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Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 8 – Familienroman - Diverse Autoren


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Stimme.

      »Ja, Frau Laurens«, erwiderte der eine ernst. »Herr Dr. Heidenreich hat für Sie gebürgt. Sonst hätten wir Sie mitnehmen müssen.«

      »Für mich gebürgt?« wiederholte sie kaum verständlich.

      »Bitte, ich möchte mit Frau Laurens allein sprechen«, bat Dieter.

      »Das ist uns auch lieber«, brummte der eine Kriminalbeamte.

      Ingrid blickte auf die Tür, die sich hinter den beiden Fremden geschlossen hatte. Dann kam Dieter auf sie zu. Genau wie am vergangenen Abend setzte er sich neben sie. Aber diesmal legte er den Arm um ihre Schultern. »Sie müssen jetzt ganz tapfer sein, Ingrid«, sagte er.

      »Was ist geschehen?« Wieder zitterte sie am ganzen Körper.

      »Ihr Mann ist verunglückt.«

      »Verunglückt«, wisperte sie. »Ist er…«

      »Ja, Ingrid, er ist tot.«

      »Aber wie ist das geschehen?« Ingrid hatte das Gefühl, daß sie in einen tiefen Abgrund gezogen werde. Guido war tot. Unvorstellbar!

      »Er ist vom Spalier heruntergestürzt. Wahrscheinlich wollte er Morphium holen. Vermutlich…«

      »Er wollte im Krankenhaus einbrechen, nicht wahr?« fragte sie entsetzt.

      »Ja, Ingrid. Er hat sich das Rückgrat gebrochen. Außerdem hatte er innere Blutungen. Selbst wenn man ihn gerettet hätte, wäre er zeitlebens gelähmt geblieben.«

      »Mein Gott!« Ingrid blickte sich wie eine Erwachende um. »Vielleicht ist es besser so«, schluchzte sie dann auf. »Vielleicht hätte er ein anderes Leben nicht ertragen können.«

      »Weinen Sie nur, Ingrid. Das wird Ihnen helfen.«

      Später, als sie sich etwas gefaßt hatte, bot Dieter ihr an, alle Formalitäten für sie zu erledigen. »Ich bringe Sie nach Sophienlust. Dort werden Sie etwas Ruhe finden, Ingrid«, bestimmte er.

      Ingrid nickte. Sie war viel zu unglücklich und innerlich zu zerrissen, um einen eigenen Entschluß zu fassen. Als Dieter sie fragte, ob sie ihren Mann noch einmal sehen wolle, schüttelte sie den Kopf und sagte: »Ich will ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn vor seiner Reise nach München gekannt habe. Alles, was dann geschehen ist, möchte ich vergessen.«

      »Das ist das beste, Ingrid.«

      Wie eine Tote saß sie dann neben ihm im Wagen, als sie zusammen nach Sophienlust fuhren.

      Dort war schon alles für Ingrids Ankunft vorbereitet worden. Als Denise von Dr. Heidenreich erfahren hatte, in welch bejammernswertem Zustand sich die junge Frau befinde, hatte sie Wolfgang Rennert und Schwester Regine gebeten, mit den Kindern einen Ausflug zu unternehmen.

      Ingrid war froh, daß Kuni und Mathias bei ihrer Ankunft nicht da waren. Sie hätte jetzt einfach nicht die Kraft gefunden, ihnen gelassen gegenüberzutreten. Alle waren rührend um sie bemüht und sprachen ihr Mut zu, so daß sie gegen Abend, als die Kinder wieder in Sophienlust eintrafen, so weit gefaßt war, daß sie Kuni und Mathias unbefangen begrüßen konnte.

      »Bleibst du lange da, Mutti?« fragte Kuni.

      »Ich weiß es noch nicht, mein Liebling.« Ingrid zog ihre beiden Kinder an sich und blickte über ihre Köpfe hinweg Dieter an.

      Peter stand bei seinem Vater. Später fragte er dann: »Vati, nicht wahr, die Mutti von Kuni und Mathias hat Kummer?«

      »Ja, Peter. Ihr Mann ist gestorben.«

      »Der Vater von Kuni und Mathias?« Fassungslos sah Peter seinen eigenen Vater an.

      »Ja, Peter. Aber behalte das noch für dich. Ich weiß nicht, wann Frau Laurens ihren Kindern davon erzählen möchte.«

      »Natürlich spreche ich nicht dar-über, Vati.« Peter hatte plötzlich einen Einfall. Wenn Kuni und Mathias keinen Vater mehr hatten und er selbst keine Mutti, dann konnten doch sein Vati und Frau Laurens heiraten. Dann würden sie alle drei wieder Mutti und Vati haben.

