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Perry Rhodan Neo 85: Das Licht von Terrania. Oliver PlaschkaЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 85: Das Licht von Terrania - Oliver Plaschka


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werden würde. Seine Haut, die ohnehin an altes Pergament erinnerte, war noch durchscheinender geworden, seine gelblichen Augäpfel verschwanden fast in dem faltigen Gesicht. Dennoch wirkte er nicht ängstlich, und war, wie sie sich überzeugte, auch schmerzfrei. Er lächelte sein typisch ruhiges Lächeln, das Leyle von der ersten Minute an fasziniert hatte, denn Nergüi hatte nach ihrem Dafürhalten nur sehr wenig Grund zu lächeln.

      »Guten Morgen!«, sagte sie. »Wie fühlen Sie sich?«

      »Gut«, sagte der alte Mann, dieselbe Antwort wie jeden Morgen. »Ich fühle mich gut. Und wie geht es Ihnen?«

      Sie erwiderte sein Lächeln. Nergüi glaubte ihr nicht, dass sie genug aß und ihre hagere Erscheinung kein Zeichen von Krankheit war. Sie kontrollierte seine Monitoren und die Logs der vergangenen Nacht.

      »Offen gesagt frage ich mich, ob Sie mich nicht wieder anschwindeln.« Auch das gehörte zu ihrem Spiel – vor ihrer Zeit auf Larsaf III waren ihr die feinen Abstufungen von Wahrheit, wie die Menschen sie kannten, noch fremd gewesen.

      »Keineswegs«, verwahrte sich Nergüi.

      »Sie fühlen sich wirklich gut?«

      »Mehr als gut.«

      »Dann will ich Ihnen glauben. Es freut mich, dass es Ihnen besser geht.«

      »Wundert Sie das denn? Ehe das Licht erlischt, flammt es noch einmal auf ...«

      Eines seiner ungezählten Sprichwörter, die der Translator getreu für sie übersetzte. Nergüi beherrschte nur Mongolisch und eine Handvoll englischer Begriffe, doch in seiner Denkweise war er ihr weit weniger fern, als die Ara erwartet hätte. Die meisten mongolischen Sprichwörter schienen sich um Pferde und Schwiegereltern zu drehen, und zumindest bei Letzteren hatte Leyle festgestellt, dass sie lediglich gedanklich »Geshur« dafür einsetzen musste, um ihren Sinn zu erfassen. Bei den Pferden war sie sich noch nicht ganz sicher.

      »Vielleicht hätte es etwas länger gebrannt, wenn Sie dem Feuer nicht so viel Nahrung gegeben hätten«, gab sie zu bedenken und begann mit ihrer Untersuchung. Natürlich war es für solche Ratschläge bereits zu spät gewesen, ehe Nergüi vor zwei Wochen komatös, unterkühlt und mit einer ernsten Alkoholvergiftung ins Terrania Central, der von Menschen gegründeten und betriebenen Klinik im Fuß des Stardust Towers, eingeliefert worden war. Doch sie hatte den Eindruck, dass er ein Mindestmaß ärztlicher Rüge von ihr erwartete.

      »Wenn du trinkst, stirbst du«, murmelte Nergüi und wandte den Blick zur Decke. »Wenn du nicht trinkst, stirbst du auch.«

      Nergüi war einer der wenigen Menschen, die während der Kämpfe um die Stadt Anfang September nicht geflohen waren. Beinahe hatte Leyle den Eindruck, dass sich für ihn durch den Umsturz nicht einmal viel geändert hatte. Leute wie er waren der Beweis, dass selbst an diesem Ort, wo nach den Worten Perry Rhodans der Grundstein einer goldenen Zukunft gelegt worden war, längst nicht alles Gold war, was glänzte. Danach befragt, ob er Rhodan je persönlich getroffen habe, hatte Nergüi nur höflich gelacht, und Leyle war sich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt wusste, von wem sie sprach.

      Dabei musste der alte Mongole zu der ersten Welle von Siedlern gehört haben, die nach der Gründung Terranias vor anderthalb Jahren in die junge Stadt gespült worden war. Was er vorher getrieben hatte, war nicht aus ihm herauszukriegen – selbst sein Name bedeutete lediglich so viel wie »kein Name«, was ihren Translator anfangs in eine gehörige Krise gestürzt hatte. Nergüi aber hatte ihr versichert, dass es sich in seiner Kultur um einen sehr geläufigen Namen handelte, der einem alten Brauch zufolge das Interesse böser Geister von seinem Träger (oder Nicht-Träger) ablenken sollte. Leyle hatte den Kopf geschüttelt, sich aber eingestanden, dass es zu einem Mann von der Bescheidenheit Nergüis passte, nicht einmal einen richtigen Namen zu besitzen. Wie auch immer – aus Sicht eines Mannes, der nichts besaß und nie viel besessen hatte, musste die Siedlung an den Ufern des Salzsees, die mit ihrer arkonidischen Technik vom Nahrungskonzentrat bis zum Hochhaus Güter aus dem Nichts erschuf, ein Leben im Überfluss verheißen haben.

