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Die Beste Father Brown-Kriminalfälle. Гилберт Кит ЧестертонЧитать онлайн книгу.

Die Beste Father Brown-Kriminalfälle - Гилберт Кит Честертон


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haben an einer Predigt geschrieben – wollen Sie wirklich behaupten, daß Sie schon wissen, was passiert ist? Wenn Sie das Ende schon kennen – wo in aller Welt haben Sie angefangen? Wo haben Sie den ersten Anhaltspunkt hergenommen?«

      Pater Brown sprang in ungewohnter Aufregung vom Sitze. Sein erster Ausruf klang wie eine Explosion.

      »Und der Hund?« rief er, »der Hund? Sie hatten die Erklärung zu der ganzen Sache in Händen – das Benehmen des Hundes am Strande nämlich – Sie hätten nur richtig auf den Hund aufpassen müssen.«

      Fiennes Erstaunen wuchs. »Aber Sie haben mir doch gesagt, daß meine Meinung über den Hund heller Blödsinn ist, und daß er nichts mit der Sache zu tun hat.«

      »Der Hund hatte sehr viel damit zu tun,« erwiderte Pater Brown, »und das hätten Sie auch bald herausgehabt, wenn Sie ihn nur wie einen Hund behandelt hätten und nicht wie Gott, der über die Seelen der Menschen zu Gericht sitzt.«

      Er schwieg einen Augenblick verlegen und sagte dann in rührend entschuldigendem Ton: »Ich habe nämlich, aufrichtig gesagt, Hunde furchtbar gern. Und ich hatte den Eindruck, daß bei der ganzen geisterhaften Gloriole, mit der man abergläubischerweise die Hunde umgibt, kein Mensch wirklich an den armen Hund dachte. Um mit einer Kleinigkeit anzufangen: er bellte den Anwalt an und knurrte, wenn er den Sekretär sah. Sie fragen, wieso ich auf hundert Meilen Entfernung alles erraten konnte; ehrlich gesprochen, ist dies Ihr Verdienst, denn Sie haben die Leute so meisterhaft beschrieben, daß ich die Typen sofort erkannte. Ein Mensch wie Traill, der gewöhnlich die Stirn runzelt und plötzlich lächelt, ein Mensch, der viel und gern mit Gegenständen spielt und sich immer an seinem Hals zu schaffen macht, ist ein nervöser Mensch, der leicht in Verlegenheit kommt. Wahrscheinlich ist Floyd, der tüchtige Sekretär, auch nervös und schreckhaft; gerade die übereifrigen Amerikaner sind es oft. Sonst hätte er sich nicht die Finger an der Schere geschnitten und sie fallen lassen, als er Janet Druce schreien hörte.

      Hunde können aber nervöse und ängstliche Leute gar nicht leiden. Vielleicht, weil solche Leute den Hund auch nervös machen; oder weil er doch grausam ist – schließlich ist es bloß ein Tier –, oder weil er in seiner hündischen Eitelkeit – die ungeheuer ist – sich einfach beleidigt fühlt, daß man ihn nicht gern hat. Jedenfalls war weiter nichts dahinter, daß der arme Nox nichts von den Leuten wissen wollte, als daß er sie nicht mochte, weil sie sich vor ihm fürchteten. Nun kommen wir aber zu den Vorgängen am Strande, und da fängt die Sache erst an, richtig interessant zu werden. In Ihrer Darstellung klang alles viel rätselhafter. Ich konnte nicht begreifen, weshalb der Hund zuerst ins Wasser ging und dann wieder herauskam; so was sieht einem Hunde nicht ein bißchen ähnlich. Wenn Nox sich über etwas anderes sehr aufgeregt hätte, wäre er vielleicht gar nicht dazu zu bringen gewesen, den Stock zu apportieren. Vermutlich hätte er dann dort herumgeschnüffelt, wo er Unheil witterte. Aber wenn ein Hund einmal wirklich hinter einer Sache her ist – ob’s nun ein Stock oder ein Stein oder ein Hase ist, wird er meiner Erfahrung nach nicht davon ablassen, wenn es ihm nicht aufs Entschiedenste befohlen wird – und auch dann nicht immer. Daß er aus einer Laune umgekehrt sei, scheint mir undenkbar.«

      »Er ist aber doch umgekehrt,« beharrte Fiennes, »und ohne den Stock wiedergekommen.«

      »Ohne den Stock wiedergekommen ist er aus dem stichhaltigsten Grund von der Welt«, erwiderte der Priester. »Er ist wiedergekommen, weil er ihn nicht finden konnte. Er hat geheult, weil er ihn nicht finden konnte. Über so etwas heult ein Hund nämlich wirklich. Ein Hund hält sich streng an die Regel. Er legt ebensoviel Gewicht auf den genauen Verlauf eines Spieles, wie ein Kind auf die genaue Wiederholung eines Märchens. In diesem Falle war etwas an dem Spiel nicht in Ordnung. Er kam wieder, um sich ernstlich über das Benehmen des Stockes zu beschweren. So etwas war noch nie dagewesen – noch nie war ein bedeutender und prominenter Hund so von einem scheußlichen Spazierstock behandelt worden.«

      »Ja, was hatte denn der Spazierstock angestellt?« fragte der junge Mann.

