Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.. Томас Бабингтон МаколейЧитать онлайн книгу.
war, vor dem Mordausschusse spielte er eine noch schmählichere Figur.31 Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß eine Person, die viel schwerere Unbill erfahren hatte, deren Character aber von dem seinigen weit verschieden war, die hochherzige Lady Russell, gegen die Ungerechtigkeit remonstrirte, mit der die extremen Whigs Halifax behandelten.32
Johann Hampden’s Bosheit war indessen weder ermüdet noch beschämt. Wenige Tage später hielt er in einem Ausschusse des gesammten Hauses der Gemeinen zur Inbetrachtnahme der Lage der Nation eine hämische Rede, in der er alles Mißgeschick des Jahres dem Einflusse der Männer zuschrieb, welche in den Tagen der Ausschließungsbill vom Parlamente getadelt worden seien, der Männer, die zwischen Jakob und Wilhelm die Vermittler hätten spielen wollen. Der König, sagte er, müsse sämmtliche drei Cavaliere, welche nach Hungerford gesandt worden seien, um mit ihm zu unterhandeln, aus seinem Staatsrathe und aus seiner Nähe entfernen. Hierauf sprach er von der Gefahr, Männer von republikanischen Grundsätzen anzustellen. Dies sollte ohne Zweifel eine Anspielung auf den Hauptgegenstand seiner unversöhnlichen Bosheit sein, denn es war wohlbekannt, daß Halifax, obwohl von Natur gewaltsamen Veränderungen abgeneigt, in seinen politischen Ansichten ein Republikaner war und oft sehr geistreich und humoristisch gegen die erbliche Monarchie sprach. Die einzige Wirkung des gegen ihn gerichteten Ausfalls bestand jedoch darin, daß er ein höhnisches Gelächter hervorrief. Wie konnte ein Hampden, der Enkel des großen Führers des Langen Parlaments, ein Mann, der sich rühmte, mit Algernon Sidney gegen das königliche Haus conspirirt zu haben, das Wort Republikaner als einen Ausdruck des Vorwurfs gebrauchen! Als der Sturm des Gelächters sich gelegt hatte, standen mehrere Mitglieder auf, um den angeklagten Staatsmann zu rechtfertigen. Seymour erklärte, daß, so sehr er auch die Art und Weise, wie die Verwaltung in der letzten Zeit geführt worden sei, mißbillige, er dem vom Johann Hampden vorgeschlagenen Beschlusse doch nicht beitreten könne. „Blicken Sie wohin Sie wollen,” sagte er, „auf Irland, auf Schottland, auf die Flotte, auf die Armee, überall werden Sie reichliche Beweise von schlechter Verwaltung finden. Wenn der Krieg von den nämlichen Händen fortgeführt wird, so haben wir nichts Besseres als eine Wiederholung der nämlichen Unfälle zu erwarten. Aber ich bin nicht geneigt, Männer wegen der besten Handlung, die sie in ihrem Leben gethan, zu verdammen, Männer deshalb zu verdammen, weil sie versuchten, durch rechtzeitiges Vermitteln einer Revolution vorzubeugen.” Ein andrer Sprecher sagte ganz richtig, daß Halifax und Nottingham ins holländische Lager gesandt worden seien, weil sie das Vertrauen der Nation besessen und weil sie allgemein als Feinde der Dispensationsgewalt, der papistischen Religion und des französischen Einflusses bekannt gewesen seien. Es wurde endlich beschlossen, daß der König in allgemeinen Ausdrücken ersucht werden solle, die Urheber der neuerlichen Mißgriffe ausfindig zu machen und zu entfernen.33 Es wurde ein Ausschuß zur Entwerfung der Adresse ernannt, und Johann Hampden, als Präsident desselben, setzte eine Vorstellung in so hämischen Ausdrücken auf, daß bei Verlesung derselben im Hause der Gemeinen sein eigner Vater sich mißbilligend darüber äußerte und ein Mitglied ausrief: „Das soll eine Adresse sein? Ein Libell ist es!” Nach einer heißen Debatte wurde die Adresse wieder an den Ausschuß verwiesen und nicht wieder erwähnt.34
Die Erbitterung, welche ein großer Teil des Hauses gegen Halifax empfunden, begann in der That nachzulassen. Es war bekannt, daß er bereits aufgehört hatte, ein vertrauter Rathgeber der Krone zu sein, obgleich er das Geheimsiegel noch nicht förmlich abgegeben. Die Macht, die er während der ersten Monate der Regierung Wilhelm’s und Mariens besessen, war auf den kühneren, minder skrupulösen und praktischeren Caermarthen übergegangen, gegen dessen Einfluß Shrewsbury vergebens ankämpfte. Persönlich stand Shrewsbury sehr hoch in der königlichen Gunst; aber er war ein Oberhaupt der Whigs und wurde, wie alle Parteiführer, oft wider seinen Willen von Denen vorwärts getrieben, die ihm folgen zu wollen schienen. Er selbst war zu einer milden und gemäßigten Politik geneigt, aber er besaß nicht die nöthige Festigkeit, um der geräuschvollen Zudringlichkeit, mit der Politiker wie Johann Howe und Johann Hampden Rache an ihren Feinden verlangten, Widerstand zu leisten. Sein Rath hatte daher zu dieser Zeit wenig Gewicht bei seinem Gebieter, der die Tories zwar weder liebte noch ihnen traute, aber fest entschlossen war, sie nicht zu proscribiren.
