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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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überall gern gesehen und, da er sich jetzt angeblich literarisch betätigte, hielt man ihn nebenbei noch für einen vielseitig gebildeten, geistreichen Menschen. Daß er auch dem Glücksspiel recht stark huldigte, verargte ihm niemand, obwohl es allgemein bekannt war, daß er oft Summen verlor, die zu seinen Einkünften in keinem rechten Verhältnis standen.

      Vielleicht, daß bei Graf Axel diese Neigung für das Spiel ein Erbteil von seiner extravaganten Mutter war, die Graf Heinrich Kaisenberg nach dem Tode seiner ersten, ebenbürtigen Gemahlin trotz deren bürgerlichen Abkunft und ihres Berufs als Konzertsängerin im Widerspruch mit dem ganzen Familienrat geheiratet hatte, – ein Schritt, den der alternde Mann nur zu bald bereute, da die allzu verschiedene Lebensanschauung der beiden Gatten, insbesondere der genußsüchtige und oberflächliche Charakter der früheren Künstlerin eine harmonische Ehe unmöglich machte. Auch die Geburt eines Sohnes konnte die Gegensätze zwischen diesen ungleichen Naturen nicht überbrücken, und erst das kurz hintereinander erfolgte Ableben beider erlöste sie von einem Martyrium, das Graf Heinrich Kaisenberg sich in blindem Idealismus, die gefeierte Sängerin Adele Liebnau aber aus kühler Berechnung aufgeladen hatte.

      Als einzige Vertreter der gräflichen Linie des Kaisenbergschen Geschlechts blieben der jetzige Majoratsherr Graf Arthur als Kind aus der ersten Ehe mit Felizitas, Gräfin Selnin, und der um zwölf Jahre jüngere Graf Axel zurück, – zwei Menschen, bei denen die Folgen der verschiedenen Blutmischung von Mutterseite sich nur zu sehr nicht nur in der äußeren Erscheinung, sondern auch in den feinsten Charakterregungen offenbarten. Zwischen den Stiefbrüdern hatte es nie ein rechtes Verstehen oder irgendwelche herzliche Zuneigung gegeben, und diese Entfremdung wurde noch größer, als Axel Kaisenberg immer häufiger mit Bitten um Bezahlung seiner Spielschulden an den Älteren herantrat. –

      Graf Axel schien nicht gerade in rosigster Laune zu sein, wie er so mit hastigen Schritten seinen eleganten Salon durchquerte. Seine Stirn war unmutig gekraust, und die geballten Fäuste hatte er in die Taschen seines braunen Samtjacketts vergraben. Jetzt blieb er plötzlich vor seinem auf einem der steiflehnigen Polsterstühle sitzenden Besucher, einem alten kleinen Männchen in bescheidener Kleidung, stehen und sagte ärgerlich:

      »Sie sind der schrecklichste Quälgeist, den ich kenne, Markert! Wie oft soll ich Ihnen denn wiederholen, daß Sie nach drei Tagen Ihre lumpigen tausend Mark bestimmt wiederbekommen. Ich will Ihnen ja für die kurze Zeit gern noch hundert Emmchen Aufschlag zahlen. Mehr kann ich doch wahrhaftig nicht!«

      »Sollen Sie auch gar nicht, Herr Graf,« meinte der Alte ernst. »Ich bin kein Wucherer, das wissen Sie recht wohl. Wenn ich mich überhaupt darauf eingelassen habe, Ihnen Geld zu leihen, so geschah dies nur aus alter Anhänglichkeit an Ihren Vater, dem ich dreißig Jahre als Rentmeister treu dienen durfte. Nun halten Sie mich aber wegen der tausend Mark schon ganze zwei Monate hin. Ich bin kein reicher Mann, Herr Graf, und habe eine Familie zu ernähren. Sonst –«

      »Sonst würden Sie mir die tausend Mark schenken, – das wollten Sie doch wohl sagen, nicht wahr? – Na, so weit sind wir nun doch noch lange nicht, Markert!«

      Der frühere gräfliche Rentmeister duckte sich ängstlich zusammen.

      »Aber wo werde ich so unehrbietige Gedanken hegen!« verteidigte er sich eifrig. »Ich hätte –«

      »Lassen Sie nur,« schnitt Axel ihm kurz das Wort ab. »Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun, als schöne Redensarten zu drechseln.«

      Wieder begann der jüngste Kaisenberg seine lautlose Promenade durch das große Gemach. Der dicke, seidigglänzende Orientteppich verschlang jeden Laut seiner Schritte.

      Dann begann er wieder, nachdem er sich das, was er sagen wollte, genau überlegt hatte.

      »Ich will mit Ihnen einmal ganz offen sprechen, Markert. Sie wissen, daß der Gesundheitszustand meines Bruders mehr als bedenklich ist. Als er damals vor Jahren mit seinem Pferde beim Rennen stürzte, muß er sich ein Leiden zugezogen haben, das ihn demnächst zwingen wird, dieser schönen Erde für immer ade zu sagen.«

      Markert, entsetzt über soviel brutalen Zynismus, wagte nur ein mahnendes – »Aber Herr Graf!« – einzuwerfen.

