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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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starrte sie an.

      »Intensivstation?« Er konnte es nicht glauben. »Warum das denn? Gestern hat sie mir noch versichert, dass sie bald wieder heimkommt.«

      Nicole ahnte, dass Ricarda Lohmeier aus falsch verstandener Rücksichtnahme nicht die Wahrheit gesagt hatte. Doch es war nicht Ihre Aufgabe, ihn aufzuklären.

      »Die Kollegen auf der ITS können Ihnen sicher mehr sagen.« Sie lächelte ihn entschuldigend an, ehe sie sich wieder an die Arbeit machte.

      Als Manfred wenige Minuten später das Zimmer 32 betrat, erschrak er. Abgelenkt von medizinischen Überwachungsgeräten, die zu beiden Seiten des Bettes standen, bemerkte er Ricarda erst auf den zweiten Blick. Als sie ihn sah, lächelte sie matt.

      »Manfred, du hast mich also gefunden.« Ihre Stimme war heiser vom Tubus. An der Hand, die nach der seinen tastete, war eine Infusionsnadel festgeklebt.

      Doch was ihn viel mehr erschreckte, war ihr schlechtes Aussehen. Seine Knie waren weich, als er neben ihr auf die Bettkante sank.

      »Was ist passiert, Ricky? Ich dachte, du kommst bald wieder raus hier.«

      Ricarda schluckte. Es wurde Zeit für die Wahrheit, egal, wie schwer sie ihr auch fallen mochte.

      »Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss«, gestand sie so leise, dass er sie kaum hörte.

      »Du kannst mir alles sagen«, erwiderte er heiser. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Sein Herz schlug hart in seiner Brust. »Das weißt du doch hoffentlich.«

      Tränen glitzerten in ihren Augen.

      »Ehrlich gesagt hatte ich es für kurze Zeit vergessen.« Als er etwas erwidern wollte, legte sie ihm die Fingerspitzen auf den Mund. Wenn sie jetzt nicht den Mut fand, ihm alles zu sagen, würde sie es nie mehr tun. »Ich weiß schon eine ganze Weile, dass irgendwas mit mir nicht stimmt. Aber ich wollte es selbst nicht wahrhaben.« Nach der anstrengenden Operation fiel ihr das Sprechen schwer. Obwohl ihre Hand nicht mehr auf seinen Lippen lag, unterbrach Manfred sie nicht. »Ich wollte die Zeit mit dir festhalten, jede Sekunde genießen. Ich dachte, wenn ich einfach nicht an den Feind in mir denke, ist es auch nicht wahr. Dann gibt es ihn gar nicht.« Ihr Lächeln war schmerzlich. »Leider ist die Rechnung nicht aufgegangen. Wenn Dr. Norden und seine Familie nicht gewesen wären, hätte ich diese Nacht nicht überlebt.«

      »Wie bitte?« Noch im Nachhinein wurde Manfred bei diesem Gedanken schlecht.

      Das Lächeln auf Ricardas Gesicht wurde tiefer.

      »Keine Angst. Dr. Norden ist ein wunderbarer Arzt. Er war heute früh schon bei mir. Ihm und seinem Sohn ist es gelungen, den Tumor ganz zu entfernen. Mit einer Chemotherapie hab ich gute Chancen, wieder gesund zu werden. Dann darf ich den Traum mit dir noch weiterträumen. Ist das nicht wunderbar?«

      »Oh, Ricky!« Manfreds Seufzen kam aus tiefstem Herzen. Er war den Tränen nahe. »Was mach ich nur mit dir?«

      Sie lachte leise und legte die Hand um seinen Nacken, um ihn zu sich zu ziehen.

      »Mich lieben«, raunte sie dicht an seinem Ohr. »Und im Hotel anrufen, dass wir ein paar Wochen später kommen.

      »Alles, was du willst. Wenn du nur bei mir bleibst«, erwiderte Manfred unter Tränen und versenkte sein Gesicht an ihrem Hals.

      *

      Das Paar war so beschäftigt mit sich, dass es den Beobachter nicht bemerkte. Zufrieden stand Dr. Daniel Norden in der Tür und weidete sich an diesem Anblick, als er ein Tippen auf der Schulter spürte.

      »Jenny!« Er starrte seine langjährige Freundin und Kollegin ungläubig an. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist ein paar Tage weg.«

      »Keine Sorge. Ich bin nur hier, um dich einen Kopf kürzer zu machen«, zischte sie. »Dann fahre ich wieder zu Roman und kann den Rest meiner Ferien hoffentlich ungestört genießen. Kommst du bitte mit in mein Büro!«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging voraus.