Unterdessen beschlossen die Whigs, die sich bewußt waren, neuerdings in der Meinung des Königs sowohl wie der Nation gesunken zu sein, einen kühnen und schlauen Versuch zu machen, von Beiden unabhängig zu werden. Ein genauer Bericht über diesen Versuch kann aus dem spärlichen und weit verstreuten Material, das auf uns gekommen ist, nicht zusammengestellt werden. Doch ist die Geschichte auch so wie sie auf uns gekommen, immerhin interessant und lehrreich.
Die Corporationsbill
Eine Bill zur Wiederherstellung der Rechte derjenigen Corporationen, welche unter den beiden letzten Regierungen ihre Gemeindeverfassungen der Krone zurückgegeben hatten, war im Hause der Gemeinen eingebracht, von Männern aller Parteien mit allgemeinem Beifall begrüßt, zweimal verlesen und einem gewählten Ausschuß überwiesen worden, dessen Präsident Somers war. Am 2. Januar erstattete Somers seinen Bericht. Die Tories waren nur in geringer Zahl anwesend, denn da keine wichtige Discussion in Aussicht stand, hatten viele Landgentlemen die Stadt verlassen, um am Kamin ihrer Schlösser das Weihnachtsfest heiter zu feiern. Die eifrigen Whigs dagegen waren stark vertreten. Sobald der Bericht über die Bill erstattet war, erhob sich Sacheverell, der in den stürmischen Parlamenten Karl’s II. als einer der Talentvollsten und Heftigsten unter den Exclusionisten berühmt gewesen war, und beantragte die Hinzufügung einer Klausel, welche bestimmte, daß jeder Municipalbeamte, der in irgend einer Weise an der Abtretung der Gerechtsame eines Burgfleckens Theil gehabt, sieben Jahre lang unfähig sein sollte, ein Amt in diesem Burgflecken zu bekleiden. Die Verfassung fast jeder incorporirten Stadt in England war während des glühenden Anfalls von Loyalität, der auf die Entdeckung des Ryehousecomplots gefolgt war, umgestaltet worden, und in fast jeder solchen Stadt hatten die Tories dafür gestimmt, den Freibrief zurückzugeben und Alles der väterlichen Fürsorge des Souverains zu überlassen. Die Wirkung von Sacheverells Klausel war daher die, daß einige Tausend der reichsten und angesehensten Männer des Königreichs sieben Jahre hindurch unfähig waren, an der Verwaltung ihrer Wohnorte irgend welchen Antheil zu nehmen, und daß der Whigpartei auf sieben Jahre ein überwiegender Einfluß bei den Burgfleckenwahlen gesichert wurde.
Die Minorität protestirte laut gegen die grobe Ungerechtigkeit, zu einer Zeit wo London verödet war, mit hastiger Eil und wie durch Ueberrumpelung ein Gesetz von höchster Wichtigkeit zu erlassen, ein Gesetz, das rückwirkend eine harte Strafe über viele hundert achtbare Gentlemen verhängte, ein Gesetz, als in jeder Stadt, von Berwick bis St. Ives die heftigsten Leidenschaften aufregen und das einen sehr ernsten Einfluß auf die Zusammensetzung des Hauses selbst haben mußte. Die einfachsten Schicklichkeitsrücksichten verlangten wenigstens einen Aufschub. Dieser wurde beantragt, der Antrag aber mit hundertsiebenundzwanzig gegen neunundachtzig Stimmen verworfen. Hierauf wurde die Frage gestellt, ob Sacheverell’s Klausel einen Bestandtheil der Bill bilden solle, und mit hundertdreiunddreißig gegen sechsundsechzig Stimmen bejaht. Sir Robert Howard stellte nun sofort den Antrag, daß Jeder, der, nachdem er nach der Sacheverell’schen Klausel zur Bekleidung eines städtischen Amtes unfähig geworden, sich dennoch erkühne, ein solches Amt zu übernehmen, eine Geldbuße von fünfhundert Pfund verwirken und für seine ganze Lebenszeit unfähig sein sollte, irgend ein öffentliches Amt, welcher Art es auch sei, zu bekleiden. Die Tories wagten es nicht, darüber abstimmen zu lassen.35 Nach den Regeln des Hauses stand es in der Macht einer Minorität, den Gang einer Bill zu hemmen, und dies war gewiß eine von den sehr seltenen Gelegenheiten, wo die Ausübung dieser Befugniß ganz am rechten Orte gewesen wäre. Die parlamentarischen Taktiker der damaligen Zeit scheinen jedoch nicht gewußt zu haben, in wie weit eine kleine Anzahl Mitglieder den Gang eines Geschäfts aufhalten kann, ohne irgend eine Form zu verletzen.
Es wurde auf der Stelle beschlossen, daß die durch Sacheverell’s und Howard’s Klauseln erweiterte Bill mundirt werden solle. Die heftigsten Whigs hätten sie am liebsten binnen achtundvierzig Stunden definitiv angenommen. Es stand allerdings nicht zu erwarten, daß die Lords sie mit günstigen Augen ansehen würden;
31
Der Bericht befindet sich in den Protokollen der Lords vom 20. Dec. 1689. Hampden’s Vernehmung fand am 18. Nov. statt.
32
Dies geht meiner Ansicht nach klar hervor aus einem Briefe von Lady Montague an Lady Russell, datirt vom 23. Dec. 1689, drei Tage nach der Berichterstattung des Mordausschusses.
33
Commons’ Journals, Dec. 14. 1689; Grey’s Debates; Boyer’s Life of William.
34
Commons’ Journals, Dec. 21; Grey’s Debates; Oldmixon.
35
Commons’ Journals, Jan. 2. 1689/90.