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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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grüßen Sie bitte die beiden Damen von mir,« meinte der Detektiv, indem er dem Alten noch eine Zigarre ›auf den Weg‹ anbot.

      Aber Truschinski schien noch etwas auf dem Herzen zu haben.

      Mit traurigem Gesicht sagte er nach einer Weile, indem er die Spitze der Zigarre mit seinem großen Gärtnermesser abschnitt:

      »Wissen Sie schon, Herr Müller, daß man den Bräutigam von unserem Fräulein gestern verhaftet hat? – Der Kaufmann von drüben erzählte es mir. Es steht in der Morgenzeitung.«

      Schaper spielte den Ahnungslosen und drückte sehr beredt sein Befremden darüber aus, wie die Polizei nur einen so offensichtlichen Mißgriff habe tun können, da Herr Wendland doch trotz aller gegen ihn sprechenden Beweise unmöglich der Mörder sein könne.

      »Alles rühmt seinen guten Charakter, und niemand von seinen Bekannten traut ihm eine derartige Tat zu,« schloß er seine Ausführungen, die den alten Mann offenbar sehr erfreuten.

      Dann verabschiedete sich Truschinski und verließ das Katzen-Palais durch den Vordereingang.

      Schaper hielt sich noch eine Weile in der Nähe des Hauses auf, schlenderte jedoch bald, da der Geistesschwache nirgends zu sehen war, langsam durch den Park und suchte sich ein Plätzchen, von wo aus er die Rückfront des Gebäudes bequem im Auge behalten konnte.

      Das Buch, das er in der kleinen Bibliothek des Rentiers entnommen hatte, hielt er nur zum Schein aufgeschlagen in der Hand. Eine Viertelstunde verging. Die schmale Holzbank, auf der Schaper Platz genommen hatte, war nicht sonderlich bequem, lag dafür aber ganz versteckt hinter einem Schlehdorngebüsch und bot so einen vortrefflichen Beobachtungsposten.

      Und des Detektivs Geduld sollte wirklich belohnt werden. Weitere fünf Minuten waren verstrichen, als der Schwachsinnige plötzlich in der Tür des Wirtschaftsgebäudes erschien und, nachdem er sich vorsichtig nach allen Seiten umgesehen hatte, mit schnellen Schritten dem hinteren Teile des Parkes zueilte.

      Schaper, aufmerksam gemacht durch das mißtrauische Benehmen des jungen Menschen, folgte ihm lautlos, indem er geschickt einzelne Bäume und Gesträuchgruppen als Deckung benutzte. So entging es ihm nicht, daß der Geisteskranke, nachdem er vorher nochmals argwöhnisch die Wege des Parkes gemustert hatte, hinter der Buxbaumhecke verschwand, die im Halbkreis um einen kleinen Pavillon angepflanzt war, der etwa fünf Meter von der Gitterpforte entfernt sich dicht an der Mauer erhob und diese mit seinem zwiebelförmigen Schieferdach um ein gutes Stück überragte.

      Dieser Pavillon, der offenbar zu derselben Zeit wie das Liegnitz-Palais erbaut war, stellte eines jener kleinen Zierhäuschen dar, wie man sie früher so gern in lauschigen Ecken vornehmer Parkanlagen errichtete. Aus Ziegeln auf einem Fundament von Feldsteinen errichtet, wirkte er mit seiner reichen Ausschmückung von Stuckornamenten noch jetzt wie ein anmutiges Zwergenhäuschen. –

      Schaper, der den zierlichen Bau, dessen Tür stets verschlossen war und vor dessen sechs Bogenfenstern grüngestrichene Holzläden hingen, schon einmal flüchtig sich angesehenen hatte, vermochte sich nicht zu erklären, was der Schwachsinnige in dem offenbar seit langer Zeit nicht benutzten Pavillon zu suchen hatte und beeilte sich daher, möglichst schnell hinter die Buxbaumhecke zu gelangen, von wo aus er den jungen Menschen bequem weiter beobachten konnte.

      Max Truschinski stieg soeben die wenigen Stufen zu der Pavillontür empor und blieb dann eine Weile regungslos stehen, das Gesicht dem Park zugewandt, als ob er sich nochmals überzeugen wollte, daß er keinen heimlichen Lauscher zu fürchten brauchte. Jetzt zog er einen Schlüssel aus der Tasche, öffnete die Tür und verschwand im Innern des kleinen Häuschens. Deutlich hörte der keine fünf Schritte entfernte Detektiv, wie von innen wieder abgeschlossen wurde.

      Mit begreiflicher Ungeduld wartete Schaper auf das Wiedererscheinen des Schwachsinnigen, den doch ohne Zweifel irgend eine Absicht, die anderen verborgen bleiben sollte, in den Pavillon getrieben hatte.