      Doch zunächst sprach Peter mit seinem Vater nicht über diese Angelegenheit. Und Dieter verabschiedete sich bald. Ingrid bedankte sich noch einmal bei ihm, dann kehrte sie mit ihren Kindern und Peter ins Haus zurück. Noch brachte sie es nicht über sich, Kuni und Mathias von Guidos Tod zu erzählen. Aber morgen würde sie das tun. Morgen…

      An diesem Abend weigerte sich Ing-rid, wieder Schlaftabletten zu neh-men. Es verlangte sie danach, ihren Gedanken nachzuhängen. Dafür war die Stille der Nacht am besten geeignet.

      Stunde um Stunde lag sie dann wach, rief sich die Vergangenheit ins Gedächtnis zurück, versuchte Guido zu verstehen, um ihm verzeihen zu können.

      Obwohl sie kaum geschlafen hatte, erhob sich Ingrid am nächsten Morgen verhältnismäßig frisch. Doch sie hatte das Gefühl, in dieser Nacht um Jahre älter geworden zu sein.

      Ingrid bat Frau Rennert, ihr ein Taxi zu rufen, weil sie nach Maibach fahren wolle. »Ich möchte von meinem Mann Abschied nehmen«, erklärte sie.

      »Hermann wird Sie fahren, Frau Laurens.«

      »Vielen Dank, Frau Rennert.«

      Als Schwester Regine vorschlug, zusammen mit Kuni, Mathias, Peter und Heidi ein Stück mitzufahren, war Ingrid einverstanden.

      »Ich werde mit den Kindern das Tierheim besuchen«, erklärte die Kinderschwester.

      »Das ist lieb von Ihnen, Schwester Regine.« Ingrid ahnte, daß diese ihr damit die Kinder abnehmen wollte.

      Kuni und Mathias plapperten während der Fahrt fröhlich. Ihr helles Lachen schnitt Ingrid schmerzhaft ins Herz, denn sie wußte, bald mußte sie den beiden sehr weh tun.

      *

      Dann stand Ingrid vor ihrem toten Mann. Lange blickte sie in sein Gesicht, dessen maskenhaftes Lächeln für sie kaum zu ertragen war. Endlich löste sie sich von seinem Anblick und kehrte in ihre Wohnung zurück, um noch einige Sachen einzupacken. Hermann wartete schon auf sie vor der Haustür.

      Auf dem Weg nach Sophienlust überlegte Ingrid, daß es vielleicht besser gewesen wäre, sie hätte Guido nicht noch einmal gesehen.

      Nun würde sie lange brauchen, um seinen letzten Anblick zu vergessen. Doch als sie dann Kuni und Mathias auf der Freitreppe erblickte, die dort voller Sehnsucht gewartet hatten, kam sie zu dem Schluß, doch das Richtige getan zu haben. Ihre Kinder würden ihr bald helfen, das Schlimmste zu überwinden.

      »Mutti, wo warst du denn so lange?« fragte Mathias vorwurfsvoll.

      »Ich war noch einmal in Maibach. Ich muß euch etwas sehr Trauriges sagen«, fügte sie hinzu.

      »Was denn?« Neugierig schaute Kuni sie an.

      »Ja, was denn, Mutti?« Mathias drängte sich an sie.

      Ingrid brachte ihren Kindern nun so schonend wie möglich den Tod ihres Vaters bei.

      Kuni weinte ein bißchen, auch Mathias machte ein trauriges Gesichtchen. Aber Ingrid konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die beiden vom Tod ihres Vaters nicht sehr beeindruckt waren. Konnte sie jedoch mehr von ihnen erwarten? Guido hatte sich nie viel um seine Kinder gekümmert, so daß ihre Erinnerungen an ihn jedesmal schnell verblaßt waren. Und darüber sollte sie jetzt eigentlich froh sein.

      Ingrid war nun auch entschlossen, die beiden nicht zur Beerdigung mitzunehmen, wie sie ursprünglich vorgehabt hatte. Als sie mit Denise darüber sprach, stimmte diese ihr bei.

      Drei Tage später wurde Guido auf dem Maibacher Friedhof beigesetzt. Sein Grab lag nicht weit von dem Grab Eva Heidenreichs entfernt. Die Trauergemeinde war nur klein. Die von Schoeneckers, Frau Rennert und Dr. Heidenreich befanden sich darunter. Die übrigen Beteiligten waren Schaulustige und Neugierige.

      Ingrid vergoß keine Träne. Ihr Gesicht war maskenhaft starr, als sie eine Schaufel Sand auf den Sarg warf. Dann wandte sie sich hastig ab und ließ sich von Dieter fortführen.


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