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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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der Organe war zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen. Trotzdem war Wendy in Alarmbereitschaft. Anmerken ließ sie sich aber nichts.

      »Keine Angst, ich hole sofort Dr. Norden.«

      »Lassen Sie mich nicht allein!«, bettelte Anna Sperling verzweifelt.

      Mit ihrer Bitte brachte sie Wendy in Schwierigkeiten. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag vermisste sie ihre Kollegin Janine.

      »Also gut. Bleiben Sie hier sitzen. Ich gehe nur schnell rüber zum Telefon und rufe Dr. Norden an. Das ist gleich da drüben.« Sie deutete hinüber zur Theke. »Sehen Sie? Ist das in Ordnung?«

      Aber Anna konnte nicht antworten. Wieder stöhnte sie auf. Sie wurde leichenblass. Sie begann, wie Espenlaub zu zittern. Allein mit der Patientin hatte Wendy keine Wahl. In der Hoffnung, Anna möge nicht vom Stuhl fallen, eilte sie hinüber zum Telefon.

      »Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffen würde. Früher hatte ich auch keine Kollegin«, schimpfte sie sich selbst, als die Dr. Nordens Durchwahl wählte.

      Nur wenige Augenblicke später kniete Daniel neben Anna Sperling.

      »Atmen Sie ganz ruhig. Ein und aus, ein und aus«, gab er den Takt vor.

      Schon die Anwesenheit des Arztes wirkte beruhigend. Obwohl die Schmerzen noch genauso schlimm waren wie vorher, beruhigte sich die werdende Mutter sichtlich.

      »Sehr gut. Ich bin stolz auf Sie«, sparte Daniel Norden nicht mit Lob. »Holen Sie die fahrbare Liege!«, wies er Wendy an, ohne den Blick von Anna zu wenden. »Wir bringen Frau Sperling in Behandlungszimmer 3.«

      Wendy tat, was ihr Chef von ihr verlangte. Als sie aber um die Ecke fahren wollte, geschah das Unglück: Eine Rolle blieb an der Kante hängen. Die Assistentin prallte mit solcher Wucht gegen die Liege, dass ihr die Luft durch die Zähne entwich.

      »Uff!«

      Daniel fuhr zu ihr herum.

      »Ist Ihnen was passiert?«

      »Alles gut.« Wendy schluckte den Schmerz herunter und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Sie befreite das Gefährt aus der misslichen Lage und stellte es vor der Patientin ab.

      »Das nächste Mal lassen Sie ich von Janine helfen. Für einen allein sind diese Dinger nur schwer zu lenken«, erklärte Daniel. Bis jetzt hatte er neben Anna Sperlings Stuhl gekniet. Nun erhob er sich, um sie gemeinsam mit Wendy auf die Liege zu bugsieren. »Kommen Sie, wir helfen Ihnen hoch. Schaffen Sie das?«

      Annas Stirn war feucht vor Schweiß. Die Haare klebten in ihrem Gesicht, und sie konnte kaum das Zittern ihrer Glieder kontrollieren. Trotzdem nickte sie tapfer und lag wenige Augenblicke später auf der Liege.

      »Perfekt.« Dr. Norden richtete sich auf und atmete kurz durch, ehe er sich höchstpersönlich mit seiner Patientin auf den Weg ins Behandlungszimmer machte.

      *

      Janine stand vor ihrer Haustür und überlegte noch, wie sie aufschließen sollte, ohne die Bücher fallen zu lassen, als Hilfe von unerwarteter Seite kam.

      »Du siehst so aus, als könntest du Unterstützung brauchen.«

      Überrascht drehte sich Janine um. Als sie ihren Nachbarn Marc erkannte, hellte sich ihre Miene auf.

      »Was ist denn mit deiner Stimme passiert?«, fragte sie statt einer Antwort.

      Marc lachte krächzend.

      »Ich hab mir eine tödliche Krankheit zugezogen. Schon mal was von Männerschnupfen gehört?« Er steckte seinen Schlüssel ins Schloss und sperrte auf. »Nach Ihnen, Schönheit!«

      »Oh, mit Männerschnupfen ist nicht zu spaßen«, ging sie nur zu gern auf seinen Scherz ein. »Das hab ich gerade erst in meiner Fortbildung gelernt.« Sie schlängelte sich an ihm vorbei, bedacht darauf, keines der Bücher fallen zu lassen.

      Marcs skeptischer Blick ruhte auf der Lektüre.

