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Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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die Koffer an.

      Sie versuchte, sie mit dem Besen vorzuziehen, schob sie aber eher weiter zur anderen Seite.

      Sie mahnte sich, daß es sie gar nichts anginge, und doch war ihre Neugierde geweckt.

      Was bedeuteten diese beiden Koffer? Warum hatte Irene sie so weit unter das Bett geschoben? In der Kammer war doch genügend Platz, und dort war alles säuberlich in Regale geordnet.

      Sie überlegte krampfhaft. Gehörten diese Koffer gar Horst? Hatte er sie versteckt? Ihr Herz begann angstvoll zu hämmern bei dem Gedanken, daß sie Geld enthalten könnten, das Geld, das gestohlen worden war.

      Nein, wie bisher konnte es nicht weitergehen. Sie mußte Horst sprechen, ihn nach diesen Koffern fragen, von denen etwas Unheimliches auszugehen schien.

      Das Telefon schrillte.

      Es klang gespenstisch. Charlotte Geßner starrte den Apparat an und nahm dann den Hörer ab.

      »Geßner«, meldete sie sich und vermeinte einen schnellen Atemzug zu hören. Dann war Stille und schließlich ein Klicken in der Leitung. Die Verbindung war unterbrochen. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Es war sieben Uhr morgens. Eine Fehlverbindung, überlegte sie, oder wollte jemand wissen, wer in der Wohnung war?

      Schon eine halbe Stunde später, von Angst und widersprüchlichen Empfindungen bewegt, verließ sie die Wohnung, schloß sorgfältig ab und ging leise die Treppe hinunter.

      *

      In der Prof.-Kayser-Klinik hatte der neue Tag begonnen. Die Patientinnen waren schon beim Frühstücken. Emilia wunderte sich sehr, daß sie einen so guten Appetit hatte.

      »Na, das freut mich aber«, stellte Inge Büren fest. »Es tut mir leid, daß ich Sie morgen verlassen muß«, fuhr sie fort, »aber nun wird Ihre Schwiegermutter Ihnen wohl die Zeit vertreiben.«

      »Es ist jetzt alles gar nicht mehr so schlimm«, sagte Emilia.

      Die Kinder spielten jetzt die Hauptrolle, und alle anderen Sorgen waren in den Hintergrund getreten. Emilia hatte keine Ahnung, was sich an diesem Morgen schon tat.

      *

      Kommissar Thal hatte den Tag früh begonnen. Er hatte eine Fährte, und nun wollte er am Drücker bleiben. Aber damit, daß Frau Geßner schon um halb acht Uhr erscheinen würde, hatte er doch nicht gerechnet.

      »Ich muß meinen Sohn sprechen, Herr Kommissar«, sagte sie entschlossen.

      »Es ist gegen die Vorschrift«, erwiderte er.

      »Es ist aber ungeheuer wichtig.«

      »Können Sie es mir nicht sagen?«

      »Nein, das geht nicht. Nicht, bevor ich mit Horst gesprochen habe. Bitte«, sagte sie flehend.

      Er befand sich in einer Zwickmühle, überlegte aber doch, ob er nicht einen Schritt weiterkommen würde, wenn er dieses Gespräch zuließ. Schließlich gab es in einem Besucherzimmer eine Abhöranlage.

      Horst Geßner war zuerst einmal bestürzt, seine Mutter so früh zu sehen. »Mir geht es gut, Mutter, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«

      »Das will ich hoffen«, sagte sie mit einem aggressiven Unterton, »aber ich muß dich etwas fragen. Was ist mit den Koffern?«

      »Mit welchen Koffern?« fragte er.

      »Die unter Irenes Bett stehen.«

      »Ich weiß nichts von Koffern«, sagte er, aber seine Stimme klang erregt.

      Sie sah ihn forschend an. »Wirklich nicht, Horst? Meinst du nicht, daß es an der Zeit ist, alles zu sagen?«

      »Aber ich habe dem Kommissar gesagt, was ich weiß. Ich verstehe nicht, warum du dich wegen ein paar Koffern aufregst.«

      »Ich will Klarheit haben. Ich verstehe Irenes Verschwinden nicht. Warum ist sie nicht da und hat dir die Wohnungsschlüssel geschickt?«

      »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht«, stöhnte er.

