Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
da die Flammen im Kellerraum gehörig einheizten. Bevor er die Stahlspirale erneut hochheben konnte, mußte er sich von Parkers Regenschirm nachdrücklich behandeln lassen. Das Resultat war für Parker erfreulich. Butch verlor sein Schlaginstrument und ging in die Knie.
»Ich rate dringend, den Keller zu verlassen«, meinte Parker, um dann zur Treppe zu gehen. »Viel Zeit dazu haben Sie ganz sicher nicht mehr!«
Parker stieg nach oben und blieb neben dem Wagen stehen, in dem man ihn hierher gebracht hatte.
Lange brauchte er auf die beiden Gangster nicht zu warten. Nacheinander stolperten und hasteten sie nach oben. Sie husteten und spuckten bereits aus voller Kehle und war überhaupt nicht mehr so forsch, wie sie sich anfangs gezeigt hatten.
Erschöpft und entnervt blieben sie neben dem Wagen stehen. Parker schienen sie bereits vergessen zu haben.
»Darf ich Sie bitten, Ihre Taschen zu leeren?« fragte Parker.
Auf diesen Satz hin wurden Butch und Walt wieder aktiv. Ohne sich verabredet zu haben, stürzten sie sich auf ihn. Sie hatten den festen Willen, sich an ihm und seinem Trick zu rächen.
Parker schien mit dieser Entwicklung gerechnet zu haben.
Seinen Universal-Regenschirm als eine Art Poloschläger verwendend, schlug er erneut zu, eine Handlungsweise, die er im Grunde seines Herzens ungemein bedauerte.
Walt und Butch waren dieser sportlichen Geste nicht gewachsen. Sie kippten, wie es im Volksmund so treffend heißt, aus den Pantinen und legten sich zu Parkers Füßen nieder.
Der Butler sicherte den Tascheninhalt der beiden Gangster. Er interessierte sich vor allen Dingen für das Zigarettenetui des jungen Mannes, das er allerdings ohne Prüfungen einsteckte. Dann ließ er einige Schriftsachen aus den beiden Brieftaschen folgen, öffnete die Garagentür und trat hinaus auf die Straße.
Als human eingestellter Mensch ließ er das Garagentor selbstverständlich offen, er wollte nicht, daß seine beiden Gegner Schaden litten. Dann schritt er ohne Hast, steif und aufrecht, die schmale Straße hinunter und hielt auf die breite, belebte Strandpromenade zu, die ihm im Moment wahrscheinlich die größte Sicherheit bot, eine Vermutung allerdings, die nicht unbedingt richtig zu sein brauchte.
*
Schon bald fand der Butler ein Taxi, das er anheuerte und von dem er sich hinaus zum Flugplatz bringen ließ. Zwei augenscheinlich verschiedene Gangstergruppen hatten sich bisher an ihn herangemacht. Und das alles nur, weil ein gewisser Henry Manters ihm Unterlagen gegeben haben sollte. Wo diese Unterlagen sich befanden, war Parker bekannt. Er dachte an die kurzen, knappen Worte des Ermordeten, der vom Schließfach 113 gesprochen hatte.
Um welche Unterlagen mochte es sich handeln? Parker brannte darauf, dies herauszubekommen. Dazu mußte er aber das Schließfach öffnen, und zwar ohne Schlüssel.
Vor dem Flughafengebäude ließ er sich absetzen.
Gemessen, mit der Würde des geborenen Aristokraten, schritt der Butler durch die große Wandelhalle und näherte sich der Stahlfront der Schließfächer. Es handelte sich um einzelne Fächer, deren Schlüssel man nach dem Einwurf bestimmter Geldmünzen zum Verschließen der Stahlfächer benutzen konnte.
Vor dieser Schließfachwand standen einige Flugreisende, die entweder ihre Reisetaschen ein- oder ausschlossen. Verdächtige Personen konnte der Butler nicht feststellen, doch das besagte nichts. Gangster liefen schließlich, rein äußerlich gesehen, nicht als Gangster herum.
Das Schließfach Nr. 113 war besetzt und verschlossen.
Parker hätte das Sicherheitsschloß wahrscheinlich überreden können, sich freiwillig zu öffnen, doch dazu fehlte es ihm jetzt an Zeit und an gewissen Hilfsmitteln. Er mußte zu einem anderen Trick Zuflucht nehmen.
Suchend sah er sich um.
