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Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hat sie ihr Geheimnis gehütet.«

      »Ihre Eltern wissen es auch nicht?«

      »Sie ist ein Waisenkind und hat keinen Menschen auf der Welt, dem sie vertraut.«

      »Soviel Unglück vereint auf ein einziges Menschenkind!« murmelte nun auch Sascha betroffen. »Da fragt man sich manchmal, wie schwer die eigenen Sorgen wirklich wiegen, findest du nicht?«

      »Mir ergeht es ähnlich. Aber ausschlaggebend für meine Überlegungen war eigentlich ein einziger Satz, den sie am Ende des Gesprächs zu mir sagte.«

      »Was hat sie denn gesagt?«

      »Sie sagte, daß sie mit fünfzehn Jahren zu alt dazu wäre, noch eine eigene Familie zu finden.«

      Erschüttert blickte Sascha zu Boden. »Was für eine Aussage von so einem jungen Mädchen. Hast du eine Idee, wie man Yasmin helfen kann?«

      »Ich habe mir überlegt, ob wir sie nicht adoptieren wollen.« Nun war es heraus. Gespannt blickte Marlene ihren Mann an.

      Er sah zunächst nur verwundert aus.

      »Aber haben wir nicht immer von einem Baby gesprochen, als von Adoption die Rede war?«

      »Doch, natürlich. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich selbst während der Schwangerschaft hin und wieder überlegt, ob mir die Betreuung eines Babys nicht zuviel werden wird«, sagte sie.

      »Meinst du nicht, daß ein Teenager mit einem Neugeborenen eine mindestens genauso große Belastung sein wird?«

      »Ach, Sascha, ich weiß, daß es eine schwierige Entscheidung ist. Deshalb wollte ich erst einmal deine grundsätzliche Meinung zu dieser Idee hören. Wenn du es ganz ablehnst, Vater einer halberwachsenen Tochter zu werden, brauchen wir gar nicht weiter zu überlegen. Aber du solltest wenigstens darüber nachdenken. Yasmin hat diese Chance verdient.« Erwartungsvoll sah sie ihren Mann an.

      »Die Behörden werden in diesem speziellen Fall sicher nichts mehr gegen unser Alter einzuwenden haben, oder?« erkundigte er sich vorsichtshalber.

      »Ich kenne die Bestimmungen nicht so genau, aber ich kann es mir nicht vorstellen. Die Plätze in Heimen sind rar, da werden sie froh sein, wenn einer ihrer Schützlinge ein neues Zuhause bekommt.«

      Sascha schwieg, und Marlene sah ihn unsicher an.

      »Du wirst verstehen, daß ich Bedenkzeit brauche«, sagte er schließlich ernst. »Außerdem kenne ich Yasmin überhaupt nicht. Allerdings mache ich mir darüber die wenigstens Sorgen. Auf deine Menschenkenntnis konnte ich mich schon immer verlassen«,

      fuhr er mit einem leisen Lächeln fort.

      »Ich danke dir, mein Schatz.« Marlene drückte Saschas Hand. Aus seiner Reaktion konnte sie schließen, daß er es ernst meinte. »Schon morgen wirst du sie kennenlernen. Ich werde das so einfädeln, daß sie keinen Verdacht schöpft.« Sie schmiegte sich an ihn.

      »Dann wird aus meinem schönen Geschenk wohl nichts werden«, seufzte Sascha auf einmal. »Aber du hast es eh noch nicht ausgepackt.«

      »Was ist es denn?« fragte Marlene, die nun doch neugierig geworden war.

      »Es ist ein Buch über die Länder, wo die Zitronen blühen. Ich hatte vor, mit dir im Herbst eine mehrwöchige Rundreise zu machen. Italien, Spanien, Griechenland – überallhin, wo es schön ist.«

      »Das klingt wirklich verlockend, mein Liebster«, flüsterte Marlene. »Kann man die Reise auch ein Jahr später zu viert machen?«

      »Ich werde sehen, was sich tun läßt«, raunte er zurück, bevor er sie zärtlich küßte, glücklich darüber, seine Leni so froh zu sehen.

      Beide konnten nicht ahnen, welch steiniger Weg noch vor ihnen lag, bevor sie am Ziel ihrer Träume waren.

      *

      Elisabeth Weinzierl brauchte einige Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß sie offenbar nicht so erfolgreich in der Leitung ihres Heimes war, wie sie immer angenommen hatte.

      Zwar hatte sie immer gewußt, daß die Kinder sie nicht gerade liebten, aber daß Yasmin einen Fluchtversuch unternommen hatte, verletzte sie mehr, als sie zugeben wollte. Sie fürchtete sogar, daß dieses Beispiel Schule machen könnte und in den kommenden Wochen noch mehr Jugendliche ausreißen würden. Was geschehen würde, wenn herauskam, daß sich Yasmin in einer Privatklinik befand, daran wagte sie gar nicht zu denken.