      »Und von wem hat Emilia das Geld?«

      »Das weiß ich auch nicht.«

      »Ist es vielleicht in diesen Koffern?«

      »Mutter«, schrie er auf, »das kannst du doch nicht glauben!«

      Kommissar Thal war hellwach. Er hörte nicht mehr zu. Er tat schon den nächsten Schritt.

      Wenig später erfuhr Kommissar Thal auch aus Charlotte Geßners Mund noch einmal von diesen Koffern.

      »Vielleicht bin ich auch schon durchgedreht, Herr Kommissar«, sagte sie. »Ich will endlich Gewißheit haben. Das Verschwinden meiner Tochter bereitet mir große Sorgen. Ich habe so entsetzlich geträumt.«

      »Wir werden uns um den Verbleib Ihrer Tochter kümmern«, sagte er beruhigend. »Können Sie uns einen Anhaltspunkt geben?«

      »Horst sprach davon, daß sie in Innsbruck sei. Ihre Adresse weiß er auch nicht.«

      »Wenn es Ihnen recht ist, werden wir jetzt gemeinsam zur Wohnung Ihrer Tochter fahren.«

      Er hatte bereits einen Durchsuchungsbefehl beantragt.

      Die Wohnung war so, wie sie sie verlassen hatte.

      Wenig später standen die Koffer verstaubt auf dem Tisch. Sie waren verschlossen.

      »Wir werden sie mitnehmen«, sagte Kommissar Thal.

      »Das ist mir auch lieber. Ich bleibe nicht in der Wohnung. Ich gehe in ein Hotel und werde hier eine Nachricht hinterlassen, falls meine Tochter doch noch kommen sollte.«

      Sie sagte es so, als könne sie daran schon nicht mehr glauben.

      »Ich muß auch Emilia besuchen. Sie darf von alledem nichts erfahren«, flüsterte sie. »Es wäre furchtbar, wenn Horst…«

      Sie unterbrach sich und preßte die Lippen fest aufeinander, aber er wußte, wie ihr zumute sein mußte, und sein eigenes Konzept war auch ins Wanken geraten.

      *

      Die junge Frau im Kamelhaarmantel eilte durch die Straßen. Was um sie herum geschah, war ihr völlig gleichgültig.

      Sie kam von ihrer Wohnung, in der sie die Nachricht ihrer Mutter vorgefunden hatte. Mutter in München, dachte sie unentwegt. Wie kam sie in meine Wohnung? Wer hat sie eingelassen, und warum ist sie dann doch in ein Hotel gezogen?

      Sie ging schneller, und dann stand sie plötzlich vor dem kleinen Hotel in der Seitenstraße.

      Ihr Herz schlug bis zum Halse, als sie an die Rezeption trat, hinter der ein junges Mädchen saß.

      »Frau Geßner? Ja, sie ist im Hause. Zimmer 21. Soll ich die Dame herunterbitten?«

      »Ich gehe hinauf. Ich bin die Tochter«, sagte Irene geistesabwesend.

      Sie bemerkte den Herrn nicht, der gleich nach ihr die kleine Hotelhalle betreten hatte und sich in einem Sessel niederließ. Sie war schon die Treppe hinaufgeeilt, als das junge Mädchen an der Rezeption ihn fragte, wen er zu sprechen wünsche.

      »Ich warte«, erwiderte er liebenswürdig, aber wortkarg.

      Irene stand ein paar Sekunden vor der Tür, bevor sie anklopfte. Ein Schlüssel drehte sich, und dann stand sie vor ihrer Mutter.

      Wortlos blickten sie sich an. Frau Geßner wich zurück, als Irene sie umarmen wollte. Ihr Gesicht drückte Abweisung aus.

      »Was ist denn los, Mutti?« fragte Irene heiser. »Warum tust du so fremd?«

      Frau Geßner schloß sorgfältig die Tür wieder ab. »Ich glaube, ich bin es, die Fragen zu stellen hat«, sagte sie kühl.

      »Ich wollte dich besuchen, fand alles verschlossen – dann hier in meiner Wohnung deine Nachricht. Da mußte ich mich doch wundern.«

      »Ich wundere mich über manches«, sagte Frau Geßner.


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