      Axel lächelte grausam. »Wozu soll man lange um die Sache herumreden. Axel ist ein Todeskandidat. Das weiß ich jetzt bestimmt. Und daher kann es nur eine Frage der Zeit sein, wann ich als sein Nachfolger Majoratsherr auf Schloß Kaisenberg werde. Unter diesen Umständen wäre es doch höchst unklug von Ihnen, wenn Sie mich wegen dieser Lappalie so drängen wollten. Nochmals – warten Sie, seien Sie verständig, Mann –«

      Der Alte hatte sich erhoben. Und indem er abwehrend die Hand ausstreckte, sagte er feierlich:

      »Ich würde es als eine schwere Sünde ansehen, wollte ich mit dem Tode Ihres Herrn Bruders bei unseren geschäftlichen Beziehungen rechnen. Gott gebe ihm ein langes Leben! – Gut also – ich warte noch drei Tage. Das ist aber mein letztes Wort.«

      Axel hatte hämisch aufgelacht.

      »Sie sind ja noch gerade so fromm, Markert, wie damals, als Sie mich durch Ihre frommen Sprüche von allerlei tollen Streichen abhalten wollten,« meinte er, seine schlanke Gestalt hochreckend.

      »Ja, das habe ich gewollt,« erwiderte das alte Männchen fast feierlich. »Denn ich habe Sie ehrlich lieb gehabt damals als kleinen Burschen, weil Sie eben so etwas Frisches, Fröhliches an sich hatten und auch zu uns Angestellten stets freundlich waren. Schade nur, daß es mir nicht gelang, in dem heranwachsenden Jüngling all die häßlichen Keime zu ersticken. Versucht habe ich’s ehrlich.«

      Axel Kaisenbergs Gesichtsausdruck hatte sich bei diesen Worten, die so manche Jugenderinnerung in ihm weckten, merkwürdig verändert. In sein rassiges, schmales Aristokratengesicht trat ein auffallender Zug von Seelenpein, daß der Rentmeister diese Veränderung mit stiller Freude beobachtete. Einem plötzlich in ihm aufwallenden Gefühl folgend trat er daher noch einen Schritt näher an seinen einstigen Schützling heran und sagte ganz leise, ganz eindringlich:

      »Herr Graf, lassen Sie sich warnen! – Noch gibt es für Sie eine Umkehr. Noch weiß niemand, was ich weiß, – nein, – nur ahne –«

      Axel war zurückgefahren. Ängstlich forschend ruhten jetzt seine Augen auf dem alten treuen Beschützer.

      »Was – was soll das, Markert?« stotterte er endlich.

      Doch der Rentmeister stand schon an der Tür. Aber ebenso schnell hatte Axel ihn am Arm ergriffen und mitten ins Zimmer zurückgezogen. Und des jungen Edelmanns Stirn zeigte drohende Falten, als er jetzt beinahe zischend hervorstieß:

      »Antwort will ich haben, Markert! Was sollte Ihre Bemerkung vorhin?«

      Markert schaute traurig zu ihm auf.

      »Diese Antwort gebe ich Ihnen nie, nie! Nur eines will ich Ihnen sagen, was Sie vielleicht interessieren dürfte, Herr Graf. Ich habe es selbst unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit von meinem Freunde Gruber, dem Polizeiinspektor, erfahren. Denn die ganze Sache sollte geheim bleiben. Aber mit Ihnen – mit Ihnen mache ich eine Ausnahme – der früheren Zeiten wegen.«

      Seine Stimme war zu vorsichtigem Flüstern herabgesunken, als er weitersprach.

      »Man hat aus Berlin einen Kriminalkommissar verschrieben, der heute eintreffen und die geheimnisvollen Diebstähle untersuchen soll. Und dieser Kommissar, der im ›Deutschen Kaiser‹ ein Zimmer bestellt hat, nimmt unerkannt an dem Maskenball beim Landrat von Oppen teil. – Adieu, Herr Graf.«

      Geräuschlos verließ der Alte das Zimmer. Eine Antwort auf seinen Abschiedsgruß hatte er nicht erhalten. Denn Axel Kaisenberg stand noch eine ganze Weile wie versteinert da, als Markert längst mit trippelnden Schritten seiner Wohnung zueilte.

      Endlich ermannte er sich. Wie aus einem bösen Traum erwachend schaute er um sich. Seine wohlgepflegte Rechte mit den polierten, glänzenden Nägeln fuhr über die Stirn hin, als wollte er dort etwas fortwischen.

      Und dann begann er wieder die ruhelose Wanderung durch das Zimmer. Seine Gedanken jagten sich. Und unwillkürlich formten seine Lippen immer häufiger kaum verständliche Sätze.

      »Markert


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