Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Joseph Conrad. Джозеф КонрадЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Joseph Conrad - Джозеф Конрад


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zwar aus mehreren offensichtlichen Gründen. Einer davon war der dicke Nebel. Wenn sie in ihren Kanus vom Ufer abstießen, so mußten sie sich genauso im Nebel verlieren, wie wir es bei einem Manöver getan hätten. Zwar hatte ich ja auch das Dschungel auf beiden Ufern des Flusses für völlig undurchdringlich gehalten – und doch waren Augen darin gewesen, Augen, die uns gesehen hatten. Die Uferbüsche waren gewiß sehr dicht, aber durch den Unterwuchs dahinter konnte man augenscheinlich doch durchkommen. Jedenfalls aber hatte ich, während des kurzen Aufhellens, nirgends auf dem Strom Kanus gesehen und ganz gewiß keine in der Nähe des Dampfers. Was aber den Gedanken eines Angriffes für mich ausschloß, war die Art des Lärms – der Schreie, die wir gehört hatten. Es hatte darin die stolze Herausforderung gefehlt, die eine unmittelbare feindliche Absicht anzeigte. Unerwartet wild und heftig, wie die Schreie gewesen waren, hatten sie mir doch den zwingenden Eindruck von Trauer erweckt. Der Anblick des Dampfbootes hatte, aus dem oder jenem Grunde, diese Wilden mit fassungslosem Schmerz erfüllt. Wenn also überhaupt eine Gefahr bestand, so lag sie, wie ich mir klarmachte, in der Tatsache, daß wir uns in nächster Nähe einer freigewordenen menschlichen Leidenschaft befanden. Sogar der äußerste Schmerz kann letzten Endes in Gewalt umschlagen, nimmt aber häufiger noch die Form der Gefühllosigkeit an …

      Ihr hättet sehen sollen, wie die Pilger hinausstarrten! Sie hatten nicht mehr das Herz, zu grinsen oder mich zu verspotten – aber sie nahmen wohl an, daß ich verrückt geworden sei – aus Angst vielleicht. Ich hielt einen regelrechten Vortrag. Meine lieben Jungen, es hatte keinen Sinn, sich zu ängstigen. Ausschau halten; Nun, ihr könnt euch ja denken, daß ich den Nebel nach einem Anzeichen, ob er sich heben würde, belauerte, wie eine Katze die Maus belauert. Für alles andere aber waren uns unsere Augen nicht von mehr Nutzen, als wären wir meilentief in einem Haufen Baumwolle begraben gewesen. Ich hatte auch sonst ganz das Gefühl – erstickend, warm, beängstigend. Abgesehen davon, war alles, was ich sagte, wenn es auch ungewöhnlich klang, doch buchstäblich wahr. Das, was wir später als Angriff ansahen, war tatsächlich nichts weiter als ein Versuch, uns zur Umkehr zu bewegen. Die Handlung war weit davon entfernt, ein Angriff zu sein; sie war nicht einmal eine Verteidigung im gewöhnlichen Sinn: sie war von der Verzweiflung eingegeben und letzten Endes nichts als eine Schutzmaßnahme.

      Sie entwickelte sich, so würde ich sagen, zwei Stunden, nachdem der Nebel sich gehoben hatte, und begann an einem Punkt etwa eineinhalb Meilen unterhalb der Station von Kurtz. Wir waren gerade langsam um eine Krümmung herumgepaddelt, als ich mitten im Strom eine Insel sah, die kaum mehr als ein strahlend grüner Grashügel schien, die einzige ihrer Art; als wir aber weiter um die Biegung herumkamen, bemerkte ich, daß sie die Spitze einer Sandbank bildete, oder vielmehr einer Kette von Untiefen, die sich in der Mitte des Stromes hinzogen. Sie waren farblos und alle hart an der Oberfläche zu sehen, gerade wie das Rückgrat eines Menschen inmitten des Rückens unter der Haut kenntlich ist. Soviel ich nun sah, konnte ich rechts oder links daran vorbeifahren. Ich kannte natürlich keine der beiden Durchfahrten. Die Ufer sahen auf beiden Seiten ziemlich gleich aus, auch die Tiefe schien die gleiche; da mir aber gesagt worden war, die Station liege auf dem Westufer, so hielt ich natürlich auf die westliche Durchfahrt zu.

      Kaum waren wir richtig drin, da merkte ich, daß sie viel enger war, als ich angenommen hatte. Zu unserer Linken lag die ununterbrochene Kette von Untiefen, und rechts das hohe Steilufer, dicht mit Unterwuchs bestanden. Über den Unterwuchs erhoben sich die Bäume in gedrängter Masse. Die Zweige hingen dicht über dem Strom, und da und dort ragte auch ein großer Ast waagrecht hinaus. Es war schon spät am Nachmittag, der Wald stand düster da, und ein breiter Schattenstreifen hatte sich über das Wasser gelegt. In diesem Schattenstreifen dampften wir hinauf – sehr langsam, wie ihr euch vorstellen könnt. Ich hielt das Schiff hart am Ufer, da dort das Wasser am tiefsten war, wie mir das Lot bewies.

