Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
klang die geliebte Stimme Daniels an ihr Ohr.
»Oh, Daniel, du bist hier! Was ist passiert?« fragte Fee leise und wandte sich ihm unter großer Anstrengung zu.
»Du bist wegen des starken Fiebers ohnmächtig geworden. Der Rettungswagen hat dich quasi in letzter Minute abgeholt.«
»Bin ich wirklich so krank?«
»Ich bin sehr böse auf mich, daß ich mich so lange von dir täuschen ließ. Eigentlich hättest du schon lange in die Klinik gehört«, erklärte er streng.
»Bei dir bin ich doch viel besser aufgehoben.«
»Zu Hause haben meine Möglichkeiten Grenzen. Die Medikamente hier sind um ein Vielfaches wirksamer als die üblichen Mittel. Aber jetzt bist du ja hier und in Sicherheit. Das Fieber ist bereits merklich gesunken. Den Rest bekommen wir auch noch in den Griff.«
»Es tut mir so leid, Daniel. Ich wollte euch keine Sorgen machen«, flüsterte Fee schwach.
»Als erstes mußt du aufhören, dich immer zu entschuldigen. Ich müßte mich bei dir entschuldigen, daß ich nicht besser auf meine geliebte Frau aufgepaßt habe. Aber das wird sich ändern. Wir haben nämlich alle nichts davon, wenn wir deine Gesundheit leichtsinnig aufs Spiel setzen.« Daniels Stimme wurde weicher.
»Das habt ihr doch nie getan«, protestierte sie leise, doch im Grunde fühlte sie sich nicht in der Lage zu so einer Diskussion.
Daniel bemerkte es sofort. »Wir müssen auch nicht jetzt darüber reden. Ich wollte nur, daß du es weißt. Wie fühlst du dich?«
»Ehrlich gesagt noch nicht viel besser.«
»Das wundert mich nicht. Du hast eine ausgewachsene Lungenentzündung. Aber das Antibiotikum wird dir rasch helfen.«
Fee blickte verwundert auf die Infusionsnadel an ihrem Arm. Eine durchsichtige Flüssigkeit tropfte langsam aus einer Flasche in den Schlauch, der mit der Nadel verbunden war.
»Komisch, von all den Untersuchungen und der Infusion habe ich gar nichts mitbekommen.«
»Freu dich«, versuchte Daniel sie aufzumuntern. »Eine Nadel zu legen, ist ja nicht immer angenehm.«
»Wenn Jenny es gemacht hat, wäre ich sogar freiwillig wachgeblieben«, versuchte Fee zu scherzen.
»Ich werde ihr dieses Kompliment weitergeben. Sie wird sich sehr darüber freuen. Im übrigen ist sie morgen wieder hier«, sagte Daniel lächelnd. Trotz Fees schlechtem Aussehen schien das Leben schon wieder in sie zurückzukehren. »Ich werde jetzt gehen, damit ich noch ein bißchen schlafen kann, bevor ich unseren Kindern morgen früh Bericht erstatte. Sie waren alle ganz schön aufgeregt heute abend.«
»Wie spät ist es denn?« erkundigte sich Fee. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
»Kurz nach Mitternacht«, antwortete Daniel leise und gab ihr einen liebevollen Kuß auf die Stirn. »Du solltest jetzt schlafen, Liebste.«
»Ich bin auch schon wieder müde. Hoffentlich ändert sich das bald«, sagte Fee leise, und schon fielen ihr die Augen zu. Auch Daniel war müde, die Sorge um Fee hatte ihn zermürbt. Dennoch blieb er noch ein paar Minuten an ihrem Bett stehen und betrachtete das geliebte Gesicht. Eine tiefe Dankbarkeit durchströmte ihn, und dann wandte er sich ab, um endlich wieder einmal eine Nacht ruhig und ungestört zu schlafen.
*
Sascha Gordon verbrachte eine eher unruhige Nacht. Im Gegensatz zu Daniel mußte er sich immer noch große Sorgen um seine Frau Marlene machen. Körperlich ging es ihr zwar schon wieder recht gut, sie hatte sich von den Folgen der Fehlgeburt und der Ausschabung erstaunlich schnell erholt, doch ihre psychische Verfassung machte ihm ernsthaft Sorgen. Er fühlte sich in dem verwaisten Ehebett recht verloren und wälzte sich von einer Seite auf die andere, während er über ihre ausweglose Situation nachdachte.
Sascha ahnte nicht, daß Marlene gerade zu dieser Stunde ein Gespräch mit einem jungen Mädchen führte, das ihr Leben verändern würde.
Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf, aus dem er gerädert am nächsten Morgen erwachte. Da er, wie in den letzten Tagen auch, erst am Mittag im Büro sein mußte, frühstückte er ausgiebig und machte sich dann auf den Weg in die Klinik zu Marlene, um mit ihr den Vormittag zu verbringen. Wie immer brachte er ihr eine Kleinigkeit mit, um ihr eine Freude zu machen.
Das war nicht leicht gewesen in den vergangenen Tagen, denn mit ihren Gedanken war sie stets bei dem Kind gewesen, das sie verloren hatte. Doch heute erlebte er eine Überraschung. Marlene hatte sich bereits angekleidet und saß erwartungsvoll am Tisch, als er das Zimmer betrat.
»Guten Morgen, Liebster. Schön, dich zu sehen«, sagte sie lächelnd und küßte ihn zärtlich.
»Leni, welch eine Überraschung«, stammelte Sascha, als er sich von der ersten Verwunderung erholt hatte. »Du siehst blendend aus.«
»Mir geht es auch viel besser. Hast du heute wieder bis Mittag Zeit? Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.«
Erstaunt sah er sie an. »Ich habe alle Zeit der Welt für dich. Aber möchtest du nicht erst dein Geschenk auspacken?« fragte er und hielt ihr eine hübsch verpackte Schachtel hin.
»Du bist so lieb. Aber kann das nicht noch ein wenig warten? Ich bin so ungeduldig, dir meine Neuigkeiten zu erzählen.«
»Wie du willst.« Sascha lächelte nachsichtig. Endlich erkannte er seine temperamentvolle, stets gutgelaunte Frau wieder. Da wollte er ihr keinen Wunsch abschlagen.
»Laß uns in den Garten gehen. Es ist so schönes Wetter, und ein bißchen Bewegung wird uns guttun.« Marlene stand schon auf.
»Ist das denn nicht zu anstrengend?« erkundigte sich Sascha fürsorglich, doch Leni zog ihn lächelnd am Arm aus dem Zimmer.
»Ach, ist das herrlich hier«, sagte sie, als sie in den sommerlichen Klinikpark hinaustraten.
»Sehr schön«, versuchte auch Sascha, sich zu begeistern, aber er war inzwischen doch sehr gespannt, welche Neuigkeit ihm seine Frau zu berichten hatte. Als er sie am vergangenen Vormittag verlassen hatte, war sie noch melancholisch und sehr in sich gekehrt gewesen. Was war nur in der Zwischenzeit vorgefallen?
»Ich will dich nicht länger auf die Folter spannen, Sascha. Du fragst dich sicher, was seit gestern mit mir geschehen ist«, sagte sie, als könnte sie seine Gedanken lesen.
Er nickte bestätigend.
»Vor ein paar Tagen bin ich auf dem Flur mit einem hochschwangeren Mädchen zusammengestoßen. Ich sage Mädchen, weil sie wirklich noch sehr jung ist, erst fünfzehn. Wir wechselten ein paar Worte, und mir fiel auf, daß sie ungewöhnlich traurig wirkte. So bot ich ihr ein Gespräch an. Hinterher wunderte ich mich über mich selbst, da ich im Moment alles andere als gesprächig bin. Als ich darüber nachdachte, fiel mir auf, daß sie gut und gern unsere Tochter sein könnte.«
»Da hätten wir aber schon sehr viel früher mit unserer Familienplanung anfangen müssen«, warf Sascha ein.
»Natürlich. Aber ungewöhnlich ist es nicht, mit sechsundzwanzig ein Kind zu bekommen, oder? Vielleicht hätten wir uns auch schon früher Gedanken über Kinder gemacht, wenn wir beide nicht mitten im Beruf gestanden wären, als wir geheiratet haben.«
»Ich darf dich erinnern, daß ich schon einmal daran gedacht hatte. Aber dir war deine Karriere wichtiger«, warf Sascha vorsichtig ein.
Doch Marlene reagierte ganz gelassen auf diesen leisen Vorwurf.
»Ich hätte das Gefühl gehabt, etwas im Leben verpaßt zu haben, wenn ich nicht zuerst Karriere gemacht hätte. Mit ein oder zwei Kindern wäre der Zug unwiderruflich abgefahren gewesen. Aber zurück zu Yasmin.«
»Wer ist Yasmin?«
»Na, das schwangere Mädchen. Leider nahm sie mein Angebot zu einem Gespräch nicht an, und ich hatte sie schon fast vergessen, als es gestern spät am Abend noch bei mir klopfte.«
»Yasmin?«