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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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und ihre Wor­te an sei­nen Ohren vor­beis­aus­ten wie ein sau­rer Bis­wind?

      Stu­der nick­te, nick­te un­un­ter­bro­chen zu den Wor­ten der Frau. Es war ja al­les ge­lo­gen, warum also zu­hö­ren?…

      Er sah den Schup­pen vor sich, ganz deut­lich.

      Die Frau hat eine Stal­la­ter­ne in der Hand. Und Wit­schi pro­biert den Re­vol­ver aus. Er schießt auf das weiß­ge­ho­bel­te Recht­eck der Tür, im­mer aus ei­ner Ent­fer­nung von zehn Zen­ti­me­ter. Nicht mehr, nicht we­ni­ger. Er pro­biert es mit ei­nem Zi­ga­ret­ten­blätt­chen, dann mit drei­en, dann mit fün­fen. Bei wel­cher Zahl gibt es kei­ne De­fla­gra­ti­onss­pu­ren mehr?

      Fünf­zehn Pa­tro­nen, dach­te Stu­der… Wo war wohl die Schach­tel? Man soll­te sie fin­den. Und im­mer das Bild, das sich da­zwi­schen­schob:

      Der Wit­schi, der beim Schein der Stal­la­ter­ne Schieß­übun­gen ver­an­stal­tet… Die Frau hält si­cher einen Sack, um den Schall ab­zu­dämp­fen.

      War es sonst mög­lich, dass kei­ner der Nach­barn et­was ge­hört hat­te?… Vi­el­leicht hat­ten sie et­was ge­hört, das nächs­te Haus stand in etwa fünf­zig Me­ter Ent­fer­nung… Soll­te man dort fra­gen ge­hen?

      Und wie aus ei­nem Traum her­aus, mit­ten in den Re­de­strom der Frau Wit­schi, sag­te Stu­der mit lei­ser Stim­me:

      »Wie Ihr Mann auf die Tür im Schup­pen ge­schos­sen hat, ha­ben Sie da einen Sack ge­habt, um den Schall ab­zu­dämp­fen?«

      Das Glas zer­schell­te auf dem Bo­den. Frau Wit­schi hat­te die Au­gen weit auf­ge­ris­sen, das Häut­chen, das über dem einen lag, war weiß.

      »Wie?… Was?…« stot­ter­te Frau Wit­schi.

      »Nichts, nichts«, Stu­der wink­te müde ab. »Es hat ja al­les kei­nen Wert, der Schlumpf hat ja ge­stan­den.« Aber un­ter den halb­ge­senk­ten Li­dern be­ob­ach­te­te Stu­der neu­gie­rig die Frau.

      Ein Au­fat­men. Frau Wit­schi stand auf, ging in die Kü­che, kam mit ei­ner Kü­der­schau­fel zu­rück und wisch­te die Scher­ben zu­sam­men.

      »Scher­ben brin­gen Glück«, sag­te Stu­der lei­se.

      Ein gif­ti­ger Blick der Frau. Dann:

      »So! Hat der Mör­der end­lich ge­stan­den! Ein Glück! Dann habt Ihr ja hier nichts mehr zu tun, Wacht­meis­ter!« (›Ihr‹ statt ›Sie‹! Stu­der lä­chel­te.)

      »Sie ha­ben ganz recht, Frau Wit­schi, ich hab’ nichts mehr zu tun…«

      Wie spät war es? Drau­ßen war noch hel­ler Tag. Der Schup­pen stand am Ende des Gar­tens, man sah ihn gut durchs Fens­ter. Stu­der blick­te lan­ge hin. Er dach­te: Die­se Nacht soll­te ich hier in der Nähe Pos­ten ste­hen, die Mut­ter und der Sohn wer­den ver­su­chen, die Tür zu ver­bren­nen. Hät­t’ ich nichts sa­gen sol­len? Doch, es war ganz gut. So ein Schreck­schuss ist manch­mal ganz gut. Ob­wohl der gan­ze Fall hoff­nungs­los ist. Düs­ter, düs­ter… Er hat recht, der Kom­mis­sär Ma­de­lin! Ein Mord­fall auf dem Land!… Wol­len wir den Wit­schi in Frie­den las­sen? Er hat sich ge­op­fert für die Fa­mi­lie… Er hat sich er­schos­sen, da­mit die Ver­si­che­rung zahl­t… Hat er wirk­lich ge­schos­sen?… Mit dem recht­wink­lig ab­ste­hen­den Arm?… Vi­el­leicht steckt doch mehr hin­ter dem Fall… Aber wer hat dann ge­schos­sen?… Der Schlumpf?… Doch der Schlumpf?… Kann man einen Mord aus Lie­be be­ge­hen?… Wa­rum nicht? Gleich­wohl, es ist un­wahr­schein­lich… Der Ar­min?… Der Maque­reau?… Nein, nein, zu feig… Die Mut­ter?… Cha­bis!… Wer dann? Wenn man nur wüss­te, wer den Re­vol­ver ge­kauft hat, viel­leicht gäbe das einen An­halts­punk­t…

      »Wo schafft Ihre Toch­ter in Bern?« frag­te Stu­der laut.