      »Er war untergegangen«, sagte Pater Brown. Fiennes sagte nichts, sondern sah weiter verblüfft den Priester an, der fortfuhr:

      »Er war untergegangen, weil es kein wirklicher Stock war, sondern eine Stahlklinge mit äußerst dünnem Bambusüberzug und scharfer Spitze. Mit anderen Worten: ein Stockdegen. Es ist wohl noch niemals ein Mörder auf so sonderbare und doch natürliche Weise eine blutige Waffe losgeworden, wie dieser, der sie einem Schäferhund zum Apportieren ins Wasser warf.«

      »Ich fange an, zu verstehen,« gab Fiennes zu, »aber selbst wenn ein Stockdegen benutzt wurde, habe ich doch keine Ahnung, wie.«

      »Ich hatte eine Ahnung,« sagte Pater Brown, »gleich anfangs, als Sie von einer Laube sprachen. Und dann wieder, als Sie erwähnten, daß Druce einen weißen Rock trug. Solange alle auf der Suche nach einem kurzen Dolch waren, fiel es niemand ein – aber sowie wir an eine lange Klinge wie bei einem Fechtdegen denken, ist es nicht mehr so unmöglich.«

      Er lehnte sich zurück, richtete den Blick zur Decke und fing an, seine ersten Gedanken und Voraussetzungen zu rekonstruieren.

      »Das ganze Gerede über Detektivgeschichten wie das Gelbe Zimmer, wo ein Toter in versiegelten Stuben aufgefunden wird, in die niemand eindringen konnte, läßt sich auf den vorliegenden Fall gar nicht anwenden; denn es handelt sich um eine Laube. Wenn wir von einem Gelben Zimmer oder irgendeinem Zimmer sprechen, setzen wir Wände voraus, die wirklich homogen und undurchdringlich sind. Aber eine Laube sieht gar nicht so aus. Oft, und auch in diesem Falle, besteht sie aus dicht geflochtenen aber doch getrennten Zweigen und Holzstäben, die hier und da Löcher aufweisen. Ein solches Loch befand sich gerade hinter dem Rücken des Obersten, als er in seinem Sessel an der Rückwand der Laube saß. Und wie das Zimmer eine Laube, so war auch der Sessel ein Korbsessel – ein Geflecht mit lauter kleinen Löchern. Und endlich stand die Laube an der Hecke – eben haben Sie mir erzählt, daß es in Wirklichkeit eine dünne Hecke war. Jemand, der draußen stand, konnte durch das Netz von Ästen, Zweigen und Rohr einen weißen Fleck vom Rock des Obersten so deutlich sehen wie eine Schießscheibe.

      »Ihre geographischen Angaben waren nicht sehr genau, aber ich war doch im Bilde. Wie Sie sagten, war der Schicksalsfelsen nicht sehr hoch; aber Sie sagten auch, daß er den Garten wie ein Berggipfel beherrschte. Mit andern Worten: er war gar nicht so weit vom Ende des Gartens entfernt, obwohl Ihr Spaziergang Sie auf einem großen Umweg hingeführt hatte. Wahrscheinlich hat auch die junge Dame nicht so gebrüllt, daß man es eine halbe Meile weit hören konnte. Sie hat einen gewöhnlichen, unwillkürlichen Schrei ausgestoßen, und doch haben Sie ihn am Strand gehört. Und was die andern interessanten Dinge betrifft, die Sie mir erzählten, so darf ich Sie vielleicht an Ihre Bemerkung erinnern, daß Harry Druce zurückgeblieben war, um sich im Schutze der Hecke die Pfeife anzuzünden.«

      *

      Fiennes schauderte. »Sie meinen, daß er dort den Degen gezogen und nach dem weißen Fleck durch die Hecke gestochen hat? Aber das war doch sicher eine sonderbare Gelegenheit und ein sehr plötzlicher Entschluß. Außerdem konnte er doch nicht sicher wissen, daß der Alte ihm sein Geld vermacht hatte, und faktisch war es ja auch gar nicht der Fall.«

      Pater Browns Gesicht belebte sich.

      »Sie verstehen seinen Charakter falsch«, sagte er, ganz als ob er den Menschen sein Lebtag gekannt hätte. »Ein merkwürdiger, aber nicht unbekannter Typ. Wenn er sicher gewußt hätte, daß er das Geld erben würde, hätte er es nicht getan – davon bin ich überzeugt. Es wäre ihm dann als die Schurkerei erschienen, die es ist.«

      »Ist das nicht etwas paradox?« fragte der andere.

      »Der Mensch war eine Spielernatur,« sagte der Priester, »er war mit Schimpf und Schande davongejagt worden, weil er zuviel gewagt hatte und den Weisungen zuvorgekommen war. Wahrscheinlich handelte es sich um eine recht skrupellose Angelegenheit, denn jede imperialistische Polizei hat mehr Ähnlichkeit mit der russischen Geheimpolizei, als wir gern glauben möchten. Er war aber zu weit gegangen und hatte verspielt. Diese Art Mensch fühlt immer die Versuchung, eine verrückte Handlung zu begehen, weil die Gefahr nachher so großartig aussieht. Er sehnt sich danach, sagen zu können: Außer mir hätte kein Mensch die Gelegenheit ergriffen und gewußt: jetzt oder nie.


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