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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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der Mordtat und zum Erbrechen des Schreibtisches ausreicht, nicht aber noch zu einem Wortstreit, der erst nach einer Weile in Tätlichkeiten ausartet.«

      Heiling gab sich geschlagen. »Ich muß Ihnen recht geben. Dann handelt es sich also wirklich um einen glatten Raubmord. Die Polizei vertritt ja auch diese Ansicht, wie in dem Zeitungsbericht ausgeführt ist, und hat vorläufig fünfhundert Mark Belohnung für die Ergreifung des Schauspielers ausgesetzt.«

      Der Detektiv erwiderte nichts. Er schien mit seinen Gedanken weit fort zu sein. Sein sympathisches, frisches Gesicht drückte mit den halbgeschlossenen Augen und der gekrausten Stirn schärfstes Nachdenken aus.

      So verging eine ganze Weile. Inzwischen hatte der Rechtsanwalt nochmals die einzelnen Punkte dieses Kapitalverbrechens nach allen Seiten überlegen können. Und der Erfolg dieser Nachprüfung war eine Frage, die Heiling jetzt an den Detektiv richtete.

      »Sagen Sie, bester Schaper – was halten Sie eigentlich von dem Manne am Telephon? Wer mag’s gewesen sein, der Sie mit den Nachforschungen in diesem Kriminalfall betraute und doch seinen Namen nicht nannte? Und – haben Sie die versprochenen fünfhundert Mark bereits erhalten?«

      Der Detektiv schaute auf. »Endlich – endlich!« sagte er mit einem komischen Seufzer der Erleichterung. »Ich habe ja auf diese Frage schon längst gewartet. Denn, Herr Rechtsanwalt, der Mann am Telephon – das ist fraglos die interessanteste Erscheinung in diesem Drama! Dieser Mann, der bereits eine Stunde vor der Auffindung der Leiche des Rentiers mir das Geschehen mitteilte, gibt der Sache bedeutend anderes Aussehen. Er bringt das rätselhafte Moment in diesen Kriminalfall, der von der Polizei bereits als erledigt angesehen wird – bis auf die Ergreifung des Schauspielers. Nach den bisherigen Ermittlungen kann dieser geheimnisvolle Klient, der mir die fünfhundert Mark tatsächlich unter dem Namen Schulz als Absender bereits durch die Post zugestellt hat, nur … der Mörder selbst sein – wenn wir uns eben der Ansicht der Kriminalpolizei anschließen und Wendland für den Täter halten wollen.«

      »Stimmt!« bestätigte Heiling ernst. »Zu einem anderen Resultat kann man gar nicht kommen. Dann entsteht aber wieder die Frage: Aus welchem Grunde in aller Welt nimmt der Mörder Ihre Hilfe in Anspruch, um – es ist beinahe lächerlich, das auszusprechen! – um nach sich selbst forschen zu lassen? – Unglaublich, unbegreiflich, mehr als rätselhaft, hol’s der Henker!!« fügte er ratlos hinzu.

      Schaper hatte jetzt, wie getrieben von innerer Erregung, seinen Platz am Schreibtisch verlassen und durchquerte mit hastigen Schritten das Zimmer. Schließlich blieb er vor dem Rechtsanwalt stehen und sagte beinahe feierlich:

      »Merken Sie sich, Doktor, was ich Ihnen in diesem Augenblick prophezeie: Dieser Mord im Katzen-Palais wird uns noch ein böses Nüßchen zu knacken geben, ein sehr böses! Hinter dieser scheinbar so sonnenklaren Untat steckt mehr, als wir heute nur ahnen können! – Bedenken Sie: Erwiesenermaßen ist am heutigen Vormittag nur ein Mensch in das stets gut verschlossene Marschallsche Haus eingelassen worden, der Schauspieler Wendland. Von außen vermag niemand am hellen Tage gewaltsam in das Gebäude einzudringen, da die Kellerfenster der Vorderfront vergittert sind und an den Fenstern des Erdgeschosses, das schon mehr ein Hochparterre darstellt, auch nicht die geringsten Spuren gefunden wurden, daß auf diesem Wege jemand in das Innere gelangt sei. Im Park, der kaum vierzehn Meter breit ist, war der Hausmeister beschäftigt, an dem auch kein Fremder ungesehen vorüber konnte. Mit einem Wort: Der Verdacht, der Mörder des Rentiers zu sein, konzentriert sich auf Boto Wendland. Und dieser selbe Wendland kann es mithin auch nur gewesen sein, der mich, gleich nachdem er in auffällig verstörtem Zustande das Katzen-Palais verlassen hatte, antelephonierte und mich beauftragte, die Ermittlungen nach dem Mörder ungesäumt aufzunehmen. –

      Wie reimt sich das alles zusammen, wie …? Ich finde mich da nicht zurecht, sehe auch nicht einmal den leisesten Anhaltspunkt für eine befriedigende Lösung all dieser Rätsel – nirgends, nirgends!«

      »Na, das sollte die Polizei ahnen!« meinte Heiling, indem er eine Grimasse schnitt. »Die Herren denken, sie brauchen die Falle über Boto Wendland nur zuzuschlagen und dann ist ihre Pflicht getan! Hat sich was! So einfach liegt der Fall doch nicht, darin gebe ich Ihnen vollkommen recht, lieber Schaper.« Er zog seine Uhr und ließ den Deckel springen. »Höchste Zeit, daß ich heimkomme. Mein Magen meldet sich. – Wann gehen wir dann morgen aufs Polizeipräsidium, um uns die Diebeswerkzeuge anzusehen?«

      Heiling hatte sich erhoben und reckte sich.

