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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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Sie nur ru­hig hin­zu«, sag­te der alte El­len­ber­ger und krächz­te hei­ser. War es ein La­chen?

      Aber der Leh­rer ließ sich nicht mehr stö­ren.

      »Das Geräusch, wenn ich es so nen­nen darf, hör­te plötz­lich auf. Ich hör­te Zwei­ge knacken…«

      »Kön­nen Sie etwa die Di­stanz schät­zen, ich mei­ne die Di­stanz, die Sie von der Stra­ße trenn­te?« frag­te Stu­der und ließ sei­ne Bris­sa­go qual­men.

      »Nicht ge­nau«, ant­wor­te­te Schwomm lei­se. Er schi­en ent­rückt zu ein. Sei­ne Au­gen blick­ten ver­schwom­men ins Wei­te – und das Wei­te war hier ein dicht­be­setz­ter Wirts­gar­ten. »Vi­el­leicht könn­te ich die Stel­le wie­der­fin­den, an der ich ge­stan­den bin…«

      »Gut«, sag­te Stu­der. »Wei­ter, Herr Leh­rer Schwomm.«

      »Die­sen ers­ten Teil, näm­lich das Heran­kom­men des Mo­tor­ra­des und des­sen plötz­li­chen Still­stand, habe ich na­tür­lich im Au­gen­blick nicht be­ach­tet. Es ist mir erst spä­ter ein­ge­fal­len, als im Dor­fe von der Auf­fin­dung des Leicht­mo­tor­ra­des Mar­ke ›Zehn­der‹ ge­spro­chen wur­de, des Mo­tor­ra­des, das dem ver­un­fall­ten Wen­de­lin Wit­schi ge­hört ha­ben soll…«

      Ver­un­fall­ten? dach­te Stu­der. Wa­rum sagt der Mann zu­erst durch Mör­der­hand um­ge­kom­men und jetzt ver­un­fallt? Soll­te er? Und es fiel ihm ein, wie grob Ar­min Wit­schi den Leh­rer an­ge­las­sen hat­te.

      »Wei­ter«, sag­te Stu­der.

      Aber Schwomm be­durf­te die­ser Auf­for­de­rung nicht. Er sprach und be­glei­te­te sei­ne Rede mit pa­the­tisch sein sol­len­den Be­we­gun­gen.

      »Da, plötz­lich, in der Stil­le des Wal­des, er­dröhn­ten zwei Schüs­se. Mei­ne… mein Beglei­ter zuck­te zu­sam­men. Ich be­ru­hig­te ihn. Es wer­de wohl nichts Schlim­mes sein. Aber da ich Angst hat­te, oder viel­mehr, da mei­ne… Beglei­tung Angst hat­te, wir könn­ten über­fal­len wer­den, ver­lie­ßen wir, einen großen Um­weg ma­chend, den Wald, ge­lang­ten weit vor dem Dor­fe wie­der auf die Land­stra­ße und folg­ten ihr. Nach ei­ni­ger Zeit sa­hen wir am Ran­de der Stra­ße ein ver­las­se­nes Mo­tor­rad ste­hen. Es war an einen Baum ge­lehnt…«

      Schwomm mach­te eine Pau­se.

      »Ge­se­hen ha­ben Sie nie­man­den?« frag­te Stu­der ne­ben­bei.

      »Ge­se­hen? Nein. Nur ge­hört. Nach den bei­den Schüs­sen das Geräusch vie­ler Schrit­te. Ei­nen dunklen Schat­ten be­merk­ten wir auch, aber nicht ge­gen die Land­stra­ße zu, son­dern in der ent­ge­gen­ge­setz­ten Rich­tung, dort, wo der Wald an die Baum­schu­len des Herrn El­len­ber­ger grenzt.«

      »Ei­nen Schat­ten?« frag­te Stu­der. »Kön­nen Sie den Schat­ten nä­her be­schrei­ben?«

      Statt ei­ner Ant­wort frag­te Schwomm sehr sanft:

      »Der Fall ist doch ei­gent­lich durch das Ge­ständ­nis des Schlumpf er­le­digt? Oder?«

      »Ge­wiss, ge­wiss.« Stu­der sah auf sei­ne ge­fal­te­ten Hän­de. Er lausch­te dem Ton­fall von des an­de­ren Stim­me. Wa­rum wohl hat­te der Leh­rer mit ei­nem Zeu­gen­be­richt be­gon­nen, um plötz­lich, noch vor des­sen Ende, die Fra­ge zu stel­len, ob der Fall nicht er­le­digt sei? Es gab zwei Mög­lich­kei­ten: Ent­we­der der Leh­rer woll­te sich wich­tig ma­chen, um im Pro­zess eine Rol­le zu spie­len, und es war sehr wahr­schein­lich, dass die­se Mög­lich­keit stimm­te, – oder Schwomm wuss­te et­was, wag­te je­doch aus ir­gend­ei­nem Grun­de nicht die Wahr­heit zu sa­gen und half sich aus der Klem­me, in­dem er die Hälf­te des Wahr­ge­nom­me­nen mit­teil­te, ge­wis­ser­ma­ßen als Be­ru­hi­gungs­mit­tel für sein be­las­te­tes Ge­wis­sen. Denn der Mann wuss­te et­was, das war si­cher. Nicht um­sonst er­geht sich ein im­mer­hin ge­bil­de­ter Mann – er war Se­kun­dar­leh­rer – in ei­ner ziem­lich öden Phra­seo­lo­gie, wie ›ver­schla­fe­ne Vög­lein zirp­ten in den Zwei­gen‹. Und dann war da das Wort, das dem Leh­rer wahr­schein­lich ganz un­be­wusst ent­schlüpft war: ›… ver­un­fall­ten‹.

