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Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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wie sehr sie gelitten hatte.

      Sie legte den Umschlag in den Schrank zurück und verschloß ihn wieder. Sie war entschlossen, die Wahrheit von sich aus nicht an den Tag zu bringen. Sie wollte Mirja Rickmann bleiben und die Dankbarkeit und Liebe, die sie auch jetzt noch für diese Frau empfand, von niemandem zerstören lassen.

      Der Gedanke, daß sie eine Schwester hatte, eine Zwillingsschwester, wurde von den anderen Gedanken verscheucht und von der Müdigkeit, die sie übermannte.

      *

      Als Mirja Rickmann an diesem Morgen den Wecker läuten hörte, bestiegen Johannes von Korten und seine Tochter Mirja den ICE ›Blauer Enzian‹ nach München.

      Eine recht eigentümliche Stimmung herrschte zwischen Vater und Tochter. Sie hatten kaum ein Wort gewechselt, seit sie gegen sechs Uhr den Johannes-Hof verlassen hatten.

      Er dachte an eine Frau namens Anna Rickmann, die er am Abend eines schwülen Sommertages vom Johannes-Hof gewiesen hatte.

      Er dachte auch jetzt mit tiefem Groll an sie. Mit noch tieferem als zwanzig Jahre zuvor.

      Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Er hatte sich alles, jede Kleinigkeit, in die Erinnerung zurückgerufen.

      Er hatte vor nun mehr als einundzwanzig Jahren darauf bestanden, daß seine junge Frau sich im vierten Monat der Schwangerschaft auch von einem renommierten Arzt in Hamburg untersuchen ließ, weil er nichts versäumt wissen wollte.

      Dieser hatte ihm gesagt, daß es eventuell eine Zwillingsgeburt werden könnte. Der gute alte

      Landarzt, der inzwischen längst verstorben war, hatte es augenzwinkernd hingenommen, als er ihm dies unter die Nase rieb.

      »Warten wir es doch ab«, hatte er gesagt.

      An all dies hatte Johannes von Korten sich in dieser Nacht erinnert. Damals, als er seine tote Frau in den Armen gehalten hatte und vor Kummer fast wahnsinnig war, hatte er daran nicht mehr gedacht. In den Jahren danach, als Mirja, der er auch den Namen der geliebten Frau gegeben hatte, heranwuchs, hatte er alle Gedanken verdrängt, die das Glück, das das Kind ihm gab, trüben konnten.

      Doch nun gab es dieses Mädchen, das Mirja Rickmann hieß, und diese Ähnlichkeit kam nicht von ungefähr. Es gab zwei Mädchen, die seiner Frau wie aus dem Gesicht geschnitten waren. Er fühlte sich um sein zweites Kind betrogen, wie Mirja um ihre Zwillingsschwester betrogen worden war.

      Mirja dagegen dachte an Lars. Sie zweifelte nicht daran, daß er nach München geflogen und schon dort war. Sie traute ihm auch zu, daß er ihre Doppelgängerin längst kennengelernt hatte.

      Sie versuchte zu scherzen, obgleich ihr nicht danach zumute war. »Du machst ein Gesicht, Pa, als würde man dich aufs Schafott führen.«

      »So ist mir auch zumute«, erwiderte er.

      »Nur weil es ein Mädchen gibt, das mir ähnlich sieht?«

      »Wenn nun dieses Mädchen deine Zwillingsschwester wäre, Mirja?« Er hatte es nicht mehr für sich behalten können.

      »Mach doch keine Witze, Papa«, erwiderte sie erschrocken.

      »Dann werde ich dir die Geschichte deiner Geburt erzählen«, murmelte er.

      Und nun erfuhr Mirja von Korten diese Geschichte aus seiner Sicht.

      *

      Mit brennenden Augen betrachtete Mirja Rickmann die einzige Fotografie, die sie von ihrer Mutter besaß, bevor sie die Wohnung an diesem Morgen verließ.

      »Liebe Mutti«, sagte sie weich, »niemand wird dir deinen Platz in meinem Herzen streitig machen. Vielleicht werde ich später einmal Benedikt alles erzählen, aber sonst erfährt es niemand.«

      Wie konnte sie ahnen, daß die Vorsehung es ganz anders bestimmt hatte?

      Rolf Hilger hatte den Augenblick abgepaßt, als sie die Tür hinter sich zuschlug. Er eilte ihr nach.

