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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ich in meinen Geschäften nicht nur einen Schal, sondern auch einen Mantel und ein Paar Stiefel obendrein.« Sie hustete. »Komm, lass uns irgendwo einkehren und einen Happen essen.« Der Versuch, ihre Freundin abzulenken, gelang.

      Sofort war Frida Feuer und Flamme und sah sich um.

      »Du hast recht. Den Schal kann ich später auch noch kaufen.« Ihr unruhiger Blick schweifte über die Straße. »Was hältst du von dem Restaurant da drüben? Das sieht doch schick aus.« Frida wartete gar nicht auf eine Antwort. Der Nachmittag war noch nicht zum Abend geworden. Trotzdem war es schon stockfinster. Sie wurde von der fantasievollen Beleuchtung des Gasthauses angelockt wie eine Motte vom Licht.

      »Das sieht ziemlich teuer aus«, wagte Fee einen vorsichtigen Einspruch.

      »Na und? Ich lade dich ein! Komm schon! Mach mir die Freude!« Frida dachte nicht daran, ein ›Nein‹ zu akzeptieren, und ehe es sich Felicitas versah, fanden sie sich an einem mit teurem Porzellan gedeckten Tisch wieder. Raffinierte Lichtakzente ließen das Tafelsilber schimmern, Stoffe und gemusterte Tapeten in warmen Farben nahmen dem Ambiente die Strenge.

      »Jetzt hab ich schon zwei Lieblingsplätze in München. Dieses Restaurant und Tatjanas Bäckerei. Perfekt«, seufzte Frida zufrieden.

      Der Ober hatte ihnen die Speisekarte gereicht, doch Fee wagte es kaum, einen Blick hinein zu werfen. Beim Anblick der Preise würde ihr garantiert der Appetit vergehen. Als hätte Frida das geahnt, übernahm sie die Bestellung.

      »Wir haben uns für das Vorspeisenquartett für zwei Personen entschieden«, beschloss sie und klappte die Karte zu. »Da ist sicher was für jeden dabei. Als Aperitiv nehmen wir Champagner.« Fridas Augen wurden schmal. Sie hatte eine Idee. »Wie viele Angestellte hat dieses Restaurant?«

      Der Kellner sah sie überrascht an.

      »Im Moment sind ungefähr fünfzehn Leute in der Küche und im Service. Warum fragen Sie?«

      »Meine Freundin hat heute Geburtstag. Deshalb lade ich Sie alle ein, mit uns anzustoßen. Na, wie klingt das?« Frida lachte wie ein junges Mädchen.

      Als der Ober davon geeilt war, konnte Fee nicht länger an sich halten.

      »Bist du verrückt geworden?« Sie beugte sich über den Tisch, blankes Entsetzen im Gesicht. »Weißt du, was das alles kostet? Du wirst dich ruinieren! Mal abgesehen davon, dass das eine glatte Lüge war.«

      Doch auch diese Warnung schlug die Freundin ungeniert in den Wind.

      »Lass das mal meine Sorge sein. Ich bin gekommen, um mit dir unsere Freundschaft und das Leben zu feiern, solange ich es noch kann. Also hör endlich auf mit deiner Bedenkenträgerei und freu dich einfach mit mir.«

      Einen Moment lang haderte Fee mit sich. Schließlich musste sie aber einsehen, dass ihr im Augenblick nichts anderes übrig blieb. Gleichzeitig erklang ein vielstimmiges ›Happy Birthday‹, und die ganze Mannschaft des Restaurants marschierte vor dem Tisch auf, um mit den beiden Damen anzustoßen und einen Gruß aus der Küche zu servieren, der sich sehen lassen konnte.

      *

      »Und? Wie geht es ihr?«, erkundigte sich Wendy, als Dr. Norden nach einer gefühlten Ewigkeit wieder am Tresen auftauchte. Seine Miene verhieß nichts Gutes.

      »Die Herztöne des Kindes gefallen mir nicht und der Muttermund hat sich bereits ein paar Zentimeter geöffnet. Wir können Frau Sperling nicht mehr in die Klinik bringen.«

      Wendys Augen wurden groß und rund.

      »Ja …, aber …, aber …, dann wird das Kind hier auf die Welt kommen«, stammelte sie so verwirrt, dass Daniel trotz seiner Sorgen lachen musste.

      »Ehrlich gesagt dachte ich, dass Sie nichts mehr aus der Ruhe bringen kann.«

      »Das nicht …«, setzte sie zu einer Erklärung an.

      Aber die Zeit drängte.