Und schon entdeckte er einen Bodensteward, der sich in der Wandelhalle offensichtlich langweilte. Parker ging auf ihn zu, lüftete höflich seine schwarze steife Melone und verwandelte sich damit blitzschnell in einen älteren, zerstreuten Herrn, dem man nur zu gern seine Hilfe angeboten hätte.
»Ich brauche Ihren Rat und wahrscheinlich auch Ihre Hilfe«, redete Parker den Bodensteward an. »Ich muß meinen Schließfachschlüssel verloren haben.«
»Ja, Sir?« Der Bodensteward sah Parker freundlich und abwartend an.
»Ich benötige aber dringend mein kleines Reisegepäck, das sich in jenem Schließfach befindet«, redete der Butler weiter. »Darf ich hoffen, daß Sie mir helfen?«
»Selbstverständlich, Sir. Ich muß aber den Inspektor herbitten.«
»Wird das lange dauern?«
»Sofort, Sir. Einen kleinen Moment bitte!«
Parker blieb neben seinem Schließfach stehen, der junge Bodensteward trabte eilfertig davon, um nach wenigen Minuten mit einem seriösen Zivilisten zurückzukommen.
»Sie haben Ihren Schließfachschlüssel verloren?« erkundigte sich der Inspektor.
»In der Tat, in der Tat! Hoffentlich habe ich keine Schwierigkeiten. Ich werde den Verlust des Schlüssels selbstverständlich ersetzen.«
»Aber ich bitte Sie, Sir! Darf ich erfahren, was sich in Ihrem Schließfach befindet?«
Während der Inspektor noch fragte, öffnete er bereits mit einem Hauptschlüssel das Fach Nr. 113 und sah den Butler abwartend und prüfend an. Der Butler mußte sich blitzschnell eine plausible Erklärung einfallen lassen.
»Eine … eine Reisetasche, wenn ich nicht irre«, gab er gespielt zerstreut zurück.
»Stimmt«, verkündete der Inspektor, während der Bodensteward zufrieden nickte.
»Und was befindet sich in dieser Reisetasche?« fragte der Inspektor weiter. Und erneut, während er fragte, ließ er den Verschluß der dunklen Ledertasche aufspringen.
Parker dachte an die Unterlagen, von denen die Gangster bisher gesprochen hatten. Unterlagen … nun, das bedeutete doch, daß sich in der Tasche Schriftstücke befinden mußten.
»Akten«, murmelte Parker, »aber sehen Sie doch selbst nach!«
»Wenn Sie gestatten, Sir!« Der Inspektor holte zu Parkers Erleichterung einen Schnellhefter hervor, in dem er herumblätterte.
»Sehen Sie!« Parker nickte zufrieden. »Ich danke Ihnen für Ihre tatkräftige Hilfe, ich werde Sie überall zu rühmen wissen.«
Kleinen Moment noch.« Der Inspektor klappte den Schnellhefter wieder zu und fragte: »Und was befindet sich im Schnellhefter?«
»Konstruktionsunterlagen«, sagte Parker mit fester Stimme.
»Stimmt. Hier, Sir, Ihre Mappe.«
Parker nahm die Ledermappe entgegen und verbeugte sich.
»Sie sind Erfinder?« fragte der Inspektor respektvoll.
»In der Tat, in der Tat. Ich erfinde, wie man so sagt, am laufenden Band«, gab der Butler zurück. Dann nickte er noch einmal grüßend, um sich dann schleunigst abzusetzen.
Vor dem Flughafengebäude nahm er sich ein Taxi und ließ sich in die Innenstadt zurückbringen. Der Wagen hatte sich kaum in Bewegung gesetzt, als Parker auch schon die Ledermappe öffnete und den bewußten Schnellhefter hervorzog.
Es handelte sich tatsächlich um Konstruktionsunterlagen, die sich im Hefter befanden. Um sehr kompliziert aussehende Unterlagen übrigens, mit denen Parker nichts anzufangen wußte, da ein Gesamtaufriß des dargestellten Objektes fehlte.
Die vielen Detailzeichnungen, die übrigens nur aus Pausen bestanden, waren mit langen Zahlenkolonnen, Formeln und Berechnungen verziert. Der Schnittmusterbogen einer Modezeitschrift sah demgegenüber übersichtlich und einfach aus.
Parker packte die Unterlagen wieder zurück in die Mappe und überlegte.
Ohne Hellseher zu sein, witterte er so