      »Frau Rickmann, ich habe mir alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen«, sagte er überstürzt. »Ich werde heute Frau Arnold-Mattis aufsuchen. Ich werde Ihnen dann Bericht erstatten… Sie machen sich wohl große Sorgen?« fuhr er dann fort, besorgt ihr blasses Gesicht betrachtend.

      »Sieht man es mir schon an?« fragte sie verhalten.

      »Sie sind sehr blaß«, stellte er fest.

      »Dann werde ich mich mal in Bewegung setzen«, erklärte sie betont heiter. »Bitte, verplappern Sie sich nicht, Herr Hilger.«

      »So blöd, wie ich aussehe, bin ich gar nicht«, gab er lächelnd zurück, und das nahm sie ihm jetzt ab.

      Sie machte einen Dauerlauf bis zur Klinik und erreichte damit, daß Farbe in ihr Gesicht kam. Aber den wachsamen Augen von Schwester Marie entging es doch nicht, daß Mirjas Augenlider geschwollen waren.

      »Sie sind ja ganz schön aus der Puste«, sagte sie. »Verschlafen?«

      Mirja nickte, obgleich das nicht der Fall war.

      »Dann haben Sie auch noch nicht gefrühstückt?«

      Das stimmte allerdings. Dazu hatte sie sich keine Zeit genommen.

      Schwester Marie schenkte ihr Kaffee ein. »Ein Brötchen kriegen Sie auch gleich«, sagte sie, doch dann fiel ihr Blick auf den Aktenkoffer, den Mirja krampfhaft in der Hand hielt. »Soll ich den wieder in Ihrem Schreibtisch einschließen?« fragte sie.

      Mirja nickte verlegen.

      Schwester Marie stellte niemals Fragen, die einen anderen in Verlegenheit bringen konnten. Wortlos wurde der Aktenkoffer verschlossen.

      »An den kann niemand heran«, sagte sie. »Aber nun wird gegessen, Mädchen.«

      Das hatte ihre Mutter auch immer gesagt. Tränen stürzten aus Mirjas Augen.

      Mütterlich legte Schwester Marie den Arm um ihre Schultern. »Es war ein bißchen viel«, sagte sie gutmütig. »Aber denken Sie an den Wahlspruch unseres Chefs: Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her…«

      »Ich habe meine Mutter noch nie so sehr vermißt wie jetzt«, schluchzte Mirja. »Mit ihr konnte ich über alles sprechen. Sie hatte immer Zeit für mich. Sie war so gut, Schwester Marie, so unendlich gut.«

      »Ja, Mirja, ich verstehe das. Eine Mutter ist unersetzlich. Ich habe meine auch zu früh verloren.«

      Welche Worte des Trostes konnte sie da noch sagen? Sie wußte ja nicht, was Mirja so sehr bewegte.

      *

      An diesem Vormittag erschien Irene Arnold-Mattis wieder in der Klinik. Diesmal gab sie sich ganz dezent. Sie war betont schlicht gekleidet, und ihre Augen waren umschattet.

      »Kann ich meinen Schwager heute besuchen?« fragte sie bescheiden an.

      Dr. Sternberg konnte nur staunen.

      »Bitte, verstehen Sie mich recht, Herr Doktor«, fuhr Irene fort, »ich bin in der Zwischenzeit zu der Überzeugung gekommen, daß ich Benedikt unrecht getan habe. Ich würde die Fronten gern klären, wie man so schön sagt.«

      Dr. Sternberg traute ihr nicht, obgleich sie es sehr überzeugend hervorbrachte.

      »Es tut mir leid, aber ich kann noch keine Besuche gestatten«, sagte er.

      »Aber es würde bestimmt zu seiner schnelleren Genesung beitragen«, sagte sie drängend. »Benedikt hat sehr unter meiner Ungerechtigkeit gelitten. Ich weiß das.«

      »Das mag ja sein«, meinte Dr. Sternberg ausweichend, »aber bisher ist er noch nicht ansprechbar.«

      »Aber Mirja darf doch zu ihm?« fragte sie ins Blaue hinein.

      »Nur in beruflicher Eigenschaft«, erwiderte er vorsichtig, denn er wußte nicht, wie weit sie bereits informiert war.

      Dr. Sternberg saß wie auf Kohlen. Zum Donnerwetter, konnte ihn denn nicht jemand mal von dieser Frau befreien?


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