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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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davon noch meilenweit und jahrelang entfernt bin.« Seine Stimme war rau vor Zärtlichkeit.

      »Dann ist es ja gut.« Jenny zwinkerte ihm zu und beugte sich dann über den Käseteller. Als hätte es den Anruf nicht gegeben, kehrte sie zur Tagesordnung zurück. »Und jetzt musst du mir bitte erklären, was das alles ist.«

      *

      »Danke!« Dr. Norden drehte sich zu Schwester Alice um, die den OP-Kittel im Rücken zugebunden hatte. »Wo bleibt Lammers? Er hatte doch zugesagt.«

      Alice wagte es kaum, ihrem Chef ins Gesicht zu sehen.

      »Dr. Lammers kommt doch nicht. Er hat gesagt, dass er sich noch mal Gedanken gemacht hat und es doch nicht verantworten kann.«

      »Dieser Feigling!«, knurrte Daniel. Sein Blick wanderte über die Kollegen, die sich trotz des Operationsverbots eingefunden hatten. Bis auf einen Assistenzarzt war das Team komplett.

      »Was machen wir jetzt?«, fragte die Schwester schüchtern. »Ohne zweiten Arzt können wir nicht anfangen.«

      »Das weiß ich …«

      In diesem Moment öffnete sich die Schiebetür, und Fee und Danny stürmten herein. Sie waren bereits fix und fertig angezogen.

      »Wie stehen die Chancen?«, fragte Fee atemlos.

      An den Augen ihres Mannes erkannte sie, dass er lächelte.

      »Wir sind die Chance! Und ihr seid großartig!« Sein zweiter Gedanke galt seinem zweitältesten Sohn. »Das wird Felix mir nie verzeihen. Dabei wollte ich den Abend wirklich mit ihm verbringen. Aber was soll ich tun? Ich bin nun mal Arzt.«

      Seine offensichtlichen Seelenqualen schnitten Felicitas tief ins Herz. Doch Danny hatte den passenden Trost parat.

      »Ich denke, er hat dir schon verziehen«, verriet er, bevor er den Mundschutz anlegte. »Er hat uns hergefahren und wartet im Aufenthaltsraum auf uns.«

      Ein Strahlen glitt über Daniels Gesicht. Jetzt war alles gut.

      »Dann sollten wir ihn nicht zu lange warten lassen«, gab er das Signal, mit der Operation zu beginnen.

      Er trat an den Tisch. Nach einem kurzen Blick auf die schlafende Patientin sah er hinüber zur Anästhesistin. Die verstand die stumme Frage.

      »Von mir aus können wir anfangen. Blutdruck und Atmung sind stabil, die Sauerstoffsättigung sehr gut.«

      Dr. Norden atmete ein Mal tief durch.

      »Skalpell!«, verlangte er und streckte die Hand aus.

      Die Operationsschwester legte ihm das gewünschte Besteck in die Hand. Mit geübter Bewegung setzte er den Schnitt. Danny und Fee standen ihm gegenüber am Tisch. Der Junior assistierte seinem Vater, während sich Fee bereithielt, um einzuspringen, wenn Not am Mann war. Konzentriert arbeiteten sie sich vor. »Saugen. Tupfer.« Daniels Befehle kamen gewohnt ruhig. Nur einmal stöhnte er leise auf.

      »Wie du es befürchtet hast.« Ein Blick genügte, und Fee wusste Bescheid. »Der Darm ist perforiert.«

      »Die Sauerstoffsättigung ist nicht mehr optimal«, warnte die Anästhesistin. »Beeilen Sie sich!«

      Dr. Norden zog eine Augenbraue hoch.

      »Wir müssen den schadhaften Teil des Darms und möglichst den ganzen Tumor entfernen«, erklärte er seinem Sohn, während er fieberhaft weiter arbeitete. »Wenn wir damit fertig sind, muss die Bauchhöhle gespült werden. Das Eindringen von Darminhalt in den Bauchraum führt zu Entzündungen, stärksten Schmerzen und hohem Fieber.«

      »Und endet meist tödlich. Wär doch blöd, wenn Felix ganz umsonst auf uns verzichten muss«, scherzte Danny, um seiner Anspannung Luft zu machen.

      Doch Daniel lächelte noch nicht einmal.

      »Schweiß!«, machte er die Schwester darauf aufmerksam, ihm die feinglitzernden Perlen von der Stirn zu wischen. Sein nächster Blick galt der Anästhesistin.