      »Gibt es eine Heilung?«

      »Schwierig, aber nicht unmöglich.« Janine ging vor dem Aufzug in die Knie in dem Versuch, mit dem Zeigefinger der rechten Hand, die den Bücherstapel umklammerte, den Knopf zu drücken. »Vielversprechend ist eine Decke mit hohem Kaschmiranteil, Tee mit viel Rum und Balsam-Taschentücher.«

      »Verabreicht von einer professionellen Krankenschwester«, ergänzte Marc heiser. Mit sanfter Gewalt schob er seine Nachbarin zur Seite, um selbst den Knopf zu drücken und den Aufzug zu rufen. »Hast du eine Kaschmirdecke?«

      »Ich hab auch Tee mit Rum und extraweiche Taschentücher.« Die Türen schoben sich auseinander, und Janine betrat den Lift.

      Marc folgte ihr.

      »Das ist ja wunderbar. Dann kannst du gleich mit zu mir kommen und mich pflegen.«

      »Geht nicht.« Bedauernd schüttelte sie den Kopf. »Ich hab Bereitschaft heute Nachmittag. Durfte nur zum Lernen heim und muss erreichbar sein.« Sie deutete auf die Bücher in ihrem Arm.

      »Ach, so ist das.« Ein Hustenanfall überfiel Marc aus heiterem Himmel. Als er ihn überwunden hatte, hatte er auch eine Lösung für das Problem gefunden. »Dann komme ich eben zu dir. Dein Sofa kenne ich ja schon.«

      Janine haderte mit sich. Sie kannte Marc, seit ihn seine Freundin vor ein paar Jahren im Wagen vor dem Haus mit einem anderen betrogen hatte. Damals hatte sie ihn kurzerhand mit zu sich genommen und getröstet. Die Freundschaft, die aus dieser selbstlosen Tat entstanden war, war geprägt von gegenseitiger Hilfsbereitschaft. Janine befand sich in einer Zwickmühle.

      »Also gut, du kannst mitkommen. Aber ich hab wirklich keine Zeit, dich zu pflegen. Meine Prüfung ist schon übermorgen.«

      »Deine Gesellschaft ist Pflege genug.« Die Grippe schien Marc nur auf den Körper, nicht aber auf den Geist geschlagen zu haben. »Wenn du willst, frage ich dich ab.«

      Ihre Miene hellte sich auf.

      »Einverstanden!« Die Aufzugtüren öffneten sich.

      Keine zehn Minuten später lag Marc auf der Couch, eingehüllt in eine Decke, eine dampfende Tasse Tee neben sich auf dem Couchtisch, und löste sein Versprechen ein.

      Glücklich und zufrieden mit dieser scheinbar perfekten Lösung hatte es sich Janine in einem Sessel bequem gemacht. Dass ihr Telefon nicht funktionierte, hatte sie im Prüfungsstress völlig vergessen.

      *

      »Das waren die schönsten zwei Stunden meines Lebens!« In Fridas Augen strahlte ein Brillantfeuerwerk der Freude, als sie das Geschäft Arm in Arm mit Felicitas verließ. Es war bereits die dritte Boutique gewesen, und zahlreiche Taschen baumelten an ihren Armen.

      Auch Fee trug eine Tüte. Sie wand sich vor Verlegenheit.

      »Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll …«, stammelte sie. »So ein teures Geschenk! Ich hab doch gar nicht Geburtstag.«

      »Na und?« Frida lachte ein wenig zu laut. »Freust du dich nicht?«

      »Doch. Schon. Aber …«

      »Kein Aber. Ich liebe es, andere Menschen glücklich zu machen. Wenn du dich freust, war meine Mission erfolgreich.« Damit war die Diskussion für Frida beendet.

      Arm in Arm schlenderten die beiden Frauen über die Maximilianstraße, Münchens exklusivste Einkaufsmeile. Im Normalfall bestaunte Felicitas hier nur die Schaufenster. Doch davon wollte Frida nichts wissen und gab das Geld gleich bündelweise aus.

      Insgeheim wunderte sich Fee darüber, wie sehr sich ihre Freundin verändert hatte. Früher war sie eine bescheidene Frau mit einfachen Wünschen gewesen. Davon schien nichts übrig zu sein. Doch Frida hatte so viel Freude an der Shoppingtour, dass sie es nicht übers Herz brachte, ihr den Spaß zu verderben.

      »Schau mal, der Schal da!« Fridas entzückter Schrei riss Fee aus ihren Betrachtungen. »So einen wollte ich schon immer mal haben. Und reduziert ist er auch noch.« Sie klebte förmlich an der Schaufensterscheibe.


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