      Zehn Minuten waren vergangen – der Detektiv hatte nach der Uhr gesehen – als die Tür sich leise öffnete und Max Truschinski zunächst nur seinen struppigen Kopf heraussteckte und vorsichtig nach allen Seiten Umschau hielt. Dann erst schlüpfte er ins Freie, verschloß die Tür und setzte sich auf die unterste Stufe der Treppe.

      Schaper traute seinen Augen nicht, als der junge Mensch jetzt unter seiner Jacke eine schwarze Katze hervorholte und mit Hilfe seines bunten Taschentuchs zu reinigen begann.

      Das Tier befand sich allerdings auch in einem geradezu bejammernswerten Zustande. Von oben bis unten war es mit Staub und Spinngeweben bedeckt, die nur hier und da das schwarze Fell durchschimmern ließen.

      Max Truschinski hatte seinem Liebling – denn daß die Katze der berühmte ›Moritz‹ war, daran zweifelte Schaper keinen Augenblick – jedoch sehr bald wieder zu seiner alten Schönheit verholfen. Dann entnahm er seinen Taschen allerlei Fleischstücke und fütterte das Tier, welches mit wahrem Heißhunger alles bis auf den letzten Rest vertilgte.

      Der Detektiv hielt es nun für ratsam, leise seinen Lauscherposten zu verlassen, was ihm auch glücklich gelang. Um aber den Geisteskranken noch weiter beaufsichtigen zu können, begab er sich nun geraden Weges vor die Tür des Wirtschaftsgebäudes, wo er mit Frau Truschinski zusammentraf, die in einem Zuber Wäsche spülte.

      Schaper hatte erst wenige Worte mit der alten Frau gewechselt, da erschien auch schon der junge Mensch mit seiner Katze auf dem Arm.

      Freudestrahlend und das Tier zärtlich streichelnd rief er seiner Mutter schon von weitem zu:

      »Moritz eben gekommen … schöner Moritz … durch Gartenpforte … artiger Moritz … zu Mäxchen …«

      Schaper wußte genug und ging bald darauf in sein Arbeitszimmer nach oben, um erst einmal in Ruhe dieses seltsame Erlebnis zu überdenken.

      Das Resultat einer Viertelstunde angestrengtesten Nachsinnens, wobei Schaper unaufhörlich auf und ab wanderte und aus seiner Zigarre dicke Rauchwolken in die Luft paffte, bestand darin, daß er beschloß, zunächst die Rückkehr des alten Truschinski abzuwarten.

      So stieg er denn wieder in die Wirtschaftsräume hinab und fragte bei der Hausmeisterin an, ob diese ihm vielleicht ein einfaches Mittagessen herrichten wolle. Die Antwort der freundlichen alten Frau war ein bereitwilliges ›aber sehr gern, Herr Müller‹, worauf er sie noch bat, ihm doch ihren Gatten zu schicken, sobald dieser heimgekehrt sei.

      Gegen einhalb zwölf Uhr klopfte Truschinski dann oben bei Schaper an, der, um wenigstens etwas den ›Architekten‹ vorzutäuschen, einen Bogen Papier, auf dem er mit flüchtigen Strichen einen Gebäudegrundriß skizziert hatte, recht in die Augen fallend auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte.

      Der Detektiv begann dann, nachdem der Alte durch ein paar harmlose Bemerkungen, die sich auf die Bauart des Katzen-Palais bezogen, über den eigentlichen Zweck dieser Unterredung von ihm im Unklaren gelassen, in seiner jovialen Art von den Ereignissen der verflossenen Nacht zu plaudern. Schließlich gelangte er auf diese unauffällige Weise zu dem Punkt, der ihn besonders interessierte.

      »Also es ist tatsächlich nicht das erste Mal, daß Sie diese kläglichen, stöhnenden Töne im Hause gehört haben, Herr Hausmeister?« fragte er schließlich, indem er sich scheinbar ohne besondere Teilnahme mit seiner Zeichnung zu schaffen machte.

      »Zweimal vorher vernahm ich schon dieses furchtbare Geräusch, wie ich Ihnen bereits gestern, besser heute morgen mitteilte, denn es war ja weit nach Mitternacht, als Sie zu uns kamen, Herr Müller,« entgegnete der Alte leise und schaute sich scheu um, als ob er trotz des hellen Tageslichts jeden Augenblick das Auftauchen eines Gespensts befürchtete.

      »Richtig – ich entsinne mich jetzt, daß Sie davon sprachen,« erklärte Schaper gelassen. »Haben Sie denn damals auch versucht, der Ursache dieses ruhestörenden Lärms nachzuforschen?«

      Der Alte blickte den Detektiv daraufhin mit einem pfiffigen Lächeln an.

      »Ah, sieh da, Herr Müller – dann scheinen Sie doch nicht mehr so felsenfest davon überzeugt zu sein, daß der Kater Moritz das schauerliche Gewinsel verbreitet hat,« meinte er in einem Ton, der deutlich


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