Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Joseph Conrad. Джозеф КонрадЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Joseph Conrad - Джозеф Конрад


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Juwelierladen am Strand herauskam. Ich mußte ihn schon irgendwo gesehen haben. Ich ging ihm nach, da ich nach Charing Cross ohnedies den gleichen Weg hatte; und da ich dort über die Straße weg einen unserer Detektive bemerkte, so winkte ich ihn zu mir, zeigte ihm den Burschen und gab ihm den Auftrag, ihn einige Tage zu überwachen und mir dann Meldung zu erstatten. Schon am nächsten Nachmittage kam mein Mann zurück und meldete mir, daß der Bursche am gleichen Morgen um elf Uhr dreißig auf dem Standesamt die Tochter seiner Wirtin geheiratet hatte und mit ihr auf eine Woche nach Margate gefahren war. Mein Mann hatte gesehen, wie das Gepäck in die Droschke geladen wurde. Auf einem der Koffer waren ein paar alte Zettel. Der Bursche ging mir nicht aus dem Kopf, und sobald ich das nächstemal dienstlich in Paris zu tun hatte, sprach ich seinetwegen mit meinem Freunde in der Pariser Polizei. Mein Freund sagte: ›Nach allem, was Sie mir sagen, muß es sich um einen ziemlich bekannten Anhänger und Sendboten des revolutionären Roten Komitees handeln. Er behauptet, von Geburt Engländer zu sein. Wir haben Grund zu der Annahme, daß er seit geraumer Zeit Geheimagent einer der ausländischen Gesandtschaften in London ist. Dies half meinem Gedächtnis mit einem Schlage nach. Er war der Bursche, den ich in Baron Stott-Wartenheims Ankleidezimmer, auf einem Stuhl sitzend, getroffen hatte und der dann so plötzlich verschwunden war. Ich sagte meinem Freunde, daß seine Vermutung richtig sei. Der Bursche sei, wie ich bestimmt wisse, tatsächlich Geheimagent. Später nahm sich mein Freund die Mühe, alles, was über den Menschen amtlich bekannt war, für mich zusammenstellen zu lassen. Ich hielt es für richtiger, alles Wissenswerte in Erfahrung zu bringen, aber Sie werden die Geschichte jetzt wohl nicht anhören, Herr.«

      Der Kommissar schüttelte sein aufgestütztes Haupt. »Die Geschichte Ihrer Beziehungen zu diesem brauchbaren Mitbürger ist die einzige, die gerade jetzt in Betracht kommt«, sagte er, schloß langsam seine müden, tiefliegenden Augen und schlug sie plötzlich mit bedeutend frischerem Blicke wieder auf.

      »An denen ist nichts Amtliches«, sagte der Inspektor bitter. »Ich ging eines Abends in seinen Laden, gab mich zu erkennen und erinnerte ihn an unsere erste Begegnung. Er zuckte nicht mit einer Wimper. Er sagte, daß er nun verheiratet und seßhaft sei und den einzigen Wunsch habe, in seinem kleinen Handel nicht gestört zu werden. Ich nahm es auf mich, ihm zu versprechen, daß er, solange er sich nicht störend bemerkbar mache, von der Polizei unbehelligt bleiben sollte. Das war für ihn sehr wertvoll, denn ein Wort von uns an die Zollbeamten hätte genügt, damit einige der Pakete, die er aus Paris und Brüssel erhält, in Dover geöffnet und zweifellos beschlagnahmt worden wären. Möglicherweise wäre eine Strafanzeige nachgefolgt.«

      »Das ist ein recht zweifelhafter Handel«, murmelte der Kommissar. »Warum hat er den angefangen?«

      Der Inspektor hob in gleichmütiger Geringschätzung die Augen.

      »Wird wohl Verbindungen haben, Freunde auf dem Festland unter Leuten, die mit solchen Waren handeln. Gerade der Schlag, der zu ihm paßte. Er ist auch ein fauler Hund, wie die andern alle.«

      »Welche Gegenleistung für Ihren Schutz erhalten Sie von ihm?«

      Der Inspektor war nicht geneigt, sich über den Wert von Herrn Verlocs Diensten auszulassen.

      »Er würde niemandem außer mir viel nützen. Man muß allerhand wissen, bevor man von einem Mann wie ihm Nutzen ziehen kann. Ich vermag die Andeutungen, die er geben kann, zu verstehen, und wenn ich eine Andeutung wünsche, so kann er sie mir meistens verschaffen.«

      Der Inspektor verlor sich plötzlich in heimliche Gedanken, und der Kommissar unterdrückte ein Lächeln bei der Vorstellung, daß der Ruf des Hauptinspektors Heat möglicherweise zum größten Teil von dem Geheimagenten Verloc geschaffen worden war.

