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Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 8 – Familienroman - Diverse Autoren


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Blick umfaßte die schmale Gestalt und heftete sich dann auf das ovale Gesicht dessen verlorener Ausdruck Kummer und Leid offenbarte. Fast hätte er die verzweifelte junge Frau ganz fest in seine Arme genommen und tröstend auf sie eingeredet. Jäh wurde ihm bewußt, daß er seit dem Tod seiner geliebten Frau Eva zum erstenmal wieder das Verlangen hatte, eine Frau zu küssen.

      »Es tut mir leid, daß Sie meinetwegen um Ihre Nachtruhe kommen«, sagte Ingrid leise und erwiderte seinen Blick.

      »Deshalb sollten Sie sich keine Gedanken machen. Ingrid, ich muß Ihnen etwas sagen«, erklärte er nach einem tiefen Atemzug. »Rauchen Sie?« Er reichte ihr die Zigarettenschachtel. Sie bediente sich. Als sein Feuerzeug aufschnappte, spiegelte sich das Flämm-chen in ihren tiefblauen Augen.

      »Ja«, fragte sie bange.

      »Ingrid, ich bin am Donnerstag in München gewesen. Ich wollte mehr über Ihren Mann herausbekommen.«

      »Über Guido? Aber warum denn?« Voller Angst sah sie ihn an.

      »Weil ich… Also gut, ich hatte Ihren Mann in Verdacht.«

      »Sie glauben doch nicht, daß er…« Sie konnte nicht weitersprechen, denn sie dachte daran, daß auch sie bereits diesen Verdacht gehabt hatte. Aber sie hatte ihn von sich geschoben, weil er zu ungeheuerlich war.

      »Ich glaube es nicht nur, Ingrid, sondern ich weiß es bereits.«

      So schonend wie möglich berichtete er ihr von seiner Entdeckung.

      »Das ist nicht wahr«, stammelte sie. »Guido hat das Morphium nicht gestohlen! Ich kann es nicht glauben.« Sie warf die Hände vors Gesicht und weinte still vor sich hin.

      „Ingrid, bitte, Sie dürfen sich nicht so entsetzlich aufregen.« Dieter erhob sich und setzte sich neben sie auf das Sofa. »Wenn Sie ehrlich gegen sich selbst sind, haben Sie ihn doch gewiß auch schon verdächtigt.«

      Ingrid ließ die Hände sinken und sah ihn an. »Ja, das habe ich. Heute, als er bei mir war. Ich… Es ist entsetzlich zu wissen, daß der Vater meiner Kinder ein Verbrecher ist. Daß…«

      »Ingrid, wir Menschen sind alle beeinflußbar. Männer besonders, wenn eine Frau im Spiel ist. Pia Franke hatte einen sehr schlechten Einfluß auf ihren Mann. Und dann konnte er nicht mehr zurück.«

      Ingrid kam plötzlich ein entsetzlicher Gedanke. »Mein Gott!« rief sie. »Vielleicht ist er zum Krankenhaus gegangen? Vielleicht…«

      »Der Gedanke liegt nahe, Ingrid. Doch ich kann mir nicht vorstellen, daß er wirklich den Mut aufbringt, noch einmal dort einzubrechen. Ich nehme an, daß er, nachdem er erfuhr, daß Sie entlassen worden sind, nach München zurückgefahren ist.«

      Ingrid nickte. Alles in ihr schien taub zu sein. Erst allmählich begriff sie die furchtbare Wahrheit. Guido war ein Dieb, ein skrupelloser Mann, der seine Frau ohne weiteres in Gefahr gebracht hätte, der zuließ, daß man sie beschuldigte und vielleicht sogar verurteilte. Hatte er denn nicht an seine Kinder gedacht, an sein eigen Fleisch und Blut?

      Ingrid blickte Dieter an. Warum hatte er das für sie getan? Warum hatte er ihr geholfen? Aber dann dachte sie wieder an Guido, rief sich all die schönen Erlebnisse mit ihm ins Gedächtnis zurück.

      Dieter sah, daß sie am Ende war. »Ingrid, Sie müssen sich jetzt niederlegen. Ich gebe Ihnen zwei Tabletten. Sie werden danach tief schlafen. Morgen brauchen Sie wieder Ihre Kräfte. Denken Sie an Ihre Kinder. Sie brauchen Sie.«

      Ingrid nickte und erhob sich wie ein Automat. »Ja, die Kinder«, murmelte sie. »Kuni und Mathias dürfen niemals erfahren, was ihr Vater getan hat. Vielleicht werden Sie mich nicht verstehen, Dieter, wenn ich jetzt sage, daß ich Guido sogar wünsche, daß er es schafft, ins Ausland zu fliehen.«