      »Ganz wie es Ihnen paßt,« erwiderte der Detektiv.

      »Gut. Treffen wir uns also morgen um elf Uhr vormittags bei mir im Bureau, wenn’s Ihnen recht ist.«

      »Abgemacht. – Auf Wiedersehen, Herr Rechtsanwalt.«

      Unter der Tür wandte sich Heiling nochmals um.

      »Und vergessen Sie nicht die Geheimschrift!« rief er Schaper zu. »Bin neugierig, was der Zettel enthält.«

      »Wird besorgt. – Adieu, Herr Rechtsanwalt.«

      4. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Am folgenden Vormittag begaben sich Heiling und Schaper nach dem Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz und ließen sich von dem zuständigen Kommissar unter einem Vorwand das beschlagnahmte Einbrecherwerkzeug zeigen. Da der Detektiv den Beamten gut bekannt war, legte man ihnen keinerlei Schwierigkeiten in den Weg, obwohl die Polizei sonst recht vorsichtig mit derartigen Beweisstücken umgeht, die ein geschickter Schlosser nach kurzer Besichtigung zu leicht nachbauen könnte.

      Als die beiden dann wieder den Riesenbau verließen, fragte Schaper gespannt:

      »Nun, wie steht’s? Sind’s dieselben Sachen, die in der Aktentasche des Herrn ›Ingenieurs‹ lagen?«

      »Ohne Zweifel,« erwiderte Heiling bestimmt.

      »Hm – dann dürfte es doch lohnend sein, diesem Herrn Regierungsreferendar etwas schärfer auf die Finger zu sehen,« meinte der Detektiv, offenbar von dem Erfolg ihres Besuches auf dem Präsidium hochbefriedigt. »Vielleicht entpuppt er sich als Gentleman-Einbrecher und führt uns auf die Spur einer Diebesbande, die in der Linien Straße in dem anrüchigen Restaurant ›Zur fröhlichen Gruft‹ ihre Zusammenkünfte abhält.« –

      Gemeinsam fuhren sie dann bis zum Moabiter Kriminalgericht und trennten sich dort. Der Rechtsanwalt hatte in einer Beleidigungsklage vor dem Schöffengericht zu tun, und Schaper begab sich weiter nach der Kantstraße in Charlottenburg, wo Anni Marschall, wie er auf dem Polizeipräsidium erfahren hatte, bei ihrer Freundin, Frau v. Gerster, abgestiegen war, nachdem man ihr den Tod ihres Vaters telegraphisch mitgeteilt hatte.

      Frau v. Gerster, eine schlanke Blondine mit einem hübschen, sanften Gesicht, öffnete Schaper selbst die Flurtür. Dieser nannte seinen Namen und Beruf und fragte höflich, ob er Fräulein Marschall in einer dringenden Angelegenheit sprechen könnte, worauf er zum Nähertreten aufgefordert wurde. Die junge Witwe, in der niemand bei ihrem mädchenhaften Äußeren eine bereits verheiratet gewesene Frau vermutet hätte, führte den Detektiv in den kleinen, einfenstrigen Salon ihrer Wohnung und bat ihn, einen Moment warten zu wollen. Sie würde ihre Freundin verständigen.

      Schaper setzte sich in einen der zierlichen Plüschsessel und schaute sich nach alter Gewohnheit gründlich in dem Zimmer um. Einrichtung sehr bescheiden, aber peinlich sauber, konstatierte er. Auf dem kleinen Damenschreibtisch in der Ecke am Fenster stand eine ganze Menge von Photographien. Auffallenderweise befanden sich darunter nur zwei Bilder von Männern in Uniform – für die Witwe eines aktiven Offizies etwas wenig, dachte der Detektiv. Dann fiel ihm ein, was Heiling ihm soeben während der Fahrt nach Moabit über Frau v. Gerster mitgeteilt hatte – daß die Ehe offenbar keine glückliche gewesen sei, weil die Dame es stets vermied, von ihrem bei einer Schnitzeljagd verunglückten Gatten zu sprechen, und daß fraglos hieran der allzu starke Altersunterschied die Schuld trage, der zwischen den Eheleuten bestanden habe.

      Weitere Betrachtungen über dieses Thema wurden dem Detektiv durch den Eintritt


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