Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen). Niccolò MachiavelliЧитать онлайн книгу.
der guelfischen und gibellinischen Parteien. Denn kaum war Italien von den Einfällen der Barbaren befreit, so mußte es durch innere Kriege zerrissen werden. Da nun Heinrich im Kirchenbann war, wurde er von seinen Völkern genötigt, nach Italien sich zu begeben um barfuß vor dem Papste zu knien und ihn um Verzeihung zu bitten. Dies geschah im Jahr 1077. Nichtsdestoweniger brach bald darauf zwischen Papst und Kaiser neue Zwietracht aus, und Heinrich ward aufs neue in den Bann getan. Da sandte er seinen Sohn, auch Heinrich geheißen, mit einem Heer gen Rom und belagerte mit Hilfe der Römer, welche den Papst haßten, diesen in der Burg (1081), weshalb Robert Guiscard aus Apulien ihm zu Hilfe kam. Ihn erwartete Heinrich nicht, sondern zog nach Deutschland zurück. Nur die Römer blieben verstockt, so daß Robert die Stadt verheerte und in Trümmer legte, nachdem sie zuvor von verschiedenen Päpsten wieder aufgebaut worden war. Da von diesem Robert Guiscard die neue Ordnung der Dinge im Königreich Neapel ausging, so scheint es mir nicht überflüssig, von dessen Herkunft und Taten einiges zu berichten.
Nachdem, wie oben gezeigt worden, Unfriede die Erben Carls des Großen getrennt hatte, bot sich neuen nordischen Völkern, welche Normannen hießen, Gelegenheit, das Frankenreich anzugreifen. Sie besetzten das Land, welches heutigen Tages nach ihnen die Normandie heißt. Ein Teil dieses Volkes kam nach Italien zur Zeit, als die Berengare, die Sarazenen und Hunnen die Halbinsel beunruhigten, und besetzten einige Striche in der Romagna, wo sie während jener Kriege tapfer sich behaupteten. Tancred, einer der normannischen Fürsten, hatte mehrere Söhne, unter ihnen Wilhelm, genannt Serabac, und Robert, genannt Guiscard. Die Herrschaft war an Wilhelm gelangt und die Unruhen in Italien hatten einigermaßen sich gelegt. Aber die Sarazenen hielten Sizilien besetzt und unternahmen täglich Streifzüge längs der Küsten Italiens. Deshalb kam Wilhelm mit den Fürsten von Capua und Salern, und mit Melorkos, dem griechischen Statthalter in Apulien und Kalabrien, überein, Sizilien anzugreifen, so daß, im Falle des Sieges, jedem der vierte Teil des Landes und der Beute gehören sollte. Das Unternehmen gelang: sie verjagten die Sarazenen und besetzten die Insel; Melorkos aber ließ heimlich Kriegsvolk aus Griechenland kommen, nahm vom Lande Besitz für den Kaiser und teilte nur die Beute. Wilhelm, damit sehr unzufrieden, verbarg seinen Groll bis zu günstigerer Gelegenheit und verließ Sizilien mit den beiden Fürsten. Als diese von ihm sich getrennt, kehrte er nicht nach der Romagna zurück, sondern wandte sich mit den Seinen nach Apulien, eroberte Melfi und bemächtigte sich in kurzer Zeit, die Griechen besiegend, beinahe des ganzen Apuliens und Kalabriens. In diesen Provinzen herrschte, zu Nicolaus’ II. Zeit, Wilhelms Bruder, Robert Guiscard. Da dieser um der Nachfolge willen mit seinen Neffen manchen Zwist hatte, so benutzte er die päpstliche Autorität, um die Eintracht herzustellen, worauf der Papst gern einging, da ihm daran lag, Robert zu gewinnen, um an ihm gegen die deutschen Kaiser wie gegen das römische Volk einen Verteidiger zu haben. Die Rechnung war richtig, indem, wie erzählt worden, zur Zeit Gregors VII. der Normanne die Deutschen aus Rom vertrieb und das Volk bändigte. Dem Herzog Robert folgten seine Söhne Roger und Wilhelm. Ihre Staaten wurden durch Neapel und die Gegenden zwischen Neapel und Rom, wie durch die Insel Sizilien vergrößert, deren Roger sich bemächtigte. Als aber Wilhelm nach Konstantinopel ging, um mit einer Tochter des Kaisers sich zu vermählen, wurde er von Roger seiner Länder beraubt. Stolz geworden durch solches Gelingen, ließ dieser sich anfangs König von Italien nennen; nachmals aber mit dem Titel eines Königs von Apulien und Sizilien sich begnügend, war er der Erste, der Ordnung und Namen diesem Reiche gab, welches noch die alten Grenzen bewahrt, obgleich es zu verschiedenen Malen Herrscherhaus und Nationalität gewechselt. Denn nachdem der normannische Stamm ausgestorben, kam es an die Deutschen, hierauf an die Franzosen, von ihnen an die Aragonesen und heutigen Tages gehört es den Flamändern.
