Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke). Ludwig ThomaЧитать онлайн книгу.
Nacha is ihr a bissel weni ausg’macht, bal ‘s Anwes’n do so guat g’schatzt is.
Elfinger zu Ursula: Han? Er moant, du hättst mehra krieag’n soll’n.
Ursula: Es is a so ausg’macht wor’n beim Notari. Vataguat hon i achttausad March und von da Muatta hon i no viertausad g’irbt.
Sedlbäuerin freundlich: Es is na it gar so weni, und mit’n Geld alloa is aa net all’s g’wunna. Ma muaß scho auf dös schaug’n, ob oani d’Arbet ko.
Elfinger eifrig: Dös is amal richtig!
Sedlbauer nachrechnend: Bal ma sagt, zwoaravierzg tausad March is ‘s wert, und zwoa Kinda sans…
Sedlbäuerin unterbricht ihn: D’ Mannsbilder schatz’n inser Arbet viel z’weni. I sag’s oanmal fürs andermal, sie wissen gar it, was g’schafft is im Küahstall und mit’n kloan Sach und in Hauswes’n und in da Kuchl und in…
Sedlbauer abwehrend: Mir wissen’s scho.
Sedlbäuerin in Eifer kommend: Du? Du bischt der allerletzte der inser Arbet acht’. Du moanst allawei, was du net siehgst, dös is it g’schehg’n, aba es is it gar so leicht, und bal mir net mit die Kreuzer sparet’n, kunnt’ ‘s ös gar it Geld gnua herbringe.
Sedlbauer: Ja – ja.
Sedlbäuerin: Ja, sagst du, aba i sag dös, es muaß a jed’s seiner Arbet fürsteh, mir so guat als wia ös, und bal dös oa hi’zieahgt und des ander herziehagt, na geht nia was g’scheidt’s z’samm…
Sedlbauer beschwichtigend und abwehrend: I glaab da’s scho, und du sagst ma’s ja oft gnua.
Sedlbäuerin: I sag da’s oft gnua! Freili! Mi muaß scho. Weil’s ös allawei glaabt’s, was ös it teat’s, des sell is it to. Schaug no amal um! Wia viel hamm net scho z’ruckg’haust, weil d’Bäurin nix war…
Simon rutscht auf der Bank etwas vor, so daß er um’s Ofeneck herum sieht. Pfeift durch die Zähne; dann grob zu Elfinger: Wia lang müaßt na dös Geld lieg’n bleib’n?
Elfinger: Was sagst d’, Simmerl?
Simon: Ob dera mit dem Kopf gegen Ursula nickend ihra Geld lieg’n bleib’n müaßt bis zu der Auferstehung?
Elfinger: Ah so! Zu Ursula: Des sell host d’vagess’n, wia’s kündbar is. Red halt!
Ursula sagt wieder ihr Auswendiggelerntes her: Die Hypathek ist kündbar fünf Jahre nach dem Tode des letztverstorbenen Eheteils und kann die Kündigung erfolgen jedes Jahr auf Micheli.
Elfinger: Es is ja all’s notorisch und g’richtsmaßi! Da felt si koa Haar. Simon rutscht auf der Bank zurück auf seinen alten Platz und schaut wieder mit scheinbarer Teilnahmslosigkeit ins Leere.
Sedlbäuerin fährt unbeirrt fort: Und i sag dös, was oani derspart, is oft bessa, als was oani mitbringt.
Elfinger mit dem Stockgriff auf Ursula deutend: Und de da waar a Hauserin erster Klass’.
Sedlbäuerin: I ho’s wohl g’hört.
Elfinger: Da gibt’s nix! Da leist i Garatie.
Sedlbauer: Mit da Garatie bischt du glei bei da Hand.
Elfinger: Weil dös stimmt, was i sag, und weil i net mehra vasprich, als was i halt’n ko.
Sedlbauer: Gar so lob’n tean di aba d’Leut net.
Elfinger: Wer ko was sag’n vo mir? Da müaßt scho oana hersteh und müaßt was nachweis’n kinna. Zur Sedlbäuerin: Du werst mir ‘s Zeugnis geb’n kinna, was d’ Heitmayerin zu dir g’sagt hot.
Sedlbauer beugt sich vor, und schaut gegen das Fenster hin: Da kimmt jetzt grad oana, der di guat kennt.
Elfinger: Wer nacha? Dreht sich gegen das Fenster um. Am Fenster geht der Schmuser Alois Palser vorbei, hinter ihm Maria Atzenhofer mit einem blauwollenen Kopftuch.
Elfinger: Der Palser Alisi? Der durft aa no was sag’n.
Sedlbauer: Vielleicht hat er di g’lobt.
Elfinger: Weil mir da scho was dro’liegt, hast d’ g’hört, ob mi der lobt oder net.
Sedlbäuerin etwas erregt: Geh, Vata, gehst d’ g’schwind außi und sagst eahm, er soll an andersmal kemma.
Sedlbauer seelenruhig: I ko eahm’s net vabieat’n, daß er heunt kimmt.
Elfinger: Was will denn der überhaups?
Sedlbauer: Fragst d’n selm…
Die Tür rechts wird geöffnet, und Palser kommt herein, hinter ihm die Maria Atzenhofer. Palser ist ähnlich gekleidet wie Elfinger, nur ist sein Anzug von anderer Farbe. Er trägt auch einen Havelock, einen Hut mit Hirschbart und hat einen Weichselstock mit gebogenem Griff. Maria Atzenhofer kommt scheu in die Stube und bleibt an der Tür stehen. Im Schnitt ist ihre Kleidung ganz so, wie die Ursulas. Auch trägt sie wie diese einen Handkorb und ihr Gesicht ist von dem blauwollenen Kopftuch fast völlig verdeckt.
Zehnte Szene
Palser: Grüaß Good! Er sieht mißvergnügt auf Elfinger und Ursula; zum Sedlbauer: Daß ös net alloa seid’s?
Sedlbäuerin streitbar: De san halt aa kemma. De wern’s Recht so guat hamm, wia du!
Palser: I bin aba herb’stellt. Zum Sedlbauer: Dös, was mir z’ red’n hamm, is do net für ander Leut!
Sedlbauer der, wie Simon auf der Ofenbank sitzen geblieben ist, beschwichtigend: Jetzt is scho, wia’s is. Hock di no hi!
Palser brummend: Ja hock di hi! Wieder aufbrausend: Wann i enk net recht bi, nacha konn i geh’ aa.
Sedlbauer: Ah was! Jetzt hockst di zuawi.
Palser barsch zur Atzenhofer, auf die Bank deutend: Ruck halt eini!
Maria rückt in die Bank neben Ursula, die weiter in die Ecke rutscht, ohne die Atzenhofer anzusehen. Nun hocken beide steif da und halten ihre Hände über die Körbe gekreuzt. Die Sedlbäuerin ist von ihrem Stuhl aufgestanden und setzt sich neben Elfinger. Palser setzt sich mürrisch auf den frei gewordenen Stuhl.
Palser verächtlich mit dem Kopf gegen Elfinger hin nickend, zum Sedlbauer: Was will denn überhaupts der do?
Sedlbauer: Halt aa. Von da Handelschaft a weng red’n.
Palser: Der?
Elfinger: Vo dir wer i koa Konzession braucha!
Palser grob: I gaab da’s scho net, du Leutbetrüaga!
Elfinger schreit: Wos? Derfst du dös sag’n?
Palser: I frag di scho net, ob i derf.
Sedlbäuerin: Zum Streit’n werst d’ na do scho net kemma sei!
Palser: Mit dem streit