      »Machen Sie sich keine Sorgen. Schließlich haben wir ja auch noch unsere gelernte Krankenschwester Janine«, fuhr der Arzt fort. »Gut, dass sie die Fortbildung ›Ambulantes Operieren in Arztpraxen‹, gemacht hat. Dann kann sie ihr theoretisches Wissen sofort anwenden.« Er sah sich suchend um. »Aber im Ernst. Sagen Sie Janine bitte Bescheid. Sie soll sich bereit halten.« Er drehte sich um und wollte ins Behandlungszimmer zurückkehren, als er Wendys klägliche Stimme hinter sich hörte.

      »Janine ist nicht mehr da. Ich hab ihr freigegeben, weil ich dachte, dass heute nichts mehr passiert. Wo sie doch so im Prüfungsstress ist.«

      Dr. Norden fuhr herum und funkelte seine langjährige Assistentin an.

      »Sie haben WAS getan?«, fragte er fassungslos. So etwas war in all den Jahren noch nicht vorgekommen.

      »Ich …«

      »Egal!« Unbarmherzig schnitt er Wendy das Wort ab. »Rufen Sie sie an. Sie soll sofort in die Praxis kommen. Und informieren Sie die Behnisch-Klinik. Wir brauchen so schnell wie möglich einen Wagen.«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und eilte davon.

      Wendys Hand zitterte, als sie nach dem Hörer griff und Janines Nummer wählte.

      »Geh dran, geh bitte dran!«, flehte sie. Doch ihre Bitte wurde nicht erhört. Die Leitung war tot und bei Janines Mobiltelefon meldete sich nur der Anrufbeantworter.

      *

      »Ich bin sicher, dass du mehr weißt als mein Arzt«, lobte Marc schon nicht mehr so heiser. Der Tee war ausgetrunken, die Kaschmirdecke zurückgeschlagen. Ganz offensichtlich schlug Janines Behandlung an. Nebenbei waren sie den gesamten Prüfungsstoff durchgegangen. Er klappte das Buch zu. »Du bist perfekt.«

      Sie lachte geschmeichelt.

      »Solange du mich abfragst, mag das ja sein. Aber wehe, ich stehe vor den Prüfern. Dann versagt mein Gedächtnis.«

      »Du hast einfach viel zu viel Respekt vor diesen Leuten. Dabei sind sie auch nur aus Fleisch und Blut. Und sterben bei einem Männerschnupfen genau wie ich den Heldentod. Daran solltest du denken, wenn du vor ihnen stehst.«

      »Und was, wenn meine Prüfer nur Frauen sind?«, stellte Janine eine berechtigte Frage.

      Entschieden schüttelte Marc den Kopf.

      »Ausgeschlossen. So weit ist die Emanzipation noch nicht vorangeschritten.« Er zwinkerte ihr zu. »Mach dir keine Sorgen. Du wirst mit einer Eins bestehen. Genauso, wie ich meine tödliche Krankheit auch diesmal überleben werde. Mit deiner Hilfe. Du bist ein Genie. Mir geht’s schon viel besser.«

      Mit angezogenen Beinen saß Janine in ihrem Lieblingssessel. Als sich Marc aus der Decke schälte und Anstalten machte aufzustehen, starrte sie ihn entgeistert an.

      »Was hast du vor?«

      »Ich hab dich lang genug belästigt und geh heim.«

      Janine sah auf die Uhr.

      »Du kannst mich nicht allein lassen. Was mache ich denn jetzt mit dem angebrochenen Nachmittag?«

      Sie sah Marc dabei zu, wie er Teetassen, Teller und Löffel einsammelte und hinüber in die Küche brachte.

      »Auf keinen Fall solltest du allein hier rumsitzen und über deine Prüfung nachdenken«, rief er. Er tauchte in der Wohnzimmertür auf. Ein spitzbübisches Grinsen tanzte auf sein Gesicht. »Was ist mit dem Typen, der heute mit dir aus dem Haus gekommen ist? Der sah doch ganz nett aus. Warum verabredest du dich nicht mit ihm.«

      »Weil das ein Techniker …«, setzte Janine zu einer Erklärung an, als ihr ein schrecklicher Gedanke kam. »O nein, das darf nicht wahr sein!« Sie sprang so schnell vom Sessel auf, dass sie sich in ihrer Decke verhedderte und der Länge nach hinfiel.

      Mit einem Satz war Marc bei ihr und half ihr hoch.

      »Hast du dir wehgetan?«, fragte er besorgt.

      Doch Janine hörte ihm gar nicht zu. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, lief sie hinüber in den Flur.


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