      »Beim Loeb«, die Stim­me der al­ten Frau zit­ter­te. Man soll­te sie in Ruhe las­sen, die Frau Ana­sta­sia, dach­te Stu­der. Er streck­te die Hand aus, um sich zu ver­ab­schie­den. Aber Frau Wit­schi sah die Hand nicht. Sie ging mit win­zi­gen Schrit­ten zur Tür, öff­ne­te sie. Auf ih­rem Ge­sicht stand ein ge­fro­re­nes Lä­cheln.

      »Auf Wie­der­se­hen, Herr Wacht­meis­ter«, sag­te sie.

      Stu­der neig­te stumm den Kopf…

      Schwomm

      Auf der Stra­ße schon hör­te Stu­der die Mu­sik. Be­son­ders laut tön­te die Hand­har­fe. Schrei­er schi­en wie­der sei­nen Platz ein­ge­nom­men zu ha­ben…

      Und wer saß am Tisch, eif­rig auf Ar­min Wit­schi ein­re­dend, mit ho­hem Steh­kra­gen und schwar­zen, ho­hen Schnür­schu­hen zu grau­en Fla­nell­ho­sen?

      Der Leh­rer Schwomm.

      Er sprang auf, als Stu­der an ihm vor­bei­ging. Sein Ge­sicht war rat­los und kind­lich. Ober der Ober­lip­pe saß ein blon­des Schnurr­bärt­chen.

      »Herr Wacht­meis­ter«, sag­te der Leh­rer Schwomm atem­los, »ich habe ge­hört, dass Sie sich mit dem Fall Wit­schi be­schäf­tig­ten. Ich habe lan­ge ge­zö­gert, Ih­nen an­zu­ver­trau­en, was ich von der Sa­che weiß. Aber nun drängt es mich, der Ge­rech­tig­keit mei­nes Va­ter­lan­des Ge­nü­ge zu tun, und…«

      »Red’ nicht so viel, Schwomm«, sag­te Ar­min grob. Stu­der blick­te den Bur­schen streng an. Der nick­te mit dem Kopf, als wol­le er sa­gen: »Du kannst mich lang an­star­ren, mir machst du kei­ne Angst…«

      »Wol­len Sie nicht an mei­nen Tisch kom­men, Herr Leh­rer Schwomm?« frag­te Stu­der höf­lich und wies mit der Hand ge­gen den Tisch, an dem noch im­mer der alte El­len­ber­ger saß und ge­dan­ken­voll sein Wein­glas zwi­schen Dau­men und Zei­ge­fin­ger zwir­bel­te…

      Schwomm nahm Platz. Das heißt, er setz­te sich auf die äu­ßers­te Kan­te des ei­ser­nen Gar­ten­stuhls, zog dann sein Ta­schen­tuch her­aus und trock­ne­te sich die Stirn. Sei­ne Ge­sichts­haut war fast so gelb wie sei­ne ge­lock­ten Haa­re.

      »Ich habe näm­lich am Abend, an dem der arme Wit­schi durch Mör­der­hand um­ge­kom­men ist«, sag­te der Leh­rer Schwomm und kne­te­te an sei­nen Hän­den, »zu­fäl­lig zwei Schüs­se ge­hör­t…«

      »So?« sag­te Stu­der tro­cken.

      »A bah!« mein­te der alte El­len­ber­ger und zog die Mund­win­kel in die Wan­gen.

      »Ja«, der Leh­rer nick­te. »Zwei Schüs­se. Ich bin an je­nem Abend zu­fäl­lig im Wald spa­zie­ren ge­gan­gen… In Beglei­tung… Ich brau­che doch nicht an­zu­ge­ben, mit wem ich im Wal­de war?«

      El­len­ber­gers dröh­nen­des Bass­la­chen mach­te den Leh­rer noch ver­le­ge­ner.

      »Könn­te ich nicht un­ter vier Au­gen mit Ih­nen spre­chen, Herr Wacht­meis­ter?« frag­te er und wur­de rot.

      Stu­der schüt­tel­te den Kopf. Ihn in­ter­es­sier­te we­ni­ger, was der Leh­rer ihm zu er­zäh­len hat­te, als das, was er of­fen­bar ver­schwei­gen woll­te. Und man konn­te aus dem Ver­hal­ten des Man­nes auf das schlie­ßen, was er zu ver­ber­gen hat­te.

      Der Leh­rer Schwomm räus­per­te sich.

      »Es war un­ge­fähr zehn Uhr, als ich die Land­stra­ße ver­ließ und einen Sei­ten­weg ein­schlug. Ich ging im Wal­de so für mich hin, wie es im Ge­dicht heißt, und ich dach­te auch an nichts. Der Abend war still und weich, ver­schla­fe­ne Vö­gel


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