      »Der Blutdruck fällt!«, warnte sie. »Ich kann sie nicht mehr lange halten. Beeilen Sie sich!«

      »Ich brauche noch ein paar Minuten.« Daniels Herz schlug schneller. Seine Hände wollten zittern, aber noch war er stärker.

      Fieberhaft arbeitete er weiter, entfernte krankes Gewebe und fügte mit Dannys Hilfe gesunde Teile wieder aneinander. Mehr als einmal flachte Rickys Herzlinie gefährlich ab. Als die Spülung erfolgreich durchgeführt war, atmete er auf. »Wie geht es ihr?« Sein Blick flog hinüber zu den Messinstrumenten.

      »Nicht gut. Wie weit sind Sie?«

      »Wir machen jetzt zu. Schafft sie das noch?«

      »So Gott will.« Selbst der Anästhesistin stand die Anspannung in das bisschen Gesicht geschrieben, das die Maske freiließ.

      Daniel Norden nickte seinem Sohn zu. Danny verstand die stumme Aufforderung und machte sich an die Arbeit, während seine Eltern den Operationssaal verließen.

      Ohne ein Wort zu sagen, nahm Daniel Norden die Maske vom Gesicht und warf sie in den Abfall. Minutenlang ließ er sich am Waschbecken das Wasser über die Hände laufen.

      »Ich hätte nicht gedacht, dass es so knapp werden würde«, gestand er endlich, nachdem sämtliche Spuren des Eingriffs beseitigt waren. »Und noch ist sie nicht über den Berg.«

      »Morgen früh wissen wir mehr.« Tröstend legte Fee die Hand auf den Rücken ihres Mannes, wohlwissend, dass nur Ricarda Lohmeiers Überleben wahren Trost spenden konnte.

      *

      »Heilige Scheiße!«, entfuhr es April. Sie war so begeistert von den Zeichnungen, die Dési ihr zeigte, dass sie ihren sprachlichen Fauxpas gar nicht bemerkte. »Das hast du selbst gezeichnet?«

      Nachdem Felix mit Danny, Tatjana und Fee in die Klinik aufgebrochen war – Tatjana wollte zu Hause abgesetzt werden, da sie am nächsten Morgen wieder früh zur Arbeit musste –, waren auch Janni und Anneka bald ins Bett gegangen. Nur Dési wollte noch nicht ins Bett gehen. Sie unterhielt sich mit April. Mühelos plätscherte das Gespräch dahin, bis sie schließlich bei Désis Lieblingsthema, der Mode, landeten. Auf Aprils Bitte hin hatte sie ihre Zeichenmappe mit den Entwürfen geholt.

      »Gefallen sie dir?«, fragte Dési geschmeichelt.

      »Die sind irre. Absolut abgefahren!«, schwärmte April in ihrer unverblümten Art. »Du musst unbedingt auf eine Modeschule gehen.«

      »Findest du?« Nachdenklich blätterte Dési durch ihre Entwürfe. »Ich weiß nicht. Mum und Dad wären nicht begeistert von dieser Idee. Sie wollen bestimmt, dass ich Abi mache und eine vernünftige Ausbildung anfange. Was mit Zukunft.«

      »Gibt es was Vernünftigeres als Klamotten?«, platzte April heraus. Mit untergeschlagenen Beinen saß sie auf der Couch und lachte Dési an. »Wenn die keine Zukunft haben, dann weiß ich auch nicht. Kleider werden die Leute immer brauchen.«

      »Aber vielleicht nicht unbedingt solche.« Kichernd deutete Dési auf einen ihrer Entwürfe. Er zeigte ein Abendkleid aus Schichten aus Samt, Satin und besticktem Organza. Asymmetrische Verzierungen funkelten auf der Schulterpartie, fantasievolle Stickereien verhinderten zu tiefe Einblicke.

      »Es muss auch Spiel und Unschuld sein und Blütenüberfluss …«, wartete April unvermittelt mit einem weiteren Zitat auf. »Aber eigentlich haben deine Eltern schon recht. Geht doch nichts über eine gute Ausbildung. Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu ändern. Sagte Nelson Mandela.«

      Dési lachte und klappte ihre Mappe zu.

      »Wir sollten lieber mal über dich reden. Woher hast du diese wahnsinnig schlauen Sprüche?«

      Diesmal war es April, die verlegen wurde.

      »Ich weiß schon, dass man’s mir nicht gerade anmerkt, aber ich finde Bildung und so was ziemlich wichtig. Ich hab ja an meinen Alten gesehen, wo man ohne Schulabschluss und richtigem Beruf landet. Deshalb les ich alles, was mir so in die Finger


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