      »Ich verstehe das gut, Ingrid.« Dieter ging in die Küche und holte ein Glas Wasser. »Sie nehmen jetzt die Tabletten und legen sich hin. Soll ich bei Ihnen bleiben?«

      Ingrid nickte. »Ja, Dieter. Ich gebe Ihnen Decken und Kissen. Auf dieser Couch schläft man gut. Ich bin sehr froh, wenn Sie dableiben. Es könnte doch sein, daß Guido noch einmal zurückkommt, daß er…«

      »Er wird nicht zurückkommen, Ingrid. Ich bin dessen ganz sicher.«

      »Da kennen Sie Guido nicht. Bei ihm weiß man nie, woran man ist.«

      Ingrid lächelte verkrampft. »Seitdem Sie mich kennen, haben Sie nur Kummer mit mir.«

      »Halb so schlimm, Ingrid.«

      Dann lag Ingrid im Bett. Es kam ihr fast wie eine Selbstverständlich-

      keit vor, daß Dieter noch einmal zu ihr kam und ihr gute Nacht sagte. »Ich danke Ihnen«, sagte sie. Dabei konnte sie ihre Augen kaum noch offenhalten, denn die Tabletten begannen bereits zu wirken. Immer schwerer wurden

      ihre Lider. »Sie sind so lieb zu mir. Warum tun Sie das alles für mich? Warum…«

      Sein Blick richtete sich zärtlich auf die schlafende junge Frau. »Ich weiß es nicht, Ingrid«, flüsterte er. »Vielleicht habe ich mich in dich verliebt.« Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn.

      Ein Lächeln umspielte plötzlich ihre vollen Lippen. Es war, als habe sie diese Liebkosung trotz ihres Schlafes gespürt.

      Dieter machte es sich auf der Couch bequem. Noch lange dachte er über Ingrid, ihren Mann und die beiden Kinder Kuni und Mathias nach. Erst gegen Morgen schlief er ein.

      *

      Die Hilfsschwester Birgit beugte sich aus dem Fenster des Schwesternzimmers, um den Staubwedel auszustauben. Dabei entdeckte sie eine leblose Gestalt unter sich. Laut schrie sie auf.

      »Was ist denn?« fragte Schwester Maria erstaunt. »Haben Sie sich weh getan?«

      »Nein, aber da unten liegt einer«, stammelte Birgit entsetzt.

      »Liegt einer?« fragte die ältere Schwester und schaute nun ebenfalls aus dem Fenster.

      »Mein Gott, da ist ein Unglück geschehen!« rief sie dann und alamierte das Krankenhaus.

      Man trug Guido in den Opera-

      tionssaal, denn noch schlug sein Herz ganz matt. Als festgestellt wurde, daß es sich um den Mann von Schwester Ingrid, die wegen des Morphiumdiebstahls fristlos entlassen worden war, handelte, gab es genügend Gesprächsstoff unter dem Personal und den Ärzten.

      Schon wenige Minuten später starb Guido, ohne noch einmal das Bewußtsein erlangt zu haben. Ratlos standen die Ärzte und die Oberschwester vor dem Toten.

      »Verstehen Sie das?« fragte der Oberarzt.

      »Nein, wirklich nicht«, meinte einer der jungen Assistenzärzte.

      „Ich habe bemerkt, daß das Spalier abgebrochen ist«, ließ sich nun eine der Schwestern vernehmen. »Das bedeutet, daß er bei uns einbrechen wollte.«

      »Natürlich, das muß es sein. Dann haben wir Schwester Ingrid doch nicht falsch verdächtigt. Gewiß macht sie gemeinsame Sache mit ihrem Mann«, erklärte der Oberarzt.

      »Sie meinen, daß Guido Laurens Morphium stehlen wollte?« Die Oberschwester schüttelte den Kopf. »Aber so dumm kann man doch nicht

      sein.«

      »Es scheint aber doch, daß es so ist.« Der Oberarzt ließ sich mit der Polizei verbinden.

      *

      Ingrid fuhr bei dem anhaltenden Läuten aus ihrem tiefen Schlaf hoch. Noch benommen von den Tabletten brauchte sie eine ganze Weile, bis sie sich zurechtfand. Sie lauschte nach draußen und hörte Dieters Stimme, der sich mit mehreren Männern zu unterhalten schien.

      Was bedeutet das? fragte sich Ingrid und stieg aus dem Bett. Das Herz schlug ihr bis zum Hals herauf, als sie in ihren Morgenmantel schlüpfte. Am ganzen Körper zitternd betrat sie das Wohnzimmer.

      Bei ihrem Eintritt erhoben sich zwei unbekannte Männer. Dieter lehnte mit dem Rücken an der Fensterbank


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