      »Mehr allgemein gesprochen nützt er auch dadurch, daß alle Mann unserer Abteilung, die in Charing Cross und Victoria Dienst tun, streng angewiesen sind, jedermann, den sie in seiner Begleitung sehen, genau vorzumerken. Er holt häufig die Neuankommenden ab und bleibt auch weiterhin mit ihnen in Fühlung. Das scheint die ihm übertragene Aufgabe zu sein. Wenn ich schnell eine Adresse brauche, kann ich sie immer von ihm bekommen. Natürlich weiß ich unsere Beziehungen richtig zu behandeln. Ich habe ihn während der letzten zwei Jahre kaum dreimal von Angesicht gesehen; ich schicke ihm einen Zettel ohne Unterschrift, und er antwortet mir ebenso an meine Privatadresse.«

      Von Zeit zu Zeit nickte der Kommissar unmerklich. Der Hauptinspektor fügte noch hinzu, daß Verloc wohl kaum ein enger Vertrauter des Internationalen Revolutionsrats sei, daß er aber seiner Meinung nach fraglos allgemeines Vertrauen genieße. »Sooft ich Witterung von irgend etwas bekam,« schloß er, »fand ich immer, daß er mir etwas Wissenswertes darüber zu sagen wußte.«

      Der Kommissar machte eine bezeichnende Bemerkung:

      »Diesmal hat er Sie im Stich gelassen.«

      »Diesmal hatte ich auch keinerlei sonstige Witterung«, gab Inspektor Heat zurück. »Ich habe ihn nichts gefragt, darum konnte er mir auch nichts sagen. Er gehört nicht zu unseren Leuten, und wird nicht von uns bezahlt.«

      »Nein«, murmelte der Kommissar. »Er wird als Spion von einer fremden Regierung bezahlt. Wir können uns vor ihm keine Blöße geben.«

      »Ich muß meine Arbeit auf meine Weise tun«, erklärte der Hauptinspektor. »Wenn es nottut, würde ich mit dem Teufel selbst anbinden und die Folgen auf mich nehmen. Es gibt Dinge, die nicht jedermann zu wissen braucht.«

      »Ihr Begriff von Geheimhaltung scheint darin zu gipfeln, daß Sie Ihren Abteilungsvorstand in Unwissenheit lassen. Das geht denn doch wohl ein wenig zu weit. Er wohnt über seinem Laden?«

      »Wer? Verloc? O ja. Er wohnt über seinem Laden. Die Mutter der Frau wohnt bei ihnen, glaube ich.«

      »Wird das Haus überwacht?«

      »Du lieber Gott, nein, das ginge nicht. Gewisse Leute, die bei ihm aus-und eingehen, werden überwacht. Meiner Meinung nach weiß er nichts von dieser Sache.«

      »Wie erklären Sie sich das?«

      Der Kommissar deutete auf den Tuchfetzen, der vor ihm auf dem Tische lag.

      »Ich erkläre es mir gar nicht, Herr. Es ist einfach unerklärlich. Es ist durch nichts zu erklären, was ich weiß.« Der Hauptinspektor machte dieses Zugeständnis mit dem Freimut eines Mannes, dessen Ruf felsenfest steht. »Zum mindesten nicht im Augenblick. Ich nehme an, daß Michaelis sich doch als der Hauptbeteiligte herausstellen wird.«

      »Tun Sie das?«

      »Jawohl, Herr. Weil ich für alle anderen einstehen kann.«

      »Was ist es mit dem zweiten Mann, der angeblich aus dem Park entflohen ist?«

      »Ich denke, er wird jetzt schon weit weg sein«, vermutete der Inspektor.

      Der Kommissar sah ihn scharf an und erhob sich plötzlich, als hätte er sich zu einer bestimmten Handlungsweise entschlossen. In Wahrheit war er eben in diesem Augenblick einer lockenden Versuchung erlegen. Der Hauptinspektor sah sich mit der Weisung entlassen, sich bei seinem Vorgesetzten früh am nächsten Morgen zu weiterer Beratung des Falles einzufinden. Er hörte mit unbewegtem Gesicht zu und verließ gemessenen Schritts den Raum.

      Was immer auch des Kommissars Pläne sein mochten, so hatten sie nichts mit der Schreibarbeit zu tun, die mit ihrer Enge und Unwirklichkeit zum Fluch seines Lebens geworden war. Sie konnten nichts damit zu tun haben, sonst wäre die Lebhaftigkeit, die den Kommissar überkam, unerklärlich gewesen. Sobald er alleine war, sah er hastig nach seinem Hut und setzte ihn auf. Darnach ließ er sich nochmals in den Stuhl fallen, um die ganze Sache zu überdenken. Das währte aber nicht lange, da er ja schon entschlossen war. Und bevor Inspektor Heat auf dem Heimweg weit gekommen war, verließ auch der Kommissar das Gebäude.

      VII

       Inhaltsverzeichnis

      Der Kommissar durchschritt ein kurzes Gäßchen, weich und schlammig wie ein Abzugsgraben, durchkreuzte dann eine breite Hauptstraße und betrat ein öffentliches Gebäude,


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