Zum Pontifikat war Urban II. gelangt, der in Rom verhaßt war. Da er nun, des vielen Unfriedens wegen, in Italien nicht in Sicherheit verweilen zu können glaubte, entwarf er den Plan zu einem großartigen Unternehmen, zog mit dem gesamten Klerus nach Frankreich und vereinigte in Clermont vieles Volk, vor dem er gegen die Ungläubigen eine Predigt hielt, welche die Gemüter so sehr erregte, daß beschlossen ward, nach Asien wider die Sarazenen zu ziehen. Dies Unternehmen und die übrigen ähnlichen, die ihm folgten, wurden Kreuzzüge genannt, weil die Teilnehmer auf Waffen und Anzug ein rotes Kreuz trugen. Die Hauptführer dieses Zuges waren Gottfried, Eustach und Balduin von Bouillon, Grafen von Boulogne, und ein durch Heiligkeit und Klugheit berühmter Einsiedler, Namens Peter. Viele Könige und Völker steuerten Geld bei, und viele Privatleute, durch der Führer Beispiel ermutigt, griffen ohne irgendeinen Lohn zu den Waffen. So viel vermochte damals über die Gemüter der Glaube. Anfangs war dies Unternehmen glorreich, denn ganz Kleinasien, Syrien und ein Teil Ägyptens kamen in die Gewalt der Christen. In dieser Zeit entstand der Orden der Ritter von St. Johann von Jerusalem, der noch jetzt die Insel Rhodus besitzt, die einzige Schutzwehr gegen die Macht der Mohammedaner. Zugleich entstand der Templerorden, der nach nicht langer Dauer, seiner Sittenverderbnis wegen, aufgehoben ward. Eine Menge Wechselfälle des Schicksals ereigneten sich dabei, wobei viele Völkerschaften und viele einzelne Ruhm erlangten. Die Könige von Frankreich und England zogen zum Schutze des gelobten Landes; die Pisaner, Genuesen und Venezianer erwarben glänzenden Ruf und kämpften mit wechselndem Glück bis zur Zeit des Sultans Saladin; durch dessen Tapferkeit, sowie durch eigene Zwietracht büßten die Christen endlich jene Glorie ein, die sie zu Anfang errungen, so daß sie nach neunzig Jahren die Länder verloren, die sie mit so großer Ehre und Glück erobert hatten.
Allgemeine politische Verhältnisse Italiens, von der Völkerwanderung bis zur M
Nach Urbans Tode wurde Paschalis II. Papst, und Heinrich IV. war zur Kaiserwürde gelangt. Dieser kam nach Rom, indem er sich stellte, als sei er mit dem Papste im guten Einvernehmen: bald darauf aber nahm er den Papst und den Klerus gefangen, und gab ersteren dann erst frei, nachdem er ihm bewilligt, nach seinem Gutdünken über die deutschen Bistümer verfügen zu können. In dieser Zeit starb die Gräfin Mathilde und hinterließ ihre ganze Erbschaft der Kirche. Nach Paschalis’ und Heinrichs Tode folgten mehrere Päpste und Kaiser, bis das Papsttum an Alexander III. gelangte, die Kaiserwürde an Friedrich Herzog von Schwaben, genannt Barbarossa. Längst war die Stellung der Päpste den Römern wie den Kaisern gegenüber sehr schwierig gewesen und wurde es von da an noch mehr. Friedrich war ein tapferer Kriegsmann, aber so voll Hochmuts, daß er den Gedanken, dem Papste nachzustehn, nicht zu ertragen vermochte. Nichtsdestoweniger kam er nach seiner Wahl nach Rom, die Krone zu empfangen, und kehrte friedsam nach Deutschland zurück (1155). Dies währte aber nicht lange: denn er unternahm einen zweiten Zug nach Italien, um einige ungehorsame Städte in der Lombardei zu züchtigen, zu der Zeit, als der Kardinal von S. Clemente, ein Römer, vom Papst Alexander abgefallen und von einigen Kardinälen zum Papst gemacht worden war. Der Kaiser stand damals im Lager zu Crema, und da Alexander bei ihm über den Gegenpapst Beschwerde vorbrachte, gab er ihm zur Antwort: beide sollten sich zu ihm verfügen; er werde dann urteilen, wer von ihnen Papst sei. Alexander mißfiel diese Antwort, und da er ihn dem Gegenpapst geneigt sah, tat er ihn in den Bann und floh zu Philipp, König von Frankreich. Friedrich setzte unterdes den lombardischen Krieg fort und nahm und zerstörte Mailand, weshalb Verona, Vicenza und Padua zu gemeinsamer Verteidigung einen Bund gegen ihn schlossen. Da unterdessen der Gegenpapst starb, setzte der Kaiser den Guido von Cremona an seine Stelle. Während der Abwesenheit des Papstes und des Kaisers Verweilen in der Lombardei hatten mittlerweile die Römer wieder größere Autorität in ihrer Stadt erlangt und forderten die vormals ihnen unterworfenen Orte von neuem zum Gehorsam auf. Und da die Tuskulaner sich ihnen nicht unterwerfen wollten, zogen die Volkshaufen gegen sie: Friedrich aber sandte den Tuskulanern Beistand, und diese schlugen das römische Heer und richteten eine solche Niederlage an, daß Rom seitdem nie wieder reich an Einwohnern und Gütern geworden ist. Papst Alexander war nach der Stadt zurückgekehrt, indem er um der Feindschaft zwischen den Römern und dem Kaiser willen und wegen der Gegner, die dieser in der Lombardei hatte, dort in Sicherheit verweilen zu können glaubte. Aber Friedrich setzte alle Rücksicht beiseite und zog gegen Rom (1162), wo der Papst ihn nicht erwartete, sondern zu Wilhelm König von Apulien floh, der nach Rogers Tode in diesem Reiche nachgefolgt war. Die Pest nötigte den Kaiser die Belagerung aufzuheben und nach Deutschland zurückzukehren; und die gegen ihn verbundenen Städte der Lombardei,