      Elisabeth überlegte hin und her, was sie nun tun sollte, bis ihr ein Gedanke kam, den sie zuerst weit von sich schob. Doch er kehrte immer wieder zurück und setzte sich schließlich hartnäckig in ihrem Kopf fest. Sie mußte mit Yasmin sprechen und sie zur Rückkehr in das Heim bewegen. Dann würden alle Kinder sehen, daß eine Flucht zwecklos war.

      Schließlich stand ihr Entschluß fest. Nach Dienstschluß kleidete sie sich um und fuhr mit dem Taxi in die Innenstadt. Da sie gegen den ausdrücklichen Wunsch von Schorsch Leitner handelte, hatte sie sich dazu entschlossen, erst gegen neun Uhr abends in die Klinik zu gehen. Sie nahm an, daß das Haus dann langsam zur Ruhe kam und weniger Schwestern auf der Station waren, die sie bemerken könnten.

      Nervös schritt Elisabeth Weinzierl in der Fußgängerzone auf und ab und nahm das bunte Treiben um sich herum kaum wahr. Ihre Gedanken waren bei Yasmin. Sie hatte kein gutes Gefühl bei ihrem Vorhaben. Aber hatte sie eine Wahl? Immer öfter wanderte ihr Blick zu ihrer Uhr, doch die Zeit wollte nicht vergehen. Schließlich war es soweit, der kleine Zeiger wanderte auf die neun zu. Elisabeth gab sich einen Ruck, rief ein Taxi und nannte die Adresse der Privatklinik Dr. Leitner. Die Fahrt dauerte nicht lange, und fieberhaft legte sie sich die Worte zurecht, die sie wählen wollte. Das Gespräch mit Hans-Georg Leitner war ihr noch in lebhafter Erinnerung, und das war alles andere als zu ihrer Zufriedenheit verlaufen. Deshalb wollte sie dieses Mal besonders gut vorbereitet sein.

      Das Taxi hielt vor der Klinik. Eine Weile stand sie unschlüssig vor dem Gebäude, bevor sie einen Nebeneingang benutzte. Tatsächlich waren die Flure der Klinik menschenleer, und es gelang ihr mühelos, Yasmins Zimmer zu erreichen, ohne jemandem zu begegnen.

      »Störe ich?« säuselte sie in ihrem freundlichsten Ton, als sie das Krankenzimmer betrat, aber trotzdem erschrak Yasmin über alle Maßen. Leichenblaß saß sie in ihrem Bett und musterte Frau Weinzierl mit schreckgeweiteten Augen.

      »Jetzt schau mich doch nicht an, als ob ich ein Gespenst wäre«, versuchte diese zu scherzen, doch sie entlockte Yasmin damit kein Lächeln.

      »Was wollen Sie von mir?« flüsterte das Mädchen tonlos.

      »Ich möchte nur mit dir sprechen«, versicherte Elisabeth und legte Yasmin vertraulich die Hand auf den Arm. »Sieh mal, es ist doch nicht schön, einfach auszureißen. Ich habe mir gedacht, dir tut es inzwischen sehr leid, daß das passiert ist und du möchtest mit mir darüber reden.«

      »Nein, ich habe nichts zu sagen«, entgegnete Yasmin trotzig.

      »Haben wir nicht immer alles für dich getan, Kleines?« fragte Elisabeth vorwurfsvoll.

      »Doch«, gestand diese leise. »Fanny war immer sehr nett und hat sich viel Mühe gegeben.« Und nach einem kurzen Schweigen fuhr sie fort. »Ich finde auch, daß es vielen Kindern guttut, wenn Sie so konsequent sind.«

      Damit hatte Frau Weinzierl nicht gerechnet. »Das meinst du wirklich?« fragte sie erstaunt. »Aber warum bist du dann weggelaufen?«

      »Sie haben mich sehr ungerecht behandelt.«

      »Du hast gegen die Regeln verstoßen. Strafe muß sein, findest du nicht?«

      »Ich bezahle den Rest meines Lebens für diesen Fehler«, sagte Yasmin bitter und warf einen verzweifelten Blick auf ihren Bauch, in dem das Baby heftig strampelte. Es spürte die Aufregung seiner Mutter.

      »Du stehst deinem Kind so negativ gegenüber. Ich dachte, du hattest es dir gewünscht?«

      »Kennen Sie ein fünfzehnjähriges Mädchen, das sich ein Kind wünscht?« fragte Yasi empört.

      »Man


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