      Derzeit holten er und seine Leidensgefährten sich aus den Trümmern, was sie zum Überleben brauchten. Manche schufteten erbärmlich, um ihre bescheidenen Behausungen wieder aufzubauen, andere kapitulierten oder suchten ihr Heil in der Wüste. Das Protektorat kümmerte sich nicht weiter um sie; da die Stadt als solche nicht mehr existierte und man nur mit Sondergenehmigung in das Sperrgebiet reisen durfte, gab es offiziell bis auf Weiteres auch keine Bürger Terranias. Solange sie sich friedlich verhielten, ging man zwar nicht gegen die Menschen vor, man half ihnen aber auch nicht aus ihrer verzweifelten Lage.

      Leyle und die wenigen Beschäftigten des Krankenhauses, die weiter ihren Dienst versahen, bildeten die Ausnahme. Zwar durfte sie nicht ihre Forschung vernachlässigen, und mit dem Mehr an Vertrauen, das der Fürsorger ihr neuerdings schenkte, war auch ein Plus an teils unkonventionellen Pflichten einhergegangen. Dennoch gehörte es zu Leyles Ethos, Kranken und Verwundeten zu helfen, und so verbrachte sie einen Großteil ihrer freien Zeit in der unterbesetzten Klinik. Gerade in diesen Tagen kurz vor dem für die Menschen wichtigen Weihnachtsfest hatten sie mit ernstem Personalmangel zu kämpfen, denn zu viele Kollegen hatten – rücksichtslos, wie sie fand – Urlaub genommen. Auch brachte sie wenig Verständnis dafür auf, dass die komplette ehemalige Führungsschicht der Klinik, darunter sogar ein Ara mit Namen Fulkar, schon zu Beginn der Besatzung vor ihrer Verantwortung geflohen war.

      Und schließlich erschreckte es sie, wie begrenzt die medizinischen Möglichkeiten der Menschen waren. Sie war überzeugt, dass das Protektorat sich für die Menschen langfristig als Segen erweisen würde, selbst wenn sie es im Moment noch nicht erkannten. Nichts beschleunigte den Fortschritt mehr als neue Impulse, auch und besonders solche von außen.

      Umso mehr schmerzte es sie, zu sehen, dass sie in diesem Fall zu spät gekommen war.

      »Ihre Leberwerte haben sich weiter verschlechtert«, stellte sie fest. Viele ihrer menschlichen Kollegen hielten sich mit solchen Nachrichten eher zurück; Leyle dagegen war wie die meisten Aras der Ansicht, dass Offenheit zwischen Arzt und Patient zu den wichtigsten Grundlagen jeder Behandlung gehörte. »Ich bitte Sie, sich meinen Vorschlag noch einmal zu überlegen.«

      »Sie geben nicht auf, Doktor.«

      »Und Sie sollten ebenfalls nicht aufgeben! Ich habe eine frische Leber bereit, keine Zelle älter als vier Tage, die nur darauf wartet, Ihnen eingepflanzt zu werden.« Das Nachzüchten von Organen gehörte zu einer der leichteren Übungen der Aramedizin. Dennoch war es gar nicht so einfach gewesen, ihre Vorgesetzten von der Notwendigkeit solcher Hilfen zu überzeugen: Zum einen bedachte man die Menschheit, die trotz bescheidener Fortschritte in den letzten Jahrzehnten noch immer auf die krude Transplantation von Spenderorganen angewiesen war, lieber andernorts und medienwirksam mit den Segnungen des Imperiums; zum anderen war Nergüi natürlich auch eher ein hoffnungsloser Fall.

      »Heute wollen Sie mir die Leber auswechseln, morgen ist es dann der Magen und nächste Woche mein Rücken oder meine Augen. Wo soll es enden? Irgendwann kann man einfach nicht mehr wegrennen. Auch das schnellste Pferd hat nur vier Beine, und ich bin nur ein alter Mann.«

      Damit, das wusste sie, hatte er leider nicht unrecht. Und lange bevor sie zum ersten Mal ein Schiff bestiegen hatte, das sie hinaus zur Öden Insel bringen sollte, hatte man ihr schon beigebracht, keine persönliche Bindung zu ihren Patienten zuzulassen. Dennoch ärgerte sie Nergüis Starrsinn.

      »Wenn Sie mit ›wegrennen‹ meinen, Ihr Leben zu verlängern ...«

      »Wie lange, Doktor? Noch einen Tag? Zwei?«

      »Wenn Sie weiter so stur bleiben, nicht einmal das.«

      Nergüi nickte, drehte sich auf den Rücken und befeuchtete die trockenen Lippen. »Ich habe Durst.«

      Leyle legte ihr Tablet beiseite und gab dem alten Mann etwas zu trinken. Er schluckte angestrengt, dann ließ er sich zurücksinken. Sie dachte schon, er wäre eingeschlafen, als er auf einmal zusammenzuckte. »Wo ist mein Stock?«

      Unwillkürlich musste Leyle lächeln. Sie kannte die irrationale Gebundenheit des alten Mannes an seinen Stock, den er schon bei der Einlieferung fest umklammert gehabt


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