      Schwester Alice hatte die Szene beobachtet. Sie schickte Dr. Norden einen mitfühlenden Blick, den er mit einem Schulterzucken quittierte. Sich ihrer Blicke in seinem Rücken wohlbewusst, machte er sich auf den Weg.

      Jenny saß schon am Schreibtisch und wartete nur darauf, dass er die Tür hinter sich schloss.

      »Das habe ich noch nie erlebt«, donnerte sie los. »Du hast nur darauf gewartet, bis ich aus dem Haus bin, um zu operieren.« Es krachte, als sie mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.

      Im Vorzimmer zog Andrea Sander eine Augenbraue hoch. Volker Lammers, der sich eben zu ihr gesellt hatte, lachte sich ins Fäustchen. Jedes einzelne von Jenny Behnischs Worten drang durch die Tür und war Balsam auf seiner teuflischen Seele.

      »Um entgegen meiner ausdrücklichen Anweisung zu operieren«, wiederholte sie erbost.

      »Beruhig dich, Jenny!«, versuchte Daniel, auf sie einzuwirken. »Frau Lohmeiers Zustand hatte sich extrem verschlechtert. Ich wollte ihr nicht beim Sterben zuschauen. Deshalb hatte ich keine Wahl. Mal abgesehen davon, dass es ja gut gegangen ist.« Dank Felix waren die Selbstzweifel auf ein gesundes Maß geschrumpft. Hoch erhobenen Hauptes konnte Daniel nun zu seiner Entscheidung stehen.

      Während Jenny den Operationsbericht studierte, atmete sie ein paar Mal tief ein und aus.

      »Diesmal ist es gut gegangen. Aber es war mehr als knapp. Und was ist das nächste Mal?«, stellte sie eine berechtigte Frage. »Ich kann dich ja nicht mehr als Stellvertreter in meine Klinik lassen, wenn du dich nicht an meine Anweisungen hältst.«

      Im Vorzimmer stieß der Kollege Lammers triumphierend die Faust in die Luft.

      »Jetzt bekommt dieser überhebliche Fatzke mal eine in die Fresse«, zischte er und ignorierte gekonnt den befremdeten Blick, den Andrea Sander ihm zuwarf. »Hoffentlich schmeißt sie ihn und seine Gespielin endlich raus.«

      Unterdessen fuhr Jenny drinnen fort.

      »Und wie ich hier lese, bist du nicht davor zurückgescheut, deine halbe Familie mit in die Sache hineinzuziehen. Sogar Fee ist mir in den Rücken gefallen.« Sie schüttelte den Kopf. »Was soll ich nur mit euch machen?« Sie maß ihren Freund mit nachdenklichem Blick und konnte sich nur wundern über sein selbstsicheres Lächeln.

      »Ich finde, du solltest dich darüber freuen, dass du so verantwortungsbewusste Mitarbeiter hast, die sich auch dann noch für ein Menschenleben einsetzen, wenn es sie Kopf und Kragen kosten könnte. Und das waren beileibe nicht nur wir Nordens allein«, zollte Daniel dem mutigen Operationsteam seinen Respekt.

      Gebannt stand Volker Lammers draußen hinter der Tür und wartete auf einen weiteren, beißenden Kommentar der Chefin. Doch die folgende Stille zog sich in die Länge. Er konnte Jennys Lächeln nicht sehen, das sich schließlich Bahn brach. Aber er ahnte schon jetzt, dass sein kühner Wunsch auch diesmal nicht in Erfüllung gehen würde.

      Drinnen war Jenny Behnisch inzwischen zu einem Schluss gekommen. Sie klappte die Akte zu und stand auf. Gut einen Meter blieb sie vor Daniel Norden stehen und sah ihm offen in die Augen.

      »Ich fürchte, in diesem Fall habe ich tatsächlich einen Fehler gemacht. Meine Einschätzung der Sachlage war falsch.«

      »Vielleicht hat Frau Lohmeiers Herz aber einfach auch besser als erwartet auf die Medikamente angesprochen«, räumte Daniel ein.

      Jenny lächelte fein.

      »Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, was für ein besonderer Arzt und Mensch du bist?«, fragte sie so laut, dass auch Volker Lammers es hören konnte.

      Ihre Frage brachte Daniel zum Lächeln.

      »Um ehrlich zu sein: Ja, heute Nacht. Felix. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich so vor dir stehen kann«, gestand er, als sie gemeinsam zur Tür gingen.

      »Eine erstaunliche Familie!« An der Tür angekommen, verharrte die Klinikchefin noch kurz, versunken in ihre ganz eigenen Gedanken. Dann schüttelte sie den Kopf,


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