich selbst noch Appetit bekam, obgleich ich ganz gegen meine sonstige Gewohnheit bereits sehr reichlich gegessen hatte. Ich mußte wissen, was dies war.

      »Sidna, was ist dies für ein schönes Gericht?« fragte ich die Frau, welche den Engländer bediente.

      »Es ist Tschekurdschek[31],« antwortete sie.

      »Wie wird es bereitet?«

      »Die Heuschrecken werden geröstet, klein gestoßen und in die Erde gelegt, bis sie anfangen, zu riechen. Dann habe ich den Teig in Olivenöl gebraten.«

      Auch nicht übel! Ich nahm mir vor, dieses höchst wichtige Rezept meinem guten Master Fowling-bull nicht lange vorzuenthalten. Während er noch aß, ging ich hinab, um nach den Pferden zu sehen. Sie waren wohl versorgt. Bei ihnen standen Halef, der Dolmetscher, der Buluk Emini und der Arnaute, im heftigen Streite, der aber bei meinem Erscheinen sofort abgebrochen wurde.

      »Was zanket ihr, Halef?« fragte ich diesen.

      Er deutete auf den Arnauten.

      »Dieser Mensch schändet dich, Sihdi. Er hat gedroht, dich und mich zu ermorden, weil ich ihn auf deinen Befehl niedergeworfen habe.«

      »Laß ihn reden! Tun wird er wohl nichts.«

      Da legte der Arnaute die Hand an die Pistole und rief:

      »Schweig, Mensch! Oder willst du dich mit diesen deinen Knechten heute noch in der Dschehennah treffen?«

      »Tschit-i, ker, werujem, ti szi szlep – sei still, Hund! Ich glaube, du bist vollständig blind!« antwortete ich ihm arnautisch. »Siehst du nicht die Gefahr, in welche du dich begibst?«

      »In welche?« fragte er ganz verdutzt.

      »Male ti pucshke ne gadschaju dobo – diese Pistolen treffen nicht gut!« antwortete ich, auf seine Waffe deutend.

      »Warum?«

      »Budutschi um-e-m öno bölje – weil ich es besser kann!« Zu gleicher Zeit hielt ich ihm meinen Revolver entgegen. Ich hatte die Gewalttätigkeit dieser arnautischen Soldaten genugsam kennen gelernt, um selbst einen so einfachen Fall nicht zu leicht zu nehmen. Der Arnaute achtet das Leben eines Menschen gleich nichts. Er schießt wegen eines Schluck Wassers einen andern ruhig nieder und beugt dann dafür mit derselben Ruhe sein Haupt unter das Schwert des Henkers. Wir hatten diesen Khawaß beleidigt; ein Schuß war ihm zuzutrauen. Dennoch nahm er die Hand von den Pistolen und fragte im Tone der Verwunderung:

      »Du sprichst die Sprache von Schkiperia[32]

      »Wie du hörst!«

      »Bist du ein Schkipetar?«

      »Nein.«

      »Was sonst?«

      »Ich bin ein Nematz[33], und ich sage dir, daß die Leute aus Nemacschka[34] es verstehen, mit deinesgleichen umzuspringen.«

      »Ein Nematz bist du nur? Kein Madschar, kein Rusz, kein Szrbin[35] und kein Turcschin? Obictz-i dschawo-wraga – fahre zum Teufel!«

      Er erhob blitzschnell die Pistole und drückte los. Hätte ich nicht das Auge fest auf die Mündung der Waffe gehalten, so wäre mir die Kugel in den Kopf gegangen; so aber fuhr ich mit dem Kopf rasch zur Seite nieder, und die Kugel ging über mich hinweg. Ehe er den zweiten Lauf abfeuern konnte, hatte ich ihn unterlaufen und preßte ihm die Arme an den Leib. »Soll ich ihn erschießen, Sihdi?« fragte Halef.

      »Nein. Bindet ihn!«

      Um seine Arme nach hinten zu bekommen, mußte ich sie einen Augenblick freigeben. Das benutzte er, riß sich los und sprang davon. Im nächsten Augenblicke war er zwischen den Bäumen, welche die Häuser trennten, verschwunden. Alle Anwesenden eilten ihm nach, aber sie kehrten bald wieder zurück, ohne ihn gesehen zu haben.

      Der Schuß hatte auch die Andern herbei gelockt.

      »Wer


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<p>28</p>

Kleidermacher oder Kleiderhändler.

<p>29</p>

Anzug aus Wollenstoff.

<p>30</p>

Eine Mütze aus Filz von Ziegenhaar.

<p>31</p>

Heuschrecken.

<p>32</p>

So nennen die Albanesen ihr Land.

<p>33</p>

Deutscher.

<p>34</p>

Deutschland.

<p>35</p>

Serbe.

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