      Schwei­gen am Tisch. Die Mu­sik ver­stumm­te, das Stück war zu Ende und lau­ter er­tön­te das Stim­men­ge­summ. Die drei am Ne­ben­tisch kehr­ten zu­rück. Son­ja blick­te un­be­tei­ligt auf den Leh­rer – sie schi­en also nicht die ›Beglei­tung‹ des Leh­rers ge­we­sen zu sein, wenn man über­haupt aus Bli­cken Schlüs­se zie­hen konn­te. Ar­mins Ge­sicht hin­ge­gen war leicht ver­zerrt. Er schi­en je­man­den zu su­chen. Manch­mal streif­ten sei­ne Bli­cke über den Leh­rer Schwomm, schweif­ten ab, schie­nen wie­der auf die Su­che zu ge­hen, blie­ben an der Türe han­gen, die aus der Wirt­schaft in den Gar­ten führ­te…

      Dort stand die Kell­ne­rin. Und Stu­der fühl­te mehr, als dass er rich­tig ge­se­hen hät­te, wie sie ganz un­merk­lich wink­te – eine leich­te Be­we­gung des Kop­fes, ein Mund­win­kel, der zuck­te… Ar­min lehn­te sich zu­rück, gähn­te, hielt die Hand vor den Mund. Ein kaum merk­li­ches Ni­cken, – das Gäh­nen war wohl nur ein Ver­such, die Beo­b­ach­ter von der Be­we­gung des Kop­fes ab­zu­len­ken…

      Stu­der war nicht mehr müde. Es kam ihm vor, als ste­he er wie­der mit­ten in den Er­eig­nis­sen. Er war nicht mehr aus­ge­schal­tet. Vor al­lem: es schi­en et­was vor­zu­ge­hen, Er­eig­nis­se wa­ren zu er­war­ten, Stu­der fühl­te es in al­len Glie­dern. Er blieb ru­hig. Zu­erst aus die­sem bad­schwamm­blon­den Men­schen, die­sem Leh­rer, al­les her­aus­ho­len, was es her­aus­zu­ho­len gab, und dann…

      Stu­der hat­te schon sein Pro­gramm für mor­gen.

      Aber wie viel konn­te noch pas­sie­ren zwi­schen heut und mor­gen!… Die gan­ze Nacht lag da­zwi­schen. Er wuss­te, der Wacht­meis­ter Stu­der, dass er die fol­gen­de Nacht nicht viel schla­fen wür­de… Aber was tat das? Sau­be­re Ar­beit! kom­man­dier­te er sich. Und wenn die Sa­che noch so un­or­dent­lich und ver­wor­ren aus­sieht! Ord­nung muss sein. Sau­ber­keit! Sau­ber­keit vor al­lem!

      »Und wie sah der Schat­ten aus?« Die Fra­ge war ein Über­fall. Der ver­träum­te Leh­rer schreck­te auf.

      »Er husch­te« (›husch­te!‹ sag­te der Leh­rer Schwomm), »er husch­te in zehn Me­ter Ent­fer­nung an uns… eh… an mir vor­bei. Grö­ße? Mit­tel­groß… ja, mit­tel­groß…« Der Leh­rer schwieg plötz­lich.

      »Mit­tel­groß?« frag­te Stu­der freund­lich. »Ich müss­te Ver­gleichs­mög­lich­kei­ten ha­ben. Un­ge­fähr wie groß war er, der Schat­ten? Ich will Ih­nen zwar ver­ra­ten, Herr Leh­rer Schwomm, dass der Schat­ten viel­leicht gar kei­ne Wich­tig­keit hat, aber mög­li­cher­wei­se be­stä­tigt er un­se­re Ver­mu­tun­gen. Wäre der Schat­ten so groß ge­we­sen wie, sa­gen wir, der An­ge­klag­te Schlumpf, so wäre dies sehr wich­tig für die Rich­ter, die ja nichts auf ein Ge­ständ­nis ge­ben, so­lan­ge nicht jede Be­we­gung des An­ge­klag­ten vor und nach der Tat samt al­len psy­cho­lo­gi­schen Mo­ti­ven ganz ge­nau fest­ge­legt ist. Ich spre­che zu ei­nem Aka­de­mi­ker, nicht wahr, ei­nem ein­fa­chen Man­ne ge­gen­über wür­de ich mich we­ni­ger ge­lehrt aus­drücken; also wie groß war der Schat­ten?«

      »Ich habe Er­win Schlumpf ei­gent­lich we­nig ge­se­hen. Aber mir scheint, der Schat­ten war von sei­ner Grö­ße…«

      »Es wäre für uns von größ­ter Be­deu­tung,


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