      Einer meiner hungrigen, langmütigen Freunde lotete im Bug gerade unter mir. Der Dampfer war genau wie ein gedeckter Prahm gebaut. Auf Deck standen zwei kleine Häuser aus Teakholz, mit Türen und Fenstern. Der Kessel war vorn und die Maschine achtern. Über alles war ein leichtes Dach gespannt, das von Eisenstützen getragen wurde. Der Schornstein ging durch das Dach durch, und gerade gegenüber diente eine kleine Kabine, aus Brettern gebaut, als Ruderhaus. Sie enthielt ein Lager, zwei Feldstühle, einen geladenen Martini-Henry-Karabiner, der in einer Ecke lehnte, einen winzigen Tisch und das Steuerrad. An der Stirnseite war eine breite Tür, und auf jeder Seite ein breiter Fensterladen, die natürlich alle immer offen standen. Ich brachte meine Tage dort oben zu, unter dem vordersten Zipfel des Sonnendaches vor der Tür sitzend. Nachts schlief ich auf dem Lager oder versuchte doch, es zu tun. Ein riesenhafter Schwarzer von irgendeinem Küstenstamm, der von meinem armen Vorgänger angelernt worden war, diente als Steuermann. Er prunkte mit messingenen Ohrgehängen, war von den Hüften bis zu den Fersen in eine Decke aus blauem Tuch gehüllt und tat, als ob die ganze Welt ihm gehörte. Er war der unberechenbarste aller Narren, die mir je untergekommen sind. Solange man bei ihm stand, steuerte er unerhört großtuerisch. Sobald man ihn aber aus den Augen ließ, wurde er augenblicks eine Beute abergläubischer Angst und ließ sich von dem Krüppel von Dampfer im Handumdrehen unterkriegen.

      Ich blickte zu dem Peilstock hinunter und ärgerte mich beträchtlich, weil nach jeder Lotung ein größeres Stück davon aus dem Wasser herausstand. Da sah ich, wie der Mann das Peilen plötzlich aufgab und sich flach auf Deck hinstreckte, ohne sich auch nur Zeit zu nehmen, seinen Peilstock hereinzuholen. Er hielt ihn aber fest und ließ ihn im Wasser nachschleppen. Gleichzeitig setzte sich der Heizer, den ich ebenfalls unter mir sehen konnte, plötzlich nieder und duckte den Kopf. Ich war verblüfft. Dann hatte ich aber wieder schnell auf den Strom hinauszusehen, denn ein Baumstamm kam uns in den Weg. Stecken, kleine Stecken flogen umher! Sie zischten mir um die Nase, fielen unter mir nieder, prasselten hinter mir gegen mein Ruderhaus. Die ganze Zeit über waren der Strom, die Ufer, die Wälder ganz ruhig, – vollkommen ruhig. Ich konnte nichts hören als das schwere Aufklatschen des Heckrades und das Prasseln dieser kleinen Dinger. Wir wichen umständlich dem Baumstamm aus. Pfeile, bei Gott! Wir wurden beschossen! Ich trat schleunigst ins Haus, um den Laden nach dem Ufer zu zu schließen. Der närrische Steuermann, die Hände an den Speichen, zog die Knie hoch, stampfte mit den Füßen und hatte Schaum vor dem Munde, wie ein hartgezügeltes Pferd. Verdammter Kerl! Und wir paddelten keine drei Meter vom Ufer hin. Ich mußte mich hinauslehnen, um den schweren Laden hereinzuholen, und sah zwischen den Blättern, in gleicher Höhe mit dem meinen, ein Gesicht, das mich stolz und fest anblickte; und plötzlich, als wäre ein Schleier vor meinen Augen weggezogen worden, konnte ich in dem Blattgewirr da und dort eine nackte Brust, Arme, Beine, blitzende Augen ausnehmen – der Busch wimmelte von bewegten menschlichen Gliedern, die in dunkler Bronzefarbe glänzten. Die Zweige bewegten sich, schwangen und raschelten, die Pfeile flogen daraus hervor, und endlich ging der Laden zu. ›Halt ihn auf Kurs‹, sagte ich dem Mann am Ruder. Er hielt den Kopf hochgereckt und sah geradeaus; aber seine Augen rollten, er fuhr immer noch fort, seine Füße langsam hochzuziehen und niederzustoßen, sein Mund schäumte ein wenig. ›Bleib doch ruhig!‹ sagte ich wütend. Ich hätte ebensogut auch einem Baum befehlen können, nicht im Winde zu schwanken. Ich sprang hinaus. Unter mir gab es großes Füßescharren auf dem Eisendeck, ein Durcheinander von Rufen; eine Stimme schrie: ›Können Sie nicht umdrehen?‹ Ich sah eine V-förmige Kräuselung auf dem Wasser vor uns. Was? Noch ein Baumstamm? Unter meinen Füßen brach ein Schützenfeuer los. Die Pilger unterhielten es mit ihren Winchestergewehren und spritzten einfach Blei in den Busch. Eine ganz verteufelte Rauchwolke stieg auf und trieb langsam nach vorn. Ich fluchte darüber. Nun konnte ich weder die Kräuselung noch den Baumstamm sehen. Ich stand spähend in der Tür, und die Pfeile kamen in Schwärmen. Sie mochten vergiftet sein, sahen aber aus, als könnten sie keine Katze töten. Der Busch begann zu heulen. Auch unsere Holzfäller erhoben ein Kriegsgeschrei; ein Büchsenknall gerade hinter mir betäubte mich. Ich sah über die Schulter zurück, und das Ruderhaus war noch voll von dem Lärm und dem Rauch, als ich an das Rad sprang. Der närrische Neger hatte alles im Stich gelassen, um den Laden aufzuwerfen und die Martini-Henry abzufeuern. Er stand in der weiten Öffnung und glotzte, und ich brüllte ihm zu, zurückzukommen, während ich mich mühte, das Schiff nach dem plötzlichen Abfallen wieder auf Kurs zu bringen. Es war kein Platz zum Umkehren, auch wenn ich es gewollt hätte. Der Baumstamm in dem verdammten Rauch mußte ganz nahe sein. Es war keine Zeit zu verlieren, und so hielt ich kerzengerade aufs Ufer zu, einfach aufs Ufer zu, wo, wie ich wußte, das


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